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Prolog

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Elderslie, 11. September 1284

„Das Leben eurer Brut“, brüllte George von Mar, „oder deine Frau wird mir zu Willen sein, Wallace. Es ist deine Entscheidung.“

Margarete zitterte am ganzen Leib. Fünf Männer standen ihr mit brennenden Fackeln gegenüber und taxierten ihren Körper mit glasigen Augen. „Kriecht in die Hölle zurück, aus der ihr gekommen seid! Allesamt“, stieß sie wutentbrannt aus. „Besonders du, George!“

Grinsend trat der verhasste Mann einen Schritt auf sie zu. Die Hitze der Fackel brannte in Margaretes Gesicht, doch das war nichts gegen die Abscheu, die seine Gegenwart in ihr hervorrief. „Seit wann so kratzbürstig?“, säuselte er mit alkoholgeschwängertem Atem. „Früher warst du entgegenkommender - oder besser gesagt - Wachs in meinen erfahrenen Händen. Erinnerst du dich? Damals, als du noch Margarete de Crauford genannt wurdest.“

„Wag es ja nicht, meine Frau anzurühren!“ Drohend hob Margaretes Mann die Faust. „Du Schwein hast ihr schon genug angetan.“

„Angetan?“, wiederholte George und lachte dreckig. „Ach Alan, siehst du nicht, dass sie sich geradezu nach mir verzehrt?“ Das Knistern der Fackel verstärkte die bedrohliche Situation. Angstvoll blickte Margarete zum Haus. Hinter den Fenstern war es dunkel. Lediglich aus der weit offenen Eingangstür fiel schwaches Licht heraus. Bitte, lieber Gott, lass meine Kinder schlafen, flehte sie innerlich. „Aber langsam reißt mir die Geduld“, wurde George ungehalten. „Ich muss nicht betteln. Wir sind in der Überzahl und in Zeiten wie diesen fragt niemand danach, weshalb euer Haus niedergebrannt wurde, warum eure Kinder an Stricken baumeln und ihr wie Vieh aufgeschlitzt darunter liegt.“

„Komm schon, George“, wandte sein Busenfreund Patrick the Bruce ein. „Die Hure ist das Gerede nicht wert. Erledigen wir die Sache und verschwinden. Mitternacht ist längst vorbei. Also, worauf wartest du?“

„Darauf, dass meine offene Rechnung beglichen wird. Wallace hat mir etwas gestohlen“, wetterte George. Alarmiert starrte Margarete auf das Licht, das plötzlich hinter Jodies Zimmerfenster aufflammte. Ihr Zittern verstärkte sich. „Ich will dich nicht zurück, Margarete“, sprach George weiter, „selbst wenn du darum betteln würdest. Aber wenn ich mit dir fertig bin, wird dich dein Mann nie wieder berühren können, ohne dass du dabei an mich denkst.“

„Dann tu, wonach dir ist!“, rief Margarete panisch aus, weil sie Jodies kleine Gestalt die Treppe vom ersten Stock herunterkommen sah. „Aber nicht hier.“

„Margarete!“ Alan erstarrte. „Das ist nicht dein Ernst.“

Weinend deutete sie zur Pforte, wo jetzt ihre siebenjährige Tochter im dünnen Nachthemd stand. Die zarte Silhouette verschwamm vor Margaretes Augen. „Jodie“, flüsterte sie dann, „kümmere dich um sie.“

„Aber ich …“

„Bitte! Tu es einfach, Alan.“

„Jetzt geht es nicht um Jodie, sondern um dich!“, brüllte ihr Mann plötzlich.

„Himmel, was bist du nur für ein kaltschnäuziger Vater“, unterstellte George ihm und schüttelte den Kopf. „Und so einen Trottel hast du mir vorgezogen?“ Wie Schraubstöcke umschlossen Georges Finger Margaretes Oberarm. Kraftvoll zog er sie an sich. Nie würde sie den letzten Blick ihres Mannes vergessen, bevor sie in Richtung Stall geschubst wurde. Den Schrei ihrer Tochter, die zu ihr laufen wollte. Alans harte Worte, als er Jodie befahl, auf ihr Zimmer zu gehen, um sich dann auf einen der Männer zu stürzen. Kurz schloss sie die Augen. Hörte Alans schmerzvollen Ausruf, der ihr ins Herz schnitt. Spürte den einsetzenden Regen wie Nadelstiche auf ihrer Haut. Zischend verlöschten die Fackeln. Da war Jodies Wimmern. Ihr eigenes, angstvolles Keuchen. Dann hob sie die Lider. Ihr Blick war starr auf die Stalltür gerichtet. Auf das, was vor ihr lag. Sie wusste, nach diesem Opfer würde sie nicht mehr dieselbe sein, weil sie sich bereits jetzt wie eine Fremde in ihrem eigenen Körper fühlte …

Weil Schottlands Herz für die Freiheit schlägt

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