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DRITTES KAPITEL

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Ich scheuere den Bottich für Tine und mich, ganz gründlich, damit sie sich wohlfühlt. Tine setzt in der Küche Wassertöpfe auf den Herd, um uns ein Bad einlassen zu können. Aber unser Bad muss getrennt konsumiert werden, weil der Bottich zu klein für uns beide ist. Dafür hat man beim Sitzen im Wasser einen schönen Blick in die Welt hinein, die hier aus Tal und Berg und Burg besteht.

Als der Bottich sauber ist, dämmert es langsam und eine kleine Brise kommt auf. Ich versuche mich als Prometheus im Wohnzimmer, um noch mehr Wasser heiß zu bekommen. Wir kippen die ganze Wanne voller Wasser, dann stell ich ihr noch ein paar Töpfe daneben, rechts die mit warmem, links die mit kaltem Wasser. Dann muss ich ins Haus und eine viertel Stunde die Bohnensuppe umrühren, während Tine wannt. Wenn ich aus dem Fenster sehe, legt sie mich übers Knie, weil sich das für ein Kind in meinem Alter nicht gehöre, sagt sie.

Dann bade ich, aus Platzgründen mit angewinkelten Beinen. Das Wasser ist schon feuchte Seife und meine Haare werden struppig. Eine Mückenleiche treibt durch die Chemie. Ich schnipse sie über die Terrasse. Ruhe sanft im Gras!

Weil es jetzt wirklich langsam frischlich wird und die Sonne in einem lila Wolkenbrei verschwindet, husche ich ins Haus, wo Tine mir am Handtuch zupft und kichert. Sie hat so schön den Tisch gedeckt, dass mir ganz romantisch ums Herz wird. Da sind zwei Teller mit dampfender Suppe, ein Brotbrett und ein paar angegraute Kerzenstumpen, die auf die Tischplatte tropfen. Wir bröckeln Brotscheiben in die Suppe und stoßen mit Wein aus Plastikbechern an.

„Jetzt sind wir Besitzer eines Hauses ohne fließend Wasser und Strom“, proste ich Tine zu.

„Und von einem Schuppen“, ergänzt sie, weil sie sich alles merkt.

„Also, auf den Schuppen!“

„Und auf uns, Kindchen.“

Wir kommen aus dem Essen und Weinen gar nicht mehr raus, bis wir bei der Schokolade angelangt sind. Im Ofen knacken die Scheite und kleine Funken hupsen auf das Eisenblech vor der Luke. Wir versuchen Karten zu spielen, aber von der Hitze um uns und vom Weinbechern wird uns ganz schummrig. Auch haben wir eigentlich gar keine Lust, jetzt an Canasta zu denken und Punkte zu zählen.

Draußen heult irgendein Vogel. „Biste dolle böse, wenn ich jetz schon ma die Oochn zumache?“, flüstert mich Tine an und ich küsse ihre Nasenspitze. „Wollen wir hochgehen?“, frag ich zurück und denke kurz an die drei Matratzen, die da auf uns warten.

„Nee, lass ma“, gähnt Tine ab. „Da oben is keen Ofen.“ Sie schmiegt sich an mich und ich halte sie ganz nah an meiner Brust. Da merk ich, wie ihr Herz gegen die Außenwände pocht, ganz ruhig und verhalten. Und dann schläft sie auch schon ein, halb auf mir und halb neben mir und ich spüre, dass sie mir eine große Welt bedeutet. Warum kann das nicht immer so sein, frage ich mich. Man hat doch viel zu wenig Zeit füreinander allein. Da komm ich mir ziemlich altklug vor für einen Moment und muss ein bisschen über mich lächeln. Ich rutsche vorsichtig auf den Deckenstapel zurück, ganz langsam, dass Tine mir nicht aufwacht. Das Rückenliegen mag ich nicht so, aber heute ist es schön, weil sie bei mir liegt und träumt. Und ich mag sie, ich mag sie sehr, weil sie so eine Wucht ist. Und weil sie mich auch so lieb hat. Obwohl sie mich kennt.

Auszeit mit Tine

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