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„Ihr Saukrüppel, Ihr grauslichen!“

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Diese Almhütte in der Tiroler Windau ist Schauplatz vieler schöner, prägender Erlebnisse. Sie weckt die Liebe zu den Bergen, zur Natur und zur Ursprünglichkeit.

Am besten schmecken ohne Lizenz gefangene, leckere Bachforellen aus dem glasklar sprudelnden Miesenbach. Einen ganz besonderen Leckerbissen stellen die kleinen, aber exzellenten Bachsaiblinge dar, die es auf der Filzenscharte gibt. Das bis heute geschützte Hochmoor auf 1700 Metern Seehöhe stellt die Landesgrenze zwischen Tirol und dem Land Salzburg dar. Eine frisch geschnittene Haselnussrute mit einer nur 3 Meter langen Angelschur mit Haken und ganz wenig Blei reichen aus, um im nur etwa 1-2 Meter breiten Hochmoorbächlein erfolgreich zu sein.

Fette Regenwürmer aus tieferen Regionen sind bei den Gebirgs-Saiblingen sehr beliebt. Nicht selten wandern 10 Fische und mehr in Mutters Kupferpfanne. Sie werden in reichlich frischer Bergbutter der nahe gelegenen Hochalm-Sennerei mit wenig Mehl bestäubt und gesalzen gebraten.

Diese Köstlichkeit wird zum Inbegriff des kulinarischen Paradieses. Zum Abschluss reicht Mutter noch selbst gepflückte Heidelbeeren in bester, frisch geschlagener Bergsahne. Sahne heißt hier »Obers« und Tomaten »Paradeiser«. Andreas passt bei allem gut auf und kennt sich mit der Zubereitung bald selbst gut aus.

Der örtliche Fischer wurde ohne das Wissen von Vater vorher vom großen Bruder mit einem Kasten Bier erfolgreich bestochen. Wolfgang kennt sich auch prächtig mit Schmetterlingen aus. Er jagt sie tagsüber mit dem Netz und nachts mit einer starken Lampe. Danach präpariert er sie auf einem Spannbrett und drapiert sie in getrocknetem Zustand in Schaukästen. Seine gleichaltrigen Klassenkameraden sind zeitgleich eher auf Hasenjagd.

Es gibt auf der Filzenscharte und in größeren Höhen noch Exemplare des fast schon ausgestorbenen Apollo-Falters. Seltene tropische Exemplare züchtet Wolfgang zu Hause aus im Katalog teuer bestellten »Puppen« und tötet die frisch geschlüpften Urwaldriesen mit einer Zyankali-Spritze, bevor er sie sado-maso mäßig auf einem Balsaholz-Brett aufspannt. Jedem das Seine! Über Geschmack lässt sich streiten!

Eine kleine Injektion davon hätte sicherlich dazu ausgereicht, nicht nur tropische Nachtschwärmer ins Jenseits zu befördern.

Im August und September schießen in den gegenüber liegenden Bergwäldern vorzügliche Pfifferlinge, Rotkappen und Steinpilze aus dem feuchten Boden. In der Pfanne in Butter geröstet, oder als Suppe oder Schwammerlgulasch zubereitet, kann dem Gourmet dabei das Wasser im Munde zusammen laufen.

Nach plötzlich aufgezogenen Unwettern ist die hintere Windau, die sich vom Tiroler Hopfgarten 25 Kilometer gegen Süden windet, gelegentlich von der Außenwelt abgeschnitten. Geröll und Schlamm machen den schottrigen Forstweg dann unpassierbar. Telefon gibt es dort nicht. Somit sind wir nicht nur einmal tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Vater Paul, genannt »Kugelblitz« versäumt zur Freude seiner Schüler eine wichtige Latein-Klassenarbeit. Da aufgrund diverser Unwetter und Murenabgängen solches nicht nur einmal geschieht, ist man im Kultusministerium nicht begeistert. Der Aufstieg zum Oberstudienrat wird etwas mühsam.


Wer nie vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke!

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