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Vom Gestein zum Boden
ОглавлениеBoden entsteht durch Verwitterung, die natürliche Zersetzung von Gestein. Dies kann durch physikalische Prozesse geschehen, wie etwa bei der Sprengung des Gesteins durch Frost. Auch chemische Veränderungen wie die Lösung in Wasser oder der Einfluss von Säure spielen eine Rolle. An der belebten Gesteinsoberfläche wirkt zusätzlich noch der Einfluss lebender Organismen, zum Beispiel die Sprengung durch Wurzeln, die nicht nur mechanisch wirken, sondern durch Säuren zusätzlich zur Verwitterung beitragen. Auf diese Weise bereiten sich die Pflanzen ihren Boden teilweise selbst. Der Boden ist sozusagen die „Schnittstelle“ zwischen Gestein und Vegetation.
Die Entwicklung der Böden in Deutschland ist ein Abbild der unterschiedlichen Landschaften. Außer dem Gestein als Ausgangsmaterial entscheiden Vegetation, Klima, Geländeform und Grundwassertiefe darüber, welcher Boden entsteht. Als weiterer Faktor kommt der Einfluss des Menschen hinzu. Auch die Zeit spielt bei der Bodenentwicklung eine Rolle: Unter bestimmten Klimaverhältnissen machen Böden auf verschiedenen Ausgangsmaterialien immer eine vergleichbare Entwicklung durch, an deren Ende die sogenannten „Klimaxböden“ stehen.
Unterschiedliche Erscheinungsformen von Böden werden als Bodentypen bezeichnet, ein spezieller Bodentyp ist durch eine bestimmte Abfolge und Ausprägung von gegeneinander abgrenzbaren Bodenhorizonten gekennzeichnet. Sind alle Horizonte vorhanden, lassen sie sich in O-Horizont (organische Auflage wie Streu oder Torf), A-Horizont (Oberboden, meist ist dort Humus angereichert), B-Horizont (Unterboden) und C-Horizont (mineralischer Gesteinsuntergrund) gliedern. Oft fehlt der B-Horizont, zum Beispiel bei flachgründigen Böden auf kalkreichem Gestein. Diesen Bodentyp nennt man Rendzina. Wird der geologische Untergrund nicht von Kalkstein, sondern von Löss gebildet, spricht man bei Böden ohne B-Horizont von einer Pararendzina. Bildet sich durch die weitere Verwitterung ein B-Horizont, ist eine Braunerde entstanden. Unter bestimmten Bedingungen kann aus einer Pararendzina auch eine Schwarzerde werden, deren mächtiger Oberboden von Humus schwarz gefärbt ist und die zu den weltweit fruchtbarsten Böden gehört. Schwarzerden finden sich vor allem in kontinentalen Steppengebieten, in Deutschland kommen sie zum Beispiel in der Magdeburger Börde, der Hildesheimer Börde und im Thüringer Becken vor. Bei der Entstehung spielt möglicherweise auch der frühere Einfluss des Menschen (Brandwirtschaft) eine Rolle.
Die bisher erwähnten Bodentypen gehören zu den terrestrischen Böden, deren Entwicklung überwiegend durch Regenwasser beeinflusst wird. Daneben gibt es die semiterrestrischen Böden, die durch Grundwasser geprägt sind. Hierzu gehören die Auenböden an Bachläufen und in Flusstälern. Bei hohem Grundwasserstand herrscht in den unteren Bodenschichten Sauerstoffarmut, was durch wasserlösliche Eisen- und Manganverbindungen zu Grau- und Blaufärbung führt. Derartige Böden nennt man Gleye. Zeitweise oder ständig überflutete Böden werden als subhydrisch oder semisubhydrisch bezeichnet, hierzu gehört das Watt (S. 112 ff.). Die vierte große Gruppe der Böden bilden die Moore (S. 128 ff.), für die ein ständiger Wasserüberschuss charakteristisch ist. Dies hat zur Folge, dass sich wenig zersetzte Pflanzenreste als Torf ansammeln.
Abb. 14 Geologische Karte von Deutschland.
Wer sich näher für Böden interessiert, dem sei der von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) herausgegebene „Bodenatlas Deutschland“ (2016) empfohlen.