Читать книгу Mit Leichtigkeit ins neue Leben - Beatrice Bellmann - Страница 6

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17. September

Ich war den ganzen Tag mit meiner Freundin Katja zusammen, die ich schon über dreißig Jahre kenne. Wir machten eine Radtour bei herrlichem Wetter. Als sie mich empfing, fing ich an zu weinen und erzählte, dass Metin und ich uns trennen werden. Sie war schockiert und nahm mich in den Arm, während ich weinte und erzählte. Allerdings erschien mir in diesem Moment eine Trennung rational auch besser, als unsere Ehe so fortzuführen, wie sie war.

Danach fuhr ich kurz zu meinen Eltern. Ich wollte eigentlich noch nicht über die Trennung berichten, aber als mein Vater fragte, wo Metin wäre, bekam ich glasige Augen, was beide bemerkten. Ich erzählte aber nichts, und sie fragten nichts. In meinem Elternhaus wurde niemals viel über Gefühle oder private Dinge gesprochen, und es wurden nicht viele Fragen gestellt. Darüber war ich jetzt sogar dankbar.

Wieder zu Hause, saß Metin schon auf der Couch und wartete auf unsere Aussprache. Ich setzte mich zu ihm, mein Herz klopfte so laut, dass ich kaum atmen konnte. Wir bemühten uns beide um Ruhe und Höflichkeit, was auch gelang. Im Einzelnen warf er mir an diesem Abend vor, dass ich niemals freiwillig auf einen Urlaub in die Türkei mitgekommen wäre. Ich hätte seine Mutter niemals von mir aus angerufen, wir wären niemals mit dem Auto in die Türkei gefahren, so wie andere Türken auch. Wir wären nach Florida und Ägypten und in viele Länder Europas gereist, aber niemals per Auto in die Türkei. Meine Familie und ich hätten ihm kein Geld gegeben, damit er das ganze Grundstück hätte kaufen können, was nun verkauft werden sollte. Er hätte sich wie ein Hund zu Hause gefühlt und Angst vor mir gehabt, da ich ihn oft herumkommandiert hätte und zu ordentlich sei. Er würde sich einsam fühlen, da seine Freunde alle in einem anderen Bezirk wohnten und der Weg zu ihnen weit wäre. Und last, but not least hatten wir keine Kinder, die er sich wünschte. Er plante auszuziehen, sich eine Arbeit zu suchen, noch ein bis zwei Jahre in Deutschland zu verbringen, Geld beiseite zu legen und in die Türkei zurückzugehen. Er wollte dort seinen deutschen Pass zurückgeben und eine Familie gründen. Zum Schluss sagte er: „Ich werde vielleicht keine Frau finden, die so intelligent ist wie du. Wir können weiter befreundet sein. Du kannst mich auch in der Türkei besuchen.“ Ich versuchte alle seine Vorwürfe rational zu widerlegen und zu entkräften und erklärte, warum ich dies oder jenes so oder so gemacht hatte. Auf meine Frage, warum er sich in den letzten drei Jahren nicht selbst um eine Arbeit gekümmert hatte, sagte er leise: „Ich habe gesucht. Ich weiß nicht, ich wollte dieses Leben nicht, ich hatte keine Lust.“

Es war ein endgültiges Trennungsgespräch, ich konnte nichts mehr retten. Er hatte sich alles gründlich überlegt und sich lange vorbereitet, während ich auch noch Monate später das Gefühl hatte, dass die Trennung plötzlich für mich kam. Danach ging ich ins Bad, setzte mich auf den Badewannenrand und weinte bitterlich, weil ich das alles nicht wollte. Ich wäre gern zu ihm gegangen und hätte mich in den Arm nehmen lassen, aber das war jetzt nicht mehr möglich.

Mit Leichtigkeit ins neue Leben

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