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Kapitel 1: Rauswurf
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Abschied mit schwarzer Rose
Roman
Impressum
Texte © Copyright by Benno Wunder
benno-wunder@gmx.de
Bildmaterial © Copyright by Benno Wunder
Alle Rechte vorbehalten
Aus dem Inhalt: Wieder und wieder beteuerte Herbert, es war ein Unfall, eine Verkettung unglücklicher Ereignisse. Wenn Marie nicht verächtlich auf seinen schlaffen Penis geblickt, ihn ausgelacht und Schlappschwanz genannt hätte, wäre ihm die Hand nicht ausgerutscht. Niemals zuvor und niemals danach schlug er eine Frau. Es war kein harter Schlag. Von so einem Schlag fällt niemand um. Marie stürzte, weil sie im selben Moment einen Schritt zur Seite machte und deshalb nur auf einem Bein stand. Hart schlug ihr Kopf auf einen Bettpfosten. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er Maries Leben ausgelöscht und sein eigenes ruiniert. Herbert verlor alles: Seine Frau, seine Tochter, sein Haus, seine Stelle als Prokurist und achtzehn Jahre pralles Leben. In einer weit entfernten Stadt versuchte er als Unternehmensberater ein neues Leben zu beginnen; ein einsames Leben, denn mehr ließ die Schuld, die er auf sich geladen hatte, nicht zu.
Personen und Namen sind frei erfunden. Jegliche Übereinstimmung mit der realen Welt ist zufällig und nicht beabsichtigt.
Über Benno Wunder: Benno Wunder ist ein Pseudonym. Nach Stationen in Stuttgart, Tübingen, München, Dortmund, Princeton, Basel, Bangalore und New York lebt der Autor am Bodensee.
Abschied mit schwarzer Rose ist ein neuer Roman des Autors von Ein zerrissenes Leben und Liebevoller Samenraub.
Gartenarbeit, so lästig sie oft war, machte mir heute Spaß. Ich freute mich über die Amsel, die zutraulich um mich herum hüpfte, während ich den Rasen mähte. Natürlich ging es dem Vogel nicht um meine Glückseligkeit, sondern um Insekten und Würmer, die ich durch den Grünschnitt frei legte.
Plötzlich war der Strom weg. Julia, fünfzehn war sie seit ein paar Tagen, hatte den Stecker gezogen, damit ich sie hören konnte. Von der Türschwelle zur Terrasse rief sie:
„Papa, die Polizei will etwas von dir.“
„Was?“, fragte ich zurück.
„Die Polizei.“
„Was will die denn?“
„Das weiß ich doch nicht“, antwortete sie in einem ruppigen Tonfall.
„Ja, klar, blöde Frage.“ Ich klopfte Gras von meinen Hosenbeinen und machte mich auf den Weg zum Haus. Auf der Terrasse setzte ich meinen Sonnenhut ab, zog meine Gartenschuhe aus und schlüpfte in meine Slippers.
Freundlich grüßend näherte ich mich den beiden Polizisten, die in der Diele auf mich warteten.
„Sind Sie Herbert Tahler?“, fragte mich der Ältere, hielt mir seinen Ausweis vor die Augen und stellte sich als Kriminalkommissar Zander vor. Mit der Hand auf seinen jüngeren Kollegen weisend, sagte er, „Kriminalobermeister Rizzi.“
„Ja, was kann ich für Sie tun“, fragte ich.
Herr Rizzi blätterte in seinem Notizbüchlein, hob den Blick und fragte mich: „Können Sie sich an den siebten April neunzehnhundertsiebenundachtzig erinnern?“
Scheiße, dachte ich, und gab ein nachdenkliches „Mhm“ von mir. Dann wiederholte ich das Datum: „Siebter April neunzehnhundertsiebenundachtzig, das ist über zwanzig Jahre her. Warum wollen Sie das wissen?“
„Fragen stellen wir“, belehrte mich Kommissar Zander.
„Zu jener Zeit war ich vermutlich in Hoboken bei New York“, antwortete ich.
„Geht es etwas präziser als vermutlich“, fragte der Obermeister bissig. „Was machten sie in Newboken?“
„Hoboken“, korrigierte ich, „Hoboken bei New York. Ich arbeitete bei der Firma Sternfeld & Son.“
„Haben sie aus jener Zeit ein Dokument mit Datum, eine Kopie ihres Arbeitsvertrags?“
„Ich müsste meine alten Unterlagen durchsuchen“, antwortete ich. „Aber warum?“
„Suchen Sie“, forderte mich der Kommissar auf, gab mir seine Karte und sagte, er wolle mich in drei Tagen auf seiner Dienststelle sehen.
Kaum waren die Polizisten weg, kam Heidi zu mir und fragte, was die Kripo von mir wollte.
„Das frage ich mich auch. Sie wollten wissen, wo ich mich am siebten April neunzehnhundertsiebenundachtzig aufhielt.“
„Ha! Das liegt lange zurück“, sagte Heidi. Einen Augenblick später fragte sie: „Kannst du dich erinnern, wo du damals warst?“
„Vermutlich in Hoboken“, log ich. „Vielleicht finde ich in dem Ordner mit den alten Dokumenten eine Kopie meines Arbeitsvertrags mit Sternfeld & Son.“
Von meiner Antwort beruhigt ging Heidi zurück in die Küche zu der Maispoularde, die im Backofen schmorte.
Wie kann die Kripo nach zwanzig Jahren mich verdächtigen?, fragte ich mich, als ich auf der Terrasse meine Gartenschuhe anzog. Auch während ich das letzte Stück Rasen mähte, ging mir diese Frage ständig durch den Kopf. Wie sollte ich mich verhalten? Ich könnte den Naiven spielen und lügen. Oder sollte ich die Wahrheit sagen und endlich einen Schlussstrich unter den verdammten siebten April neunzehnhundertsiebenundachtzig ziehen. Oh je, das wird nicht gut enden.
Beim gemeinsamen Abendessen überspielte ich meinen Kummer, lobte Heidi überschwänglich für die köstliche Maispoularde und erzählte dann eine lustige Geschichte aus meiner Schulzeit: „Als wir in der Physikstunde den Antrieb von Raketen behandelten, sollten wir mit Luftballons den Rückstoß demonstrieren. Wir bliesen die Ballons auf und ließen sie frei. Die ausströmende Luft trieb sie durch das Klassenzimmer. Es war eine Gaudi; einige Schüler johlten, andere kreischten. Auf einmal schwebte ein aufgeblasenes Kondom durch den Raum.“
Heidi und Julia lachten.
„Ehrlich?“, fragte Heidi, „oder machst du einen Scherz?“
„Kein Scherz“, antwortete ich.
„Hast du das Kondom aufgeblasen?“, fragte Julia.
„Nein, dazu fehlte mir der Mut. Meine Mutter hätte mich umgebracht. Mein Freund Bernhard war der lustige Vogel; der schreckte vor nichts zurück.“
„Wie alt ward ihr damals?“, fragte Heidi.
„Sechzehn, siebzehn“, antwortete ich. „Leider fand Herr Hornschuh, unser Physiklehrer, das Kondom überhaupt nicht lustig. Bernhard bekam einen Eintrag ins Klassenbuch und musste wegen sittlicher Verfehlung zum Schulrektor. Der schiss ihn zusammen, brummte ihm vier Stunden Arrest auf und einen Hausaufsatz über das Thema Anstand und Sitte.“
Julia verging das Lachen. „Das ist ziemlich hart“, meinte sie.
„Damals ging es in der Schule strenger zu als jetzt“, erklärte ich. „Die älteren Lehrer kamen aus einer Zeit, in der die Menschen nicht so frei leben konnten wie wir heute.“
Nach dem Essen räumten wir zusammen den Tisch ab. Da Heidi gekocht hatte, musste ich das Geschirr abspülen, die Spülmaschine füllen und die Küche in Ordnung bringen. Wer kochte, hatte nach dem Essen frei; so hatten Heidi und ich das vereinbart. Nur an Festtagen und wenn Gäste zu Besuch kamen, kochten Heidi und ich gemeinsam und erledigten nach dem Mahl den Abwasch zusammen.
Oh je, oh je; sobald ich allein war huschten wieder schwarze Gedanken durch mein Gehirn. Was wussten die beiden Polizisten? Hatte mich am siebten April neunzehnhundertsiebenundachtzig jemand gesehen? Jemand, der meinen richtigen Namen kannte. Ich verkehrte dort doch als Joachim aus Heilbronn.
Julia kam in die Küche und fragte: „Musizieren wir noch?“
„Was?“, fragte ich zurück. Langsam kroch ich aus meinem Tunnel. „Entschuldige bitte.“
„Du warst gedanklich weit weg“, stellte sie fest. „Musizieren wir noch zusammen?“
„Aber ja, ich bin hier gleich fertig.“
Seit Julia einigermaßen gut Klarinette spielen konnte, begleitete ich sie mit der Geige. Fast jeden Abend übten wir eine halbe Stunde lang. Zurzeit probten wir eine Passage aus dem Adagio von Mozarts Klarinettenkonzert KV 622. Wir liebten diese Musik. Unser Spiel spornte Julia an und beruhigte mich nach einem aufreibenden Arbeitstag. Selbst nach den bangen Stunden, die ich heute durchlebte, ließ Mozarts Musik keinen Platz für trübe Gedanken. Doch nach dem letzten Ton kamen meine Sorgen zurück. Verdammter Mist.
Ich täuschte Kopfschmerzen vor, bat Heidi um eine von ihren Schlaftabletten und legte mich früh ins Bett.
In der Nacht schrie ich zweimal hintereinander ein langgezogenes „nein“. Die lauten Schreie weckten nicht nur mich sondern auch Heidi, die sich sofort aufrichtete und das Licht anknipste. Ihren entsetzten Blick werde ich nicht vergessen.
„Was ist mit dir los?“, fragte sie. „Was hast du Schlimmes getan? Warum interessiert sich die Kripo für dich? Erzähl‘ mir, was damals passierte, und lüg‘ mich nicht länger an.“
Stockend gestand ich: „Möglicherweise bin ich Schuld am Tod einer jungen Frau.“
„Was bedeutet möglicherweise?“, fragte sie. „Wer war diese junge Frau?“
„Sicher bin ich nicht. Ich habe all die Jahre gehofft, dass Marie überlebte.“
„Was denn für eine Marie?“
Ich zögerte; es fiel mir schwer meiner Liebsten die Wahrheit zu sagen. „Marie arbeitete in einem Bordell in Stuttgart.“
„Du gingst zu Huren?“, fragte Heidi ungläubig. „Ein hübscher Junge wie du?“
„Lass es mich dir erklären und unterbreche mich bitte nicht. Ich hatte damals eine Erektionsstörung, dank meiner prüden Mutter. Sie hatte mir gedroht: Wenn du ein Mädchen benutzt, um deine wüste Lust zu befriedigen, werde ich dich hassen.“
„Der einzige, mit dem ich über mein Erektionsproblem reden konnte, war mein Freund Bernhard.“
„Weiß Bernhard von Marie?“, fragte Heidi.
„Nein, wir redeten über Sex. Ich erzählte ihm, dass ich Frauen liebe, sie aber nicht benutzen wolle. Bernhard schüttelte den Kopf. Ich hätte eine zu hohe Meinung von Frauen, sagte er und empfahl mir, es mit einer Hure zu versuchen. Das will ich nicht, war meine erste Reaktion. Sein Vorschlag nagte jedoch so lange in meinem Gehirn, bis sich mein ablehnendes ‚das will ich nicht‘ in ein neugieriges ‚warum nicht‘ verwandelte. Im Bahnhofskiosk in Stuttgart trank ich mir Mut an, bevor ich mich auf den Weg zu dem Bordell machte, das im Reutlinger Anzeigenblatt annonciert hatte. Mit wackligen Knien öffnete ich die Tür des Hurenhauses und trat in das erste Zimmer auf der linken Seite. Dort empfing mich ein freundliches Lächeln. Sie heiße Paulina, sagte sie und fragte mich nach meinem Namen.“
„Vorhin hieß sie Marie, jetzt heißt sie Paulina“, wandte Heidi ein. „Was denn nun?“
„Warte, gib mir Zeit, es begann mit Paulina. Nachdem ich mir die Hände und sie mir meinen Penis gewaschen hatte, legten wir uns auf ihr Bett. Zärtlich strichen ihre Hände über meinen Körper zu meinem Penis, den sie lange drückte und rieb. Da er schlaff blieb, fragte sie mich, was mit mir los sei. Ich erzählte ihr von meiner Mutter, die mir eingetrichtert habe, dass ich Frauen verehren müsse und sie nicht benutzen dürfe.
Ich müsse sie nicht verehren, sagte Paulina, sie sei ein geiles Luder. Wenn ich sie nicht ficke, ficke sie sich selbst. Ich solle gut aufpassen. Als sie einen Dildo mit Speichel befeuchtete und dann nach unten führte, spürte ich, wie Blut in meinen Penis schoss. Dank Paulina hatte ich mit zweiundzwanzig zum ersten Mal Sex. Es war wundervoll. So oft meine Finanzen es erlaubten, besuchte ich Paulina; ja, selbst am Tag meiner Abreise nach Hoboken wollte ich noch ein letztes Mal mit Paulina zusammen sein.
Mit einem kleinen Abschiedsgeschenk betrat ich ihr Zimmer und stutzte, denn da war nicht Paulina sondern eine andere Frau, die sich mir als Marie vorstellte. Paulina mache eine Pause, sagte sie und behauptete, was ich mit Paulina getan habe, könne ich genauso gut mit ihr tun. Nein, ich konnte es nicht. So sehr mich Marie auch bearbeitete, mein Penis blieb schlaff. Leider klappe es nur mit Paulina, sagte ich, stand auf und zog mich an. Vielleicht war sie von sich selbst enttäuscht und wollte dieses bittere Gefühl an mich weiter geben, als sie spöttisch lächelnd auf meinen Penis blickte und mich Schlappschwanz nannte. Wenn Marie mich nicht beleidigt hätte, wäre mir die Hand nicht ausgerutscht. In meiner Erinnerung war es kein starker Schlag. Nur weil sie im gleichen Moment einen Schritt zur Seite machte und nicht stabil auf beiden Beinen stand, verlor sie das Gleichgewicht und stürzte. Zu allem Übel knallte sie mit dem Kopf auf einen Bettpfosten. Es war ein Unglück. Glaube mir, mehr als hundert Mal habe ich mich wegen dieser Ohrfeige verflucht. Ich hatte davor und danach niemals eine Frau geschlagen.“
Heidi begann zu weinen. „Warum hast du keine Hilfe geholt?“, fragte sie.
„Ich lief zur nächsten Telefonzelle und wählte den Notruf. Danach ging ich zum Bahnhof. Mit meinem Gepäck, das ich in zwei Schließfächern verstaut hatte, stieg ich in den Zug nach Amsterdam; von dort flog ich am nächsten Tag nach New York. Damit ich weiterleben konnte, redete ich mir ein, Marie sei gerettet worden.“
„Was willst du nun tun?“, fragte Heidi.
„Zuerst möchte ich mir anhören, was die Polizei genau von mir will. Vielleicht ist Marie am Leben geblieben. Ich werde nicht lügen. Wenn sie mich fragen, wo ich am siebten April neunzehnhundertsiebenundachtzig war, werde ich sagen, dass ich an diesem Tag mit dem Zug von Stuttgart nach Amsterdam fuhr und am darauf folgenden Tag von Amsterdam nach New York flog. Und wenn sie mich fragen, ob ich vor der Zugfahrt im Bordell war, werde ich das nicht abstreiten.“
Zwischen zwei Tränenschüben fragte Heidi: „Was soll aus uns werden, aus unserer Familie? Oh Julia!“
Nun kamen auch mir die Tränen. „Es tut mir unendlich leid. Ich hoffe, dass Marie nicht gestorben ist.“
Nach ein oder zwei Minuten, in denen wir weinend nebeneinander saßen, trocknete Heidi ihre Tränen und schnäuzte sich. Verbunden mit einem bösen Blick warf sie mir vor: „Du hast unsere Liebe mit einer Lüge begonnen.“
Dieser Satz fühlte sich an, wie ein Biss in mein Herz. „Ich habe dich nicht belogen, ich habe nur nichts gesagt“, erwiderte ich.
„Das ist für mich das Gleiche. Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander.“ Enttäuscht wandte sie sich von mir ab. Als erneut Tränen über ihre Wangen kullerten, stand sie auf, nahm ihr Kopfkissen und ihre Bettdecke und zog in eines der Gästezimmer um.
„Bleib bitte bei mir“, bettelte ich.
Die nächsten Tage verliefen tränenreich. Schlimm war für mich, dass wir Julia aus diesem Drama nicht heraushalten konnten. Ihre heile Welt brach zusammen. Statt in die Schule zu gehen, blieb sie in ihrem Zimmer und weinte. Weil ich Heidi und Julia nicht in die Augen sehen konnte, ging ich ihnen aus dem Weg. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst.
Bei der Kriminalpolizei erfuhr ich, dass Marie nicht überlebt hatte. Verdammt noch mal, im Bruchteil einer Sekunde hatte ich Maries Leben ausgelöscht und meines ruiniert. Ich rätselte, wie die Kripo überhaupt auf mich kommen konnte. Sie hätten meine Fingerabdrücke an der Türklinke und an einem Wasserglas entdeckt, hatte mir der Kommissar eröffnet. Genau genommen hatten sie nur Fingerabdrücke gefunden, ohne meinen Namen und meine Adresse. Offensichtlich waren meine Fingerabdrücke in einer Datenbank gespeichert. Aber wie kamen sie dorthin? Schlagartig ging mir ein Licht auf: Als ich vor ein paar Monaten einen neuen Reisepass beantragte, willigte ich ein, meine Fingerabdrücke erfassen und im Ausweis elektronisch speichern zu lassen. Dadurch werde der Pass zu einem Unikat, das nicht gefälscht werden könne, hatte die Angestellte auf der Behörde mir erklärt.
Weil es sich nicht um Mord sondern um Körperverletzung handelte, war meine Untat verjährt und wurde nicht weiter verfolgt. Aber die Schuld, die ich auf mich geladen hatte, drückte mich zu Boden, und nicht nur mich; die beiden Menschen, die ich am stärksten liebte, riss ich mit mir ins Unglück. Außer wahnsinnig werden, konnte ich nichts mehr tun. Deshalb empfand ich es wie eine Erlösung, als Heidi sagte: „Ich kann dich nicht mehr achten; du musst fortgehen, möglichst weit weg.“ Selbst in der Katastrophe bewahrte sie Haltung. Ich hätte mich nicht beschweren können, wenn sie mich angebrüllt hätte: „Hau ab, du hast alles kaputt gemacht.“
Aber wohin sollte ich gehen? Ich hatte doch hier meine Arbeit. Tränen rollten über meine Wangen, als ich mich am Abend in meinen BMW setzte und Gas gab. Ich schaltete das Radio ein, hörte aber kaum auf die Musik, bis Janis Joplin von Bobby McGee sang. Eine Zeile summte ich mit: „Freedom’s just another word for nothin’ left to lose …..“
Weit kam ich nicht. Nach wenigen Kilometern sperrte die Polizei mit viel Blaulicht die Bundesstraße, weil ein Auto gegen einen Brückenpfeiler gekracht war. Eine Polizistin forderte mich auf zu wenden und in die Richtung zu fahren, aus der ich gekommen war. Dass es keine andere Möglichkeit gab, sah ich sofort ein. Während ich von der Unfallstelle wegfuhr, bemerkte ich, dass mein Kopf alle paar Sekunden zuckte. Da auch meine Arme und Beine unkontrollierte ruckartige Bewegungen machten, folgte ich dem Hinweisschild zu einem Landgasthof. Offenbar nahm mich der Crash des anderen Autos ziemlich mit. Hatte er das gemacht, was ich selbst vorhatte? Wie dem auch sei, ich sollte ihm danken, dass er mich davon abhielt in den Tod zu rasen. Ein Funken Hoffnung zündete in meinem Gehirn: Vielleicht kann ich weit weg von hier ein neues Leben beginnen. Der nächste Gedanke brachte mich zurück in die Gegenwart: Zuerst muss ich die Probleme hier lösen.
Auf dem Parkplatz des Gasthofs wartete ich im Auto, bis ich mich beruhigt hatte. Dann stieg ich aus und ging zur Rezeption, zu einer freundlich blickenden Dame. Meine Frage, ob sie ein freies Zimmer hätten, beantwortete sie mit „ja“. Flink schob sie mir den Block mit den Anmeldeformularen zu und fragte, wie viele Nächte ich bleiben wolle. Zunächst nur eine Nacht, antwortete ich, aber leicht könnten daraus mehr werden. Mit ruhiger Hand füllte ich das Formular aus und schob den Block zurück zu ihr. Lächelnd warf sie einen Blick darauf, dann gab sie mir den Schlüssel zu Zimmer 107 im ersten Stock. Wenn ich noch etwas essen wolle, solle ich mich beeilen, sagte sie, die Küche schließe in einer halben Stunde.
An Essen hatte ich nicht gedacht, aber jetzt, da sie es erwähnte, wurde mir bewusst, dass ich zuhause nichts gegessen hatte. Großen Hunger verspürte ich nicht. Ob ich etwas Kleines bekommen könne, fragte ich, ein Schinkensandwich und dazu ein Bier. Selbstverständlich, erwiderte sie.
Gerne hätte ich mich mit einem Lächeln bei ihr bedankt, konnte aber nicht, weil die schmerzvollen Gedanken an Heidi und Julia ein Lächeln nicht zuließen. Ich wolle einen Blick in das Zimmer werfen, sagte ich, nahm den Schlüssel und machte mich auf den Weg zu Zimmer 107. Schön, war mein erster Eindruck; ein geräumiges Zimmer mit einem großen Fenster, das sich auf eine Wiese mit Obstbäumen öffnete. Hellbraun gebeizte Möbel aus Buchenholz und das Bild eines Sonnenaufgangs in den Bergen gaben dem minimalistisch mit Bett, Schrank und Sitzecke eingerichteten Raum ein heimeliges Flair. Eine Tür an der Wand neben dem Bett führte in ein Badezimmer mit Handwaschbecken, Dusche und WC. Ich freute mich über das kleine Stück Seife und den Portionsbeutel mit Duschgel, denn ich hatte kein Waschzeug dabei, auch keinen Rasierapparat und keine Zahnbürste. Die Zähne konnte ich zur Not mit Kaugummis putzen. Davon hatte ich immer welche in der Tasche, weil ich die Gummis als Mittel gegen Sodbrennen kaute. Durch Kauen bilde sich vermehrt Speichel, und der neutralisiere die Magensäure, hatte mir Doktor Aschenbach, unser Hausarzt, erklärt.
Zurück im Wohnschlafraum lockte mich das Bett zu einer Liegeprobe. Die Matratze fühlte sich so gut an, dass ich am liebsten liegen geblieben wäre. Allein die Lust auf ein kühles Bier warf mich aus dem Bett. Bevor ich hinunter ins Restaurant ging, nahm ich aus dem Umschlag mit der Aufschrift Willkommen, der auf dem kleinen Tisch an der Sitzecke für mich bereit lag, einen Notizblock und einen Kugelschreiber, beide mit der Adresse des Landgasthofs bedruckt. Beim Essen wollte ich aufschreiben, was ich alles tun musste und in welcher Reihenfolge.
Ob man mir ansah, dass ich dem Tod nah war, fragte ich mich, als im Restaurant einige Gäste mich anstarrten und die Bedienung sich erkundigte, wie es mir gehe. Nicht besonders, antwortete ich, auf der Landstraße habe es einen schlimmen Unfall gegeben. Oh je, davon hätten sie hier nichts mitbekommen, sagte sie. Wie wenn sie das Unglück von ihrer rosigen Jugend fern halten wollte, wechselte sie sofort das Thema: Den Rostbraten mit Kartoffelpüree und Blaukraut könne sie mir empfehlen. Ich schüttelte den Kopf. Ich wolle nur etwas Kleines essen, ein Schinkensandwich oder Schinkenbrot und dazu ein großes Pils.
Ein Bauernbrot mit Schinken notierte sie. Pils hätten sie nur in Flaschen, nicht vom Fass. Als sie mein okay hörte, rauschte sie ab zur Theke.
Rasierapparat, Zahnbürste, Kulturbeutel, Unterwäsche, Kleidung waren die ersten Worte auf dem Notizblock. Was in eine Tasche und einen Koffer passte, würde ich morgen aus unserem Haus holen.
Mit Walter Zeller reden, schrieb ich als zweiten Punkt in meine Liste. Mist, Mist, Mist, dachte ich, wie würde Walter reagieren. Er und mein Vater waren Schulfreunde oder sogar mehr. Auch nach dem Abitur hielten sie über weite Entfernungen losen Kontakt. Walter studierte Maschinenbau in Aachen und mein Vater Chemie in Stuttgart. Viele Jahre später, als Walter einen Investor brauchte, um sein Unternehmen Rototech zu gründen, wandte er sich an meinen Vater. Der war bereit sich mit fünfundzwanzig Prozent an Rototech zu beteiligen. Nach dem Tod meines Vaters erbte ich diesen Anteil.
Trotz des Altersunterschieds bauten Walter und ich über die Jahre eine tiefe Freundschaft auf, vertrauten uns und steuerten die Firma Rototech erfolgreich durch manche Woge. Nun musste ich ihm erzählen, dass ich vor mehr als zwanzig Jahren den Tod einer jungen Frau verursacht hatte. Ich würde ihn maßlos enttäuschen …
Die Bedienung unterbrach meine Grübelei. Sie brachte mir eine Flasche Pils und ein kelchförmiges Glas, in das sie einen Teil des schäumenden Getränks goss. „Zum Wohl“ wünschte sie, dann ging sie zu den Gästen am Nachbartisch, die bezahlen wollten.
Ich vergaß ihr zu danken. Die Suche nach einem Weg, wie ich Walter Zeller meine Untat schonend beibringen könnte, schien keine anderen Gedanken zuzulassen. Weil das Bier kalt war, trank ich es in kleinen Schlucken, goss nach und trank, bis die Flasche leer war. Als das Servierfräulein mit dem Schinkenbrot kam, bestellte ich eine zweite Flasche. Noch vor ein paar Tagen hätte ich das mit Butter bestrichene und mit reichlich gekochtem Schinken belegte Brot zusammen mit den am Rand liegenden Cocktailtomaten und Salatblättern genießerisch gegessen, heute jedoch fraß ich es in mich hinein.
Obwohl ich todmüde war, schlief ich in dieser Nacht wenig. Nackt wälzte ich mich von einer Seite auf die andere. Es lag nicht an dem fehlenden Schlafanzug; den vermisste ich nicht. In den ersten Jahren schliefen Heidi und ich Nacht für Nacht nackt zusammen. Wir brauchten den direkten Hautkontakt.
Nicht der Pyjama sondern meine ungewisse Zukunft raubte mir den Schlaf. Wohin sollte ich gehen, und was könnte ich dort arbeiten? Wenn ich im Süden bleiben wollte und möglichst weit weg vom Bodensee gehen sollte, bot sich der Osten von Bayern an. Passau kam mir in den Sinn. Dort hatte ich vor einiger Zeit geschäftlich zu tun. Ja, in dieser schönen Stadt mit den drei Flüssen könnte ich leben. Arbeiten müsste ich als selbständiger Ingenieur.
In jener Nacht entstand der Plan, innovative Unternehmen zu beraten, wenn sie ein neues Produkt entwickeln wollten und dafür Fördermittel vom Staat benötigten. Im Dschungel der finanziellen Zuschüsse kannte ich mich einigermaßen aus, seit ich bei Rototech erfolgreich Forschungsgelder für eine neuartige Siebzentrifuge akquiriert hatte. Sogleich fiel mir ein Slogan für meine neue Tätigkeit ein: Herbert Tahler, die Adresse für das Geld vom Staat. Ich musste lachen, nur kurz, dann drängelte sich der Kummer wieder vor.
Am Morgen wechselten meine Gedanken zwischen Frühstück, Walter Zeller und Betonpfeiler. Auch jetzt könnte ich noch tun, was mir gestern Abend verwehrt wurde. Warum ich mich für das Frühstück entschied, kann ich nicht sagen. Ein üppiges Buffet erwartete mich im Frühstücksraum mit Brötchen, Croissants, Butter, Marmelade, Rührei, Schinken, Tomaten, Pfirsichen, Orangensaft, Kaffee und Tee. Ich begann mit einer Tasse Kaffee und einem Croissant. Danach nahm ich ein Vollkornbrötchen und aß dazu Rührei, Schinken und Tomaten.
Aus dem Radio tönte ein Song der Kölschrockband BAP: „Alles em Lot, alles weed joot…“
Was für ein Unsinn, dachte ich; bei mir ist nichts im Lot, und nichts wird gut. Ich blieb lange sitzen und ließ bei einer weiteren Tasse Kaffee Zeit verstreichen. Heidi und Julia in unserem Haus zu begegnen, hätte ich nicht ertragen. Bevor ich losfuhr, buchte ich an der Rezeption das Zimmer für eine weitere Nacht.
Langsam näherte ich mich unserem Carport. Die Frage, ob Heidi schon in ihr Designbüro gefahren ist, beantwortete mein Auge sogleich: Ja, ihr Volvo stand nicht im Carport. Von schmerzenden Gedanken aufgewühlt fuhr ich auf meinen Stellplatz. Tränen schossen mir in die Augen. Was für ein unglückliches Ende einer großen Liebe. Hoffentlich sieht mich niemand, dachte ich, als ich ausstieg und weinend in unser Haus schlich. Plötzlich erkannte ich, wie absurd mein Handeln war: Ich schlich in mein eigenes Haus. „Du bist vollkommen am Arsch“, sagte ich zu mir. Passend zu meiner Stimmung empfing mich in der Diele eine schwarze Rose. Ohne Worte gab Heidi mir zu verstehen, dass ich für sie gestorben war.
In meinem Zimmer setzte ich mich ein paar Minuten lang auf einen Stuhl, atmete tief durch und trocknete meine Wangen. Danach füllte ich einen Koffer und eine Reisetasche mit Unterwäsche und Kleidung. Im Badezimmer sammelte ich meine Zahnbürste, eine Tube Zahnpasta, ein Stück Seife, einen Waschlappen, einen Kamm und meinen Elektrorasierer ein und verstaute sie in meinem Kulturbeutel. Den Beutel steckte ich in die Reisetasche. Ein Blick in den Spiegel erschreckte mich. Alt und mutlos sah ich mir entgegen, mit Bartstoppeln im Gesicht wie ein Penner. Schnell packte ich meinen Rasierapparat aus und holte nach, was ich im Gasthof nicht hatte tun können.
Vergiss deinen Laptop nicht, ermahnte ich mich. Nein, den musste ich mitnehmen. Ich legte ihn in den Koffer und polsterte ihn mit Kleidungsstücken ab.
Auf dem Wohnzimmertisch hinterließ ich einen Zettel mit ein paar Zeilen für Heidi und Julia: Meine Lieben, ich nahm heute mein Waschzeug und Teile meiner Unterwäsche und Kleidung mit. Den Rest werde ich in ein paar Tagen holen und anschließend meine Schlüssel in den Briefkasten werfen. Ich wünsche euch von Herzen alles Gute. Herbert
Walter Zeller bekam feuchte Augen, als ich ihm meine Geschichte erzählte. „Es tut mir leid, dich enttäuscht zu haben“, gab ich mit gebrochener Stimme von mir. Nach einer Pause, in der ich mich fasste, redete ich weiter: „Ich muss Rototech in den nächsten Tagen verlassen; Heidi will, dass ich aus ihrem und Julias Leben verschwinde. Gestern zog ich in ein Hotel.“
„Mensch Herbert“, entfuhr es Walter. „Das ist entsetzlich.“ Nach ein paar sprachlosen Sekunden fuhr er fort: „Entsetzlich für dich und schlecht für mich. Ich plante, die Leitung der Firma im nächsten Jahr dir zu übertragen und mich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Diesen Plan kann ich jetzt in den Reißwolf schieben.“ Einen Atemzug später fragte er: „Meinst du nicht, dass ihr eure Krise überwinden könnt? Ihr seid für viele ein Traumpaar. Soll ich einmal mit Heidi reden? Oder soll Sophie, meine Frau?“
„Nein, das würde nichts bringen. Heidi sagte, sie könne mich nicht mehr achten. Es ist hoffnungslos. Ich kann nicht mit einer Frau zusammenleben, die mich nicht achtet. Das könntest du doch auch nicht.“
Walter gab ein nachdenkliches „Mhm“ von sich. Dann fragte er: „Wer soll hier deine Arbeit machen?“
„Mein Assistent, Horst Bader, kennt sich mit dem Geschäft aus. Er ist ein pfiffiger junger Mann, und fleißig dazu.“
„Mann-o-Mann. Wohin willst du denn gehen?“, fragte Walter.
„Das weiß ich noch nicht; nur fort, möglichst weit weg.“ Dass ich mich bereits für Passau entschieden hatte, verschwieg ich.
„Und was willst du dann dort machen?“
„Als technischer Berater für kleine Unternehmen arbeiten.“
„Hast du dir das gut überlegt?“, fragte er.
„Ich wüsste nicht, was ich sonst machen könnte“, erwiderte ich.
„Lass‘ uns eine Nacht darüber schlafen“, schlug er vor, „vielleicht finden wir doch noch einen Ausweg.“
„Okay, wenn du meinst.“ Ich stand auf und ging in mein Büro. Dort begann ich die Dokumente zu ordnen. Damit Walter sich zurecht fand, schrieb ich eine Liste über den Inhalt von Mappen, Schubladen und Schränken. Private Gegenstände - den Bilderrahmen mit Fotos von Heidi und Julia und ein Stück versteinertes Holz, das ich als Briefbeschwerer verwendete - packte ich in meine Tasche.
Am nächsten Morgen rief Walter mich in sein Büro. Nach dem Abendessen hatte er meinen Fall mit seiner Frau besprochen. Weil Sophie nicht glauben konnte, was er ihr mitteilte, verzog sie sich in ihr Zimmer und telefonierte mit Heidi. Nach einem langen Gespräch kam sie mit feuchten Augen zu ihm ins Wohnzimmer. Da sei nichts mehr zu retten, meinte sie; Heidis Vertrauen in ihren Mann sei vollkommen zerstört. Sie wolle Herbert nicht mehr sehen.
„Herbert, du tust mir leid“, sagte Walter.
Mir kamen Tränen. „Es tut mir leid, dass ich dich so enttäuschte.“
„Was soll ich den Mitarbeitern hier erzählen?“, fragte Walter. „Aus welchem Grund würdest du von einem Tag auf den anderen verschwinden? Ich könnte dich beschuldigen, du hättest Aufträge privat abgerechnet; aber das will ich nicht.“
„Sag ihnen, meine Frau hätte mich zum Teufel gejagt, weil ich einer anderen ein Kind gemacht habe.“
„Du bist verrückt“, platzte Walter heraus. Er schüttelte den Kopf, stand auf und holte eine Flasche Mineralwasser und zwei Gläser. Mit zittriger Hand goss er Wasser in ein Glas. Nach einem langen Schluck fragte er: „Was soll aus deinem Anteil an Rototech werden?“
„Ich muss verkaufen. Es ist bestimmt im Interesse der Firma, wenn ich abtauche und Rototech mit meiner Tat nicht belaste. Natürlich brauche ich auch Geld.“
Schäbig war Walter Zeller nicht. Er zahlte mir einen fairen Preis. Ein anderer hätte vielleicht meine Situation ausgenutzt und den Preis gedrückt, nicht jedoch Walter.
„Die Summe, mit der dein Vater bei Rototech eingestiegen ist, kann ich dir innerhalb von ein paar Tagen zurückzahlen. Das ist versteuertes Geld, dafür musst du nicht noch einmal Steuern entrichten“, sagte er. „In den vergangenen zwanzig Jahren ist die Firma wertvoller geworden; heute ist sie viermal so viel wert wie damals. Deinen Anteil am Wertzuwachs werde ich dir in monatlichen Raten über die nächsten fünf Jahre auszahlen. Dieses Geld musst du allerdings versteuern.“
„Du bist ein wahrer Freund“, sagte ich, „verzeih‘ mir bitte.“ Nach diesen Worten verlor ich die Fassung, ließ meinen Tränen freien Lauf. Walter reichte mir eine Schachtel mit weichen Papiertüchern.
Sobald die Rückzahlung von Rototech auf meinem Konto erschien, überwies ich die Hälfte davon an Heidi. Mit der Bemerkung, „ich brauche dein Geld nicht“, schickte sie postwendend den Betrag zurück. „Das ist Geld von meinem Vater“, schrieb ich in die Zeile für den Verwendungszweck und überwies den Betrag erneut. Diesmal behielt sie ihn.
An einem Vormittag holte ich meine Siebensachen aus unserem Haus: Drei Plastiksäcke mit Schuhen, Wäsche und Kleidung, meine Geige, ein paar CDs, meine Lieblingsbücher und zwei Ölgemälde, die meine Schwester mir geschenkt hatte; dazu ein Kopfkissen, eine Wolldecke und mein Fahrrad.
„Bitte keine Tränen“, sagte ich vor mich hin, musste aber feststellen, dass ich dieser Bitte nicht folgen konnte. „Was für ein unglückliches Ende.“ Weinend schloss ich die Haustür ab und warf meinen Schlüsselbund in den Briefkasten. Mit meinem voll bepackten BMW fuhr ich nach Osten.