Читать книгу May's Way - Becca Schwarz - Страница 4

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Als wir den Landeanflug auf den Peter O’Knight Airport beginnen, weckt mich die Stewardess und bittet darum, dass ich mich anschnalle und meinen Tisch hochklappe. Ich habe tatsächlich den ganzen Flug verschlafen. Wehmütig denke ich an den Abschied von meinen Freunden zurück. Es war als würden wir uns ewig kennen. Alle haben geweint und ich natürlich auch. Wir haben uns geschworen, zu schreiben und zu telefonieren. Tamara hat mir das Versprechen abgenommen sie wieder besuchen zu kommen. Natürlich habe ich ihr das bestätigt, ich will die Bande ja auch nicht ganz aus meine Leben verlieren. Wir umarmen uns alle lange und ich hatte fast keine Tränen mehr. Carla hat mir noch eine Fotocollage zugesteckt, welche die Mädels in Windeseile heute Morgen noch für mich zusammengestellt haben. Damit ich sie auch nicht vergesse. Als ob ich das könnte. Seit dem Tod meiner Eltern vor knapp 6 Monaten waren diese Mädchen und 2 Jungs meine Familie. Wir haben zusammen gelacht und geweint, uns gegenseitig aufgefangen und Halt gegeben. Ewig werde ich mit ihnen verbunden sein. Carla habe ich nochmals das Versprechen abgenommen, mich in Tampa zu besuchen und sie hat zugestimmt. Ganz sicher wird Tante Elaine nichts dagegen haben.

Tante Elaine – ein bisschen habe ich schon Angst ihr gegenüber zu treten. Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, wurden meine Eltern zu Grabe getragen und ich war nicht sonderlich nett zu ihr, als sie mich bat, zu ihr nach Tampa zu ziehen. Dafür muss ich mich unbedingt entschuldigen. Sie ist ein toller Mensch, hat selber 2 Kinder und ist mit einem Traum von einem Mann verheiratet, der sie zudem auch noch auf Händen trägt und die Kinder vergöttert. Onkel Tim ist ein ziemlich erfolgreicher Geschäftsmann und hat sich in der Bankenwelt als privater Investmentberater einen Namen gemacht. Kaum einer seiner Kunden war von der weltweiten Krise betroffen, was die Nachfrage nach seinen Beraterqualitäten enorm steigerte. Mittlerweile wohnen meine Verwandten deshalb auch in einer Villa unmittelbar am Strand der Tampa Bay.

Als das Flugzeug ganz sachte auf der Rollbahn aufsetzt entfährt mir ein erleichterter Seufzer. Ich fliege nicht gern, nur wenn es unbedingt sein muss und bin dann wirklich froh, wenn ich wieder festen Boden unter meinen Füßen habe. Als der Ausstieg freigegeben wird, mache ich mich auf den Weg nach draußen. Kaum in der Empfangshalle angekommen, sehe ich schon das riesige Schild mit der Aufschrift >> Herzlich willkommen zu Hause May<<. Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Alle 4 sind gekommen um mich zu begrüßen und ich stürze mich zuerst in Tante Elaines Arme. Auch sie weint und beteuert die ganze Zeit wie sehr sie sich freut, dass ich nun endlich da sei.

„ Es tut mir so unendlich leid, wir furchtbar ich auf der Beerdigung zu dir war Tante Elaine. Ich habe mich unmöglich benommen und dafür möchte ich mich entschuldigen.“

Sie schaut mich vollkommen entrüstet an.

„Es gibt absolut nichts, wofür du dich entschuldigen musst meine Kleine. Ich bin so froh, dass du endlich hier bist.“

Nochmal drücke ich sie fest und wende mich dann Onkel Tim zu.

„Vielen Dank, dass ich hier bei euch sein darf.“

„Es gibt auch nichts, wofür du dich bedanken muss May, schließlich sind wir eine Familie und die Familie hält zusammen!“

Ich strahle ihn an und wende mich dann meinem Cousin Steven und seiner Schwester Trisha zu. Er ist so alt wie ich und sie ist 2 Jahre jünger. Auch mit den Beiden fällt die Begrüßung sehr herzlich aus und ich freue mich, dass ich endlich den Mut gefunden habe, diesen Schritt zu gehen und das Chicago, dass ich kannte, hinter mir zu lassen.

Die Fahrt verläuft alles andere als schweigend. Wir unterhalten uns über alles Mögliche und sind sehr ausgelassen. Ich fühle mich sofort wohl, verstanden und angekommen. Onkel Tim trägt mir nach unserer Ankunft meine Tasche ins Haus und ich schultere meinen Rucksack. Sie haben mir eins der 3 Gästezimmer hergerichtet. Ich staune nicht schlecht als sie es mir zeigen. Da steht ein wunderschönes Queen-Size Himmelbett, es gibt 4 bodenhohe Fenster mit Aussicht auf die Bay und ich habe ein eigenes und dazu noch ziemlich großes Badezimmer.

„ Wir haben hier noch nicht viel eingerichtet May. Ich dachte wir gehen morgen gemeinsam schoppen und du suchst dir deine Möbel selbst aus und auch Wandfarbe oder Tapeten sollen natürlich deinem Geschmack entsprechen. Da du jetzt zum Ende der Ferien zu uns gekommen bist, können dann alle Umgestaltungen erfolgen wenn du in der Schule bist. Dann wirst du hier nicht gestört. Apropos Schule, wir haben dich schon auf der gleichen Schule angemeldet, auf die auch Steven geht. Dann kennst du wenigstens schon mal eine Person. Die Lehrer und auch die Schüler sind sehr nett und du wirst unterstützt wo es nur geht. Da du ja aber das letzte Schuljahr als Jahrgangsbeste abgeschlossen hast, mache ich mir nicht allzu große Sorgen, dass du mitkommst.“

Elaine lächelt mich herzlich an und ich freue mich, ein wenig Stolz in ihrem Gesicht zu lesen.

„Mum und Dad hätten nicht gewollt, dass ich mich gehen lasse. Sie wollten immer, dass ich auf ein gutes College oder eine gute Uni gehe und mir meinen Traum vom Medizinstudium erfülle. Und das möchte ich mehr denn je und mich auf Notfallmedizin spezialisieren. Wenn dort Fortschritte gemacht werden, kann vielleicht in ein paar Jahrzenten den Menschen vor Ort schon besser geholfen werden und die Mortalitätsrate bei Unfällen sinkt.“

Schon wieder hat Elaine Tränen in den Augen.

„Du bist deiner Mutter so unglaublich ähnlich May. Das ist wirklich schön. Die beiden wären so wahnsinnig stolz auf dich. Aber nun erst mal genug davon. Tim hat ein BBQ für heute Abend vorbereitet. Pack du in Ruhe deine Sachen aus und mach dich frisch nach dem Flug. Wir sind dann unten in der Küche!“

Sie gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und lässt mich dann in meinem neuen Reich allein. Ich packe zuerst nur das notwendigste aus, da ich bis jetzt ja noch keinen Schrank habe und gehe dann zu allererst duschen. Nach knapp 3h Flug tut das wirklich gut. Abgesehen davon ist es in Florida nun mal wärmer als in Chicago. Ich flechte meine langen braunen Haare zu einem Zopf, ziehe ein rotes Tanktop an und eine blaue Hotpants und mache mich auf den Weg in die Küche. Dort bereiten Trisha und Elaine gerade Salat zu.

„Kann ich euch etwas helfen?“

„Aber gerne Liebes, du kannst das Baguette aufschneiden und in den Brotkorb füllen. Die Männer sind schon fleißig am grillen und es dürfe bald fertig sein.“

Ich trete auf die Küchentheke zu und beginne das Baguette zu schneiden. Als ich damit fertig bin bringe ich den Brotkorb und einige Saucen die mir Elaine gegeben hat in den Garten. Tim und Steven stehen am Grill und fachsimpeln über die richtige Temperatur von Grill und Fleisch. Ich muss grinsen. Zu Hause habe ich immer mit meinem Dad diese Unterhaltung geführt. Als Tim mich bemerkt winkt er mich zu sich.

„Hey May, was sagst du dazu. Steven meint der Grill muss gute 300° heiß sein, ich bin da etwas vorsichtiger und sage 220°, wie ist deine Meinung?“

„Mein Dad sagte immer, ab 250° schließen sich die Poren des Fleische schnell genug, damit es von außen schön knusprig und innen schön saftig wird. Er hat immer den Grill so lange heizen lassen, bis er die Hand nicht mal mehr 2 Sekunden über der Gluthitze halten konnte und hat dann angefangen zu grillen. Wenn wir nachgemessen haben, waren es immer so um die 250-260° Grad. Andere Erfahrungen kann ich nicht vorweißen.“

„Das ist ja mal eine ganz andere Sichtweise, aber sicherlich auch nicht falsch. Ich werde mich da einfach nochmal belesen. Wie gefällt dir eigentlich dein Zimmer?“

„Ach es ist ganz wunderbar. Der Ausblick ist fantastisch und ich habe eine eigenes Badezimmer!“, sage ich grinsend.

„Na schau, so soll es doch sein. Wenn dann bald noch die Möbel drin stehen die dir gefallen und vielleicht auch farbliche Veränderungen vorgenommen wurden, wirst du dich ganz schnell wie zu Hause fühlen!“

Ich lächle ihn an und weiß, dass er recht hat.

Ich bin gerade mal eine Stunde hier und habe trotzdem das Gefühl, angekommen und gut aufgehoben zu sein. Wenn jetzt auch noch in der Schule alles klappt, wird die Zeit bis zu meinem 18. Geburtstag und dem Beginn meines Studiums eine sehr schöne. Auch wenn ich all diese Erfahrungen ohne mein Eltern machen muss.

May's Way

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