Читать книгу Man stirbt nur einmal - Bernhard Giersche - Страница 4
27. September 2017
ОглавлениеAuf gehts, die Chemotherapie ruft. Mich erwarten drei Tage stationärer Aufenthalt im Soester Klinikum und etliche Infusionen. In körperlichem Bestzustand, gemessen an den letzten drei Monaten, trete ich gegen Karl an, der gleich wieder von der Chemobrühe kosten darf. Augen zu und durch, wird schon. Schlimm wird es, wenn es denn schlimm wird, erst am Freitag, wenn das alles so richtig zündet.
Ich freue mich dagegen auf Montag. Da muss und werde ich fit sein, komme, was da wolle. Denn so wie es aussieht, kommt dann ein Entlein geflogen...und das gar für einige Tage. Kann mein Glück kaum fassen.
Gestern erst gab es ein neues "erstes Mal".Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht Motorrad gefahren, weder als Sozius noch als Fahrer und das gehörte definitiv zu den Dingen, die ich noch tun wollte. Bisher hatte ich einfach zu viel Angst um mein Leben...hat sich ja erledigt. Und so stieg ich gestern das erste Mal hinter meiner Gisela auf die Intruder und wir düsten eine Stunde lang durch die Gegend. Das hat extrem viel Spaß gemacht und ich genoss jede Sekunde. Spontan dann der Clou...ab in den Wirtschaftsweg und Bernhard an den Lenker gelassen. Früher dachte ich immer, das sei enorm schwierig mit der Schalterei und Kupplung und so. Ist aber kinderleicht und so war ich für wenige Minuten jener Easy-Rider meiner Jugend, der mit dem Chopper durch die Lande knattert. Ich glaube, wäre noch ein Etat an Zeit und Geld vorhanden, ich würde glatt noch den Führerschein machen, im Übrigen der einzige, der mir fehlt. Ich freue mich auf weitere Ausfahrten. Gisela fährt sehr souverän, selbst wenn ich Bär hinter ihr sitze. Herrlich! Danke Schatz, dass du das gestern mit mir zusammen unternommen hast!!!
Es ist ein gutes Gefühl, diese ganzen Dinge zu tun. Wie eine innere Strichliste, die man im Leben abarbeitet. Ich habe an den meisten Stellen schon einen Haken, aber etliche fehlen noch und ich erfahre das als echte Gnade, nun noch einige Haken setzen zu dürfen. Das ist weiß Gott nicht jedem vergönnt und erfüllt mich mit Dankbarkeit.