Читать книгу Kurzgeschichten - Bernd Michael Grosch - Страница 51

Er machte eine Pause. – Dann: „Du wirst sehen.“ „Was meinst du mit, ich werde sehen ?“ Doch er wollte mir nicht mehr antworten.

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Drei Wochen später unternahmen wir einen unserer seltenen Streifzüge. Wir gingen zielstrebig etwa eine Stunde, bis wir an einer mir bis dahin unbekannten Höhle angelangten. Der Eingang lag gut versteckt zwischen mehreren Felsgruppen und Gebüsch. –

Drinnen erwarteten uns bereits etwa zwei Dutzend Personen. Ich sah lange, hölzerne Hörner, die im Aussehen den heimischen Alphörnern ähnelten, sowie ein eigenartiges Instrument, - auch sehr lang – mit einer einzigen, dicken Saite. – Es zeigte sich, dass die Höhle ein wahrhaft riesiges Ausmaß besaß. Wir drangen tief in ihr Inneres ein. – Die Örtlichkeit erinnerte mich an eine Kathedrale,denn auch die Höhe der Höhle war enorm. Man wies uns an, an einem bestimmten Platz zu verweilen – und nur vier Männer, die mit den Hörnern und dem seltsamen Saiteninstrument, gingen weiter. Wir warteten.

Nach geraumer Zeit war ein eigenartiger Ton zu vernehmen, welcher vermutlich von jenem

Instrument mit der einzelnen Saite stammte. Kurz darauf waren auch die Hörner zu hören. Die Klänge schienen tief in mein Inneres zu dringen; alles in mir vibrierte – und ich fühlte mich leicht benommen.

Gespenstischer Fackelschein beleuchtete die Szenerie. Schatten tanzten an den rauen Felswänden. Auch der Magier war nun verschwunden, doch erschien er bereits nach kurzer Zeit wieder und begann einen eigenartigen Tanz. – Er ging dabei in die Knie, wippte, kam wieder empor, drehte sich mit ausgebreiteten Armen langsam um sich selbst und sprang sanft und leicht in die Höhe. – Dies wiederholte er immer und immer wieder, bis er uns endlich durch Zeichen zu verstehen gab, ihm zu folgen. – Wir gingen hinter ihm her zurück zum Höhleneingang. Den Tanz unterbrach er dabei nicht. – Draußen war es noch heller Tag. Der Magier tanzte weiter, bis der Letzte von uns die Höhle verlassen hatte - dann bedeutete er uns, uns niederzusetzen. Wir gehorchten – und er tanzte in die Höhle zurück. -- Die Klänge aus dem Inneren waren nur noch entfernt zu vernehmen - mehr zu erahnen... – Der Magier kam in Tanzschritten wieder nach Draußen, kehrte dann erneut in die Höhle zurück. – Er wiederholte dies zwei– oder dreimal - dann, als er sich wieder einmal im Freien befand, tat er einen mächtigen Sprung – und erhob sich in die Lüfte...

Ich wäre im Schreck beinahe auf den Rücken gefallen. -- Sanfte Finger schienen das Innere meines Gehirns zu berühren. Dann überkam mich ein unbeschreibliches Glücksgefühl. -- Der Magier zog über unseren Köpfen weite Kreise; schoss dann wieder wie eine Rakete davon, um kurz darauf in eleganten Figuren zurückzukehren, bis er endlich in sanftem Fluge im Inneren der Höhle verschwand....

-- Noch benommen von diesem grandiosen Schauspiel, blieb ich einfach sitzen, wo ich saß; auch die Übrigen schienen von dieser Darbietung überwältigt zu sein. Niemand sprach auch nur ein einziges Wort.

Nachdem der Magier wieder aus dem Höhleninneren erschienen war, traten wir Beide den Rückweg an. Dieser verlief schweigend. Meine Gedanken wirbelten. – Noch immer war ich nicht in der Lage, klar zu denken.

In der heimischen Höhle angekommen, kümmerte sich mein Lehrer um das Abendessen; danach schickte er mich schlafen. - Traumlos verbrachte ich diese Nacht. Am nächsten Morgen, bei gebuttertem, salzigem Tee und dem obligatorischen Tsampa, musterte mich der Bjön–Meister eingehend; dann stellte er mir die Frage, was ich denn gestern vor jener Höhle gesehen habe.

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