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Kapitel 4 Ein Elch läuft davon

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Er musste sich übergeben. Erst einmal, dann ein zweites Mal. „Scheiße, scheiße, Mann verdammt!“, schrie er. George Gunnarson torkelte zum Medizinschrank und nahm eine Handvoll Pillen aus einer Dose. Auf diesen herum kauend ging er in die Küche, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. Er schluckte den Cocktail herunter und sank bleich auf den nackten Küchenboden. Die digitale Zeitanzeige der Mikrowelle zeigte 09:36 Uhr.

Rrrhrrr, sein Handy vibrierte. Rrrhrrr. Rrrhrrr. „ George, du musst ins Büro. Was machst du die ganze Zeit?“ Julie, seine Kollegin von French ElectriCity, fragte energisch. „Bin auf dem Weg, gleich da, okay?!“, krächzte er vor sich hin.

George Gunnarson saß halb nackt auf dem Boden seiner Küche und brauchte fast fünf Minuten um aufzustehen. Nachdem er sich umgezogen hatte und erneut in der New Yorker U-Bahn stand, wählte er die Nummer von Julie Besson. „Tut mir Leid, bin gleich da. Ich hab verschlafen, mir geht’s nicht so gut. War gestern Sushi essen und das muss wohl nicht gut gewesen sein. Vor dem nächsten Meeting bleib ich beim Tomahawk Steak“, faselte George ohne Pause ins Handy. „Ach ja. Klar. Ich war gestern auch Sushi essen und rein zufälligerweise hab ich dich getroffen. Aber die Kleinigkeit mit den drei Damen hab ich vergessen, du wolltest natürlich nur wegen der Fischvergiftung, dass ich die Vierte im Bunde bin!“, dröhnte Madame Besson ins Telefon.

„Oh, ehm, ja. Wir sprechen gleich, okay? In zwanzig Minuten bin ich bei euch“, entgegnete George. Na, das kann was werden, j`aime la France, dachte er sich.

Er erreichte das French ElectriCity Büro ein paar Blocks von seiner Arbeitsstelle um elf Uhr. Mit einem immer noch dröhnenden Kopf erschien George in Julies Büro.

„Was war da los gestern?“, schrie sie ihn an. George hatte keine passende Antwort parat. Er wusste es selbst nicht mehr.

Es klopfte an der Tür.

„Mister Gunnarson, ich hoffe du kannst dich an dieses Geschäft noch erinnern. Es geht um eine Pipeline von Norwegen nach England und wir hoffen, dass es in ein paar Jahren eine Verbindung nach Frankreich gibt, durch den Ärmelkanal. Wer weiß, wie lange es noch eine Lobby für die Atomenergie gibt bei uns. Wir müssen uns absichern und dafür brauchen wir euer Gas und die Verbindung zum Gro-Feld, Leif Eriksson muss bohren“, referierte Julie Besson äußerst sachlich. „Kann ich die Tür öffnen?“, fragte sie.

George antwortete nicht. „Julie, auf deinem Tisch?“, stotterte er. „Siehst du das??“... Mit einem ächzenden Klirren fiel etwas auf den Boden vor dem Tisch. Glas zersplitterte und Wasser floss die Kante hinunter. George blickte auf dieses surreale Bild eines kahlen Betonbodens in einem New Yorker Bürohochaus und sah ein Bild aus seiner Vergangenheit aufblitzen. „Ein Elch läuft davon, Julie, ein Elch läuft davon“, Georges Flüstern war kaum zu hören, so zerbrechlich klang seine Stimme.

„George, alles in Ordnung? Wir brauchen das Geschäft mit den Engländern“, sagte Julie ruhig. „Dann lass sie doch rein“, erwiderte George.

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