Читать книгу Geduld als Ressource - Bettina Siebert-Blaesing - Страница 6
ОглавлениеKurzfassung
Psychosoziale Fachorganisationen und Verbände belegen aufgrund des stärker erlebten gesellschaftlichen Leistungsdrucks einen Anstieg seelischer Belastungsreaktionen bis hin zum Burnout bei jungen Erwachsenen. Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, über eine Untersuchung der Geduld als Ressource neue, explorative Ansatzpunkte zur psychosozialen Gesundheitsförderung junger Erwachsener im Coaching zu entwickeln. Die Studie verfolgt den Auftrag, die Ergebnisse anwendungsorientiert in den (sozial-)pädagogischen Kontext der Kirchlichen Jugendarbeit sowie der qualitativ-systemischen Beratungsforschung einfließen zu lassen.
Dazu werden folgende Forschungsfragen gestellt: Welche geistes- und sozialwissenschaftlichen Quellen zur Geduld lassen sich identifizieren? Welche Einstellungen zur Geduld als gesundheitsförderlicher Ressource haben junge Erwachsene? Welche Empfehlungskriterien zur Geduld können für das Einzelcoaching ausgesprochen werden?
Die Studie verbindet eine theoretische Recherche geschichtlicher Quellen, von Forschungsrichtungen sowie von Studien zur Geduld mit der empirisch inhaltsanalytischen Auswertung der qualitativen Befragung junger Erwachsener aus drei Jahrgängen im Freiwilligen Sozialen Jahr der Erzdiözese München und Freising in ihrer Einstellung zur Geduld als Ressource der Gesundheitsförderung.
Die Recherche der geschichtlichen Quellen, der Forschungsrichtungen und der Studien zur Geduld in den Forschungsfeldern ‚Lebensbewältigung/Coping‘, ‚Bildung/Ausbildung‘, ‚Partizipation/Teilhabe‘, ‚Wirtschaft/Arbeit und ‚Sport‘ verdeutlicht, dass Geduld eine wesentliche psychosoziale Ressource in langanhaltenden und schwierigen Herausforderungen und Krisensituationen ist. Sie ist ein Grundbestandteil des kulturellen Alltagswissens. Gleichzeitig zählt die Geduld zu einem bisher vernachlässigten Forschungsgegenstand und wird in der Forschung oft nur als eine Nebenerkenntnis erwähnt. In der Untersuchung der Forschungsrichtungen zu ‚Burnout und Gelassenheit‘, zur ‚Ethik‘, zur ‚Zeitforschung‘, zur ‚Systemischen Forschung‘, zu ‚Lernen, Entwicklung und Entscheidung‘, zur ‚Verhaltens- und Handlungsforschung‘, zur ‚Achtsamkeits- und Resonanzforschung‘ sowie zur ‚Mystik und Spiritualität‘ zeigt sich die inter-, multi- und transdisziplinäre Bedeutung der Geduld für ein vernetztes Handeln und Verstehen.
Die Auswertung der qualitativen Befragung junger Erwachsener zur Geduld belegt, dass ‚Geduld mit mir und mit anderen‘, die ‚erfahrene Gelassenheit und Ruhe am Beispiel von Vorbildern‘, ‚der Umgang mit Warten‘, ‚das Erleben von Geduld in konkreten Situationen‘, ‚die Reflektion von Stress und Entspannung‘, ‚die Formulierung motivierender Ziele‘ und die ‚Wahrung der (spirituellen) Autonomie‘ wesentliche Kriterien sind, die für das Einzelcoaching junger Erwachsener ausgesprochen werden können.
Die Studie gibt über die konkreten anwendungsbezogenen Empfehlungen für den Kontext des Coachings weitergehende Forschungs- und Denkempfehlungen für die gesellschaftliche Stärkung junger Menschen in den Systemfeldern ‚Familie‘, ‚Bildung‘ und ‚Arbeit‘. Hierbei geht sie auf die durch die ‚COVID-19‘-Erkrankung verursachte globale ‚Corona-Krise‘ ein.
Die Geduld wird insgesamt als eine stille, friedliche Kraft in der Begleitung von komplizierten und komplexen Herausforderungen und Krisen verstanden, die im Alltag dynamisch transformierend, revolutionierend und gesundheitsförderlich wirkt.