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Geleitworte

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Wie komme ich als „altgedienter“ Naturschützer dazu, ein Buch über Deutschland zu schreiben?

Wie fast alles im Leben hat es einmal klein angefangen. Als Kind war ich gerne in der Natur. Mein Vater, Biologie- und Musiklehrer, brachte mir die Namen der Tiere und Pflanzen und die Stimmen der Vögel bei. Als ich dann später Biologie studierte, lernte ich viel über Biotope, die Lebensräume dieser Tiere und Pflanzen. Bei meiner Diplom- und Doktorarbeit über Beziehungen zwischen Vogelwelt und Vegetation, ging es dann schon um größere Ausschnitte unserer Kulturlandschaft wie Weinberge oder Obstwiesen. Als wir dann später bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten die land- und forstwirtschaftliche Nutzung „in bisheriger Art und im bisherigen Umfang“ festgeschrieben haben, wurde mir die historische Dimension der Gestalt unserer Landschaft bewusst. In den letzten Jahren war ich dann überwiegend mit der Vorbereitung eines Biosphärenreservats im Südschwarzwald befasst, einem „Modellgebiet für Nachhaltigkeit“, in dem der Mensch und sein Verhältnis zur Biosphäre im Mittelpunkt stehen. Auf diese Weise bin ich immer weiter vom Kleinen zum großen Ganzen vorgedrungen, habe immer mehr versucht, das Heute aus dem Gestern abzuleiten. Habe mich mit Nutzungsgeschichte, Landschaftsgeschichte und Erdgeschichte befasst. Bin schließlich beim Urknall angekommen und musste irgendwie wieder zurück finden. Das, habe ich mir gedacht, würde mir am besten gelingen, wenn ich ein Buch über mein Heimatland schreibe. Über das „Gesicht Deutschlands“ und darüber, wodurch sein heutiges Aussehen geprägt wurde.

Dabei liegt mir, wie Sie wohl schon ahnen, die Natur Deutschlands besonders am Herzen. Natur? Die gibt es doch bei uns kaum mehr, werden Sie sagen. Damit haben Sie im Grunde recht. Deutschland besteht zum überwiegenden Teil nicht aus Natur, sondern aus Kultur. Es gibt kaum eine Ecke, die nicht genutzt wird, die nicht vom Menschen beeinflusst ist. Dennoch: Unsere Kultur braucht die Natur als Grundlage, ist ohne sie nicht denkbar. Außerdem ist die Natur in Deutschland auch heute noch aufzuspüren, mancherorts sogar wieder vermehrt. Längst ausgerottete „Raubtiere“ wie Wolf, Luchs und Bär kehren so langsam wieder zurück – nicht zu jedermanns Freude. Es werden Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks geschaffen und als „Nationale Naturlandschaften“ zusammengefasst. Sollen damit nur Touristen angelockt werden oder ist tatsächlich Natur drin, wenn Natur draufsteht?

Diese Frage zu beantworten, ist ein Anliegen dieses Buches. Ausgehend vom heutigen Gesicht Deutschlands beame ich Sie zunächst zum Urknall zurück, schicke Sie dann auf eine atemberaubende Zeitreise durch die Jahrmillionen unserer Erdgeschichte und schlage dann nach der letzten Eiszeit ein etwas gemächlicheres Tempo an. Schließlich kommen Sie wieder im Hier und Jetzt an und sehen vielleicht alles mit anderen Augen.

Wetten, dass Sie Ihren nächsten Urlaub in Deutschland verbringen?

Dr. Bernd-J. Seitz, Kenzingen

Gesichter zeigen Charakter und Verletzlichkeit

Das „Gesicht Deutschland“ ist eine wunderbare Anleitung, Landschaften zu lesen und ihre Entwicklung zu begreifen. Eine unterhaltsame Zeitreise, die dazu einlädt, Deutschland mit offenem Gesicht und fragenden Augen zu begegnen.

„Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.“ dieser Ausspruch des Universalgelehrten Goethe trifft einmal mehr auf dieses Buch zu. Wir lernen, dass nichts so konstant ist wie die Veränderung, gerade dann wenn wir unseren Blick auf Ökosysteme richten. Wir erfahren einiges über den positiven Einfluss des Menschen, zum Beispiel auf die Artenvielfalt der Kulturlandschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es erstaunt uns wenig, dass sich dieser positive Effekt sehr schnell ins Negative gewendet hat. Leben wir tatsächlich in der Periode des sechsten Massenaussterbens? Wie können wir es aufhalten? Sind wir gleichzeitig Asteroid und Dinosaurier?

Unseren Blick vor Umweltproblemen und einschneidenden Landschaftsveränderungen zu verschließen hilft nicht weiter. Wir müssen Gesicht und Haltung zeigen, um Natur und Landschaft zu schützen und so unsere wichtigsten Lebensgrundlagen zu sichern.

Das Buch ermutigt zum Nachdenken und Handeln und ist Wegweiser für das Erleben einmaliger Landschaften in Deutschland – den Nationalen Naturlandschaften und Geoparks. Eine erd- und naturgeschichtliche Entdeckungsreise, die jedem zu empfehlen ist, der sowohl Entspannung als auch eindrucksvolle Naturerlebnisse sucht.

Einzigartige Kulturlandschaften, wie sie in Biosphärenreservaten und Naturparks zu finden sind, und eine neu entstehende Wildnis, wo in Nationalparks und in den Wildnisgebieten wie der Königsbrücker Heide „Natur wieder Natur sein darf“, geben den Nationalen Naturlandschaften einen besonderen Reiz und ihren Besuchern facettenreiche Eindrücke. Genießen Sie den Zauber dieser Augenblicke und spüren Sie etwas von einer gemeinsamen Verantwortung.

Guido Puhlmann, Vorsitzender von

EUROPARC Deutschland, im Juli 2017

EUROPARC Deutschland e.V. ist der Dachverband der Nationalen Naturlandschaften. Seine Mitglieder sind Nationalparks und Wildnisgebiete, die UNESCO-Biosphärenreservate und Naturparks sowie Stiftungen, Vereine und Umweltverbände in Deutschland. Der gemeinnützige Verein arbeitet daran, die schönsten und wertvollsten Natur- und Kulturlandschaften zu erhalten, zu entwickeln, nachhaltig zu fördern und erlebbar zu machen.

www.nationale-naturlandschaften.de

Das Gesicht Deutschlands

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