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Bettys neues Zuhause
ОглавлениеDas ein solch kleines Wesen sich derart Recken und Strecken kann, fasziniert mich sehr. Neugierig betrachtete sie ihre Umgebung, bis ihr Blick schließlich an mir hängen blieb, wie ich da so gemütlich in meinem Moossessel neben dem Tischlein Wache hielt. Ich hatte ihn ganz dicht an den Tisch herangerückt, um in ihrer Nähe zu sein, falls sie mich brauchen würde.
Nachdem Betty den ganzen Tag und auch die ganze Nacht hindurch geschlafen hatte, schien sie heute, an diesem wundervollen und vor allem sonnigen Tag wieder richtig fit zu sein. Wie sie da so auf meinem Tischlein saß und sich die Fühler und auch ihre Flügelchen putzte war wirklich sehr goldig anzusehen.
„Uahhhh, was habe ich doch gut geschlafen. Stelle dir einmal vor, mein lieber Snørgl, ich habe tatsächlich geträumt, dass ich in einem eigenen Haus wohnen kann, in dem ich viele andere Insekten als Nachbarn habe. Verrückt, oder?“ summte sie wieder völlig erholt um mich herum.
„Aber nein, liebe Betty! Gosi hat dir tatsächlich ein Häuslein gebaut. Darin kannst du wohnen, solange du möchtest. Komm mit mir, ich zeige es dir.“
Und so schauten wir uns gemeinsam das Insektenhotel – so nennen es die Menschen – an, das Gosi an einem Ast vor meinem Baumhaus befestigt hatte.
Neugierig umflog sie es und sah sich jedes einzelne ‚Zimmer‘ an.
Bettys neues Zuhause
oder – wie die Menschen sagen –
Insektenhotel
„Ach du meine Güte… ist das schön! Guten Morgen, ihr lieben Wichte“, begrüßte sie meine Wichtenfreunde, die inzwischen vor meiner Tür standen, um sich nach Bettys Wohlergehen zu erkundigen.
„Sag Gosi, was ist denn da in den einzelnen Zimmern alles untergebracht?“ fragte nun Léttféti neugierig und trat noch einen Schritt näher an das kleine Häuslein heran.
Stolz sah Gosi in die Runde und hatte tatsächlich leicht gerötete Wangen. Wie ein Lehrer, der seinen Schülern etwas zu erklären wünscht, stellte er sich neben das Häuschen und zeigte mit dem Wichtenmaß, das er immer in einer Tasche seiner Hose bei sich trug, auf die einzelnen Zimmer.
„Nun, das erkläre ich euch sehr gern. Seht her: in dem einen Zimmer befinden sich angebohrte Rundhölzer und hier haben wir Stroh. Unten seht ihr einige Tannenzapfen und hier herüben haben wir Holzwolle und gleich daneben Pflanzenstängel. Der Birkenstamm dient der Stabilisierung und sieht zudem noch richtig schön aus, finde ich.“
„Und das da? Sind das etwa Blumentöpfe, die verkehrt herumstehen?“ wollte nun Svipdapur wissen.
„Ja genau. Darin befindet sich Moos und etwas Stroh, damit unsere Betty sich dort richtig wohlfühlen kann“, antwortete Gosi ihm und lächelte.
Bsss… bsssss… bsss…
„Und durch dieses Loch gelange ich hinein?“ fragte unsere neue kleine Freundin und kaum hatte sie es ausgesprochen, verschwand sie im Innern des Topfes.
„Das sieht richtig gemütlich aus, lieber Gosi. Doch sag, für wen sind denn all die anderen schönen Zimmerchen? Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, wer darin wohnen soll“, fragte Pegjandi und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Wichtenmützen vor ihm hinweg zu sehen.
„Über diese Frage freue ich mich natürlich ganz besonders, denn ich habe mir wirklich große Mühe gegeben, für viele unserer kleinen Freunde hier im Wald die richtige Unterkunft anzubieten. Ja, wo fange ich am besten an? … Ah ja, hier mit diesen Pflanzstängeln: Die sind hohl und werden als Nisthöhlen von den Wildbienen und den Wildwespen bevorzugt. Ich hatte noch etwas Schilfrohr in meiner Werkstatt, das ich gut verwenden konnte. Dazu habe ich einige Stängel der Brombeeren, der Disteln und auch der Himbeeren gegeben. Und seht einmal hier… das ist Hartholz, das ich angebohrt habe. Auch das mögen sie sehr. Am besten eignet sich hierzu das Holz der Buche, der Esche oder Eiche. Sehr gut geht auch das Holz eines Apfelbaums oder vom Haselnussstraus. So, lasst mich mal sehen, was haben wir denn da noch? Genau! Diese dünnen Äste hier mögen die Schmetterlinge sehr gern, vor allem wenn sie noch frisch sind und nicht schon so ausgetrocknet.“
„Du bist ja witzig. Wenn die Schmetterlinge noch frisch sind?“ lachte Pokki und klatschte sich vor Lachen auf die Oberschenkel.
„Nein, ich meinte, wenn die Äste noch frisch sind, du Knalltüte“, lachte nun auch Gosi.
„Die Holzwolle hier ist für Marienkäfer, Ohrwürmer und die Florfliegen. Auch das Stroh und die Tannenzapfen werden gern von diesen Tieren genutzt. Und für die Zeit, wenn es ab Herbst kälter wird, habe ich für die einzelnen Zimmer noch entsprechende Abdeckungen gebaut, die ich dann zum Schutz vor Kälte, Wind und Feuchtigkeit befestigen kann.“
Nach diesen Worten blickte er stolz in die Runde und freute sich sehr über das Lob, das er nun von allen Seiten erhielt.
„Danke, lieber guter Gosi!“ freute sich Betty, die wieder aus ihrem Töpfchen-Zimmer herausgeflogen kam. „Es ist wirklich wunderschön und du hast dir eine solche Mühe gegeben. Doch nun ist es an der Zeit, dass ich euch erzähle, warum ich zu euch gekommen bin…“