Читать книгу Kurzgeschichten - Bernd Michael Grosch - Страница 56

Er lachte, als er mein erstauntes Gesicht sah.

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„Ja; - auch die Chinesen hier benutzen solche Ausdrücke - doch es stimmt - es wäre gegen alles, was du dir zum Ziel gesetzt hast. – Wir werden dich sicher zurück bis zur indischen Grenze geleiten. Von dort wirst du ohne Probleme weiterkommen - doch lasse dich nicht von den Indern verführen, ihre Scheinwunder für bare Münze zu nehmen. Sie haben andere Interessen. In dieser Beziehung sind sie so materiell eingestellt wie auch die Chinesen.

Wenn Inder zu ihren Göttern beten, verlangen sie ständig Etwas von Diesen. Es ist ein

immerwährendes Fordern; - sie können nicht beten, um einfach Danke zu sagen; - sie müssen etwas für die Zukunft fordern. – Auch wenn Inder dich beschenken, erwarten sie stets etwas zurück - für sie ist dies eine Investition, welche sich eines Tages auszahlen soll. Uneigennutz kennen sie nicht.“

Ich dachte an die Jahre in Indien zurück und musste ihm recht geben. Inder hatten tatsächlich

stets eine Erwartungshaltung gezeigt; von kranken Familienmitgliedern gesprochen – oder von Schulden – oder davon, wie teuer Dieses oder Jenes sei und sie es sich deshalb nicht leisten konnten. – Des weiteren erinnerte ich mich an die indische Unart, ständig über Andere bestimmen zu wollen und Einen am Ausführen eigener Pläne zu hindern. – Mein Lehrer hatte recht. – Ich würde mich dort nicht mehr länger aufhalten, als unbedingt erforderlich, um meine Papiere bei der Botschaft in Ordnung bringen zu lassen. – Ich wollte zurück nach Europa.

Meine tibetischen Freunde machten nicht viel Aufhebens von den doch auch für sie nicht

ungefährlichen Vorbereitungen für meine sichere Reise. -- Die Route musste gesichert werden; kein chinesisches Auge durfte mich erblicken. –

Als der Tag der Abreise gekommen war, wurde mir doch recht schwer ums Herz. Ich wusste, dass ich meinen Lehrer niemals mehr wiedersehen würde – und er wusste es auch. Als ich ihm zum Abschied die Hand reichen wollte, machte er eine abwehrende Bewegung. - Er würde selbst mitkommen, um mich bis zur sicheren Grenze zu begleiten. – Ich war sprachlos. Ein größeres Geschenk war nicht vorstellbar und ich wusste, dass dies als Geschenk gedacht war.

Die Wanderung verlief ohne jede Zwischenfälle – und in Indien angekommen, fuhr ich auf dem schnellsten Wege nach Delhi, um die dortige Botschaft aufzusuchen.- Man stellte mir zehn Tage Wartezeit in Aussicht, welche ich zum größten Teil im Hotel zu verbringen gedachte. – Nach Tibet schien mir dieses Land tatsächlich nur noch eine Scheinwelt zu sein - und ich vermisste die Aufrichtigkeit meiner tibetischen Freunde um so mehr. – Ich war froh und erleichtert, als ich nach zwei Wochen endlich mein Rückflugticket und einen Ersatz–Pass in Händen hielt.

- Zurück in Deutschland, musste ich mir nunmehr Gedanken über die Finanzierung meines weiteren Lebens und Wirkens machen. – Ich beschloss, als freier Journalist zu arbeiten und führte einige Telefongespräche. – Nachdem dies geklärt war, verbrachte ich viel Zeit in Bibliotheken und Archiven verschiedener Redaktionen. Ich grub aus, was über Levitationen, Bewegen von Materie und Ähnlichem nur zu finden war. – Ich fuhr nach Italien, Griechenland - ja, bis nach Russland führten mich meine Erhebungen in den kommenden Jahren. – Ergebnislos. Material gab es zuhauf über mysteriöse Vorgänge; - doch war es authentisch ? -- Ich begegnete Niemandem, der mir hätte konkrete Beweise dafür liefern können. -- Ich besuchte die Hörsäle der Universitäten, lauschte Lesungen, stellte Versuche an. – Magnetismus, Materialkunde, Elektrizität; - ich kam zu keinerlei Erfolgsergebnissen.

-- Das Leben verstrich; - ich wurde älter; - meine Arbeiten fanden Anklang bei den Redaktionen sowie Lesern, doch ich selbst fand keine Befriedigung bei der Suche nach Verwirklichung meines Kindertraumes.

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