Читать книгу Kurzgeschichten - Bernd Michael Grosch - Страница 46
Titel
ОглавлениеMENSCHEN FLIEGEN NICHT !
Schon in meiner frühesten Kindheit war ich fasziniert von Vögeln, Bienen, Schmetterlingen,
- einfach von Allem, was sich durch die Lüfte bewegt; abhebt von der Erde - sich lösen kann von einer unverständlichen sowie ungerechten Fessel.
Zu meiner Familie gehörte – neben Vater und Mutter – auch ein gefiederter Spielkamerad mit dem Namen `Bubi ́. Er war um so Vieles kleiner als ich, doch sagte man mir, dass er älter sei als ich – und schon erwachsen - und .... er konnte fliegen ! Er konnte fliegen und auch sprechen, wenn auch nicht so, wie meine Eltern und ich. – Bubi war ein blau–weißer Wellensittich; doch dieses Wort hatte für mich keinerlei Bedeutung. – Für mich war er einfach Bubi. – Mein Freund und erster Fluglehrer....
War Bubi im Begriff, loszufliegen, so machte er sich dünn. Nach einer Landung wurde er wieder dicker. – So, bevor ich meinen ersten Flugversuch unternahm, übte ich diese Technik vor dem Garderobenspiegel. Ich machte mich dick - danach wieder dünner. Zu diesem Behufe atmete ich tief ein und blies die Backen auf, bis ich mir im Spiegelbild dick genug erschien. Dann stieß ich die Luft langsam wieder aus, bis mir schwindlig wurde. – Nachdem ich diese Technik ausreichend zu beherrschen glaubte, führte ich sie Bubi vor. – Ernsthaft sah er mir bei meiner Demonstration zu. – Ernsthaft oder auch skeptisch - wie auch immer - Bubi hat mich niemals ausgelacht oder auch nur belächelt, wie es die erwachsenen Menschen so oft taten.
- Meine ersten Flugversuche fanden von unten nach oben statt. – In Bubi’s Beisein. Ich plusterte mich auf - machte mich dann wieder dünn - und schwang meine ausgestreckten Arme. – Bubi sah mir dabei fachmännisch zu. Die Intention war, vom Fußboden auf den Tisch in meinem Spielzimmer zu fliegen. – Das hätte mir für den Anfang vollauf genügt.
- Mein erster Versuch war alles andere, als von Erfolg gekrönt. – Ich blieb solange – trotz aller Bemühungen - auf dem gleichen Fleck stehen, bis ich, überwältigt von der Anstrengung und vom Schwindel, einfach umkippte. –
Ich hatte mir nicht wehgetan. – Bubi überzeugte sich davon, indem er unverzüglich zu mir flog, fachgerecht neben meinem Kopf landete und aufgeregt, jedoch zärtlich, an meinem rechten Ohrläppchen pickte. - `Steh’ auf, ́ sagten seine Augen, `steh auf – und gib nicht auf. Irgendwann wird es klappen. ́
Ich gab nicht auf. Nicht damals - und auch später nicht. Ich versuchte es wieder und wieder - mit ausgestreckten Armen - dann, nachdem ich begriffen hatte, dass Bubi’s Flügel anders gebaut waren, mit angewinkelten Armen.
Es wollte nicht klappen. Irgendetwas schien ich verkehrt zu machen. Bubi zeigte mir immer wieder, wie es zu bewerkstelligen sei; jedoch funktionierte es bei mir nicht.
- - N o c h nicht, wie ich hoffte. Eines Tages dann kam mir die Erleuchtung: Ich würde es nun von oben nach unten versuchen !
Auf dem Spielzimmertisch stehend, breitete ich die angewinkelten Arme aus, machte mich dünn – und ließ mich fallen.... Ich kam auf dem Boden an, noch bevor ich irgendwelche Flugbewegungen ausführen konnte.
- - Diesmal tat es weh. Am Kinn, an der Nase und an der Stirn; - jedoch weinte ich nicht.
Bubi zwitscherte wie verrückt und trippelte aufgeregt hin und her. – Die kurzen Flaumfedern auf seinem Kopf waren aufgestellt – und ich wusste nicht, ob er ärgerlich war oder nur besorgt.
- - Ärgerlich waren meine Eltern, als sie mich später zu Gesicht bekamen. – Die Schrammen,
welche ich davongetragen hatte, waren nicht zu übersehen. Nachdem ich erklärt hatte, wie es
dazu gekommen war, wurde ich geschimpft; - danach nahm mein Vater mich auf seinen