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DAS LEBEN UND DRUCKEN DES WILLIAM BLADES
ODER
DIE FEINDE DER BÜCHER STERBEN NICHT AUS 1.

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Bibliomane und Bibliophage, Bibliopathen und Bibliotaphen, also Bücherbesessene, Bücherverschlinger, Bücherkranke und solche irrwitzigen Menschen, die Bücher nur besaßen, um sie vor der Welt zu verbergen, buchstäblich: zu beerdigen – solche Menschen waren das vornehmliche Forschungsgebiet von William Blades. Wer keinen Sinn für Bücher hatte, den traf sein volles Mitleid:

Den Menschen beneide ich nicht, dem jedes Feingefühl fehlt, der das Andenken seiner Vorfahren nicht ehrt und dessen Blut nur in Wallung gerät, wenn er über Pferde oder den Hopfenpreis sprechen kann.

Auf Blades’ Türschild stand zeitlebens nur die schlichte Berufsbezeichnung »Drucker«. Zu bescheiden, denn William Blades war viel mehr als das. Er hat die Bibliophilie, einem spleenigen Zeitvertreib gutbetuchter Büchernarren, in eine Wissenschaft verwandelt. Und das, indem er sich die theoretischen Ideale seiner Zeit zu eigen gemacht hat. Das waren insbesondere die der positivistischen Wissenschaftstheorie. Deren Begründer, der französische Forscher Auguste Comte, hatte 1848 seinen Discours sur lensemble du positivisme veröffentlicht. »Positiv« war am Positivismus, dass sich wissenschaftliche Erkenntnis ausschließlich auf positive, sprich: empirische Befunde stützen sollte. Doch auch diese wissenschaftlichen Überlegungen fanden vorwiegend in Büchern statt. William Blades aber wollte nicht nur in Büchern, sondern am Buch selbst studieren. Er gehörte zu den ersten, die das wissenschaftliche Instrumentarium auf das Buch als Medium anwandten. Wie sein Biograph Talbot B. Reed festhielt, charakterisierte Blades selbst seine Methode folgendermaßen:

Um die interne Evidenz, die jedes alte Buch enthält, zu verstehen und zu meistern, müssen die Besonderheiten der ihm eigenen Handwerkskunst studiert und klassifiziert werden, etwa so wie ein Botaniker Pflanzen behandelt oder ein Entomologe Insekten. Man nennt dies das naturwissenschaftliche System.

Das Buch war nun nicht mehr Quell’ der Erkenntnis, sondern wurde selbst zum Forschungsobjekt, wurde analysiert, seziert und, ja auch das: obduziert. Damit zählt William Blades zu den Begründern der Bücherkunde als Medienwissenschaft. Wer war dieser ingeniöse Mann?

Die Bücherfeinde

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