Читать книгу Snørgl der Waldwicht - Betty Kamer - Страница 5
Ein aufgeregter Besucher
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„He, lass das!“
Bsss… bsss… bsssssssss… bsss… bsss…
„Also wirklich, was zum Wicht soll denn das?“
Wer auch immer mich da aus dem Schlaf reißen wollte, war schon sehr hartnäckig.
„Jetzt komm schon, werde endlich wach. Wie kann man denn so fest schlafen?“ summte es mir erneut um die Ohren.
Meine Neugierde war inzwischen größer als das Verlangen, noch ein wenig weiter in meinem kuscheligen Bett zu liegen und von dem letzten Abenteuer zu träumen, das wir gerade überstanden hatten.
Herrje, wie schlecht es mir ging als mir bewusst wurde, dass ich meinen Freunden das Bild des falschen Flughafens gezeigt hatte. Wegen meines Irrtums waren wir mit dem letzten verbliebenen magischen Pulver auf der verkehrten Insel gelandet. Aber meine Freunde haben so großartig reagiert: Das hätte jedem passieren können, haben sie gesagt. Na, das sah ich aber ganz anders. Ich hatte doch die Verantwortung – irgendwie.
Doch die Rettung der Xanthis und das Kennenlernen unserer neuen tierischen Freunde überstrahlte letztendlich alle meine traurigen Gedanken. Zwar konnten wir die Orchideen nicht wieder zurückbringen, doch hatten wir es einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass wir eine Nebenhöhle in der Tropfsteinhöhle im Tal der Tsingys entdeckten. Dort, so stellte sich heraus, wollten Böggvir, Allsvartur und Amur zusammen mit den Kobolden wohl versuchen, magisches Glas herzustellen. Wozu genau, blieb ein Rätsel. Derzeit gehen wir aber davon aus, dass sie nicht alle geheimen Zutaten kennen, die zur Herstellung notwendig sind. Aber zu wissen, dass die Kobolde so etwas vorhaben, konnte den Elfen sicherlich helfen, sich und ihr Geheimnis noch besser zu schützen. Und wir haben den Kobolden wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht!
Bsss… bsss… bsssss… bsss…
„Ist ja schon gut. Wer zum Wicht noch einmal bist du denn?“ fragte ich erstaunt das kleine Geschöpf, welches unablässig um meinen Kopf herumsauste. Er oder sie hatte es also wirklich geschafft, dass ich mich in meinem Bett aufsetzte und mit umschlungenen Knien darauf wartete, meinen Gast näher betrachten zu können.
Nun flog dieses Wesen direkt auf mich zu und setzte sich wie selbstverständlich auf meinen Arm. Bevor ich jedoch eine Antwort erhielt, wurde ich eingehend betrachtet.
„Du siehst ganz anders aus, als ich dachte. Viel netter und nicht so wie ein oller verschrumpelter Wicht.“
„Na hör mal, wieso sollte ich denn verschrumpelt sein? Wie kommst du denn auf so etwas?“ fragte ich verwundert und entdeckte nun ihre langen Wimpern.
„Und was soll das heißen, du hast mich dir anders vorgestellt? Wieso kennst du mich denn?“
„Meine Güte, bsssss, so viele Fragen auf einmal, da schwirrt mir ja mein Köpflein“, brummte dieses flauschige und (bitte verzeihe mir diesen Ausdruck) etwas rundliche Wesen und flog tatsächlich rückwärts ein Stückchen von mir weg.
„He, wie hast du das denn gemacht? Bist du etwa gerade rückwärts geflogen?“ Fasziniert beobachtete ich sie dabei, wie sie sich auf meiner Bettdecke, die ich mir über die Knie gezogen hatte, niederließ.
„Du weißt wirklich nicht, welches Tier ich bin. Na, da bin ich aber enttäuscht. Über dich wird erzählt, dass du ja soooooooo belesen bist. Da hätte ich aber erwartet, dass du mich auf den ersten Blick erkennst“, schmollte sie nun.
Puh, dass hatte gesessen. Nun hatte ich aber ein schlechtes Gewissen.
„Ich bin Betty, die Hummel.“
Betty
(Die Hummel)
Oh ha. Von so nahem hatte ich noch nie eine Hummel gesehen und umso länger ich sie mir ansah, desto schöner erschien sie mir. Bienen hatte ich schon des Öfteren dabei beobachtet, wie sie den Nektar aus den Blüten aufsogen. Doch im Vergleich zur Honigbiene war diese Hummel deutlich größer und dicker. Sie hatte mehr und längere Haare. Nun erinnerte ich mich auch wieder, was ich einmal über sie gelesen hatte… Hummeln haben ca. drei Millionen Haare auf dem ganzen Körper, genauso viele wie bei einem Eichhörnchen - obwohl das Eichhörnchen viel größer ist. Manche Hummelarten haben vor allem schwarze Haare, bei vielen kommt aber noch orange dazu. Bei Betty wirkte diese Farbe eher golden. Das wird dem Gulltoppur sicherlich gut gefallen, dachte ich mir und musste schmunzeln.
„Warum lächelst du?“ fragte sie mich und neigte ihr Köpflein etwas zur Seite.
Täuschte ich mich, oder wurde das Brummen etwas leiser?
„Ist alles gut bei dir? Fühlst du dich nicht wohl? Du wirkst plötzlich so müde!“ fragte ich sie besorgt. Schlaff hingen die Flügelchen an ihrem Körper herab.
Bss… bss… bss…
„Ich… habe… keine Energie… mehr. Ich… brauche… deine… Hilfe…“ summte sie nur noch leise und schloss ihre Äuglein.