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Flächennutzung – ein Indikator für Natur?

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In Deutschland wird etwas über die Hälfte der Fläche landwirtschaftlich genutzt, rund 30 % sind von Wald bedeckt, die Siedlungs- und Verkehrsfläche macht (mit steigender Tendenz) knapp 14 % aus. Da auch die Wälder überwiegend nicht mehr dem Naturzustand entsprechen, gibt es in Deutschland keine vom Menschen unbeeinflusste „natürliche“ Landschaften mehr (Seitz 2017). Lediglich ein Drittel der Fläche Deutschlands ist noch „naturnah“ (geringe menschliche Beeinflussung) oder „halbnatürlich“ (extensiv genutzt), zwei Drittel der Fläche kann als „naturfern“ (intensiv genutzt) oder „naturfremd“ (versiegelt) bezeichnet werden (Quelle: www. ioer-monitor.de).

Wie sieht es in dieser Hinsicht in den anderen europäischen Ländern aus?

Zu den naturfremden „künstlichen Oberflächen“ gibt es nur für die Länder der Europäischen Union verlässliche Daten. Sie bedecken etwa 3,5 % der Gesamtfläche, sind allerdings nicht deckungsgleich mit den Siedlungs- und Verkehrsflächen, die neben den versiegelten („künstlichen“) Flächen auch z.B. Flächen für Hofräume, Grünflächen, Seitenstreifen u.a. enthalten. So umfassen die „künstlichen Oberflächen“ in Deutschland nur etwas über die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflächen, nämlich 7,4 %. Dieser Anteil liegt in der Europäischen Union nur auf der kleinen Insel Malta (23,7 %) sowie in den Niederlanden (12,1 %), Belgien (11,4 %) und Luxemburg (9,8 %) höher, knapp hinter Deutschland liegen Dänemark und Italien (6,9 %), dann folgt das Vereinigte Königreich mit 6,5 %. Am wenigsten versiegelte Fläche weisen in der EU Finnland, Lettland und Schweden mit 1,6 % und Bulgarien mit 1,8 % auf, gefolgt von Estland mit 2 % und Rumänien mit 2,2 % (Quelle: Eurostat, Daten von 2015).

Auch wenn bei Weitem nicht alle Wälder naturnah sind, so ist doch der Anteil der Waldfläche eines Landes ein Indikator für dessen Naturnähe. Zu den Waldflächen der europäischen Länder gibt es unterschiedliche Angaben und Statistiken; hier werden (wie in Wikipedia) die Daten der Weltbank aus dem Jahr 2015 verwendet – aufgelistet werden nur Länder, die (zumindest mit ihrem Kernland, wie z.B. Frankreich) vollständig in Europa liegen (Abb. 9). Finnland und Schweden stehen mit Waldanteilen von 73 % bzw. 69 % an der Spitze, gefolgt von Slowenien (62 %), Lettland (54 %) und Estland (53 %). Ganz am unteren Ende dieser Skala stehen Island und die Insel Malta mit einem Waldanteil von gerade einmal 0,5 bzw. 1 %, weniger als 15 % Waldfläche haben Irland und die Niederlande (jeweils 11 %), das Vereinigte Königreich (13 %) und Dänemark (knapp 15 %).

Auf der anderen Seite weist ein hoher Anteil an landwirtschaftlich genutzten Flächen eher auf „Naturferne“ hin, da die Agrarflächen heute meist intensiv genutzt werden. Hier steht die Republik Moldau mit fast 75 % an der Spitze, gefolgt von der Ukraine und dem Vereinigten Königreich (71 %), Irland (64 %), Dänemark (62 %), Griechenland, Rumänien (je 60 %) und Ungarn (59 %). Den bei Weitem geringsten Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche haben Norwegen (3 %), Finnland und Schweden (je 7,5 %), mit großem Abstand folgen San Marino und Montenegro (je 17 %), Island (19 %), Estland (23 %) und Kroatien (28 %).

Noch deutlichere Hinweise in Bezug auf die Naturnähe eines Landes erhält man, wenn man landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung miteinander in Beziehung setzt. So übersteigt in Norwegen, Finnland und Schweden der Waldanteil den Anteil an landwirtschaftlichen Flächen um den Faktor 11, 9,1 und 8,6, mit riesigem Abstand folgen Montenegro mit 3,6, Estland mit 2,3 und Slowenien mit 2,1, also mit doppelt so viel Waldfläche wie landwirtschaftlich genutzte Fläche. Deutschland liegt mit dem Faktor 0,7 im hinteren Mittelfeld; ganz am Ende stehen, sieht man einmal von Malta und Island mit ihrer extrem geringen Waldfläche ab, die Niederlande, Dänemark, Irland, das Vereinigte Königreich, Moldawien und die Ukraine mit 0,2 (Verhältnis Waldfläche zu Landwirtschaftsfläche 1 : 5).

Abb. 9: Waldanteil der europäischen Länder (6 Kategorien).

Wie hoch der Anteil der Waldfläche und der Landwirtschaftsfläche in Gesamteuropa liegt, lässt sich nur ungefähr abschätzen, da vor allem für den europäischen Teil Russlands keine verlässlichen Daten vorliegen. Wenn man zugrunde legt, dass der Anteil dieser Nutzungen im europäischen Teil ungefähr gleich ist wie in Gesamtrussland, nämlich 50 % Waldfläche und 13 % Landwirtschaftsfläche, kommt man für Europa auf ca. 4 Mio. km2 Waldfläche (davon allein 2 Mio. in Russland) und 3 Mio. km2 Landwirtschaftsfläche – bei einer Gesamtfläche von rund 10 Mio. km2 wären das 40 % Waldfläche und 30 % Landwirtschaftsfläche.

Genug der statistischen Daten, die für unser Thema „Natur in Europa“ nur grobe Hinweise geben können. Über großräumige naturnahe Landschaften wie das Wattenmeer (s. S. 64) oder artenreiche Kulturlandschaften wie die spanischen Dehesas (s. S. 104) sagen sie gar nichts aus.

Das Gesicht Europas

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