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Portugal

Wegen Straßenbau ist es auch hier schwer, die richtige Straße zu finden. Rechts nach Pontevedra und Vigo. Wir fahren ein Stück Autobahn und sind ratz fatz in Portugal.

Portugal empfängt uns mit schlechten Straßen.

Mittag fäll aus, wir versuchen, Portugal zu fühlen und machen schon kurz vor Viana del Castelo Schluß.

Überall kleine felsige Buchten mit schönen Stränden.

Man kann stehen wo man will. Parkplätze sind eingerichtet. Holzwege führen weiter zu entlegenen Stränden.

Leider pfeift der Wind kalt. Die Sonne scheint zwar, aber es ist kühl.

Aber im Schatten geht’s.

Ein Platz direkt am Strand, völlig allein.

Unser Grill weit ab von irgendetwas Brennbarem. Wir achten sehr darauf. Gischt donnert über die Felsen.

Abendessen um 8.

Ich bin früh in der Kiste. Dietlinde sitzt noch beim Rosé.


14.8.

10 Stunden Schlaf!

Morgens kein Wind.

Das könnte ein Shrimpstag werden.

Shrimps können wir nicht in Alufolie wickeln. Die müssen gebrüht werden und dann in Knoblauch-Olivenöl brutzeln. Wind und Funkenflug können wir da nicht brauchen.

Ein Stocherer ist unterwegs.

Mit langen Stangen turnt er über die Felsen und stochert nach irgendwas.

Ich tippe auf Hummer, Dietlinde meint Krebse.

Gefährlich sieht es allemal aus.

Viana do Castello ist ein nettes Städtchen.

Wir bleiben auf der Küstenstraße, die aber plötzlich zur Autobahn führt.

Aus die Maus, wenn wir über die Autobahn nach Porto reinfahren, müssen wir durch die ganze Stadt.

Wir wollen aber nur die Altstadt und den Hafen sehen.

Um die Kathedrale kommen wir dann auch nicht herum.

All das liegt aber an der Küste.

Porto ist immerhin die zweitgrößte Stadt Portugals und noch einmal in einer Großstadt herumirren, finden wir nicht lustig.

Kurz vor Porto biegen wir ab und suchen die Küstenstraße, denn auf der sind wir sicher schneller am Hafen. Wir landen in kleinen Dörfchen, suchen nach einem Fischgeschäft, Laden oder Fischauto. Solche Fischautos gibt es sicher auch in Portugal. Es gibt sie in Spanien und in Ostfriesland. Warum also nicht auch hier.

Nichts.

Wir fahren zwei, drei Mal in die Häfen.

Nichts.

Da sind zwar Fischerboote, wir sehen auch Netze und Kisten.

Aber nirgends einen Fisch, den man erwerben könnte.

Jetzt geht es mit 30 – 40 über Kopfsteins-Pflaster dahin.

Kein Fisch.

Die bauen hier Gemüse an.

Teures Mangold, Tomaten und und und. In Gemüsehäusern, in den Vorgärten, auf der Veranda. Aber kein Fisch.

Wir sind doch an der Küste, zum Himmel.

Fisch: Nada.

Unser Basilikum hat inzwischen ein Schleudertrauma.

Wir klappern Geschäft für Geschäft in den Vororten von Porto ab.

Fischer, die gerade ihre Netze reparieren, werden befragt.

Fisch, wir wollen Fisch, verflixt.

> Ja, ja, norte, < man winkt und zeigt nach Norden.

Wir sind es leid.

Dann gibt’s eben Fleisch.

Beim Metzger erstehen wir zwei schöne Schweinefleisch-Scheiben.

Die werden heute gegrillt.

Fertig.

Kein Fisch in Portugal.

Kaum sind wir ein paar Kilometer weiter, umfahren wir ein Fischauto, von dem aus gerade eine Hausfrau bedient wird.

Pech!

Nach 1 ½ Stunden für wenige Kilometer treiben wir durch einen Industriehafen und ehe wir uns versehen, sind wir schon wieder auf der Autobahn.

Hoch oben auf einer Brücke über den Dourofluss sehen wir tief unten die Doppeltürme der Kathedrale. Nächste Abfahrt runter. Durch die Stadt, aber immer runter.

Endlich am Hafen direkt vor der Altstadt.

War doch gar nicht so schlimm.

Die Altstadt enttäuscht.

Kleine Gassen, schiefe Häuser wären ja ok, aber kaum Geschäfte, lieblose Bars. Einsame Kuchenstücke gammeln in Vitrinen.

Arm sein heißt doch nicht, ohne Liebe zu dem stehen, was man macht.

Hunde streunen durch die Gassen.

Arbeitslose lungern mit leeren Blicken herum, ein paar huschige Touris.

Wenig Lebensfreude kommt einem entgegen.

Wir kennen das anders.

Wo auch immer wir in den hintersten Winkeln der Länder arme Leute trafen, immer wurde Lebensfreude ausgestrahlt. Man war mit dem was man hatte zufrieden.

Wir haben schon vor Jahren aufgegeben, uns darüber zu wundern.

Aber hier.??

Tristesse und Hoffnungslosigkeit springen einen an.


Die Kathedrale ist ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert. Es wurde lange mit viel Schweiß und Blut daran herumgebaut. Denkt man sich das wenige elektrische Licht in der Kirche weg, ist dies hier ein bedrohlicher Ort.

Gott der Strenge.

Gott der Unterdrücker.

Die Kirchenfürsten saßen in herrlichem Chorgestühl und hielten das Volk schön dumm.

Viele Kathedralen wirken – und sollten das wohl auch – bedrohlich auf den einfachen Menschen.

Aber das hier strahlt Bosheit aus.

Die Portugiesen haben wenig Spaß am Verkaufen.

Die wenigen Stände mit Gemüse oder Textilien sind lieblos auf Kisten gestapelt. Nicht mal der Versuch, die Kisten mit irgendeinem Tuch etwas nett herzurichten, wird unternommen. Selbst die Restaurants oder Schenken am Hafen, wo doch ein paar mehr Touristen auftauchen, strahlen „ Nahrungsaufnahmestelle“ a la DDR aus.

> Stell Dir mal vor, die Italiener würden hier einziehen. Portugiesen raus, Italiener rein. Da wär´was los. Lachen, singen, schwatzen und aus dem Wenigen, was man hat, irgendetwas machen. Aber so: Traurig. Traurig. <

Aber die Schiffchen, mit denen man eine Hafenrundfahrt machen kann, sehen nett aus. Und freundlich sind die Leute. Nicht anders als in Spanien.

Sobald sie unsere Setterdame sehen, zerfließen sie.

In der Altstadt ist sie die Attraktion, nicht die alten Steine.

Wie wird das erst in Italien.

Man kann Hunde ansonsten offensichtlich auch in Portugal nicht leiden.

Die ganze Zeit verfolgt uns ein Hund.

Aylinchen ist schon wieder verängstigt.

Sie hat noch die Rudel wilder Hunde in Rumänien im Kopf. Erst auf dem Parkplatz zieht er traurig Leine. Wieder eine Hoffnung weniger.

Südlich Aveiro suchen wir ein Plätzchen am Strand.

Hier ist wieder alles flach, keine Berge mehr. Küstenstraße vor den Dünen, wie schon oft. Pinienwälder. Stichstraße zum Praia = Strand.

Hier tobt der Bär.

Touris ohne Ende.

Nichts für uns.

Wir tuckern weiter, verfransen uns, umrunden Buchten auf Schotterpisten und erreichen Praia de Miro. Das sollte weit genug weg sein von jeder größeren Stadt.

Nichts da.

Hier toben zwei Bären.

Himmel, irgendwo wird es doch wohl ein Plätzchen für uns geben.

Auf löchrigem ehemaligem Asphalt suchen wir Kilometer um Kilometer. Hin und wieder kommt uns ein Auto entgegen. Es muss also irgendwo hingehen.

Die ehemalige Asphaltpiste verläuft vermutlich parallel zum Strand vor den Dünen. Nach etwa 10 Kilometern zweigt eine Schotterpiste in die Richtung ab, in der wir den Strand vermuten.

Sollen wir es wagen?

Wieder geht es einige Kilometer durch Pinienwälder.

Man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

Die Piste endet in einem kleinen Parkplatz vor den Dünen.

Praia de Tocha, mitten im Nirgendwo.

Wenige Autos.

Zu Fuß erkunden wir die Gegend.

Mit dem Auto an den Strand geht nicht.

Holzbarrieren.

Aber hinter den Dünen herrlicher Strand Kilometer links und rechts.

Zwei Leutchen hier, einer dort.

Dazwischen: Sand, Sonne, schäumendes Meer ohne Klippen.

Nicht mal Müll.

Reiner Sandstrand.

>Ich gehe schwimmen. <

> Du hast doch keine Badehose an. <

> Wer braucht hier so was. <

Fast allein auf Kilometer langen Stränden.

Das steht uns zu.

Unser Bus steht in einer Parkbucht unter Pinien, in der sich ein Vorgänger so richtig festgefahren hat. Da hat er wohl heftige Kämpfe mit dem Sand ausgefochten. Tiefe Wühlspuren. Achtung Sand. Nicht reinfahren.

Wir stehen an der Seite auf festem Grund.

Die tiefen Löcher sind für unseren Grill ideal.

Wir wollen schließlich keinen Waldbrand entfachen.

Dietlinde steckt Laubäste um die Grillstelle als Sichtschutz.

Heute völlern wir gut gewürztes Fleisch an gegrillten Paprikastreifen. Natürlich wird unser Basilikum gezupft. Baguette und Wein.

Danach Aylinchens Wassernapf über die Kohle.

War was?

In der letzten Sonne wird noch gewaschen.

Überm Lenkrad hängen zwei Unterhosen, Feinripp mit Eingriff und ein T-Shirt der Dame. Morgen ist alles trocken.

Es ist 20 Uhr und die 5 Autos sind auch weg.

Nur ein deutsches Wohnmobil aus Neuulm bleibt über Nacht.

Der Strand ist leer.

Ein Flugzeug zieht hoch oben Streifen.

Die Wattwürmer tanzen Rock´n Roll.

15.8.

Wer sich über Autobahnlärm und Bauarbeiten mit Bagger und allem beschwert, der soll sich hier hinter die Dünen stellen.

Die brechenden Wellen klingen genau so.

Wellen und Strand findet der Kopf toll.

Autobahn und Bagger nicht.

Blöder Kopf.

Wir standen doch nicht direkt am Plaia Tocha, sondern an einer Zwischenstraße ca. 3 Kilometer davor.

Es geht nach Süden.

An Figueira und Voz vorbei. Durch Leidha und am Riesenkloster bei Batalha weiter in Richtung Lissabon. Die Kirche im Kloster ist die größte Portugals.

Eine Zuckelstraße, wir fahnden nach Fisch, Tomaten und Brot. Hier isst man nicht mehr Baguette, sondern frisches Brot aus dem Steinbackofen. Viel Luft und trotzdem Pappe.


Da es ins Landesinnere geht, wird es wohl keinen frischen Fisch geben.

Wir kaufen verschiedene Fischsteaks tiefgefrohren.

Was kann man machen.

Bis heute Abend sind sie aufgetaut.

Es ist wie verhext.

Irgendwann finden wir uns immer auf der Autobahn wieder.

Wir wollten eigentlich eine alte Bundesstraße befahren.

Bei Carregado queren wir nach Westen.

Mafra soll schön sein.

Auf dem Wege dorthin nehmen wir die Weinroute, die durch hügelige Landschaften vorbei an schmucken Weingütern führt, die man besichtigen könnte. Aber bei strahlender Sonne und 30° nachmittags um 3 Wein trinken, würde böse enden.


Vor dem gigantischen Kloster und Palast in Mafra versammelten sich gerade die lieben Verwandten zu einem Hochzeitsfoto. Das muss eine Riesenfamilie sein.

Zeitweise waren bis zu 45.000 Arbeiter am Bau beteiligt, die von 7.000 Soldaten bewacht wurden. 1.338 Menschen kamen bei den Arbeiten um.

Im 17. Jahrhundert wurde Portugals König Joao der 5te schlagartig reich, als man in Brasilien Gold entdeckte.

Mafra ist zwar imposant, aber die Portugiesen haben noch keine bayrischen Schlösser gesehen.

Eigentlich wollten wir noch Lissabon hinter uns lassen und südlich einen

Platz suchen, Lissabon kennen wir schon ein wenig.

Da es spät wird und der Fisch wartet, fahren wir nach Ericeira.

Laut Führer soll es dort gen Norden einsame Buchten geben.

Das war wohl mal.

Häuschen, Apartments, Hotels und Pensionen reihen sich aneinander. Auf und an Steilküsten. Die wenigen Badebuchten sind knallvoll. Kein Gedanke, hier ein ruhiges Plätzchen zu finden, an dem man auch noch grillen kann.

Wir fahren und fahren, dann sehen wir ein Stückchen alte Straße direkt an den Klippen hoch droben.

Abgebogen.

Wunderbar.


Strahlende Sonne, kaum Wind, der auch noch das erste Mal richtig warm ist und platter Atlantik.

Selbst der Wein für 2 € ist lecker.

Die Einheimischen kaufen Tetrapack für 75 Cent den Liter.

Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

16.8.

Bedeckter Himmel, kein Wind. Ein einsamer Trawler kurvt nach Fisch.

Der Palast Sintra steht heute auf der Tagesordnung.

Daraus wird aber nicht viel. Es zieht zu.

Auf einem Steinumsäumten steilen Sträßchen geht es aufwärts zum Schloss, das auf den maurischen Resten hoch oben auf einem Berg im 15. Jahrhundert gebaut worden ist.

Das Kopfsteinwegchen kurvt und kurvt.

Unser traumatisiertes Basilikum hält das nicht aus.

Ihm ist schlecht. Es kotzt.

Auf dem Parkplatz eröffnet sich uns die Bescherung.

Decke und Kissen sind voller Blumentopferde.

Das Töpfchen wird ins Waschbecken verbannt.

Es nieselt erst, dann regnet es richtig.

Schloss im Nebel.

Dort oben sieht man nicht die Hand vor Augen.

11 € je Nase und der Hund darf nicht mal in den Park.

Dann eben nicht, steht doch schön alles im Führer.

Wir haben schon so viele Säle, Betten von Fürsten und –innen gesehen.

Die 22 € bei Null Sicht legen wir besser an.

Heute gibt es Lamm. Ein Metzger ist schnell gefunden. 250 gr. für jeden.

Man braucht doch Abwechslung.

Wir sausen nach Lissabon und versuchen, unbeschadet durch die die Stadt zu kommen.

Keines der Schilder hilft weiter.

Die Orte auf den Schildern finden wir nicht auf unserer Karte.

Dann steht nur noch Norte Autostrada, Oeste Autostrada, Süd Autostrada.

Auf unserer Karte gibt es das alles nicht.

Nach einer halben Stunde finde ich endlich einen Ort.

> Mist, wir fahren zurück nach Norden. <

> Na gut, dann eben anders. Dann umfahren wir Lissabon eben großräumig. <

Villa Franka Ostsüdwärts. Hier steht schon Algarve dran.

Wir tauchen ins Land der Korkeichen, durchfahren ganze Wälder.

Sie sind mit 8,7,6 beschriftet, das Jahr in dem sie geschält worden sind.


Die Eichen werden ab dem 20. Lebensjahr alle 8 – 12 Jahre geschält. Das geht bis zu 150 Jahre so. Der männliche Kork ist wertlos. Man nimmt nur den weiblichen, sagt Brockhaus. Phe!


Der Landstrich Alentejo ist zwar das Hinterzimmer Portugals, holt aber auf.

Dünn besiedelt. Die Häuschen schmuck weiß gekalkt, wird hier Wanderurlaub auf dem Bauernhof angeboten.

Vorbei an Sines erreichen wir Cabo de Vicente, die Südspitze Portugals. Ein Hochplateau, das senkrecht abbricht.

Vorn am Leuchtturm ist es wieder rummelig, Leute, Buden, Autos, Touris halt.Natürlich steigen wir aus, um zum Leuchtturm vor zu gehen.

Wie immer, wenn wir das Auto stehen lassen, schnallen wir uns die Wertsachen um. Ich habe einen Bauchgurt mit einer Tasche, in die Pass, Geld, Führerschein, Autopapiere und ein Schreiber reinpasst. Das Ganze wird unter das T-Shirt geschnallt, so dass sogar die Hose noch drüber geht. Schlecht für Diebe.

Beim Umschnallen fühle ich etwas Ungewohntes.

Der Zweitschlüssel ist wieder da.

Wie der da reingekommen ist? Keine Ahnung.

Ich wusste es doch, irgendwann taucht der an einer Stelle wieder auf, an die keiner gedacht hat.

Aber hier??

Dietlinde ist gefahren.

Ich suchte dringend nach meinem eigenen, weil ich den ersten nicht finden konnte.

Sehr rätselhaft! Alzheimer??

Landeinwärts kann man problemlos stehen. Kaum 1 km zurück und wir sind wieder allein. Aus Steinen wird ein Grill gebaut. Lamm an Zwiebeln, Tomaten, Basilikum und Knoblauchpaste in Thymianzweige gewickelt.

Ein paar hagere Hunde streunen herum.

> Soll ich ihnen das letzte Stück Brot hinwerfen? <

> Wehe. Wenn Du nicht willst, dass in Kürze 50 Hunde unser Auto belagern, dann lässt du das besser. <

Die Abendsonne scheint, das Meer liegt wie Blei.

Von unten ziehen Nebelschwaden die Klippen hoch.

800 m weiter verschwindet der Leuchtturm im Dunst.

Die Möwen kreischen.

Wir sitzen bei Käse und Wein.

17.8.

Morgens Nebel. Nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Wir verschwinden von den Klippen. Kaum 3 Kilometer ins Landesinnere und schon scheint die Sonne.

Frühstück im Nebel ist nicht nach unserem Geschmack.

Heute also die Algarve.

3000 Stunden Sonne, klares Wasser, heimelige Buchten.

Wir können Sonne und Wärme gut gebrauchen. Mit Wärme sind wir von der Nordsee bis zum Atlantik nicht gerade verwöhnt worden.

Ab Lagos wird’s warm.

Nun nicht gleich die erste beste Bucht.

Heute soll gebadet, gewaschen und relaxt werden.

Mal nicht so viel fahren.

> In Albufeira geht eine kleine Küstenstraße ab. <

> Die nehmen wir. <

Albufeira, ein kleines Städtchen, direkt am Meer.

Oh Gott, schon von weitem sehen wir Wohntürme, Wabenhäuser. So weit man gucken kann.

> Weg hier. Lass die Stadt links liegen. <

> Vielleicht kommt man in einem Vorort zum Wasser? <

Wir wühlen uns durch Sandsträßchen, landen wieder auf ausgebauten Asphaltstraßen. Ein Vorort reiht sich an den anderen. Nach einigen Kilometern Asphalt, Wohnburgen und Touristen geben wir auf.

Keine Chance, das Wasser auch nur zu sehen.

Die Küstenstraße ist komplett ausgebaut und Häuser, Häuser, Häuser. Wenn das hier schon so schlimm ist, wie wird das erst in Faro, dem angeblichen Herzen der Algarve.

> Lass uns die Stadt auf der Autobahn großräumig umfahren. <

Von Ferne schauen wir auf eine riesige Stadt.

Flugzeuge landen und starten.

Mit dem Fernrohr kann man tatsächlich Wasser sehen.

Nach Faro wagen wir einen zweiten Versuch.

Stichstraße raus.

Von weitem riechen wir es schon: Matsch.

Morgens ist halt, seit Holland schon, immer Ebbe.

So auch hier.

Trotzdem sammeln sich am Ende der Straße Autos und Menschen wie Fliegen am Mist.

Grauenvoll.

Ich kann einen Blick aufs Wasser – nein Gras, Watt und etwas Wasser werfen.

Es stinkt, wir machen, dass wir wegkommen.

Das ist schon nicht mehr die Algarve mit ihren Steilküsten.

Hier ist schon wieder Flachküste und eben Watt.

Algarve, das sind gerade mal 100 Kilometer Küste, aber dank der Werbung gefüllt mit Millionen von Menschen. Sicher kann man irgendwo noch eine schöne Bucht entdecken, aber dazu ist wohl Bergsteigerausrüstung nötig.

Bei Tavira versuchen wir es noch einmal, ans Wasser zu kommen.

Schon von weitem sehen wir, wie sich die Autos stapeln.

Hier hat man sich etwas besonders Fieses einfallen lassen.

Man muss sein Auto am Ende der Straße parken und dann mindestens einen Kilometer über Holzstege laufen.

Das uns!

5 Kilometer vor der Küste, mitten im Nirgendwo steht ein Klotz von Hotel. Ein der Bimmelbahn nachempfundener Autozug transportiert Touris zum Ende der Straße. Sie packen ihre Sachen und traben los zum Strand.

Hotel, laufen, Strand.

Sonst nichts rundrum.

Das machen die tagelang.

Wochenlang.

Wir sind fassungslos.

So ziehen wir denn traurig von dannen.

Heute also kein Wasser.

Algarve, ein Träumchen weniger.

Spanien

Ab nach Spanien.

Die haben mehr Küsten, also ist es nicht ganz so voll.

Aber viel besser wird es auch nicht.

Es ist Mittag, eine singende Brücke bildet die Grenze.

Der Wind pfeift in den Spannseilen.

Wir stehen drunter, um ein wenig Schatten zu haben, denn es ist richtig heiß und machen große Wäsche.

Nun sind wir sauber, die Wäsche auch und in zwei Stunden trocken.

Wir landen im Nationalpark vor Sunlucar de Barremeda, müssen aber auch hier wieder den Massen weichen.

Wieder schnurgerade Küstenstraße, Pinienwälder und ein Campingplatz am anderen. Am Ende der Straße, sie ist tatsächlich nicht durch den Nationalpark gebaut worden, muss man wieder zurück.

Müll, Berge von Müll am Ende der Straße.

Wir sind wieder in Andalusien.

Da waren wir schon vor zwei Jahren im Frühling. Damals sind wir durch ganz Spanien gefahren und haben die Sonne gesucht. 6.000 Kilometer. Leider ohne Erfolg. Bei Grenada sogar Schneetreiben im April!

Hier stehen wieder 15 m hohe Blechstiere rum und scharren mit den Hufen. Es riecht gräuslich nach Olivenpresswerken. 100te Kilometer Olivenbäume in Reih und Glied.

Jetzt stehen wir in einem Pinienhain und verschnaufen.

Was war das denn?

Die komplette Küste ist über 100te von Kilometern zubetoniert und die werben immer noch mit klarem Wasser und einsamen Buchten.

Man oh man, was werden wir verscheißert!

Ein letztes Mal Fisch. Dieses Mal mit schlechtem Gewissen – Pinienhain und Grillfeuer, das ist gefährlich, aber was sollen wir machen, der Fisch will gegessen werden und wir sind sehr, sehr vorsichtig und schütten Wasser drauf, so dass wirklich nichts passieren kann.

Unterwegs zum Horizont

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