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DIE BELEIDIGUNG
Man hat Zimmermann beleidigt. - Schwer beleidigt!
Ein flüchtiger Bekannter hat ihn verunglimpft - wegen seines Aussehens. Das ist stark, findet Zimmermann.
Auf meine diesbezügliche Frage erfahre ich, dass der flüchtige Bekannte behauptet habe, er,
Zimmermann, habe Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss....
In Hinsicht auf Zimmermanns Äußeres sehe ich mich außerstande, diese Behauptung des nun
Flüchtigen als unwahr zurückzuweisen.
Ich enthalte mich also jeglichen Kommentars und versuche abzulenken, indem ich eine
Bemerkung über das Wetter mache.
Doch Zimmermann bleibt beim Thema. Er versucht, mich in die Enge zu treiben. Will meine
Meinung hören.
Zum ersten mal in meinem Leben wünsche ich mir, blind zu sein ! Aber ich sehe
ausgezeichnet. – Ich sehe die Wolle auf seinem kugelrunden Kopf und in seinem Gesicht.
Ich wäge ab...
Soll ich meinem Grundsatz zur Ehrlichkeit gegenüber meinen Freunden untreu werden und
gegen besseres Wissen behaupten,Zimmermann habe keinerlei Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss - oder soll ich dauernde Feindschaft mit ihm in Kauf nehmen ?
Zimmermann wartet...
Ich versuche, einen Scherz zu machen und sage,dass ich ganz verrückt auf Kokosnüsse sei –
und ja auch nicht wisse, welche ganz bestimmte Kokosnuss der Flüchtige gemeint habe..
Zimmermann verzieht keine Miene.
Ich winde mich. Ich will mir eine Zigarette holen, doch die sind in der Küche und Zimmermann steht vor der Türe.
Mir wird schwindlig...
Ich erblicke Zimmermann, angetan mit einem Lendenschurz, auf einem Berg von
Kokosnüssen sitzend. - Er sitzt da und wartet. - Er wird warten bis in alle Ewigkeit.
Ich reiße mich zusammen.
Ja, sage ich, ja, er habe Ähnlichkeit mit einer Kokosnuss. -
Er schaut mich an.
Ich wiederhole es. Ich werde laut. Ich schreie es ihm ins Gesicht!
Er sähe aus wie der Urgroßvater aller Kokosnüsse!
Erschöpft halte ich inne.
Eisiges Schweigen im Raum.
Ich zittere.
Dann endlich - nach einer Ewigkeit, - dreht er sich um und verlässt die Wohnung.
Langsam finde ich wieder zu mir.
Was habe ich getan ?
Wie konnte ich so Etwas sagen? Zu ihm! Zu Zimmermann! !
Sein Leben lang wird er das nicht vergessen . Ich muss von Sinnen gewesen sein! Ich habe
mir Zimmermann zum Todfeind gemacht. Noch seine Enkelkinder werden mit den Fingern
auf mich zeigen und mich verfluchen für die Schmach, die ich ihm - Zimmermann -
bereitet habe ....!
In der Nacht habe ich Albträume.
Tausende von Kokosnüssen stehen vor mir, auf kurzen, krummen Beinchen und klagen
mich an....
Schweißgebadet erwache ich.
Mein Leben ist verpfuscht.
Ich habe keine Zukunft mehr. Zimmermann wird meine Entschuldigung niemals annehmen.
Er hat mich in der Hand...
Am Vormittag klingelt das Telefon. Ich nehme den Hörer ab und erstarre....
Es überläuft mich eiskalt !
- Es ist Zimmermann !!
Nun wird er beginnen, mich langsam, Stück für Stück, zu vernichten......
Doch Zimmermann teilt mir nur freundlich mit, dass er jetzt gleich zum Friseur gehen wird.
Ich bleibe misstrauisch, gehe den ganzen Tag nicht aus dem Haus. Es geschieht nichts....
--- Nichts .
Am nächsten Tag wage ich es, ihn anzurufen. Er unterhält sich gutgelaunt mit mir --
hat die Sache schon vergessen.
Ich atme auf - kann meinen Flug nach Alaska stornieren und meine Koffer wieder auspacken.
Zwei Tage später taucht Zimmermann bei mir auf. Er ist wütend. Ein weitläufiger
Verwandter hat ihn verunglimpft.
Er hat behauptet, Zimmermann sähe aus wie ein Igelkaktus !
Nun will er meine Meinung hören.
..... Ich höre noch meinen wilden Schrei und das Zersplittern einer Vase, bevor ich in
Ohnmacht falle ....