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VORWORT
Оглавление»Ich bin dann mal weg«, schrieb vor Jahren Hape Kerkeling, und man fragte sich zunächst etwas besorgt, ob ein Entertainer und Comedian wohl ein ernsthaftes Buch über die geistliche Erfahrung des Pilgerns zustandebringen würde. Er brachte es zustande. Vier Millionen Exemplare seines Berichts über das Pilgern auf dem Jakobsweg wurden verkauft.
»Pilgern auf Irisch«, schreibt im Jahr 2014 Barry Sloan, und man fragt sich zunächst etwas unsicher, ob ein evangelischer Theologe und methodistischer Pastor wohl ein unterhaltsames und nachdenkliches Buch über eine Reise vom nordirischen Bangor ins italienische Bobbio zustandebringen wird. Er bringt es zustande.
Pilgern ist angesagt. Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen und Berufswelten machen sich auf, einige für ein paar Tage, andere für mehrere Wochen oder Monate, um mit minimalem Gepäck maximale Erfahrungen zu sammeln: mit sich, dem Wandern, der Einfachheit des Lebens, der Natur, alten Kirchen und Klöstern und, ja auch das, mit Gott. Gestresste Manager tun es, Menschen in Übergangssituationen, spirituelle Sucher und langjährige Kirchenchristen. Und nun auch ein Nordire, der seit Jahren in Deutschland seinen Dienst tut. Er tut es, obwohl es, wie er selbst zugibt, »für einen Iren das Allerschwerste ist ... Irland zu verlassen«.
»Pilgern auf Irisch« ist ein Buch voller Humor, in dem kauende Pferde, Monsterwespen und eine geheimnisvolle SMS eine Rolle spielen, aber auch die Psychologie des Angelns.
Es ist ein inspirierender Reisebericht. Die Pilgerreise führt den Autor von Irland über Frankreich, die Schweiz und Österreich bis nach Italien, und er nimmt den Leser und die Leserin auf eine Weise mit, die Lust macht, es ihm nachzutun. Dabei wählt der Pilger eben nicht den bequemen Weg, er ist als »backpacker and hitchhiker« unterwegs und weiß oft morgens nicht, wo er abends sein Haupt hinlegen wird.
Es ist eine spannende Suche auf den Spuren keltischer Mönche, die im 6. Jahrhundert als Wandermönche und Missionare von Irland aus aufbrachen und für unsere Geschichte von kaum zu überschätzender Bedeutung waren. Columban der Jüngere (oder auch Columban von Luxueil) und seine Freunde brachten den Menschen im westlichen Europa das Evangelium und bildeten zugleich Orte, an denen offene Gastfreundschaft, Hilfe und Bildung zueinander fanden. Dass der Ire und Protestant Barry Sloan hier ein kleines Denkmal katholischer Heiliger aufrichtet, ist angesichts jahrhundertelanger blutiger Fehden in Irland keineswegs selbsterklärend – und der Autor selbst staunt nicht wenig über solch neue Perspektiven.
Es ist ein Buch voll wunderbarer Begegnungen, mit hilfsbereiten Autofahrern, den Freunden des heiligen Columban (alles andere als eine heimlich-seltsame Bruderschaft à la Dan Browns »Da Vinci Code«) oder einem Cafébesitzer, der über Fragen des Glaubens reden möchte. Und ja:
Es ist ein Buch über das Leben mit Gott: ganz ungekünstelt kommen immer wieder geistliche Fragen in den Blick. Unser Pilger-Pastor-Autor erlebt, dass außerhalb der Kirchenmauern Menschen relativ schnell und unverkrampft über den Glauben reden. Nachdenklich, nicht vollmundig kommen die kleinen Reflexionen über den Glauben daher – und darum so anregend und einladend. Am Ende steht die Frage »na und?« – und der Leser wie die Leserin wird sich fragen: »Ja, na und, was jetzt?« Oder: Wo stehe ich eigentlich auf meiner Pilgerreise?
Wer also Freude hat an Humor, Geschichte und Geschichten, Reiseberichten, Bildern von wunderbaren und seltsamen Menschen – und der eigenen Suche nach Gott in der Welt, der wird dieses Buch mit der Freude genießen, die ich selbst bei der Lektüre empfand. Ich jedenfalls kann diesem Buch (eigentlich seinem Autor) nur viele Leserinnen und Leser wünschen.
Greifswald, Pfingsten 2014
Michael Herbst