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Die Pionierphase bei Laloux
ОглавлениеFrederic Laloux (2015) betrachtet in „Reinventing Organizations“ die Organisationsphasen stärker aus einer Perspektive der Bewusstseinsentwicklung in der Menschheitsgeschichte. Für jede neue Stufe des Bewusstseins sieht er eine neue Fähigkeit zur Zusammenarbeit und damit auch neue Formen der Zusammenarbeit. Den von ihm - offenbar in Anlehnung an „Spiral Dynamics“ von Beck und Cowan (1996) - entwickelten Paradigmen gibt er einen Namen und ordnet ihnen eine Farbe zu. Er hat über die Phasen von Lievegoed und Glasl hinausgehend ein weiteres Paradigma entwickelt, welches das Hauptthema seines Buches „Reinventing Organizations“ darstellt. Was Laloux als „Paradigma“ oder „Bewusstseinsstufe“ bezeichnet und damit eine bestimmte Art der Weltanschauung und eine grundlegende Sicht von Unternehmen und Zusammenarbeit meint, vergleiche ich mit den „Bewusstseinsstufen“, die Lievegoed und Glasl als Phase bezeichnen. Was Lievegoed und Glasl in der Pionierphase zusammengefasst haben, beschreibt Laloux in drei getrennten Phasen oder wie Laloux sagt „Paradigmen“.
Laloux beginnt mit einer Phase, die er in der Menschheitsentwicklung in der Zeit vor 100.000 bis 50.000 Jahren ansiedelt, nennt sie „Reaktives Paradigma“ und gibt ihr die Farbe „Infrarot“. Für diese Zeit beschreibt er ein Leben basierend auf hierarchiefreier Nahrungssuche, in der das Ego der Menschen noch nicht vollständig entwickelt war und sich die Menschen noch nicht als vollständig getrennt von den anderen und der Umwelt wahrgenommen haben. Diese Phase ist mit der frühen Pionierphase von Lievegoed und Glasl vergleichbar, in der der Gründer mit der Unternehmensidee noch unzertrennlich verbunden ist. Laloux zieht eine weitere Parallele zum Bewusstseinsstadium eines Babys, dem noch Selbstwahrnehmung fehlt und das somit die Grenze zwischen sich und der Umwelt nicht wahrnimmt.
Auf diese Phase folgt bei Laloux die „Magische Phase“, welcher die Farbe „Magenta“ zuordnet ist. Diese Phase ordnet er in die Zeit vor 15.000 Jahren ein und charakterisiert sie durch den Wandel von der Familienorientierung hin zu Stämmen mit mehreren hundert Menschen. Das Selbstverständnis sei da zu weiten Teilen von anderen getrennt, aber man sehe sich selbst als Zentrum des Universums. Die Aufgabendifferenzierung bleibt sehr begrenzt, wobei den „alten“ Menschen ein spezieller Status und besondere Autorität zukommt. Gemäß Laloux entspricht diese Phase dem Stadium der Bewusstseinsentwicklung eines Kindes im Alter ab zwei Jahren.
Die dritte Phase von Laloux, die am Ende der Pionierphase einzuordnen ist, nennt er das „Tribale Impulsive Paradigma“. Er gibt ihm die Farbe „Rot“ und ordnet es in die Zeit vor 10.000 Jahren ein. Für diese Phase beschreibt er das Ego als vollständig von der Welt getrennt, dadurch werde eine Rollendifferenzierung und Arbeitsteilung möglich. Es gibt ein Oberhaupt und Fußsoldaten, wobei Machtbereiche von 1000 bis 10.000 Menschen entstanden. Auch die Sklaverei in großem Ausmaß gehört gemäß Laloux in diese Phase. Dabei gibt es weder differenzierte formale Hierarchie noch Jobtitel, weshalb sich diese Organisationen auch nicht leicht skalieren lassen. Laloux schreibt „Roten“ Organisationen eine große Stärke, jedoch gleichzeitig auch Zerbrechlichkeit zu. Denn Angst und Unterordnung halte diese Organisationen zusammen, so seien mystische Geschichten über die Stärke des Chefs wichtig, um die Fußsoldaten davon abzuhalten um eine höhere Position zu kämpfen. Ihre Gegenwartsorientierung macht „Rote“ Organisationen schwach in der Planung und der strategischen Ausrichtung, dafür schnell in der Reaktion auf neue Bedrohungen und Möglichkeiten. Sie sind somit gut für chaotische Situationen gerüstet, aber „nicht geeignet um komplexe Ergebnisse zu erreichen“, denn dafür bedürfe es einer stärkeren Zukunftsorientierung und einer damit verbundenen Planung.