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Vor dem Morgengrauen verließen sie das Anwesen der Appletons. Obschon ihre Gastgeber noch im Bett lagen, brannten sie darauf abzureisen.

»Bitte, sagt Eurem Herrn«, wies der Herzog von Glenkirk den verschlafenen Kammerdiener an, »dass wir ihm für seine Gastfreundschaft danken; indes haben wir noch eine lange, anstrengende Reise vor uns. Wenn wir unser Ziel noch vor Sonnenuntergang erreichen wollen, müssen wir zeitig losreiten.«

Der Kammerdiener verbeugte sich tief, er katzbuckelte nicht anders als sein Dienstherr. »Gewiss, gewiss, Mylord. Sir John wird es unsäglich bedauern, dass er Euch nicht persönlich verabschieden konnte«, erwiderte er unterwürfig.

»Er ist entschuldigt«, sagte James Leslie mit einer wegwerfenden Geste seiner behandschuhten Hand. Daraufhin drehte er sich um und scheuchte Gattin und Stieftochter aus der Eingangshalle hinaus in den neblig feuchten Morgen.

Die Kutsche mit Adali, Rohana und dem nötigsten Reisegepäck hatte sich bereits auf den Weg gemacht. Rory Maguire erwartete sie mit den gesattelten Pferden. Geschwind saßen sie auf und trabten über die Kieswege von Appleton Hall.

»Einen guten Ritt!«, rief James Leslie.

»Euch auch, Mylord«, brüllte Maguire zurück.

Der Morgen dämmerte, langsam lichtete sich der Nebel, doch die Sonne mochte sich nicht zeigen, und bald regnete es wieder. Seltsamerweise hob das Grau in Grau des Himmels die sattgrüne Landschaft nur noch mehr hervor. Sie ritten über sanfte, smaragdene Hügel. Ab und an ragte ein verwitterter Steinturm auf, für gewöhnlich verfallen, oder sie passierten ein kleines Dorf. Seit ihrem ersten Irlandaufenthalt waren es weniger Dörfer geworden, befand Jasmine. Einige waren verlassen und dem Verfall preisgegeben; andere waren wie vom Erdboden verschluckt, und nur noch ein zerbrochenes, umgestürztes keltisches Kreuz zeugte davon. Ulster, das nie stark bevölkert gewesen war, wirkte inzwischen noch einsamer.

»Was ist hier passiert?«, fragte Jasmine Rory Maguire.

»Nicht alle Landeigner sind wie Ihr, Mylady«, erwiderte er. »Ihr wisst um die Rachefeldzüge, unter denen die Katholiken zu leiden haben. Viele sind von ihrem Land vertrieben worden, weil sie nicht zum Protestantismus übertreten wollten. So einfach ist das.«

»Aber diese Landeigner leben nicht einmal in Irland«, gab Jasmine zu bedenken. »Was macht es da für einen Unterschied, solange die Felder gut und Gewinn bringend bestellt werden?«

»Sie schicken Vertreter, die in ihrem Namen handeln«, erklärte er. »Die meisten sind Engländer, genau wie die Siedler. Natürlich haben wir auch schottische Landeigner, aber diese sind bis auf wenige Ausnahmen in Schottland geblieben.«

»Was geschieht mit den Menschen?«, forschte sie.

»Sie flüchten zu Verwandten in den Teilen Irlands, wo die Gesetze nicht so strikt befolgt werden. Oder in entlegene Gegenden, wo sie unter primitivsten Bedingungen ihr Dasein fristen. Sie sterben. Einige wenige emigrieren nach Frankreich und Spanien. Andere Möglichkeiten gibt es nicht.«

»Das ist der Lauf der Dinge«, sagte Fortune ernsthaft und verblüffte sie damit. »Ich habe dies während meiner Studien gelernt, und Mutter hat es oft betont. Ein Stamm unterwirft einen anderen, und so weiter und so fort. Nichts bleibt, wie es einmal war. Genau wie meine Mutter sehe ich indes keinen Grund für die gegenwärtigen Zustände in Irland. Übertriebener Glaubenseifer ist schändlich und grausam.«

»Und der findet sich auf beiden Seiten«, warf Rory ein. »In Maguire’s Ford schätzen wir uns glücklich, zwei Gottesmänner zu haben, die offen und fortschrittlich sind, aber das ist einzigartig. So wie viele protestantische Geistliche in ihren Gemeinden predigen, dass der Katholizismus ein gotteslästerlicher Götzenglaube sei, wettern die katholischen Priester von der Kanzel, dass die Protestanten widerliche Ketzer seien, eine Teufelsbrut, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt gehört, und wenn nicht auf Erden, dann in den Feuern der Hölle. Solche Ansichten bewirken weder Verständnis noch Toleranz, Mylady. Ich fürchte, es gibt leider mehr John Appletons auf dieser Erde als Menschen wie Eure Mama.«

»Ihr mögt meine Mutter, nicht wahr?«, stellte Fortune sachlich fest, ihren Wallach neben ihn treibend.

Sein Herz zog sich in der Brust zusammen, gleichwohl lächelte Rory tapfer. »Ganz recht, Mylady, ich mag sie. Ich habe sie immer gemocht. Es muss ihr irisches Erbe sein, denn Mylady Jasmine hat wahrlich ein großes Herz.«

»Meine Mutter meint, wenn ich in Irland bleibe, soll ich Euch als Verwalter behalten, weil Ihr so vertrauenswürdig seid wie nur wenige andere Männer«, bemerkte Fortune.

»Vielleicht hat Euer zukünftiger Gemahl andere Pläne, Mylady«, gab er zurück.

Fortune maß ihn so entgeistert, als wäre er von Sinnen. Dieser Blick schien ihm vertraut, gleichwohl war es nicht die Mimik ihrer Mutter. »Mein Gemahl wird keinen Einfluss nehmen auf die Geschicke von Maguire’s Ford«, betonte sie. »Falls ich William Devers heirate, heißt das noch lange nicht, dass er mein Land bekommt. Er hat eigenes. Die Frauen in meiner Familie übertragen ihren Besitz nicht auf ihre Ehemänner. Undenkbar, so etwas!«

Rory Maguire lachte schallend. »Eure Mama hat Euch gut erzogen, Mylady Fortune«, sagte er; er amüsierte sich köstlich, war gleichzeitig aber auch erleichtert, als sie fortfuhr.

»Falls ich William Devers ehelichen sollte, werdet Ihr weiterhin mein Verwalter bleiben, Rory Maguire«, nahm Fortune ihren Gesprächsfaden wieder auf. »Außerdem brauche ich Euch, denn Ihr müsst mir alles über das Wesen der Pferde erzählen. Ich weiß wenig von Pferden, außer dass ich sie mag und leidenschaftlich gern reite.«

»Ihr wisst, wie man mit Pferden reden muss«, sagte er. »Ich habe gesehen, wie Ihr mit Thunder gesprochen habt, bevor Ihr aufgesessen seid. Wer hat Euch das gelehrt, Mylady Fortune?«

Für Augenblicke verwirrt, erwiderte Fortune schließlich: »Niemand, Rory Maguire. Ich habe es schon immer so gemacht, bevor ich auf ein fremdes Pferd gestiegen bin. Es schien mir nur höflich. Meine Schwester und meine Brüder lachen mich deswegen aus, aber ich bin noch nie abgeworfen worden oder hatte irgendwelche Schwierigkeiten, seit meinem ersten Pony«, erklärte Fortune ihm.

»Ahhh, das ist Euer irisches Erbe«, grinste er.

»Ich mag Euch, Rory Maguire«, gestand Fortune.

»Ganz meinerseits, Lady Fortune Mary Lindley«, erwiderte er ihr Kompliment.

»Woher kennt Ihr meinen vollen Namen?« Fortune war verblüfft.

»Wisst Ihr denn nicht, Mylady, dass ich Euer Pate bin?«, bemerkte er.

»Das seid Ihr? Mama«, wandte Fortune sich an ihre Mutter, die dicht hinter ihr ritt. »Ist das wahr? Ist Rory Maguire mein Pate?«

»Gewiss.« Jasmine nickte. »Das ist er.«

»Dann«, meinte Fortune aufgeräumt, »werde ich Onkel Rory zu Euch sagen, und Ihr nennt mich Fortune, wenn wir unter uns sind, en familie

Er drehte den Kopf, um Jasmines Blick zu erhaschen, und sie nickte kaum merklich. »Also gut, Fortune«, bekräftigte er, fasziniert von ihrer Großherzigkeit und ihrem Charme. Sie war wahrlich keine arrogante Adlige. Die Bewohner von Maguire’s Ford würden sie rückhaltlos akzeptieren, und sie könnten ihr friedliches Miteinander fortsetzen, immer vorausgesetzt natürlich, dass William Devers sich nicht in die Angelegenheiten seiner Braut einmischte. Rory überlegte bereits, wie der junge Mann es aufnehmen würde, dass Fortune ihren Grundbesitz und ihr eigenes Vermögen selbst verwalten wollte. Wie Rory Jasmine kannte, würde der Bräutigam eine Verzichtserklärung unterzeichnen müssen, ehe er einen Fuß in das Kirchenschiff setzen dürfte, um diesen bezaubernden Rotschopf vor den Altar zu führen.

Allmählich verzogen sich die Regenwolken, und als sie die Pferde getränkt und selbst einen Happen Brot und Käse verzehrt hatten, schien wieder die Sonne. Ein forschender Blick gen Himmel, und Rory war sicher, dass es für den Rest des Nachmittags sonnig bleiben würde. Er sah bereits vertraute Marksteine und schätzte, dass sie nach ihrem zeitigen Aufbruch am Spätnachmittag in Maguire’s Ford eintreffen würden. Im Stillen beobachtete er Jasmine und James Leslie. Augenscheinlich waren sie sehr verliebt, was seinem Herzen einen schmerzhaften Stich versetzte. Einerlei, was er letzte Nacht zu Adali oder jemals zu Pater Cullen Butler gesagt hatte, insgeheim hatte er stets gehofft, dass sie ihn liebte. Jetzt sah er ganz deutlich, dass dies nie der Fall sein würde. Und diese Erkenntnis führte dazu, dass etwas in ihm zerbrach. Er seufzte tief und geräuschvoll.

Fortune, die neben Maguire saß, schnellte zu ihm herum. »Was ist denn, Onkel Rory?«, wollte sie wissen. »Das war der traurigste Seufzer, den ich je gehört habe.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und fasste seine Hand. »Seid nicht traurig.«

Ihr Mitgefühl überwältigte ihn. Tränen stiegen in seine Augen, worauf er hektisch blinzelte. »Ach, mein Mädchen, wir Iren sind häufiger gedrückter Stimmung, das geht schnell wieder vorüber.« Sanft ergriff er ihre kleine, gepflegte Hand. »Ist schon in Ordnung, und jetzt sollten wir uns sputen.« Er erhob sich und zog sie hoch. »Ihr wart ein so winziges Baby, Fortune Mary Lindley, und jetzt seid Ihr zu einer so feinen Dame herangewachsen!

»Ich habe mich schon häufig gefragt, was diese Stimmungsschwankungen auslöst, Onkel Rory. Denn ich selbst habe auch damit zu kämpfen. Vielleicht liegt das ebenfalls an meinem irischen Erbe«, sinnierte Fortune. »Für ein Mädchen, dessen Vater Engländer und dessen Mutter englisch-mogulischer Abstammung ist, scheine ich viel von meiner irischen Urgroßmutter mitbekommen zu haben«, schmunzelte die junge Frau.

Sie ritten jetzt gemächlicher, die Kutsche rumpelte hinter ihnen her. Es war ein herrlicher Nachmittag, die Sonne strahlte vom Himmel. Schließlich trabten sie auf eine Anhöhe. Unter ihnen schlängelte sich ein langes blaues Band dahin, das Wasser vom Oberlauf des Lough Erne, wie Rory Fortune darlegte, und Jasmine erklärte es ihrem Mann. Der obere und der untere Lauf dieses Gewässers teilten und durchquerten dieses Gebiet, das Fermanagh hieß, bevor sie den Fluss Erne bildeten, der bei Ballyshannon in die Donegal Bay mündete.

Rory beschrieb eine Geste und erklärte: »Dort unten ist Maguire’s Ford, und da, an dem See, liegt Erne Rock Castle, das Ihr, so hoffe ich, zu Eurer neuen Heimat machen werdet, Fortune.«

»Schau dir die Weiden an, mein Liebes«, sagte Jasmine zu ihrer Tochter. »Da stehen unsere Pferde, und sieh mal – die Schafe. Wie ich sehe, haben sich die Zuchttiere, die wir von Glenkirk geschickt haben, prächtig vermehrt, Rory.«

»Wahrhaftig, Mylady, das haben sie«, erwiderte er.

Sie ritten den Hügel hinunter und in das Dorf. Vor ihnen rannte eine Schar kleinerer Jungen, die den Dorfbewohnern auf Englisch und Irisch zuriefen: »Sie sind da! Sie sind dal. Die Bewohner kamen aus ihren Hütten und von den Feldern und säumten die Straße, um einen Blick auf die lang verschollene Besitzerin von Maguire’s Ford zu erhaschen, die nach nunmehr zwanzig Jahren zurückkehrte.

Jasmine, die ein vertrautes Gesicht erspähte, brachte ihr Ross zum Halten. »Bride Duffy! Sie glitt aus dem Sattel und umarmte ihre alte Freundin.

»Cai mille failte! Herzlich willkommen«, sagte. Bride Duffy, und ihr aufrichtiges Gesicht war von winzigen Lachfältchen überzogen. »Willkommen zurück in Maguire’s Ford, Mylady Jasmine!«

Nach einer weiteren Umarmung zog Jasmine ihre Tochter nach vorn. »Hier ist Eure Patentochter, Bride Duffy. Mach einen Knicks, Fortune.«

Fortune knickste artig vor der rotwangigen Bauersfrau. »Wie geht es Euch, Mistress Duffy?«, erkundigte sich Fortune. Ihr Blick begegnete dem der Frau. »Freut mich, Euch endlich kennen zu lernen.«

»Gott schütze Euch, Mylady«, erwiderte Bride. »Auch ich bin froh, dass wir unsere Bekanntschaft erneuern können. Als ich Euch das letzte Mal sah, wart Ihr noch ein Winzling in Windeln.« Sie zögerte für einen kurzen Moment, dann umarmte sie das junge Mädchen. »Jetzt seid Ihr dorthin zurückgekehrt, wo Ihr das Licht der Welt erblickt habt, und wollt heiraten, so habe ich wenigstens gehört.«

»Aber nur wenn er mir gefällt«, schränkte Fortune rasch ein.

Bride Duffy kicherte. »Sie ist das Kind ihrer Mutter, wahrlich, das ist sie.«

»Meine beiden Töchter haben ihren eigenen Kopf«, warf Jasmine ein. »Kommt, Bride, ich mache Euch mit meinem Gatten bekannt, James Leslie.« Sie zerrte ihre alte Freundin zu dem Herzog und stellte sie einander vor.

Irgendwann gelang es Rory, Fortune und die Leslies von den Dorfbewohnern fortzuziehen, damit sie sich die Burg ansehen konnten. Die Kutsche mit Adali und Rohana hatte sie längst passiert. Erne Rock Castle thronte auf einer sanften Anhöhe und war auf drei Seiten von Wasser umgeben. Die Burg war fast 300 Jahre alt. Um hinein zu gelangen, überquerte man eine Zugbrücke über einem Burggraben, der eigentlich Teil eines künstlich angelegten Sees war. War die Zugbrücke hochgezogen, galt Erne Rock, so klein es auch war, als uneinnehmbare Festung.

Sie ritten über die Zugbrücke; im Innenhof warteten bereits mehrere Stallburschen, die ihnen die Pferde abnahmen. Fortune ließ den Blick schweifen und inspizierte aufmerksam ihre zukünftige Mitgift. Da waren die Stallungen und dort ein Torhaus. Der Innenhof war mit großen, flachen Steinen gepflastert und nicht besonders weitläufig. Sie folgte ihrer Mutter über eine kleine Treppenflucht. Am Fuß des Aufgangs wuchs ein Strauch mit roten Rosen in einem kleinen Beet. Fortune umschloss eine der Blüten und schnupperte andächtig. Dann eilte sie Jasmine hinterher.

Im Innern war Erne Rock Castle warm und freundlich, mit Steinböden im Parterre und schönen, blank polierten Holzdielen in dem darüber liegenden Geschoss. Die beiden Kamine im Rittersaal spendeten an diesem Mainachmittag wohlige Wärme. Es war kein sonderlich großer Raum, nicht größer als der private Familiensaal in Glenkirk, stellte Fortune fest. An einer Wand hing ein Gobelin mit szenischen Darstellungen, wie St. Patrick die Schlangen aus Irland vertrieben hatte. Die Möblierung war aus golden schimmerndem Eichenholz. Darüber hinaus befanden sich im Erdgeschoss eine gut bestückte Bibliothek und Rorys Arbeitszimmer. Die Küchen lagen hinter und unter dem Rittersaal. Im ersten Geschoss der Burg waren mehrere Schlafkammern, jede mit eigenem Kamin.

Jasmine öffnete die Tür zu dem riesigen Schlafgemach und trat neben ihre Tochter. »Schau, hier wurdest du geboren«, sagte sie leise. »Madam Skyes Schwester, die Hebamme Eibhlin, hat dich entbunden. Du warst meine schwerste Geburt, weil du falsch gelegen hast. Ich habe mit meiner Mama um ein Goldstück gewettet, dass du ein Junge würdest.«

»Und, warst du enttäuscht?«, erkundigte sich Fortune, die diese Geschichte noch nicht kannte.

»Nein«, erwiderte Jasmine. »Wie konnte ich? Du warst ein hübsches kleines Mädchen mit dem Leberfleck deines Großvaters, genau zwischen dem linken Nasenloch und deiner Oberlippe. Aber was noch bedeutsamer war, du warst das letzte Geschenk deines Vaters an mich, Fortune. Ich habe ihn sehr geliebt. Du, India und Henry wart alles, was mir von Rowan Lindley geblieben war, neben einigen bezaubernden Erinnerungen. Es war das größte Vermächtnis, das mir je zuteil wurde.«

»Was ist mit meiner Großtante Eibhlin geschehen?«, fragte Fortune. »Lebt sie noch? Können wir sie nicht besuchen?«

Jasmine lächelte. »Nein, Liebes. Eibhlin O’Malley, Gott sei ihrer guten Seele gnädig, starb ungefähr zwei Jahre nach deiner Geburt.« Sie wischte sich eine einsame Träne fort, denn die Erinnerung an Eibhlin ließ sie stets an ihre Großmutter denken. Irland, entschied Jasmine, stimmte sie schwermütig. Sie fasste sich wieder und sagte: »Dies wird jetzt dein Zimmer, Liebes, denn diese Gemächer sind für den Burgbesitzer bestimmt.«

»Noch bin ich nicht die Herrin über Erne Rock Castle, Mama«, entgegnete Fortune. »Du und Papa, ihr werdet diesen Raum nehmen. Ich möchte einen mit Blick auf den See. Falls ich William Devers heirate, werde ich diese Gemächer nach unserer Hochzeit beziehen, Mama, aber vorher nicht.«

»Bist du sicher?«

»Ganz sicher.« In Fortunes Blick trat ein gequälter Ausdruck. »Oder macht es dir etwas aus, Mama, einen Raum mit Papa zu teilen, den du früher mit meinem Vater bewohnt hast? Möchtest du lieber ein anderes Zimmer?«

»Nein, Liebes. Ich habe glückliche Erinnerungen an deinen Vater, aber auch traurige. Vielleicht vermag es Jemmie diese kummervollen Erinnerungen auszulöschen, und ich werde an Erne Rock einzig als einen Ort des Glücks zurückdenken, denn hier wurdest du geboren und hier wirst du heiraten. Meine Enkel werden auf Erne Rock das Licht der Welt erblicken.«

»Vielleicht«, murmelte Fortune.

Die beiden Frauen setzten sich auf das riesige Bett, und Jasmine fasste die Hand ihrer Tochter. »Liebes, ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich von Anfang an gegen diese Heirat gesperrt hast. Es ist ganz natürlich für eine Jungfrau, dass sie angesichts ihrer Vermählung zurückschreckt, aber ich meine, da ist noch etwas anderes, Fortune. Was quält dich, meine Tochter?«

»Du und Papa, ihr beteuert immer wieder, dass ich diesen William Devers nicht heiraten muss, wenn er mir nicht gefällt. Und im selben Atemzug redet ihr so, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis wir miteinander vermählt sind. Ich bin nicht wie du, Mama. Ich möchte nicht, dass man einen Ehemann für mich aussucht. Ich möchte selbst entscheiden! ihr habt mich meiner Heimat entrissen und an einen mir fremden Ort gebracht, und ihr erwartet, dass ich einen Fremden heirate. Was ist, wenn ich diesen William Devers unter gar keinen Umständen heiraten will? Was geschieht dann mit mir?« Fortunes blaugrüne Augen blickten sorgenvoll.

»Wenn du diesen jungen Mann tatsächlich nicht magst«, antwortete Jasmine, »dann ist die Sache damit entschieden, aber wie kommst du eigentlich darauf, dass du ihn nicht mögen wirst? Liegt es daran, dass du ihn nicht kennst? Fortune, es ist wahr, dass mein Vater, der Großmogul, meinen ersten Gemahl ausgesucht hat. Am Tag unserer Vermählung habe ich Prinz Jamal Khan das erste Mal gesehen. Allerdings haben meine Eltern klug gewählt, und ich war glücklich mit ihm. Meine Großmutter hat deinen Vater ausgesucht – den ich indes vorher schon kannte – und der alte König James deinen Stiefvater, den ich ebenfalls kannte. Manchmal wissen es die Eltern einfach besser, Fortune, aber wenn du diesen jungen Mann tatsächlich ablehnen solltest, musst du ihn nicht heiraten. Weder Jemmie noch ich wollen dich unglücklich sehen.«

»Keiner von uns kennt diesen William Devers«, sagte Fortune düster.

»Mein Cousin, Pater Cullen Butler, kennt ihn. Genau wie Mr. Steen, der protestantische Geistliche. Sie halten ihn für einen überaus passenden und vorzeigbaren Ehekandidaten, Liebes. Vielleicht ist er das, vielleicht auch nicht. Die Zeit wird es zeigen. Wir werden sehen«, befand Jasmine. »Und da man bereits an seine Familie herangetreten ist, ist es nur höflich, wenn wir diesem jungen Mann eine gerechte Chance geben.«

»Gewiss, Mama«, murmelte Fortune nicht sonderlich begeistert.

Jasmine erhob sich. »Komm, wir wollen uns zu den Herren in den Saal gesellen. Ich schätze, mein Cousin ist mittlerweile auch eingetroffen.«

Arm in Arm nahmen Mutter und Tochter die Stufen zum Rittersaal. Rory Maguire und James Leslie unterhielten sich bereits mit dem weißhaarigen Geistlichen im dunklen Ornat. Jasmine löste sich von der Seite ihrer Tochter und eilte voraus.

»Cullen Butler! Oh, ich freue mich ja so, dich wieder zu sehen! Du siehst gut aus. Danke, dass du geholfen hast, den Frieden in Maguire’s Ford zu erhalten.« Jasmine schlang ihre Arme um ihren Cousin und küsste ihn auf beide Wangen.

»Und nun zu dir, Yasamin Kama Begum«, schmunzelte er. »Schön wie eh und je und Mutter einer beachtlichen Kinderschar.« Mit einem fröhlichen Zwinkern seiner blauen Augen erwiderte er ihre Umarmung.

»Und noch dazu Großmutter, Cullen. Ein kleiner Junge, der nach Rowan benannt ist, und ein Baby, Adrianna.« Jasmine strahlte.

Die Augen des Priesters wanderten zu Fortune, und sein Herz setzte beinahe aus, als er ihre flammend rote Haarpracht gewahrte. Seine Miene jedoch blieb gefasst und heiter. »Und dies muss Lady Fortune Mary sein, die ich persönlich vor vielen Jahren getauft habe. Willkommen, mein Kind.«

Lächelnd machte Fortune einen tiefen Knicks vor Lullen Butler. Ihr schwante bereits, dass sie in ihm einen Freund und Verbündeten gefunden hatte. »Habt Dank, Vater.«

Er zog sie hoch und küsste sie schmatzend auf beide Wangen. »Cousin Cullen, wenn wir im Kreis der Familie sind. Nun, du bist ordentlich gewachsen seit damals. Und du hast die Haare deiner Urgroßmutter O’Malley, einer Schottin von der Isle of Skye, in der Tat. Ich habe sie nie kennen gelernt, weil sie vor meiner Geburt verstarb, aber sie hatte einen flammenden Schopf, so sagte man.«

Er ist verflixt schnell und gewieft, dachte Adali, der etwas abseits an der Wand lehnte. Madam Skye wäre hocherfreut, hatte sie ihn doch vor Urzeiten selbst ausgewählt und nach Indien geschickt, um über meine Herrin zu wachen. Und er hat jedem erzählt, dass Lady Fortunes Mähne ein Familienerbe ist, obwohl keines ihrer Geschwister, weder Cousin noch Cousine, eine so außergewöhnliche Haarfarbe hat. Stillvergnügt lächelte er.

»Ich möchte Mr. Steen gern kennen lernen«, sagte Jasmine.

»Ich habe ihn gebeten mitzukommen und euch zu begrüßen«, erwiderte der Priester, »aber er meinte, wir sollten uns erst ein wenig Zeit für eine Familienzusammenkunft lassen. Er will morgen vorbeischauen.«

»Und die Familie Devers? Wann werden wir sie kennen lernen?«, fuhr Jasmine fort.

»Nächste Woche. Sie sind eingeladen, drei Tage hier zu verweilen, damit die jungen Leute herausfinden können, ob sie einander mögen«, meinte Cullen Butler. »Und nun zu dir, Fortune. Bist du schon gespannt auf deinen Zukünftigen, mein Kind? Er ist ein anziehender Bursche, das kann ich dir sagen.« Er lächelte.

»Er ist nicht mein Zukünftiger, solange ich nicht weiß, ob wir uns mögen und zueinander passen«, versetzte Fortune. »Ich werde keinen Mann heiraten, den ich nicht liebe.«

»Das solltest du auch nicht«, meinte der Priester. »Die Ehe ist ein wunderbares Sakrament und sollte mit Achtung betrachtet werden, Fortune Mary. Trotzdem, mir gefällt, was ich über den jungen Master Devers höre, und dir wird es vermutlich nicht anders gehen.«

»Liebes, geh mit Adali. Er wird dir den Rest der Burg zeigen«, sagte Jasmine. »Wenn sie dir erst einmal gehört, solltest du dich gut auskennen.« Sie bedeutete ihrer Tochter und ihrem treuen Diener zu gehen.

»Sie ist aufgeregt, und das ist nur natürlich«, bemerkte der Geistliche. »Wie alt ist sie jetzt?«

»Zwanzig in diesem Sommer«, antwortete Jasmine.

»Ein bisschen alt, um noch immer die widerspenstige Jungfer zu spielen«, murrte der Duke of Glenkirk. »Sie hätte schon vor etlichen Jahren unter die Haube gehört, aber damals mussten wir uns um ihre eigenwillige ältere Schwester kümmern.«

»Aber, Jemmie, du hast doch versprochen, du würdest sie nicht drängen. Ansonsten wird sie nur noch halsstarriger. Wenn sie und William Devers nicht zusammenpassen, ist das zwar ärgerlich, aber bestimmt kein Weltuntergang, mein Schatz.« Jasmine lachte glockenhell. »Irgendwo wird schon der Richtige für Fortune sein, und sie wird ihn noch früh genug finden. Da bin ich ganz sicher.«

»Du klingst mit jedem Tag mehr wie deine Großmutter«, grummelte James Leslie. »In diesem Alter muss eine Jungfer einen Gemahl haben. Wir haben einen überaus ehrbaren jungen Mann aus einer guten Familie für sie gefunden, der, wie mir gesagt wurde, anziehend und gut gebaut ist und der eines Tages ein ansehnliches Erbe antreten wird. Sie kann sich glücklich schätzen, wenn der Bursche ein so spätes Mädchen nimmt. Mit zwanzig wird es wirklich allerhöchste Zeit.«

»Es ist nur die Nervosität einer jungen Braut«, versicherte Cullen Butler dem Herzog. »Sobald sie den jungen William kennen lernt, wird sich das legen, mein Wort darauf.«

»Rory?« Erwartungsvoll spähte James Leslie zu dem Gutsverwalter.

»Ich habe nichts Negatives über ihn gehört, Mylord. Soweit ich weiß, hat seine Mutter dort oben in Lisnaskea das Zepter in der Hand, aber das junge Paar wird ohnehin hier in Erne Rock leben. Er soll ein feiner Kerl sein, obwohl ich persönlich seinen älteren Bruder vorziehen würde«, erklärte Rory Maguire dem Herzog.

»Seinen älteren Bruder? Mir wurde berichtet, dass jener William Devers das väterliche Erbe antritt. Wie kann das sein, wenn er einen älteren Bruder hat?«

»Sein älterer Bruder ist enterbt worden, Mylord«, gab Rory zurück.

»Warum?«

»Er ist ein Katholik, Mylord«, lautete die Erklärung.

»Wie furchtbar!«, entfuhr es Jasmine.

»So ist unsere Welt nun einmal«, sagte der Herzog finster. »Dass Derartiges heute noch möglich sein sollte, ist mir allerdings unbegreiflich.«

»Selbst in Irland und besonders hier in Ulster«, sagte der Geistliche leise, »werden wir verleumdet und geächtet. Die Zwänge sind dieselben wie in England. Katholiken dürfen keine öffentlichen Reden halten, es sei denn im House of Lords.«

»Aber das hat damit zu tun, dass sie dem König nicht guten Gewissens den Treueid leisten können, denn dann müssten sie ihn auch als Oberhaupt der Kirche von England akzeptieren«, warf Jasmine ein.

»Die Messe kann nicht öffentlich gelesen werden, niemand darf Priester beherbergen«, versetzte Cullen Butler scharf. »Zahlt ihr nicht Bußgelder an die Krone, für uns hier in Maguire’s Ford? Ansonsten hätte man uns längst vertrieben. Ich sorge dafür, dass meine Leute mehrmals im Monat den protestantischen Gottesdienst besuchen, um den Verdacht auszuräumen, dass wir ein Nest von Verrätern sind. Das Abendmahl an wichtigen Feiertagen versäumt zu haben wird mit einer Geldstrafe von zwanzig Pfund belegt. Drei solcher Versäumnisse werden als Verrat gewertet.«

»Du kennst den Grund dafür, ereiferte sich Jasmine. »Unsere Großmama war mit Großvater Adam 1572 in Paris, als das Massaker in der Bartholomäusnacht geschah. Als Papst Gregor XIII. in Rom davon erfuhr, ließ er eine öffentliche Prozession mit Priestern und Kardinälen durch die Straßen ziehen, um den Tod jener bedauernswerten Protestanten zu feiern. Er hat öffentlich zu dem Mord an der guten Königin Bess aufgefordert. Er hat demjenigen, der das Attentat verüben würde, sogar die Absolution in Aussicht gestellt. Dann, im Jahre 1605, plante eine Gruppe törichter englischer Katholiken, das Parlament in die Luft zu jagen, während der alte König James eine Rede hielt. Trotz alledem glaube ich nicht, dass die Katholiken für die Sünden einiger weniger Fanatiker bestraft und verfolgt werden sollten«, schloss Jasmine.

»Darin, werte Cousine«, schmunzelte der Geistliche, »sind wir uns einig, und ich weiß, ich spreche für meine ganze Herde, wenn ich dir sage: hab Dank.«

Die nächsten Tage verliefen ruhig, da Jasmine, James und Fortune sich von den Strapazen der Reise erholten. Fortune erforschte das Anwesen allein und mit Rory Maguire. In Maguire’s Ford würde es keine Veränderungen geben, entschied sie spontan, denn sie mochte den Iren und schätzte sein Führungsgeschick. Sie hatten vieles gemein, allem voran ihre Liebe zu Pferden. Ihr schien es, als kennten sie sich schon ihr ganzes Leben lang.

Am Montag Morgen traf der Pfarrer, Mr. Samuel Steen, auf Erne Rock ein, um seine Herrin und die zukünftige Braut zu begrüßen. Er war ein stattlicher Mann mit klugen grauen Augen. Sein dunkelbraunes Haar war von grauen Fäden durchzogen, genau wie sein schmaler Backenbart. Seine Stimme klang wohltönend tief. »Guten Tag, Mylady«, sagte er mit einer Verbeugung vor Jasmine.

»Ich freue mich, Euch endlich kennen zu lernen, Reverend«, erwiderte Jasmine. »Steen. Ein ungewöhnlicher Name, Sir, aber ich will Euch nicht zu nahe treten. Bitte, setzt Euch doch zu mir ans Feuer … an diesem nasskalten Tag.«

Samuel Steen nahm ihre Einladung dankend an. »Der Name Steen stammt aus der Grafschaft Hainaut, Mylady. Meine Familie, seit Generationen Webermeister, kam vor über 300 Jahren nach England, als Teil von Königin Philippas Mitgift. Offen gestanden waren es mehrere Weberfamilien, die damals anlandeten. Unsere Aufgabe war es, in England florierende Webereien zu gründen, damit die Wolle zur weiteren Verarbeitung nicht mehr ins Ausland geschickt werden musste. Einige Jahre darauf haben wir England wieder verlassen und sind nach Holland ausgewandert, weil man uns wegen unserer Religion verfolgte. Vor zehn Jahren bot man uns schließlich an, die englischen Kolonien in der Neuen Welt zu besiedeln, aber leider hatte unser Schiff, die Speedwell, ein Leck. Wir mussten einen englischen Hafen anlaufen. Und man stellte uns vor die Alternative, entweder nach Irland weiterzureisen oder nach Holland zurückzukehren. Wir entschieden uns für Irland. Dem Himmel sei Dank, dass Master Maguire am Tag unserer Ankunft auf den Docks war. Er bot uns Unterkunft hier in Maguire’s Ford, wenn wir mit unseren katholischen Nachbarn Frieden halten würden. Wie hätten wir ablehnen können? Wir kennen religiöse Verfolgungen nur zu gut. Einige unserer Leute vermochten ihre Vorurteile indes nicht zu überwinden, also haben wir sie zurückgelassen. Wir haben es nie bereut, dass wir hergekommen sind, Mylady.«

»Ich auch nicht. Mein Cousin, Cullen Butler, hat mir geschrieben, dass Ihr hier im Dorf eine kleine Weberei eingerichtet habt und dass Ihr Eure katholischen Nachbarn auch in diesem Handwerk unterweist. Ich bin überaus angetan von Eurer Entschlussfreude, Reverend Steen. Und morgen werde ich erfahren, ob Ihr ein gutes Urteilsvermögen besitzt, was den zukünftigen Bräutigam anbelangt.« Jasmine lächelte.

»Ich habe die junge Dame auf ihrem Ausritt mit Master Maguire gesehen. Ein hübsches Kind. Der junge William wäre ein trefflicher Gemahl für sie.« Der Pfarrer erwiderte ihr Lächeln.

»Wenn sie zueinander passen«, seufzte Jasmine. »Ich bin eine fortschrittliche Mutter und möchte meine Tochter nicht zu einer Verbindung drängen, die sie nicht glücklich macht, Samuel Steen.«

Der protestantische Geistliche schaute zwar etwas verdutzt, sagte aber nichts. Er war sich sicher, dass die jungen Leute einander mögen würden. Überdies setzten sich letztlich immer die Eltern durch, und die Hochzeit würde stattfinden. »Eure Tochter ist Protestantin?«, erkundigte er sich.

»Sie ist nach dem Tod meines Gatten hier in Maguire’s Ford geboren und von meinem Cousin katholisch getauft worden. Allerdings ist sie im Schoß der Kirche von England groß geworden, legte Jasmine ihm dar.

»Vielleicht sollte ich sie protestantisch taufen«, schlug er vor. »Sir Shane und seine Gattin sind sehr streng gläubig und womöglich verstimmt, wenn sie das erfahren, Mylady. Ich will Euch nicht zu nahe treten, versteht mich nicht falsch … »

»Eine Taufe ist wahrlich genug für jeden guten Christen, Samuel Steen«, betonte Jasmine. »Wenn es sie bestürzt, dass meine Tochter katholisch getauft ist, ist ihr Sohn vielleicht nicht der Richtige für Lady Fortune. Meine Tochter ist schließlich eine reiche Erbin. Sie kann sich ihre Ehemänner aussuchen. Da muss es nicht unbedingt dieser William Devers sein. Er kann sich glücklich schätzen, dass Fortune ihn überhaupt berücksichtigt.« Honigsüß lächelte sie den Gottesmann an.

Eine willensstarke Person, dachte der Geistliche bei sich, aber das stieß ihn keineswegs ab. Er hoffte nur, dass ihre Tochter ebenso energisch wäre, denn Fortune Lindleys zukünftige Schwiegermutter, Lady Jane Anne Devers, stand der Herzogin von Glenkirk in nichts nach. Eine kompromisslose Protestantin, hatte sie ihn bereits darauf angesprochen, die Katholiken von Maguire’s Ford zu vertreiben, wenn ihr Sohn dort Burgherr würde. Der junge William war indes wesentlich aufgeschlossener, und wenn das junge Paar erst ständig auf Erne Rock lebte, würde er unter dem Einfluss seiner Frau stehen und nicht mehr unter der Knute seiner Mutter, was Samuel Steen nur befürwortete. Er sah keine Veranlassung, die Katholiken wegen ihres Glaubens aus dem Dorf zu verbannen. Alle kamen gut miteinander aus. Und solange sich niemand einmischte, würde sich daran auch nichts ändern.

Am Ankunftstag der Familie Devers badete Fortune morgens ausgiebig. Ihre neue Zofe Rois, Bride Duffys jüngste Enkelin, ging ihr dabei zur Hand. Sie war ein schlankes Mädchen von achtzehn Jahren mit dunklen Flechten, großen blauen Augen, einem porzellangleichen Teint und Sommersprossen auf der Nase. Rois war zurückhaltend und einsilbig gegenüber ihrer Herrin. Ihre Großmutter hatte sie mehrere Monate lang auf diese begehrte Position bei Lady Fortune vorbereitet.

»Hattest du schon einmal einen Verehrer, Rois?«, fragte Fortune, als sie aus dem Zuber stieg und in ein weiches, angewärmtes Badetuch gehüllt wurde.

Rois errötete ganz allerliebst. »Kevin Hennessey und ich würden gern miteinander ausgehen, Mylady, aber Großmutter sagt, dass wir uns auf unsere Arbeit besinnen sollen. In einem Jahr oder zwei darf er vielleicht um mich werben.«

»Und was macht dein Kevin?« Fortune war neugierig. Anscheinend genoss ihre Zofe auch nicht mehr Freiheiten als sie.

»Kevin hilft Master Maguire bei den Pferden«, sagte Rois.

»Gefällt ihm diese Tätigkeit? Ist er gut darin?«, bohrte Fortune weiter. Heiliger Strohsack! Dieser Rois musste man ja jedes Wort aus der Nase ziehen!

»Ja, er liebt die Tierchen, wie er sie nennt«, erwiderte Rois, die sich allmählich für das Thema erwärmte. »Und er ist sehr gut zu ihnen. Es heißt, dass er eines Tages vielleicht sogar Master Maguires Platz einnehmen wird, aber das ist natürlich noch lange hin, Mylady.«

»Hast du ihn schon einmal geküsst?«

Wieder errötete Rois, und diesmal tiefer als zuvor. »Oh, Mylady«, kreischte sie. »Ihr solltet mir nicht solche Fragen stellen.«

»Das heißt, du hast es getan«, triumphierte Fortune. »Gut! Wie ist es denn, wenn man geküsst wird? Ich habe es noch nie gemacht, außer bei meinen Verwandten. Mit einem Verehrer ist es bestimmt ganz anders, oder?«

Rois nickte, während sie ihre Herrin hektisch trocken rieb. Sie war sich nicht sicher, was sie antworten sollte. »Wenn Kevin mich küsst«, murmelte sie und setzte rasch hinzu, »einmal angenommen, er küsst mich, dann schlägt mein Herz wie ein Trommelwirbel, und ich fühle mich so leicht und beschwingt. Schwer zu beschreiben, aber es ist wundervoll. Ich meine, wenn es in Wahrheit passieren würde.«

Fortune kicherte durchtrieben. »Jetzt weiß ich auch nicht viel mehr«, gestand sie. »Schätze, man muss selbst die Erfahrung machen, um zu wissen, wie es ist. Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis William Devers mich küssen will. Und ob ich das mag.«

»Für gewöhnlich gefällt es den Frauen«, bemerkte Rois. Dabei zog sie ihrer Herrin ein sauberes Unterkleid über den Kopf.

»Meiner Mutter bestimmt«, kicherte Fortune, den Spitzensaum der tief dekolletierten Bluse und die Ballonärmel, die bis zu den Ellbogen reichten, zurecht zupfend.

Rois streifte ein Paar cremefarbener Strümpfe über Fortunes schlanke Beine und befestigte sie an Strumpfbändern mit goldfarbenen Rosetten. Dann half sie dem Mädchen in mehrere seidene Halbröcke. Darauf folgte der ausladende Überrock aus schwerer, tiefgrüner Damastseide, der im Rücken kunstvoll gefältelt war und vorn offen, sodass der Unterrock aus beigegrundigem Goldbrokat hervorblitzte.

»Setzt Euch, Mylady, ich mache Euch das Haar«, sagte Rois. Sie löste die Nadeln aus Fortunes leuchtendem Haarschopf und bürstete diesen kräftig, dann zog sie einen Mittelscheitel und frisierte das Haar ihrer Herrin zu einem festen Nackenknoten. Eine Locke an Fortunes linkem Ohr schmückte sie mit einer perlenbesetzten Goldschleife. Sie begutachtete ihr Werk und lächelte. »Fehlt nur noch das Mieder, Mylady«, bemerkte sie. Sie half Fortune in das grüne, rechteckig ausgeschnittene Kleidungsstück und zog es fest hinunter, sodass die Spitze des Unterkleids hervorlugte; dann schloss sie die Ärmel, die genau wie das Untergewand bis zu den Ellbogen reichten, und zupfte die Spitzenapplikation hervor. Es war ein schlichtes Kleid, aber trotzdem erlesen. »Ihr seid hübsch anzuschauen«, meinte Rois, was ziemlich untertrieben war. »Soll ich Euch Eure Schmuckschatulle bringen, Mylady?«

»Ja«, erwiderte Fortune. Als die Zofe das Kästchen öffnete, nahm Fortune eine lange, einreihige Perlenkette heraus und streifte sie sich über den Kopf. Pastell schimmernd, passten sie hervorragend zu ihrer Robe. An ihrem linken Handgelenk befestigte sie ein zweireihiges Perlenband, an ihrem rechten einen goldenen, mit Smaragden besetzten Armreif. Ihre Ringe fixierend, entschied Fortune sich für eine riesige Barockperle, für einen rundgeschliffenen Smaragd und einen schlichten Goldring mit dem Familienwappen der Lindleys – zwei Schwäne, deren ineinander verschlungene Hälse ein vollkommenes Herz formten. »So«, prustete sie los, »das sollte beeindruckend genug sein für ein erstes Kennenlernen.«

»Ihr seid ein schlimmes Mädchen, Mylady«, kicherte Rois, die Juwelenschatulle an sich nehmend.

Es klopfte leise an die Tür, doch noch bevor Rois reagieren konnte, sprang diese auf und die Herzogin von Glenkirk rauschte herein, in burgunderfarbener Seide, mit einem Collier aus taubeneiergroßen Rubinen und dem passenden Ohrgeschmeide, etlichen Armbändern, die Hände übersät mit kostbaren Ringen. Ihre Haare waren ähnlich frisiert wie die ihrer Tochter, doch trug Jasmine keine Schmachtlocke.

»Wie hübsch du aussiehst«, lobte sie Tochter und Zofe gleichermaßen mit ihren Worten. »Das Grün steht dir hervorragend zu Gesicht. Von den O’Malleys hast du den hellen Teint der Iren geerbt, Liebes.«

»Merci, Mama«, kicherte Fortune. »Wie ich sehe, bist du für den Angriff gekleidet. Ist es wirklich nötig, die arme Lady Jane gleich bei unserer ersten Begegnung derart einzuschüchtern? Die Herzogin von Glenkirk ist eine wahrhaft beeindruckende Erscheinung.«

»Wie ich aus gut unterrichteten Kreisen weiß, ist Lady Jane eine überaus Achtung gebietende Persönlichkeit, Fortune. Ich möchte ihr zu verstehen geben, dass ich eine mehr als ebenbürtige Partnerin bin und dass du dich nicht gängeln lassen wirst. Es ist wichtig, diese Dinge bei der ersten Begegnung zu klären, nachher wird es umso schwieriger. Denk immer daran, dass du letztlich den jungen William heiraten willst und nicht seine Mutter. Er soll ein netter junger Mann sein, wie sein Vater. Uns beiden muss es darum gehen, deine zukünftige Schwiegermama schon heute in die Schranken zu weisen, um späteren Problemen vorzubeugen«, klärte Jasmine ihre Tochter auf.

»Ihr solltet auf Mylady hören«, meinte Rois unvermittelt freimütig. »Selbst hier in Maguire’s Ford gibt es Gerüchte über Lady Jane Devers, obwohl meine Großmama mir die Ohren abschneiden würde, dass ich das sage.«

»Welche Gerüchte?«, erkundigte sich Fortune.

»Es heißt, dass sie die Katholiken hasst und sie nicht in ihrer Nähe duldet. Die Katholiken in Lisnaskea müssen ihren Glauben verleugnen oder aber sie riskieren, alles zu verlieren – ihre Heimat, ihre Anstellung, was auch immer. Ihr Stiefsohn, Master Kieran, wird auf dem Anwesen nur geduldet, weil seine Stiefmutter keinen Skandal heraufbeschwören will. Sir Shane hat ihn enterbt, als er einundzwanzig wurde und nicht zum Protestantismus konvertieren mochte«, fuhr Rois fort. »Viele führen das auf ihren Einfluss zurück.«

»Wie kommt es, dass Sir Shanes ältester Sohn ein Katholik ist?«, fragte Jasmine die Zofe.

»Sir Shane wurde in dem einzig wahren Glauben getauft«, meinte Rois völlig unbefangen. »Seine erste Gemahlin – Gott hab sie selig – war Lady Mary Maguire, eine Verwandte von Master Rory. Sie schenkte drei Kindern das Leben: Das älteste war Moire, dann kam Master Kieran und schließlich Colleen, bei deren Geburt die Mutter starb. Bei ihrem Tod waren die älteren Kinder sechs und vier. Zwei Jahre darauf warb Sir Shane erfolgreich um Mistress Jane Anne Elliot, die einzige Tochter eines Londoner Kaufmanns, der sich in Derry niedergelassen hatte.

Sie war eine recht betuchte Erbin, und Sir Shane war von ihrem Vermögen wie auch von ihrer Person beeindruckt. Die einzige Bedingung, die an ihre Hochzeit gestellt wurde, war, dass Sir Shane zum Protestantismus konvertieren und seine Kinder in diesem Glauben erziehen müsse. Was sollte der Ärmste tun? Er hatte drei Kinder, denen die Mutter fehlte. Reich an Land und Vieh, fehlte es ihm indes an Geld, das sein zukünftiger Schwiegervater ihm würde geben können, um sein heruntergekommenes Anwesen instand zu setzen und weitere Zuchttiere zu kaufen. Er ließ sich darauf ein, wurde ein zweites Mal getauft, diesmal von einem protestantischen Geistlichen, und heiratete geschwind.

Die beiden Töchter folgten dem Vorbild ihres Vaters. Moire war acht und ohnedies der Liebling ihres Papas. Sie wollte ihm einen Gefallen tun und ihn nicht an ihre Stiefmutter verlieren, obwohl man gerechterweise sagen muss, dass Lady Jane gut zu ihren Stiefkindern gewesen ist. Die kleine Colleen war erst zwei, als ihr Vater wieder geheiratet hat, und sie kennt keine andere Mutter als Lady Jane. Aber Master Kieran war sechs und so störrisch wie die Preisbullen seines Vaters. Er hatte seine Mutter vergöttert. Jetzt waren ihm nur noch zwei Erinnerungen an sie geblieben. Eine winzige Miniatur, die er stets bei sich trägt, und ihr Glauben. Wenngleich sein Vater und seine Stiefmutter ihn auch jeden Sonntag zum Kirchgang zwangen, so stahl er sich doch hinterher fort, um heimlich irgendwo in Lisnaskea der Messe beizuwohnen. Erst nach Jahren deckten sein Vater und Lady Jane dieses Geheimnis auf. Da war er bereits ein junger Mann, und als sie ihm dies vorwarfen, stritt er nichts ab. Seitdem hat er nie wieder die evangelische Kirche mit ihnen aufgesucht.

Lady Jane schenkte ihrem Gemahl zwei Kinder. Master Kieran war sieben, als das Mädchen geboren wurde. Sie heißt Elizabeth. Im Jahr darauf erblickte Master William das Licht der Welt. Sie haben keine weiteren Nachkommen. Es wird gemunkelt, dass Sir Shane sich außerhalb von Lisnaskea eine Geliebte hält, eine Molly Fitzgerald, die zwei Töchter von ihm hat. Niemand würde offen darüber reden, denn sie ist Katholikin. Schließlich, an Master Kierans einundzwanzigstem Geburtstag, stellte sein Vater ihn vor die Entscheidung, entweder dem Katholizismus zu entsagen oder sein Geburtsrecht an seinen jüngeren Bruder William abzutreten. Es heißt, dass Vater und Sohn deswegen einen so erbitterten Streit ausgefochten haben, dass man es bis nach Ballyshannon hören konnte. Letztlich jedoch weigerte sich Kieran Devers, seinen Glauben für ein Stück Land aufzugeben. Also hat sein Vater ihn enterbt und den jungen Master William als Erben eingesetzt.«

»Und trotzdem lebt Kieran Devers noch auf dem väterlichen Gut?« Derartige Dinge interessierten Jasmine brennend.

»Seine Stiefmutter billigte es nicht, dass der Vater den Sohn sich selbst überließe, aus Angst vor dem Gerede der Leute. Es sollte so aussehen, als wäre es einzig und allein die Schuld ihres Stiefsohnes. Sie wollte als die gute und fürsorgliche Lady dastehen. Deshalb bewohnt Master Kieran seine eigenen Gemächer in einem abgeschiedenen Flügel des Hauses. Obschon manche es schändlich finden, dass er enterbt worden ist, weiß keiner so recht, ob Lady Jane wirklich daran schuld ist. Und dieser Dame ist es überaus wichtig, wie sie auf andere wirkt«, betonte Rois.

»Der arme Master Kieran weiß nicht, wo er sonst hingehen soll. Die Verwandten seiner Mutter sind tot, und der Rest der Familie väterlicherseits lebt in Donegal. Sie kennen sich kaum, wenn überhaupt. Und Kieran Devers ist zwar stolz, aber er ist nicht dumm. Meine Großmama meint, er bleibt einzig, um Lady Jane zu ärgern, die großherzig scheinen will, dies aber wahrlich nicht ist. Es geht das Gerücht, dass sie ihren Gatten, der sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte, davon abzubringen versuchte, seinem Sohn eine größere Geldsumme zu vermachen. Gott sei Dank hat Sir Shane nicht auf sie gehört, denn auch er achtet auf seinen öffentlichen Ruf. Jetzt ist der älteste Sohn in seinem Testament berücksichtigt und bezieht jedes Jahr eine Leibrente. Diese großzügig bemessene Summe entstammt der Erbschaft, die Lady Devers von ihrem verstorbenen Vater gemacht hat. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich Master Kieran einen Spaß daraus macht, einen Großteil dieses Geldes der katholischen Kirche zu spenden, nur um seine Stiefmutter zu ärgern.« Rois kicherte. »Ich selbst habe ihn noch nie gesehen, aber er soll sündhaft anziehend sein, ein durchtriebener Teufel. Andererseits ist er großzügig und immer bereit, den Notleidenden zu helfen. Zumeist unsereinem, die wir wegen unserem Glauben von unserem Besitz vertrieben wurden«, seufzte sie.

»Ich habe dich noch nie so ausführlich berichten hören«, neckte Fortune ihre Zofe.

»Es gab auch nichts Berichtenswertes, bis Eure Mama mich selbiges gefragt hat«, versetzte Rois.

Jasmine lächelte. »Du bist ein praktisch veranlagtes Mädchen wie meine Tochter, Rois. Bride hat gut daran getan, dich für Fortune auszuwählen.«

Die Kammertür glitt erneut auf, und der Duke steckte seinen Kopf ins Zimmer. »Die Kutsche der Familie Devers fährt soeben durch das Dorf«, berichtete er seiner Frau. »Kommt, sonst verspäten wir uns noch, das wirkt unhöflich. Und wir wollen doch einen guten ersten Eindruck machen, oder?«

»Wollen wir das?«, meinte Fortune spitz.

»Offenbar habe ich dich als kleines Mädchen nicht oft genug gezüchtigt«, gab James Leslie zurück.

»Du hast mich überhaupt nicht gezüchtigt, Papa.« Fortune hakte sich bei ihm unter und lächelte in sein faltiges Gesicht.

»Nun, ich hätte es wohl besser getan«, scherzte der Duke. Er drehte sich zu seiner Gattin um. »Wo sollen wir sie begrüßen, Madam?«

»Im Saal«, erwiderte Jasmine. »Adali wird sie zu uns führen. Das steckt den entsprechenden Rahmen ab, denn wir sind von höherem Rang als sie. Sie sollten sich geehrt fühlen, dass sie als mögliche Verbindung für unsere Tochter überhaupt Erwägung finden. Je mehr ich über diese Familie aus Lisnaskea erfahre, umso unsicherer bin ich, ob sie die Richtigen für eine solche Allianz sind. Vielleicht haben wir uns daheim nicht genug informiert.«

Falls ihn die Worte seiner Frau verblüfften, so ließ James Leslie sich nichts anmerken. Der Herzog wusste, dass Jasmine nicht von ihrem Standpunkt abweichen würde, was immer er sagte, und meistens behielt sie absolut Recht. »Wir haben nichts unterzeichnet, nichts ist entschieden«, erklärte er. »Noch können wir jederzeit umschwenken, falls Fortune diesen jungen Burschen nicht mögen sollte oder wir ihn für unpassend halten, liebste Jasmine.«

»Ich bin froh, dass du es so siehst«, lautete ihre Antwort.

Sie betraten den Rittersaal, als sie durch das einladend geöffnete Portal das Rumpeln der Kutschenräder auf dem Hofpflaster vernahmen. Adali, wie üblich in weißer Tracht, Tunika und Turban, empfing die Gäste. Er trat auf die Säulenempore, wartete, bis die Devers’ ihre Kutsche verlassen und die halbe Treppe genommen hatten. Dann verbeugte er sich unterwürfig vor ihnen.

»Sir Shane. Lady Jane. Master William. Ich bin Adali, der Haushofmeister der Herzogin. Willkommen auf Erne Rock Castle.« Er kehrte ihnen den Rücken. »Wenn Ihr mir bitte folgen wollt. Ich werde Euch zum Herzog und der Herzogin führen, die Euch gemeinsam mit Lady Fortune im Rittersaal erwarten.«

Geliebte Herrin

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