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10. Brägan

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„Vor vierhundert Wintern wurde das Königreich Armor vernichtet. Schwarze Zauberer landeten an Thuroths Küsten und zerstörten Häfen, Städte und Dörfer. Gemeinsam mit den Soldaten des Königs lockten die Magier Thuroths die Zauberer in das Tal des Songran im Hallgebirge in der Hoffnung, die Gegner in Nebel und Eis besiegen zu können. Doch sie hatten den Zauberkräften der Schwarzen nichts entgegenzusetzen und fanden in der Schlacht des Nebeltals den Tod. Die Schwarzen Zauberer beluden ihre Schiffe mit den Schätzen Armors und segelten davon. Auf ihrem Weg durch die Innere Passage gen Norden hinterließen sie auch auf den anderen Inseln eine Spur der Verwüstung. Niemand hat jemals wieder von ihnen gehört. Auch fand sich im Inselreich kein Ort, wo sie lebten. Es heißt, sie kamen von jenseits der Inseln.“

Nuadas Erinnerungen

Festgehalten von Màdo

Vierhundert Winter nach Armor

Beim ersten Morgenlicht schlug Jo die Augen auf und starrte an die dunkle Holzdecke. Sie brauchte eine Weile, bis ihr klar wurde, wo sie sich befand. Kleine Eiskristalle hatten sich auf ihre Wimpern und in die Mundwinkel gesetzt, die sie mit der Hand wegwischte. Sie blickte zur Treppe, doch die Eule war verschwunden. Motz!, schoss es ihr durch den Kopf und sie setzte sich auf. Eine winzige Hoffnung keimte in ihr auf, dass er auf das Felsplateau zurückgekehrt sein könnte. Es kostete sie große Überwindung, aus dem warmen Schlafsack in die Kälte des Morgens zu kriechen. Vorsichtig streckte sie sich und schritt zum Eingang. Es schneite noch immer. So schnell sie konnte, marschierte sie durch den Schnee zu den Treppenstufen und stieg hinab. Bald kam das Plateau in Sicht, doch von Motz war nichts zu sehen, auch von Luc und Manù gab es keine Spur.

Ernüchtert hielt sie inne. Sie musste Hilfe holen, aber machte es Sinn, bei diesem Wetter ins Tal zu klettern? Sie hatte gestern keine menschliche Siedlung gesehen und würde sicher einen längeren Marsch am Flussufer auf sich nehmen müssen. Die Sicht war schlecht und die Kälte eisig. Wie groß waren ihre Chancen, eine Ortschaft zu finden, bevor sie sich verlief und erfror? Sie entschloss sich, zunächst etwas zu frühstücken, und kehrte zum Turm zurück. Das Feuer im Kamin war lange erloschen. Erst jetzt fielen ihr die kunstvollen Reliefs an den Wänden auf. Verschlungene Zeichen, die in mehreren Reihen übereinanderstanden und eine Art Schrift darstellten. Hinter dem letzten Buchstaben waren mehrere Berge in den Stein gemeißelt worden, die von einem Fluss durchschnitten wurden, wobei der Berg zur Linken wie ein großes A mit geschwungener Mittellinie aussah. Dieses Bild wiederholte sich an jeder der Wände. Das könnte eine Art Wappen sein, Überreste einer alten Zivilisation. Sie aß ein paar Kekse und trank einen Becher lauwarmen Kaffee aus der Thermoskanne. Dann packte sie die Rucksäcke und zog sie zum Ausgang. Sie wollte den Weg ins Tal wagen.

Gerade als sie ihren Rucksack schultern wollte, hörte sie ein Geräusch und blickte auf. Etwas Großes, Dunkles trat aus dem Schneetreiben. Der Anblick verschlug ihr den Atem. Mit offenem Mund stolperte sie rückwärts und fiel zu Boden. Vor dem Turm stand ein ungefähr zehn Meter großes, hellgraues, pelziges Wesen. Seine Füße besaßen spitze Krallen und die Arme steckten in zwei riesigen Flügeln, die unterhalb des langen, muskulösen Halses begannen und eng an den Körper gelegt waren. Das Gesicht ähnelte dem eines Hundes. Jo versuchte aufzustehen, doch die Beine versagten ihr den Dienst. Um den Nacken des Tieres war ein breiter Lederriemen geschlungen, an dessen Enden Schlaufen hingen, die wie Steigbügel aussahen. Wurde dieses Wesen geritten? Wo war dann sein Reiter? Das Tier senkte langsam den Kopf und musterte sie. Es machte keinen unfreundlichen Eindruck, obwohl es mit seinen Krallen und den spitzen Zähnen eine tödliche Gefahr darstellte. Jo rappelte sich schwerfällig hoch und zog ihr Messer. Ihr war klar, dass es ihr keine große Hilfe sein würde, wenn das Wesen angriff. Dennoch fühlte sie sich damit sicherer.

Plötzlich traten ein weiteres Tier und zwei Männer aus den wirbelnden Flocken. Jo umfasste das Messer fester, während sich die Männer ihr langsam näherten. Der Jüngere war von hohem Wuchs, kräftig und muskulös. Edle Züge prägten das Gesicht, eine hohe Stirn, lange Wangenknochen und dunkelgraue Augen, die stolz und streng blickten. Seine langen hellen Haare hatte er zu einem Zopf gebunden. Über einer Lederhose trug er eine wollene Tunika und einen dunklen Umhang, unter dem ein breiter Gürtel hervorblitzte, an dem eine Schwertscheide hing. Das Schwert hielt er gezückt vor sich.

Der andere Mann war groß, hager und alt. Langes graues Haar und ein zerzauster Bart umrahmten sein faltiges Gesicht. Buschige Brauen zuckten über listigen Augen, die Jo eindringlich musterten. Jo spürte die Macht, die ihn umgab wie ein unsichtbarer Mantel. Gekleidet war er wie der Jüngere, doch er schien keine Waffe zu tragen. Haare, Haut und Kleidung waren bei beiden Männern von grauer Farbe. So wie bei Mexx, schoss es ihr durch den Kopf. Der Jüngere trat auf sie zu und forderte sie mit einer Handbewegung auf, ihm das Messer zu übergeben. Sie wich zurück und schüttelte den Kopf. In der nächsten Sekunde lag das kalte Metall seiner Schwertspitze an ihrer Kehle. Der Blick des Mannes war eisig. Jo spürte, dass er nicht zögern würde, sie zu töten. Sie reichte ihm vorsichtig das Messer und bemühte sich, sich dabei nicht zu bewegen. Langsam nahm er sein Schwert von ihrem Hals, tastete ihren Körper nach weiteren Waffen ab und trat einen Schritt zurück. Dann sprach er sie an. Jo hob die Augenbrauen. Sie verstand ihn nicht, doch die Worte ähnelten dem Französischen, daher entschloss sie sich, in Französisch zu antworten. Sie zeigte auf sich und sagte: „Ich heiße Jo.“

Täuschte sie sich, oder war der Jüngere überrascht? Er starrte sie an und wechselte einige Worte mit dem Alten, zeigte dann auf sich und sagte mit rauer Stimme: „Brägan.“

„Korbinian“, stellte sich der alte Mann vor.

Die Blicke beider Männer waren misstrauisch, aber nicht feindselig. Sie hatten ihr nichts angetan, obwohl dies ein Leichtes für sie gewesen wäre, und sie hatten sich höflich vorgestellt. Jo nahm all ihren Mut zusammen und sah Brägan fest an.

„Habt ihr meinen Bruder gesehen?“ Dabei zeigte sie auf den zweiten Rucksack. Die Männer reagierten nicht und Jo zog vorsichtig ein Foto aus ihrem Portemonnaie hervor, das Motz und sie zeigte, reichte es dem Jüngeren, zeigte auf ihren Bruder und machte eine Flügelbewegung nach. Sie musste ihnen begreiflich machen, dass Motz verschwunden war und dass sie ihn suchen mussten. Die Männer wechselten alarmierte Blicke und einige Worte. Jo hatte das Gefühl, dass sie begriffen hatten, was sie ihnen hatte sagen wollen. Wie soll ich ihnen begreiflich machen, dass Luc und Manù auch hier sein können? Mit dem Zeigefinger berührte sie Motz und ihre Abbildung auf dem Foto und hielt mit der anderen Hand vier Finger hoch. Jo war sich nicht sicher, ob die beiden Männer sie verstanden hatten, doch Brägan runzelte die Stirn, als würde ihm etwas nicht gefallen. Dann ergriff er plötzlich die Rucksäcke, während Korbinian sie packte und in Richtung eines der Tiere schob, das den Kopf senkte, damit Brägan die Rucksäcke am Riemen befestigen und aufsteigen konnte. Jo sträubte sich, aber Korbinians Griff war unerbittlich.

„Wo bringt ihr mich hin?“

Brägan schien sie zu verstehen und zeigte gen Westen. Vielleicht machten sie sich ja auf die Suche nach Motz und ein Gefühl der Hoffnung ergriff sie. Brägan setzte sich hinter den Lederriemen und machte ihr ein Zeichen, ebenfalls aufzusteigen. Das Tier nickte ihr aufmunternd zu, doch sie schüttelte den Kopf und konnte vor Angst keinen Muskel bewegen. Sie starrte Brägan an, hoffend, dass dies nur ein Scherz sein konnte. Er lehnte sich ungeduldig nach vorn und ergriff ihren Arm, um sie hochzuziehen. Korbinian schob sie von hinten und schon saß sie auf dem Nacken des Tieres und steckte ihre Füße in die Steigbügel. Das Tier drehte kurz seinen Kopf zu ihr und Jo zuckte verschreckt zusammen, während Brägan es mit dem Namen Nuada vorstellte.

Nuada breitete ihre Flügel aus, stieß sich ab und erhob sich in die Luft. Jo schrie vor Schreck laut auf, als sie den Boden unter sich ließen und sich über die schneebedeckte Schlucht erhoben. Krampfhaft hielt sie sich an den Halteschlaufen des Halsriemens fest, beugte sich dicht über Nuadas pelzigen Hals und presste ihre Beine fest an. Die Angst saß vor ihr im Pelz des Tieres.

Plötzlich rief Brägan Nuada etwas zu und sie wechselte in einen Sinkflug. Der Flugwind presste Jo den Atem aus den Lungen, während sie auf den Abgrund zuschossen. Nuada bremste erst kurz vor dem Boden mit ihren Flügeln ab und setzte neben einem breiten Fluss im Schnee auf. Korbinian landete neben ihnen. Dunkel und schnell rauschte das Wasser an ihnen vorbei. Verwahrloste Überbleibsel einer gepflasterten Straße und Ruinen säumten sein Ufer. Eine in der Mitte zerbrochene Säule lag neben ihnen auf dem Boden. Sie war mit verwitterten Reliefs geschmückt und Jo erkannte die Schriftzeichen wieder, die sie im Turm gesehen hatte.

Brägan sprach einige Worte mit tiefer Stimme und ein leichter Schleier legte sich um Nuada. Was war geschehen? Jo streckte die Hand aus, um den Schleier zu berühren, als Nuada sich mit ihren kräftigen Hinterbeinen vom Ufer abstieß. Jo zog hastig die Hand zurück, um sich am Riemen festzuhalten.

Nuada hatte den Boden nach einigen Flügelschlägen schon weit hinter sich gelassen und stieg immer höher. Zu Jos Furcht gesellte sich ein Gefühl der Faszination, je länger sie durch die Luft schwebten. Der Schneefall ließ nach und sie wagte ab und an einen Blick in den Abgrund. Der Fluss schrumpfte unter ihnen zu einer schmalen Linie zusammen und verschwand aus ihrem Blick, als Nuada nach Westen abbog. Eine lange, hellgraue Stille zwischen steilen Berghängen lag vor ihnen. Wohin flogen sie nur? Als am Horizont ein gewaltiger, schwarzer Berg auftauchte, stieg Nuada in noch höhere Luftschichten auf und durchflog die Wolken. Eisiger Wind peitschte an Jo vorbei und sie zitterte vor Kälte. Brägan umarmte sie, sprach ein Wort, das sie nicht verstand, und ihren Namen. Sogleich durchströmte sie ein Gefühl der Wärme. Erleichtert lehnte sie sich zurück und schloss die Augen. Sie schreckte hoch, als Nuada die Flughöhe verringerte, aus den Wolken heraus in einen riesigen Krater hineinflog und sanft auf dessen schneebedecktem Boden aufsetzte.

Brägan sprang ab und reichte Jo die Hand zum Absteigen, doch ihre Beine waren vor Kälte steif und taub. Da legte er seine Hände unter ihre Achseln und zog sie vorsichtig von Nuadas Nacken herunter. Jos Kopf fiel nach vorne und berührte seinen Hals. Seine Haut roch wunderbar würzig nach Kiefernnadeln und Leder.

Hefeyd war am frühen Morgen aufgebrochen, obwohl es noch immer heftig schneite. Doch der Wind hatte nachgelassen. Bald erblickte er den Wachturm von Aderyn und ließ Niall auf dem Berghang hinter einem Felsen landen. Er wollte sich gerade zu Fuß auf den Weg zum Turm machen, als eine Frauenstimme durch die Stille zu ihm drang. Er duckte sich in den Schnee. Es waren Worte in der Sprache, die seine Eltern von jenseits der Inseln mitgebracht hatten. Hefeyd hatte wegen der Ähnlichkeit zu der auf Thuroth gebräuchlichen Alten Sprache kein großes Interesse daran gezeigt und seine Mutter hatte es bald aufgegeben, sie ihn zu lehren. Einige Worte hatte er sich jedoch gemerkt. Die Frau sprach von ihrem Bruder und schien sehr aufgeregt zu sein. Kam sie aus der anderen Welt? Was suchte sie auf Thuroth? Hatte sie das Feuer entzündet? Als er die Männerstimme hörte, die ihr antwortete, setzte sein Herz einen Schlag aus. Brägan! Unbändige Freude erfüllte ihn und im ersten Moment wollte er zu ihm laufen, um ihn zu begrüßen, doch dann hätte er seine Anwesenheit am Wachturm erklären müssen und Brägan hätte erfahren, dass er im Auftrag ihres Vaters dort war, dem Mann, den sein Bruder erbittert bekämpfte und vernichten wollte. Dafür würde Brägan kein Verständnis aufbringen. So rührte Hefeyd sich nicht und lauschte.

„Ihr Bruder ist entführt worden, Korbinian. Doch kann ich nicht sagen, ob ein Myrk ihn ergriffen hat oder ...“ Brägan ließ den Satz unvollendet.

Korbinian? Hefeyd stutzte. Viele Geschichten rankten um diesen mächtigen Magier. Angeblich war er in das Verschwinden des ehemaligen Fürsten von Thuroth verwickelt gewesen und hatte die Insel verlassen müssen.

„Ich sage dir, das waren Morfans Späher! Fionn berichtete, dass sie seit Wochen verstärkt die Berghänge entlang der alten Handelsstraße auf der Suche nach dir überwachen. Lass uns den Rückweg antreten.“

Hefeyd runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Vater weitere Späher zum Wachturm geschickt hatte, um der Ursache des Feuers auf den Grund zu gehen. Der Bruder der fremden Frau musste von einem Myrk entführt worden sein.

„Sie kommt mit uns. Es gilt herauszufinden, woher sie stammt und was sie hier will“, hörte er Brägan sagen. „Obwohl ich hinsichtlich ihrer Heimat schon eine Vermutung habe.“

Hefeyd spähte an dem Felsen vorbei durch die Schneeflocken zum Wachturm. Brägan und Korbinian halfen der Frau auf Nuadas Nacken. Kurz darauf schwangen sich Nuada und der andere Flyr, den Hefeyd nicht kannte, in die Luft und verschwanden.

Er sprang auf, schwankend zwischen der Freude, seinen Bruder in guter Verfassung zu wissen, und dem Bedauern, sich ihm nicht gezeigt zu haben. Er dachte an Brägans wiederholtes Drängen, ihn zu unterstützen, doch konnte Hefeyd sich nicht dazu entschließen, ihren Vater zu bekämpfen. Die Krieger des Fürsten und die Duin Madainn ihres Vaters waren gefährliche Gegner. Auch wenn Brägan, wie Hefeyd, selbst zu den Duin Madainn zählte, war er den Kräften ihres Vaters nicht gewachsen und Hefeyd konnte sich nicht vorstellen, dass sein Bruder neben Korbinian über genügend Magier verfügte, um ihn zu bezwingen. Mit Schwertern war dieser Kampf nicht zu gewinnen.

Doch waren es nicht die fehlenden Erfolgsaussichten des Kampfes, die Hefeyd zögern ließen, sich seinem Bruder anzuschließen. Ihm war bewusst, dass ihr Vater sich nicht genügend für die Insel und ihre Bewohner einsetzte, doch sträubte er sich, den Anschuldigungen seines Bruders Glauben zu schenken. Brägan behauptete, ihr Vater würde die hohen Abgaben festsetzen und diejenigen, die sie nicht zahlen konnten, in die Verliese von Dún Righ werfen und ihr Vermögen beschlagnahmen; er würde Kritiker an Mexx Herrschaft und seiner Amtsführung gewaltsam zum Schweigen bringen und eine Armee bilden, um die anderen Inseln zu unterwerfen. Hefeyd hatte für diese Behauptungen keine Beweise gefunden. Die überhöhten Abgaben setzte der Fürst fest, nicht ihr Vater. Bei den Gefangenen in den Verliesen von Dùn Righ handelte es sich nach Angaben der Magier in der Festung nicht um säumige Zahler, sondern um Männer, die eines Vergehens gegen die Gemeinschaft angeklagt waren und auf ein Verfahren vor dem Pallhag warteten. Nein, Brägan ging mit seinen Vorwürfen zu weit.

Er überlegte fieberhaft, wie er sich verhalten sollte. Er würde Brägan niemals verraten, andererseits konnte er nicht tatenlos zusehen, wie sein Bruder versuchte, ihren Vater zu vernichten. Er musste ihm diesen Plan ausreden. Und was sollte er seinem Vater über das Feuer im Wachturm berichten? Er konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, ohne seinen Bruder in Schwierigkeiten zu bringen. Er zog Zettel und Feder aus seinem Umhang und schrieb, dass er beim Wachturm nichts entdeckt habe und die Suche in der Umgebung fortsetze. Das würde seinen Vater zunächst zufriedenstellen. Er pfiff und kurz darauf setzte sich eine Kurierlibelle auf seinen Arm. Hefeyd befestigte den Zettel an den Bauchfühlern und flüsterte dem Tierchen Morfans Namen und die Worte nicht eilig zu, woraufhin es abhob und gemächlich davonflog.

Er wandte sich zu Niall um und strich ihm über die samtige Schnauze. „Wir müssen Brägans Versteck finden.“

Niall spreizte die Flügel und ließ sie leicht flattern. „Wir können ihm nicht folgen. Er fliegt unter Verbergungszauber.”

„Ich weiß. Doch du kennst diese Berge seit vielen Wintern. Wo würdest du suchen?“

„Dieses Gebirge ist so alt wie die Zeit auf den Inseln. Als alles begann, lebten die Drachen hier und man erzählt sich, dass der Vulkan von einem Labyrinth ihrer Gänge und Höhlen durchzogen ist. Später sind sie noch einmal von Dùn Draigh nach Thuroth zurückgekehrt. Ich vermute, dass sich Brägans Versteck in einer ihrer Höhlen befindet.“

Hefeyd legte die Stirn in Falten. „Aber der Vulkan steht kurz vor dem Ausbruch!“

Der Flyr nickte. „Genau aus diesem Grund wird dort niemand nach ihm suchen.“

„Das ist ein guter Rat, Niall. Trage mich auf deinen Schwingen zum Mil.“ Er stieg auf. „Coprirum!“ Ein leichter Schleier legte sich um den Flyr und ihn und verbarg sie vor der Welt. Hefeyd legte keinen Wert darauf, von Morfans Spähern erkannt zu werden.

Einige Flügelschläge später schwebten sie bereits aus der Schlucht hinaus in Richtung Westen.

Die verborgenen Inseln

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