Читать книгу Titaneion Titanenschlacht - Episoda 1: Bestienborn - Bastian Brinkmann - Страница 6

DRITTER GESANG - Die Verschlingung der Kroniden

Оглавление

Himmelsfeste des Uranus.

KRONOS. Sämtliche Kroniden: ZEUS, POSEIDON, HADES, HESTIA, DEMETER, HERA.

KRONOS (unter den Kroniden wütend).

Ein Heulen und Wehklagen ist's,

das den Olymp erschüttert.

So rettet euch, ihr Götter,

vor eures Vaters Rachelust.

Der Spruch der Gaia ist's,

der mich zu euch hier treibt.

Wer von euch soll's sein,

der sich erhebt und mich einst stürzen soll?

Hestia, Tochter, komm zu mir,

lass dich ein wenig schlecken.

Reiß auf den Schlund und würg sie weg,

so kann sie mich nicht schrecken.

(Er greift nach der Hestia und führt sie zum Mund.)

HESTIA (schreiend mit den Armen rudernd).

Lass ab, Vater, den ich dich nie gekannt.

Nie ein Schlechtes dir ich hab gewollt,

nie ein Gutes dir verlangt.

Für Rache oder Liebe

hab ich dich leider kaum gekannt.

Besser war's, wie mich nun deucht.

So lass doch bitte ab von mir,

wie kannst du mich verschlingen?

(Sie stößt einen letzten Schrei aus.)

Ich bin dahin.

KRONOS (die Hestia verschlingend).

Wer soll nun der Nächste sein?

Demeter!

Gerstenmutter! Komm zu mir!

So lass dich greifen,

auf dass du mir kein Übel tust.

(Er holt aus.)

DEMETER (die Hände vors Gesicht haltend).

Geh weg!

Geh fort!

Lass ab von mir!

So hast du nicht genug an Hestia zu schlingen?

Oh Götter, wie schrecklich anzusehn

war für mich die Schlingung meiner Schwester!

Nie wieder werd ich Träume tun,

ohne sie vor mir zu sehn.

(Kronos packt sie.)

Aus ist's!

Nun werde ich verschlungen.

Auf dass ich dir im Magen grimme!

KRONOS (die Demeter verschlingend).

Wohl gesprochen, holdes Kind!

Auch grimmig Magen will gesättigt sein.

Wer jetzt? Wer darf der Nächste sein?

HERA (sich vor ihm aufbauend).

Wie wär's mit mir, Titan so groß?

Dem Imbrasos so grad entstiegen,

verschlingst du mich als Jungfrau.

KRONOS. Was ergibt sie sich so in ihr Schicksal,

so völlig ohne Gegenwehr?

Fast ist's mir zu leicht,

die fahle Göttin zu verschlucken.

HERA (einen Apfel hervorholend und in der Hand wiegend).

Was soll man sich grob wehren,

wo jedes Wehren zwecklos ist?

So ergeb ich mich ins Schicksal

und hab's alsbald dann hinter mir.

Nur eile er sich,

auf dass ich nicht lang leide.

KRONOS (sie packend).

So sprich dein letztes Wort,

oh Rindsäugige,

bevor ich dich zum Schlund geführt.

HERA. Nur dies:

Ich bin es nicht, die dich gestürzt.

Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu schaffen hätt.

Dem Einzigen, dem ich gezürnt,

ist meines Gatten Kronion.

Auf seinen tollen Liebestrieb

ich ständig hatt zu achten.

Ich bin des Eiferns überdrüssig,

so verschlinge ihn als Nächsten nur.

KRONOS (den Zeus musternd).

Wie recht sie hat.

Ein schlimmer Sohn du bist,

missratner Zeus.

ZEUS. So geht der Vater Hera auf den Leime.

So komm er nur, ich fürcht ihn nicht.

Fürcht weder Tod noch Schlingung.

So solltest du mich wirklich fressen,

von innen her ich dich zerreiß.

Wage es, mich anzurührn

und meinen Zorn du sollst dann spürn.

KRONOS (lachend).

Ihr Würmer,

so ihr wirklich glaubt,

ich euer Spielchen nicht bemerkt?

Komm her, oh Hera.

Komm her nur, Zeus.

Sollt beide bald vereinet sein.

Erquickt euch der gemeinsam Zeit.

(Er packt sie beide gleichzeitig.)

HERA (rotgesichtig vor Zorn).

Untersteh dich, Racker!

Verschlinge mich und du bist hin!

ZEUS (mit weiß leuchtenden Augen vor Zorn).

Wie recht sie hat, die eifernd Gattin.

Lass mich los, sonst wird’s dir schlecht ergehn!

(Er versucht einen Blitz zu schleudern.)

KRONOS (den Zeus zerquetschend).

Schweig still, du Niederster der sechs.

Geselle dich zu deinen Schwestern.

(Er schlingt ihn hinunter.)

Und nun zu dir: Schimpf und Schande,

Schimpf und Fluch nur bringst du über mich.

Und doch kannst dich nicht retten.

Was wüsst ich gern, was geifernd Weib

will mir nur Schlimmes tun.

So schlinge ich dich weg

und weiß genau,

dass du mir nicht kannst schaden.

HERA (wutschnaubend).

So wag er es!

Er wird des Lebens nicht mehr froh,

sollt er tatsächlich mich verschlingen.

In tausend Qualen er sich winden ...

KRONOS (ihr den Mund zuhaltend).

Genug davon!

Hinab mit dir, du garstig Weib.

(Er schlingt sie hinunter.)

So ist's denn aus mit dem Gezänk.

Soll Zeus gestraft sein mit der Gattin,

mich soll's nicht mehr betreffen.

(Es blubbert in seinem Bauch.)

Nanu, was blubbert's mir in dem Gedärm?

Sollt den Magen ich verrenkt mir haben?

HERA (aus seinem Inneren).

So schmeck den giftig Apfel,

auf dass er dir bekommen möge!

(Ihr Lachen ertönt.)

Hast wohl gedacht,

die Götter all'samt sein zu schwach,

dich machtvoll Kronos arg zu martern.

So genieß den letzten süßen Biss,

den du soeben hast getan.

KRONOS. So wollen wir denn sehn,

wer zuletzte lacht.

(Er bricht ein paar Felsen aus dem Grund.)

Hmmm, mächtig Felsen gönn ich mir,

den Magen mir zu rein'gen.

(Er schluckt die Steine herunter.)

So pass nur auf, wo Felsen riesig kräftig regnen.

(Er beginnt zu springen.)

Nur kräftig auf und ab gehüpft,

die Hera wird’s schon schätzen.

HERA (Schmerzensschreie von sich gebend).

Er tötet mich,

er schindet mich,

er martert mich!

Hör auf, oh Kronos,

schon Blut an mir herunterrinnt.

So hört er nicht auf,

ist's um mich geschehn.

Gnade, Gnade,

so hab doch Gnade, Vater elender,

mit Felsen schrecklich quälender!

KRONOS. Auf und ab und auf und ab,

spür Felsen kräftig in mir rumpeln.

Warum hör den Zeus ich nicht,

der sonst das Maul kaum halten kann?

ZEUS (aus Kronos' Innerem).

Felsen, Äpfel, Gättinszank.

Es fällt mir schwer, die Wahl zu treffen,

welch Peine wohl die schlimmste ist.

Mich schrein zu hörn,

um Gnade winselnd,

des Gefallens kannst du ewig harren.

KRONOS. Ich hab den Ausspruch wohl vernommen,

doch bringt's nichts mehr, drauf zu beklemmen.

Kronidens Zeiten enden jetzt.

So lass mich fassen den Poseidon!

(Er holt aus und greift nach Poseidon.)

POSEIDON (auf kräftigen Rossen dem Griffe entweichend).

Kronos, Vater, lass ab vom Wahn.

Den Rossen des Poseidon ist dein Handstreich kaum gewachsen.

(Er weicht erneut dem Griff des Kronos aus.)

So zwinge er mich nicht zu kämpfen!

KRONOS. Kämpfen?

Die Drohung macht mich lachen.

Was willst du tun,

den Vater zu bedrängen?

POSEIDON. Die Rosse solln dich niederreiten!

(Er stürmt auf Kronos zu.)

KRONOS. Hinfort!

So schmeck die Urkraft des Uranussohns!

(Er wirft die Rosse mit einem einzelnen Handstreich zur Seite. Sie zerplatzen zu Wasser.)

Sieh's einer an: Nur Wasser war's,

woraus die Rosse schlecht bestanden.

Was tust du jetzt, Hippios,

wo Pferde nass darniederliegen?

Auf Rossen kamst du an,

mich tüchtig zu bezwingen,

und liegst bezwungen selbst

nun matt darnieder.

(Er stößt ein donnerndes Lachen aus.)

POSEIDON (am Boden).

So wart nur ab,

mit voller Kraft

will ich mich auf dich stürzen!

So beuge dich der Macht des Meeres!

(Er springt auf Kronos zu und wird zu einer Wasserfontäne.)

KRONOS. Das Schlückchen will getrunken sein.

Ertränke besser die, die in mir hausen.

(Er reißt den Mund auf und verschluckt die Fontäne. Ein Blubbern und Wehklagen hebt in seinem Inneren an.)

HESTIA (gurgelnd und blubbernd).

Weh! Oh weh!

Mit Felsen benetzt, ...

DEMETER. ... vom Blute bedeckt,

so wäscht der Vater uns rein.

HERA. Und tötet uns sogleich.

Fluch über dich, du schindhaft Riese,

dein eigen Fleisch so zu ersaufen!

KRONOS (lachend).

So hör nur an das störrisch Wort.

Die Tochter, die ich nie gehabt,

will mir nun aufbegehren.

Versaufe ruhig, du garstig Ding,

dein Gatte soll sich plagen.

ZEUS (aus dem Inneren des Kronos).

Selbst Hippios' Wasser mag

das Mundwerk ihr nicht stillen.

Welch grausig Folter das hier ist,

die Ewigkeit mit geifernd Gattin

in Titanens Ranzen zu begehn.

So töte er mich doch sogleich,

statt ewig mich zu quälen.

KRONOS. Da hast ein ehrlich Wort gesprochen,

doch kann ich Rücksicht keine nehmen:

Das Wort der Gaia war's,

das mich dazu gezwungen,

den eignen Nachwuchs zu vertilgen.

(Der Hades versucht sich davonzustehlen.)

Wobei ...

Oho!

Welch schlaue List hast Zeusen

du dir überlegt.

Den Titanenvater abzulenken,

auf dass sich einer retten kann.

Doch hilft's ihm nichts:

(Er ergreift den Hades.)

Auch er ist gleich dahin.

(Er öffnet den Mund und will ihn verschlingen, als ein leises Heulen ertönt. Kronos hält inne.)

Was ist dies für ein seltsam Klang?

Was nähert sich von unter all den Wolken?

(Das Heulen wird lauter, nähert sich.)

HADES (schweißgebadet und halb zerquetscht).

Etwas kommt, mich zu erretten.

Wirst sehen, was gleich folgen wird.

KRONOS. So mache er sich keine Hoffnung,

eh's kommt, ist er sogleich verschlungen.

(Er öffnet den Mund. Das Heulen wird lauter und lauter.)

Grüß die, die schon im Magen harren.

APHRODITE erscheint und tritt von hinten an ihn heran.

APHRODITE. Nimm lieber dich in Acht vor dem,

der hier sogleich erscheinen wird.

Ich habe ihn bereits gesehn,

den schrecklich Mann,

der hier hinaufe stürmt,

sich schrecklich gar an dir zu rächen.

Es ist doch Kronos, nehm ich an,

der hier so riesig vor mir steht

und Götter gleich Gewürm herunterwürgt?

KRONOS. Und kein Geringrer.

So sprich: Wer bist',

dass munter du die Welt umschreitest,

als hätt ein Pfau sich

in ein Menschenkind verwandelt?

(Er mustert sie von Kopf bis Fuß.)

Bist wahrlich neckisch anzuschaun.

APHRODITE. Aphrodite wohl mein Name ist,

so glaube ich.

Vor kurzem erst erwachte ich

und fand mich wieder zwischen finstren Felsen.

In schrecklich dunkler Unterwelt

traf ich den Mann,

der auf Schwingen hier hinaufe stürmt.

Mit schrecklich Waffe in der Hand,

mit Klauen arg bewehrt,

stieß er hinauf zu rächen an dem Kronos sich.

So wusst ich nicht, dass du es bist,

als bis ich dich gesehn.

(Sie zeigt mit dem Finger auf Hades.)

So lasse ihn herab

oder schlinge ihn sogleich,

willst nicht überrascht du werden

von des Ikas schrecklich Kraft.

KRONOS (den Hades zur Seite werfend).

Vielleicht hat sie recht.

Vielleicht auch nicht.

So soll dieser hier bezeugen,

was sogleich geschieht.

Wo ist der Ikas, den bereits ich einmal traf

und dessen Name mir so bald entfiel?

So soll er kommen, wenn den Kampf er ...

BESTIEN-IKAS bricht durch die Wolkendecke. Er schießt in den Himmel hinauf und landet in hohem Bogen.

BESTIEN-IKAS (hockend, die Flügel nach hinten gelegt).

Kronos!

Kronos!

Göttervater, schrecklich Übel.

Welch Zorn hast du mir eingepflanzt?

Er zerreißt mich, schmerzt mich,

zwingt mich, dich zu töten.

Allein der Wahnsinn in mir wohnt.

Nun ist's genug mit der Manie:

(Er richtet sich auf, spreizt die Flügel ab, breitet die Arme aus und legt den Kopf in den Nacken. In der rechten Hand hält er die Hippe.)

So ernte nun, was Blut des Himmels in mir säte!

KRONOS. Säen, ernten, wenn er wüsst,

welch lächerliches Wort er spricht.

Willst du dich messen, hier mit mir,

der ich die Götter grad verschling,

als wie es mir gefällt?

Ein sterblich Menschlein,

berührt vom Kuss des Wahnsinns,

der schlummerte im Blut des Vaters?

Es beliebt zu scherzen, dies schwache Ding.

BESTIEN-IKAS (die Hippe mit beiden Händen umfassend).

So schweig und schmeck den Adamant,

mit dem den Vater du verstümmelt.

(Er stürmt los, wird kurz darauf von unsichtbaren Fesseln zurückgehalten.)

Was ist dies für ein Zauberwerk,

dass ich mich nicht kann rühren?

KRONOS. Siehst ziemlich hilflos aus,

wie unbeholfen da du stehst.

(Er fängt an zu lachen.)

Adamant ...

Etwa dies?

(Er schnippt mit den Fingern. Die Hippe zerbröselt zu Staub.)

Nun ist's dahin, das Wunderwerk.

Womit willst mich jetzt triezen?

BESTIEN-IKAS (rasend vor Zorn).

Hinfort, verweht das edle Stück,

das Gaia mir einst schenkte.

So trage keine Waffe ich,

ich selbst zur Waffe muss nun werden.

Mit bloßer Hand zerreiß ich dich,

wenn's sein muss mit den Zähnen.

(Er stürzt sich mit mächtigen Flügelschlägen auf Kronos.)

KRONOS (mit dem Bestien-Ikas ringend).

Soso,

an Diszipline scheint's ihm nicht zu mangeln.

Allein die Wut nur selten gut Berater ist.

Ungestümes Tun,

die Kampfkraft macht mich lachen.

Was soll dies sein,

ein Angriffssturm?

BESTIEN-IKAS. Schweig still und kämpf!

So wehre dich, so gut es geht,

eh Zahn und Klaue dich zerreißen.

KRONOS. Eh Zahn und Klaue mich zerreißen?

Er scherzt wohl.

Von allen Gegnern er der schwächste ist.

Ich bin des Tanzes überdrüssig,

auf auf zum letzten Schlag.

Verabschied dich vom Leben,

von der Welt,

dem Himmel und allem, was darauf so fleucht.

Zurück nun in den Tartarus!

Mit eigner Hand will ich dich senden.

BESTIEN-IKAS. Hinab mit mir?

Wie will er dies bewirken?

Sieht er die schwarzen Flügel nicht,

die mächtig aus dem Kreuz mir prangen?

Vorbei die Zeit, in der ich stürzen könnt,

die große Höh' kann mich nicht schrecken.

KRONOS. So soll er gleich erfahren,

was es heißt, so hoch zu falln,

als wie er stieg.

(Er packt die Flügel des Ikas und reißt sie heraus. Blut spritzt in alle Richtungen.)

Hinfort damit!

Auf dass den Himmel er nie wieder sieht.

BESTIEN-IKAS (vor Schmerz aufheulend).

Oh grausam Schmerz!

Was wird's so schummrig mir vor Augen?

Was gräuslich Brennen tobt

mir auf dem Rücken?

Oh, Götter!

So seh ich wohl, was ehern tot darniederliegt:

Meine Flügel!

(Er fällt auf die Knie, betastet die ledernen Schwingen. Tränen rinnen dem grässlichen Monster die Wangen herunter.)

So ist doch noch Gefühl in mir,

die Trauer nun erstickt den Zorn.

Mir wird so ...

(Sein Blick verliert sich in der Ferne. Er schweigt.)

KRONOS. Wie rührig ist's,

das Tier hier wein' zu sehn.

(Er lacht.)

Zu schade, dass die Zeit mir hier verrinnt.

Genug des sinnentleerten Tuns!

So stoß ich dich nun tief hinab,

dorthin, von wo du einst gekrochen.

(Er holt mit dem Fuß aus und tritt den Ikas durch die Wolken. Ikas ab.)

Hinab!

Hinab!

Zehn Tage bis zur Erde,

zehn Tage bis zum Tartarus.

Leb wohl,

auf dass nie mehr wir uns begegnen.

HADES (aufspringend).

So ist der Punkt zur Flucht wohl jetzt gekommen.

So höre, Kronos,

auf dass den stürzend Tritt

du nicht bereuest.

Ich werde retten diesen Bestienmann

und kehren bald zurück.

Nicht umsonst sollst schlingen du Geschwister,

wo üble Prophezeiung lauert.

(Kronos kommt auf ihn zugestürmt, versucht ihn zu packen.)

Mach's gut, mein Vater,

beim nächsten Treffen wirst du fallen.

(Er stürzt sich durch die Wolken. Hades ab.)

KRONOS (auf die Wolken fallend).

So ist er mir entwischt,

verdammter Sohn!

Er's also ist, der stürzen mich soll ...

Wobei, was soll er tun?

Wenn ich das nächste Mal ihn seh,

hinunterschlingen ich ihn werd

zu all den anderen.

(Er blickt auf den Himmelsthron.)

So ist die Macht nun mein allein.

Was will ich mehr,

als diesen Thron besteigen?

APHRODITE. Mächtge Feinde hat er,

wie mir scheint.

Lass dich vom Throne nicht

in allzu trüg'risch Schutze wiegen.

Was ist ein Thron,

auf dem nicht lang man haust?

Ein giftges Pfandgut du

errungen hast.

KRONOS. Die Macht des Himmels und der Welt

in meinen Händen liegt.

Niemand da mehr, mich zu stürzen.

Was deine starken Feind' betrifft:

Lass sie nur kommen, beim nächsten Mal

ich Bundgenossen um mich sammle.

Ein Heer ich will versammeln,

von Titanen stark wie ich.

Und niemand wird sich je erheben

wider uns.

(Langsam, fast beiläufig, tritt er auf Aphrodite zu.)

Nun sag, mein liebes Kind,

was treibt dich an hier zuzusehn?

Warum nicht längst verschwunden bist,

wenn Ikas du willst folgen?

(Er kommt näher und näher.)

APHRODITE. Die Neugier zwingt mich hier zu stehn.

Ich will nur sehn, was du nun machst.

Vielleicht ich kann den Ikas warnen

vor Kronos, dem so Üblen.

Versuche gar nicht erst,

an mich heranzukommen.

Eh du's versuchst, bin ich verschwunden.

KRONOS (noch immer näher kommend).

So warte doch.

Lass armen Mann nicht hungers sterben,

der sich nach ach so schönem Ding verzehrt.

APHRODITE. Sich verzehrt?

Verschlingen will er mich wie all die anderen,

die sich in seinem Wanste tummeln.

Lass gut sein, ich verschwinde ...

(Kronos wirft sich auf sie. Aphrodite ab.)

KRONOS (am Boden liegend).

So lieg da wieder ich am Grunde.

Konnt weder Hades noch

das schöne Mädchen fangen.

Kronos, Kronos, du wirst alt.

So leichtfertig die Gegnerschaft entschwindet,

so hoffe ich, dass sich's nicht rächt.

(Er überlegt einen Moment.)

So will versammeln ich um mich

Titanenbrüder, -schwestern,

die feste zu mir stehn.

Auf auf zur prangenden Heerschau!

(Kronos ab.)

Freier Fall zwischen Himmel und Erde.

Der stürzende BESTIEN-IKAS. HADES.

HADES (auf den Ikas zuhaltend).

So strecke deine Hand nach mir!

BESTIEN-IKAS (bewusstlos).

(Er schweigt.)

HADES. Beim Thanatos! Er hört mich nicht.

Der Blutverlust raubt ihm die Sinne.

Wie könnt ich's ihm verübeln bei dem Schmerze,

den Kronos ihm bereiten muss?

So muss ich ihn wohl selbst erretten.

Im Tod der Sterbende kein Hülf mehr ist.

(Er kommt näher heran. Die Nattern am Haupt des Ikas schnappen nach ihm.)

Gorgone Fluch über mich!

Was windet sich auf dessen Schopfe?

Nattern sind's, die um sich schlagen,

schnappend nach des Retters Hand.

Was soll's?

(Er schnippt mit den Fingern.)

Mög Hypnos langen Schlaf euch schenken,

vermaledeites Natternzeugs!

(Die Natternköpfe sinken im Schlaf darnieder.)

So lass dich fassen, Ikas Genannter,

auf dass der Totengott dich heimwärts führt,

hinunter in den Tartarus,

wo Gaia ewiglich schon wartet

und dann voran zur Racheschlacht!

Auf dass Titanens Irrsinn wohlgerächtes End mag nehmen

im Sturm der reinigenden Kampfschlacht.

(Sie verschwinden. Beide ab.)

Tartarus.

HADES trägt den bewusstlosen BESTIEN-IKAS.

HADES (den Bestien-Ikas ablegend).

So leg dich hin, mein teurer Freund,

erhol dich von den Schmerzen.

Halb verrückt vor Schmerz musst sein

und zitterst leer des Blutes.

Doch zage nicht, wo Totengott

sein' schützend Hand hält über dich,

da wird heut nicht gestorben.

(Er legt ihm die Hand auf.)

Steh auf, erheb dich,

die Rache wartet unvollstreckt,

wo Titanenmonster grollend toben.

(Er nimmt eine verborgene Münze aus des Bestien-Ikas Mund.)

Der Fährmann muss noch warten,

eh diesen hier er überfährt.

Große Taten warten noch.

GAIA erscheint. Gebrüll der Hekatoncheiren und Kyklopen.

GAIA (sich das Kreuz haltend).

Was zwickt's mich arg im Ranzen,

wo Kyklopen mächtig brülln und schmettern!

Und Hundertarm'ge sind auch nicht besser!

Oh weh! Oh weh!

(Sie erblickt den Hades.)

Hades! Was treibt dich hierher

in des Tartaren tiefen Schlund?

Der Gott des Todes wandelt nicht im tiefen Tal.

Was treibt dich her vom Hades?

HADES. Großmutter, ein großes Übel ward getan,

von deines eignen Sohnes Hand.

GAIA. Ich wüsste nicht, was er getan,

was ich nicht bereits wüsste.

Wobei: Ein großes Übel scheint's

hab ich getan, als ich den mit der Hippe sandte,

der tot dort nun am Grunde liegt.

HADES. Die Übel noch viel größer werden,

so will es mir erscheinen.

Doch zuvor nur sage mir,

warum du den dort sandtest,

der reglos so nun vor uns liegt.

GAIA. Welch große Torheit ich beging,

nur Gutes hatte stets im Sinn.

HADES. Wie's so oft im Leben und im Tode ist.

GAIA. Spott er nur, es ist mir ernst.

Diesen hab ich ausgesandt,

den Sohn mir herzubringen.

Des Gatten schlimmen Liebestrieb

ich nicht mehr konnt erdulden.

So schaffte ich die Hipp

und sandt den kurz erst Toten

hinauf zur Erde,

um zu bringen die Verderbnisklinge.

Kronos sprang sodann herab,

so schnell er es vermochte,

und entmannte seinen Vater.

HADES. So weit,

so schlecht.

Ich warte auf die Wendung.

GAIA. Die Wendung kommt eher als ihm lieb ist.

Wie konnt ich wissen,

dass der Uranion die Macht ergreift,

sobald der Vater lag am Grunde?

Den Sterblichen ertrank er fast

im Samen und im Blute.

Kein einzger Tropfen fand den Sand

und sickerte zu Tiefen,

wo er dann schrecklich ausgebiert,

Erinyen, Giganten und Meliaden,

wie's alte Prophezeiung droht.

Stattdessen ward nur dieser hier verwandelt,

in sich vereinend all das Schlechte,

welches im Uranus wohnte.

Ein Wahn und Fieber flammt in ihm,

seit er dann neu erwachte.

Den Kronos eigenmächtig tot zu sehn,

so stürmt er in den Himmel hoch

mit breiten ledernd Schwingen,

Nattern am Kopfe

und schwarzer Haut.

Dass er dem Kronos unterlag,

das war längst zu erwarten.

So berichte mir, mein Gaia-Enkel,

was im Himmel ich verpasst,

das so schlecht und schlimm,

dass Hades selbst im Tartarus erscheint.

HADES. Die Wut in ihm, sie war so groß,

dass er mit bloßen Händen sich

dort auf den Kronos stürzte.

Ein Handstreich nur

und seine Waffe war entzwei,

das herrlich Adamant nicht mehr als Staub.

GAIA. Der Wahn in ihm, er war so groß,

ich konnt ihn kaum hier halten.

Ich selbst lag reglos tot am Grunde,

nachdem mein eigen Sohn mich niederwarf.

Ich konnt nichts tun, so glaub er mir!

HADES. Ich glaube dir,

so will ich dann beginnen, was war,

bevor beschwingter Schrecken mir erschien.

Kronos wütete gar sehr

unter all den Kindern.

Sprach's von einem Wutspruch, den Gaia,

du, ihm hast verkündet,

dass einer unter den Nachfahren ist,

der ihn alsbald dann stürzen würde

und sich selbst zum Höchsten dann erhebt.

In weiser Voraussicht rief Kroniden her zu sich

der jüngste Titan Kronos

und als die Kinder warn vereint,

da fing er an zu toben,

als wie ein Widder fuhr er unter sie.

Die Hestia sah ich zuerst ihn schlingen,

danach Demeter,

Zeus,

die Hera.

Zuletzt Poseidon, rossbeprangten,

und dann mich.

Doch eh der Kronos konnte mich verschlingen,

erschien ihm eine schöne Frau.

GAIA (staunend).

Eine schöne Frau?

Etwa diese mit den schönen Fesseln?

HADES. Ebendie.

Und während die so schritt daher,

ein Heulen durch die Wolken tönte

und näher kam.

Sie sprach von Ikas Bestienmann

und dass man sich sollt hüten,

ihn unbewaffnet anzugehn.

Doch nichts übrig hatte Kronos

für die süßen Worte,

stattdessen warf er mich zur Seite,

als dieser Bestienmann erschien.

Nur so konnt ich entkommen.

Und eh der Kampf dann tobte,

mit einem Wink die Waffe er zerstörte.

Und nach nur kurzem Handgemenge,

den Ikas er schon niederwarf.

Und kaum war er am Grunde,

da riss er ihm die Flügel

hart von seinem Rücken.

Das war ein Bluten und ein Fauchen.

So sandte er den Ikas durch die Wolken heim

zum tiefen Tartarus,

auf dass am Grunde er zerschmettert liegt

nach tiefem Fall.

GAIA. Wie kam's, dass ihr entkamet?

So seh ich beide euch hier stehn und liegen?

HADES. Bevor der Kronos sich erneut an mir verging,

ich sprach ihm aus den Droheschwur:

Zu retten den, den er so grob

vom Himmel warf.

Zurückzukehren, um dessen Rache zu vollenden

und Kronos bald gerecht zu stürzen.

So sprach ich's aus und stürzt' mich

durch die Wolken,

konnt kaum bändigen des Kopfes Nattern,

als Ikas ich ergreifen wollt.

Doch Hypnos sei Dank, nun sind wir hier,

gerettet vorerst vor des Titanen Zorn.

GAIA. Welch Glück ihr habt.

Nicht vieles scheint

dem Uraniden lang zu trotzen.

HADES. So denkt er jetzt,

dass ich es bin, der ihn einst stürzt

und sich dann an die Spitze stellt.

GAIA. So lassen wir ihn in dem Glauben.

(Sie blickt auf den am Boden liegenden Bestien-Ikas.)

Lieber sag mir, was wir mit ihm hier machen?

Er scheint so tot, so leblos,

so ...

HADES. Nein, dessen Mund bleibt unbemünzt,

wir können ihn noch brauchen.

Auch wenn sterblich er nur ist,

wer weiß, welch Kräfte in ihm hausen?

Lass uns ihn wecken und dann sehn,

wie wir ihn wieder stärken.

Der Flügel ist er wohl beraubt,

in Lüften wär er gut von Nutzen.

URANUS kommt herangehumpelt.

URANUS (sich auf einen Stein setzend).

Was dröhnen mir die Lenden!

Kein Wunder, unbemannt, wie ich nun bin.

(Er stößt ein Seufzen aus.)

Doch bin ich nicht zum Hadern hier,

sondern gekommen, euch zu helfen.

Es gibt da einen,

der ihm helfen kann,

doch liegt er lange schon in tiefer Trauer

um seinen einzgen Sohn, der fiel,

als er des Vaters Flügel nutzte.

Doch wäre dieses närrisch Kind

nicht allzu ausgelassen

Helios' Wagen nahgekommen,

so würd es heut noch leben.

Schimpf und Fluch über den Irrsinn der Jugend!

HADES. So spreche er es aus: Von wem spricht er?

GAIA. Er spricht von Daedalus, dem irren Mann,

der tief verwirrt in Ketten liegt,

von allen Menschen längst vergessen.

Ein großer Genius in ihm wohnt

und ein genauso großer Neid.

Ein großer Wahnsinn, alles zu erschaffen,

was Fantasie ihm aufgebürd'.

Die Trauer um den Ikarus

ihn noch verrückter scheinen lässt.

Es gleicht an Wahnsinn, diesen Mann zu fragen.

URANUS. So lange er die Flügel nicht aus Wachse fertigt

wie ehemals im Labyrinthe.

GAIA. Was ist er grob ...

HADES. So hoffen wir, dass dieser Mann

aus schrecklichem Verlust gelernt.

Vielleicht er etwas gutzumachen glaubt,

wenn wir ihm unser Arges schildern.

URANUS. Hoffen wir's,

ich wüsste nicht, was sonst wir tun könnten,

um diesen hier das Fliegen neu zu lehren.

GAIA. Er muss es selbst tun,

Daedalus ist feind allen Göttern und Titanen.

URANUS (auflachend).

Wie recht er hat,

der Tor ist mir sympathisch.

(Bestien-Ikas stöhnt auf.)

HADES. Genug jetzt!

Der erwacht, um den sich alles dreht.

BESTIEN-IKAS (sich aufsetzend und den Kopf haltend).

Was dröhnt's mir in dem Schädel?

(Er betrachtet die herabhängenden Nattern auf seinem Kopf.)

Was hängt mir ins Gesicht nach Natternart?

(Er verzieht das Gesicht vor Schmerz.)

Was brennt mir arg der Rücken?

Nur Stümpfe sind's, die sich noch rührn,

der Kronos mir den Rest entriss.

Ich erinnere mich.

(Er erblickt die Gaia, den Uranus und den Hades.)

Da ist die, die mich einst schickte

und dort der andre, der entmannt.

Den Dritten dort bei Kronos ich gesehn,

doch mehr vermag ich nicht von ihm zu sagen.

GAIA (vortretend).

Der Hades ist's, der dich gerettet,

und ohne den du längst vergangen wärst.

HADES. So weißt du wirklich nicht,

was dort geschah,

wo unsre Wege sich erst kreuzten?

BESTIEN-IKAS (kopfschüttelnd).

Nein, ich weiß nichts mehr,

seit die Flügel mir entriss

der üble Kronos.

Die Welt ward dunkel,

ich hört den Rest aus weiter Ferne,

ehe letzten Tritt ich spürt',

der mich dann endlich sinken ließ

in toten Schlaf.

URANUS. So spreche er mir nicht vom Tod,

wo Todesgott anwesend ist.

HADES. Lass ihn nur. Als ich ihn fing,

da war er fürwahr mehr tot als noch lebendig.

BESTIEN-IKAS (die Nattern befühlend).

Was ist? Sind diese auch dahin?

HADES. Nein, durch Hypnos sie

zum Schlaf ich bracht,

eh Natternfänge mich ergriffen.

Eh er sich's versieht ...

(Er schnippt mit den Fingern.)

... da kräuseln sie sich wieder an dem Schopfe.

(Ein Zischen hebt an, die Nattern heben die Köpfe.)

Nicht alles Kronos ihm dort nahm.

BESTIEN-IKAS. Au!

Da schnappt die Natternbrut

auch schon nach mir,

sie beißt den eignen Wirte.

Doch droben beim Uranussohn,

habt ihr mich schwer im Stich gelassen.

(Die Nattern zischen wie zur Antwort.)

Den Rachedurst zu stillen,

ich kaum mehr kann erwarten.

(Er versucht aufzustehen, fällt wieder hin.)

URANUS. Noch etwas wacklig auf den Beinen,

wie mir scheint.

HADES. Lass ihm eine kurze Zeit

und seine Kraft wird wiederkehrn.

URANUS. Wie lang wird’s dauern,

bis dieser hier dann wieder kämpft?

GAIA. So hetzt ihn nicht, er muss sich erst erholen.

BESTIEN-IKAS. Erholen?

Die Rachewut ist Erholung mir genug.

Ich kann kaum an mich halten,

an Kronos' Kehle möcht ich stürzen mich.

(Mit einem Satz ist er auf den Beinen.)

Auf auf, so ziehn wir in die Schlacht,

zu viert könn' wir ihn fassen!

URANUS. Sein Kopf ist wohl noch immer

schwer umnebelt,

vom einen Tod gleich in den nächsten

er sich am liebsten stürzen würd.

HADES. Sterbende soll man nicht aufhalten.

GAIA. Genug davon!

Seht ihr denn nicht,

wie Rachewut ihn fast zerreißt?

Was wissen wir, welch Feuer in ihm tobt,

welch schlimmen Trieb ihm eingepflanzt

das Blut des Uranus?

URANUS. Jetzt gibt sie mir die Schuld an allem!

GAIA. Mitnichten. Doch weißt selbst du nicht,

welch Schrecken in dir schlummern.

URANUS (sich in den Schritt fassend).

Nun, einen Schrecken weiß ich wohl zu nennen,

den keiner wohl besser kennt als meine Gattin.

HADES. Hat er die Hippe schon vergessen?

Wo eine ist, da kann die zweite sie auch schaffen.

URANUS. Das wagt sie nicht.

GAIA. Ist er sich sicher?

So frag ich Okeanos, Koios oder Kreios.

Einer wird sich finden,

der seiner Mutter tunlichst dient.

BESTIEN-IKAS. Genug davon! Was ist der Plan?

Die heiße Wut schon wieder brennt,

der Schmerz noch größer als die Wunden

meines Rückens.

HADES (auf den Uranus zeigend).

Der hier schlug vor,

dir Flügel zuerst zu beschaffen.

URANUS. So wär er wieder komplett.

BESTIEN-IKAS. Meine Flügel?

Wie wollt ihr das verrichten?

URANUS. Nun, es gibt da einen,

der sich mit so was auskennt.

Nur leider ist's - wie sagen wir? -,

gebranntes Kind.

Das Feuer nahm ihm seinen Sohn.

HADES. Das Feuer am Himmel.

BESTIEN-IKAS. Genug der Komödie!

Von was nur schwafelt ihr?

GAIA. Der Mann ist Daedalus,

der größte aller Techniker.

Dem eignen Sohn hat er gefertigt

ein wächsern Flügelpaar zur Flucht.

Doch hört der Sohn nicht

mahnend Wort des Vaters ...

URANUS. Wie's oft so ist.

GAIA. ... und flog zu nah an Helios' Wagen.

So schmolz das Wachs und Ikarus ...

HADES. ... zerschellte auf des Bruders Fluten.

URANUS. Er meint Poseidon.

HADES. Eben den.

BESTIEN-IKAS. Und dieser soll mir Schwingen schmieden,

wo er doch grad so schlimm arg fehlte?

Ihr seid nicht bei Sinnen.

URANUS. Nun, er darf sie nur aus Wachs nicht fert'gen,

dann ist das Werkstück ohne Fehl.

HADES. Oder er hört auf des Alten Rat

und hält sich von der Sonne fern.

GAIA. Dummes Geschwätz.

Lasst Daedalus nur Schwingen fertigen,

die seinem Namen Ehre machen.

Er wird wohl kaum so töricht sein,

das zweite Paar ganz gleich zu bauen.

Sagt ihm, es gilt Titanen zu vernichten,

so findet ihr sein offen Ohr.

URANUS. Und verschweigen,

dass es für die Götter geht?

Der Kniff will gut gelernt sein.

GAIA. Ja, genauso werden wir's versuchen.

Der Ikas gibt sich aus als Feind

der Götter und Titanen

und Daedalus wird Schwingen bau'n,

die ihn mit einem einzgen Schlag

hinauf in den Olympos tragen.

BESTIEN-IKAS. Nun gut, wo find ich diesen Mann?

URANUS. Nichts leichter als dass, er ...

GAIA. Da ist's Problem.

URANUS. Wie meinen?

HADES. Wovon spricht sie?

BESTIEN-IKAS. Ja, welch Problem?

GAIA. Auf Euböa darbt der Daedalus

und rottet vor sich hin

in kärgsten Kerkermauern.

URANUS. Nun, ich erkenne das Probleme nicht.

Bringen wir ihn hin,

so soll er Daed'lus finden.

HADES. Was spricht dagegen?

GAIA. Das soll er selbst euch beichten.

BESTIEN-IKAS. Gegen Euböa kämpfte ich,

als Zeuses Zorn mit Blitz und Donner

mich sandte in den Tartarus.

Unendlich viele hab geschlachtet ich,

halb Euböa ausgelöscht in einer Schlacht.

Noch heute heulen Weiber meinen Namen,

nehm ich an,

und mancher Jüngling kehrte nicht zurück

dank meiner Hand.

HADES. Ich erinnre mich an diese Nacht.

Tausende fuhren in den Hades,

ich kam mit Weisen kaum noch nach,

zu verteilen all die Toten

in ihre letzte Ruhestatt.

Nur wenige erreichten die Elysischen Felder.

URANUS (an den Bestien-Ikas gewandt).

Er will mir sagen,

dass ganz allein er dies vollbracht?

Ich kann's nicht glauben und selbst wenn:

Sobald der Alte dich betrachtet,

dein altes Ich deine geringste Sorge ist.

Schreien werden sie,

kreischen die Weiber,

wenn sie das Monster durch die Straßen

ziehen sehn.

Ein Hoch, dass keinen Spiegel du zur Hand.

BESTIEN-IKAS (sich mit der Hand über das Gesicht fahrend).

Es fühlt sich an wie Schwefelkluft,

wo einstmals war das von der Schlacht

gezeichnete Gesicht.

Ist's gar so schlimm?

URANUS (nickend).

Schlimmer noch.

Und erst diese Augen.

HADES. Ihr macht dem Hades alle Ehre.

Zerberus würd sich von der Kette reißen,

sich zu verkriechen, so gut es geht.

GAIA. Ich fürchte, es ist wahr.

Doch lass' er sich nicht unterkriegen,

Sterblicher, der Ikas du einst warst.

Viel Geschöpfe fleucht umher, wo man sich fragt,

welcher Schöpfer 's wohl verbrochen hat.

Und doch muss dies nicht ewiglich so sein.

Kümmern wir uns um den Kronos

und später dann auch wohl um dich.

Doch das wir viel verrichten können,

dies versprechen kann ich nicht.

BESTIEN-IKAS. So soll Titanenmutters Wort

mir Eid genügend sein.

Ich will tun, was ihr verlangt

und mich gleich auf den Wege machen.

Gibt's sonst noch was, das wissen müsst

ich auf der weiten Reise?

URANUS. Ich wüsst nicht was.

HADES. So gehen wir,

lass mich dich stets begleiten.

GAIA. Doch passet auf,

dass Daedalus euch nicht gemeinsam blicket,

sonst ist's dahin mit der Verschwörung.

HADES. Auf dann, so gehen wir!

URANUS. Mög Tyche euch gewogen sein.

(Sie verschwinden. Hades und Bestien-Ikas ab.)

Titaneion Titanenschlacht - Episoda 1: Bestienborn

Подняться наверх