Читать книгу Die 50 besten Morde oder Frauen rächen anders - Birgit Ebbert - Страница 7
Оглавление4 - Stein auf Stein, Conny
Vindicta holte aus, zielte und warf den ersten Stein.
»Getroffen«, jubelte sie und beobachtete fasziniert, wie sich von der Schläfe der Frau ein kleiner Blutstrom auf den Weg machte.
»Binde mich sofort los«, schrie die Frau und beschimpfte Vindicta mit Worten, die sie sich nicht merken wollte. Sie spornten sie vielmehr an, zum nächsten Stein zu greifen, zu werfen, den nächsten Stein zu nehmen und erneut zu werfen. So lange, bis keiner der Kopfsteinpflastersteine, die sie auf einer illegalen Müllhalde gefunden hatte, mehr neben ihr lag.
Vindicta zog eine kleine Champagnerflasche aus der Tasche und ein Glas. Sie füllte das Glas und ging auf den Stuhl zu, an den sie die Frau gefesselt hatte. Unter der Wucht der Steine, die sie immer schneller und am Schluss mit beiden Händen zugleich geworfen hatte, war der Stuhl mit der Frau umgekippt.
»Das war’s dann wohl, Conny. Du legst uns keine Steine mehr im Weg. Du wirst uns nicht mehr behindern bei unserem Projekt.« Vindicta berührte die Frau mit dem Fuß und rüttelte den Körper. Als sie keine Reaktion spürte, trank sie das Glas leer und machte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den langen Fußweg durch den Wald, den sie für diese Aufgabe ausgewählt hatte.
Als ich nach Hause komme, finde ich Herrn Schwapp.de-Denker auf meinem Anrufbeantworter. Er wundert sich, weil ich lange nichts mehr ins Forum gepostet habe.
Typisch Sesselfurzer ohne Arbeitslosenerfahrung. Ich war sechs Stunden auf Sitze im Looser-Bunker! Aber nett ist es, dass er angerufen hat.
Ich höre mir seine Stimme zweimal an, ein bisschen sexy klingt sie. Das kann nur eine Expertin bestätigen. Meine Freundin Ulrike. Sie muss sofort kommen.
»Hey Ulrike«, schon als ich ihre Stimme am Telefon höre, merke ich, dass ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt anrufe.
»Hey, Kerstin«, knirscht sie, »melde mich!« Ehe sie auflegt, höre ich ein leises Stöhnen im Hintergrund. Sie wird doch nicht mitten am Nachmittag?
Motiviert durch das Telefonat mit Ulrike rufe ich Karsten Denker zurück. Besser ein leicht sexy klingender Schwapp.de-Mitarbeiter als kein Mann.
»Kerstin Junker.« Ich bemühe mich, meine Stimme ein bisschen rauchig klingen zu lassen, das mögen Männer angeblich. »Ich hätte gerne Herrn Denker gesprochen.«
Nicht einmal eine eigene Telefonnummer hat der Typ. Vielleicht sollte ich besser die Finger von ihm lassen.
Schon bei dem Gedanken an die Finger eines Mannes, werde ich nervös. Dabei ist es erst sechs Wochen her, dass Johannes ausgezogen ist. Dieser Macho, der allen Ernstes erwartet hat, dass ich seine Socken vor der Wäsche auseinanderziehe. Igitt!
»Petra Langner, guten Tag! Herr Denker ist nicht da, kann ich ihm etwas ausrichten.« Die Frauenstimme hört sich auch sexy an. Was soll das? Stehe ich in Wirklichkeit auf Frauen? Oder hat Schwapp.de einen Filter, der alle Stimmen erotisch klingen lässt? Bin ich überhaupt bei Schwapp.de gelandet mit meinem Anruf? Das Weib hat sich nur mit Namen gemeldet. Hat Karsten Denker mir seine Privatnummer hinterlassen und ich habe seine Frau am Apparat?
»Ich versuche es später. Auf Wiederhören.« Hoffentlich ist es mir gelungen, nicht mehr so verführerisch, sondern geschäftlich zu klingen.
Warum muss so etwas immer mir passieren? Kann man eigentlich jemanden fernmündlich umbringen?
Für den Eisberg käme das nicht in Frage, den will ich leiden sehen. Wie der mich angestrahlt hat, als er mir die Kündigungsnachricht gebracht hat. Als würde er mir das große Los überreichen. Zum Kotzen.
Ich springe auf und rase ins Bad.
Zum Glück steht der Toilettendeckel auf, dabei habe ich Johannes hundert Mal gesagt, er soll den Deckel schließen. Er hat immer behauptet, er würde ihn herunterklappen.
Ich spüle den Eisberg in Gedanken mit meinem Frühstück in die unterirdischen Abflusskanäle.
Ha, da stinkt es so richtig eklig. Wer weiß, vielleicht sind ätzende Flüssigkeiten in den Kanälen, die dem Eisberg die Haut wegfressen. Aber wie bekomme ich ihn in den Abfluss?
In Gedanken sehe ich ihn vor mir, wie er eine Straße überquert. Irgendjemand hat den Gullideckel entfernt. Ich könnte die blonde Tussi aus dem Arbeitsamt bitten, in ihrem Mini auf der anderen Straßenseite zu stehen.
Es wird Zeit, dass ich das Ganze systematisch angehe.
Schön, dass ich meine große Pinnwand habe.
Ich nehme einen Streifen Papier und schreibe mit einem dicken Stift darauf: »Tod des Eisbergs«. Den Zettel hefte ich mit einem passenden Magneten, einer Katze, die eine Maus zerfleischt, über die rechte Hälfte der Pinnwand.
Darunter werde ich meine Mordideen sammeln.
Als ich die Zettel, die dort angebracht sind, auf die andere Seite hefte, fällt mein Blick auf die Karte »Passfoto«.
Ich werde mich zuerst um meine Bewerbungsunterlagen kümmern. Der Eisberg läuft mir nicht weg.
Schade, dass er nicht im Rollstuhl sitzt, dann könnte ich ihn eine Klippe hinunterstürzen. Ich wüsste zwar nicht, wie ich ihn an das dreihundert Kilometer entfernte Meer bekäme, aber da würde mir sicher etwas einfallen.
Ich drücke wieder einmal auf den Startknopf für den Song Du schaffst es.