Читать книгу Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke! - Bernard Le Cordonnier - Страница 3

Prolog

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Das Leben ist kurz und endlich. Wer nicht jeden Tag nutzt, vergeudet wertvolle Zeit! Das Leben kennt schön und hässlich, hell und dunkel.

Jahre vergehen, Wege teilen sich! Wer weiß genau, welcher Weg richtig ist?!

Lasst uns einen Weg nehmen! Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke!

*

Andreas Müller ‒ der Name ist erfunden ‒ erblickt das Licht der Welt kurz nach 4 Uhr morgens. Es ist vorbei mit dem angenehmen und lauwarmen Umherdümpeln in Mutters Fruchtblase. Wegen der frühen Tageszeit ist es noch dunkel. Das Licht der Welt wird durch eine recht grelle OP-Lampe ersetzt. Andreas erschrickt heftig und brüllt laut.

Aufgrund persönlichen Glücks oder göttlicher Fügung entschlüpft er dem behütenden Schoß seiner lieben Mutter Luise nicht in einem der Slums einer lateinamerikanischen Metropole, sondern im beschaulichen oberbayerischen Rosenheim. Schwein gehabt!

Rosenheim liegt verkehrsgünstig zwischen München und Salzburg. Zahlreiche Gletscherseen der letzten Eiszeit und bis zu 2.340 Metern aufragende Berge ergeben zusammen mit oberbayerischem Kulturgut wie Blasmusik und Schuhplatteln eine einmalige Ferienlandschaft, die man nicht gerne verlässt.

Er hat noch mehr Glück! Seine Eltern bieten ihm ein sehr stabiles Umfeld und Sicherheit, was für das Entstehen des sogenannten Urvertrauens immens wichtig ist. Damals denkt er darüber allerdings noch nicht nach. Er gähnt lieber laut und macht sein Nickerchen.

Wir schreiben das Jahr 1952, es ist Mitte März, die ersten Schneeglöckchen treiben aus dem auftauenden Boden.

Im Deutschland der Nachkriegszeit regt sich Aufschwung. Bei den »Olympischen Spielen« in Helsinki feiert das tschechische Laufwunder Emil Zátopek Triumphe und gewinnt dreimal Gold. Vater Paul ist ein gescheiter Mann. Er stammt aus einer oberbayrischen, bäuerlichen Familie mit vielen Kindern. Eigentlich ist er durch Familienbeschluss für die Laufbahn eines katholischen Geistlichen vorgesehen.

Kurz nach den sogenannten »niederen Weihen« kriegt er noch die Kurve und lernt mitten im 2. Weltkrieg die spätere Mutter von Andreas kennen und lieben.

Mutter kommt aus Stuttgart. Ihr gefällt der Offizier der Luftwaffe recht gut und kann ihr zudem in Einvernehmen mit Luises Eltern die benötigte soziale Sicherheit vermitteln.

Hätte sich diese Verbindung nicht ergeben, so gäbe es unseren »Helden« mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht. Während eines Fronturlaubs entsteht erst einmal 9 Jahre vor ihm sein großer Bruder Wolfgang.

Das erste in seinem Leben, an das er sich erinnert ist seine, von Opa selbst gebastelte Holzeisenbahn. Damals ist er knapp 3 Jahre alt. Er balgt sich gerne mit seiner frühreifen Freundin Barbara im Sandkasten herum, was ihm im Alter von 5 Jahren einen Leistenbruch einbringt. Er lernt den Operationssaal des Loreto-Krankenhauses in Rosenheim näher kennen.

Auf der sehr rustikalen »Unteren Foisching-Alm« in der Tiroler Windau wird mit Freunden frei nach Karl May »Winnetou und Old Shatterhand« gespielt. Es gibt ein sehr rustikales WC mit Donnerbalken über der Jauchegrube und einen vergilbten gelben Vorhang für die Privatsphäre. Auf dem Dachboden der 300 Jahre alten Holzhütte Schlafvergnügen in stacheligen Strohsäcken. Ein kräftig sprudelnder Brunnen vor der Hütte dient mit eisigem Quellwasser zum Waschen und zum Kochen. Elektrizität gibt es im ganzen Windautal keine. Eine matte Öllampe mit Glühstrumpf beleuchtet die Szene mit ihrem romantischen Licht. Die Brandgefahr ist immens.

Andreas ist meist Winnetou. Ruperts Schwester Marika eine Bleichgesicht-Geisel und damit für den Marterpfahl vorgesehen. Tränenüberströmt und laut brüllend wird sie von »Apachen« mit Blasrohren beschossen. Anstelle von Spitzen haben die Pfeile Saugnäpfe aus Gummi, die auf der Stirn und auf anderen Körperteilen der armen Marika kleben bleiben. Das bisherige Frauenbild wird sich mit dem Herannahen der Pubertät stark verändern!

Eines Tages erwischt Marikas Vater die wilden Krieger und Folterer. Es setzt eine ordentliche Tracht Prügel, welche von deren Erziehungsberechtigten billigend in Kauf genommen wird.

Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke!

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