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Einleitung

Singing Out Loud: das Buch

Dies ist ein Buch über das, was ich am liebsten mache: singen. Meine Ansprüche sind es, zu inspirieren, Dir einen Blick auf die Bedeutung des Singens zu schenken und Dich zu unterhalten. Es sind bescheidene Ziele. Ich habe ein paar meiner schönsten Gesangserfahrungen niedergeschrieben und hoffe, Dich zum Reflektieren und Singen anzuregen und vielleicht zum Lächeln zu bringen.

Wissenschaftliche Perfektion und Vollständigkeit sind nicht mein Anspruch an dieses Buch. Dennoch findest Du belegbare Fakten und Zitate aus wissenschaftlichen Werken.

Ich bin gebürtige Niederländerin und seit mehr als zwanzig Jahren Wahlberlinerin.

Das Duzen wurde mir in die Wiege gelegt. Ich möchte meiner Natur treu bleiben und werde Dich daher in diesem Buch duzen (wenn ein großer schwedischer Möbelfabrikant es darf…).

Nach niederländischem Vorbild nutze ich keine Genderformen. Sternchen gibt es schon genug im Fernsehen. Meine Hochachtung gilt Frauen wie Männern und allen anderen menschlichen Wesen.

Danke für Dein Verständnis.

Ich denke, jeder Mensch hat das Urverlangen zu singen. Gesang ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Und doch wagen es die Wenigsten, das zu tun, was im Prinzip ein Lebenselixier ist: ein Lied zu schmettern. Im Kindesalter trauen sich viele von uns noch. Aber die vielen Casting Shows, die wir im Fernsehen verfolgen können, geben uns das Gefühl, dass Singen nur etwas für Fernsehstars ist. So entwickeln wir frühzeitig eine Gesangsblockade.

Dabei wirkt Singen wie eine Glücksdroge: Beim Trällern schüttet der Körper Glückshormone aus, genau wie beim Sport oder (gutem) Sex. Wer singt, hat ein probates Mittel gegen Stress, Depression und Herzschmerz, gegen Bosheit und schlechte Laune. Dabei muss der Singende oder Tönende nicht talentiert oder geübt sein.

Lautes Mitgrölen zu einem Lieblingslied tut es auch. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die positive Wirkung von aktivem Musizieren und Singen unvermeidlich ist – sogar wenn man Vorbehalte hat. Es gibt Menschen, die trinken Alkohol, um sich gut zu fühlen. Es gibt welche, die nehmen Drogen, rauchen oder essen zu viel. Ich singe. Singen ist heilsam, macht glücklich, gesund und kostet keinen Pfennig! Es ist wie mit dem Lächeln: Wenn Du nur mit Deinem Gesicht lächelst, nicht aber innerlich, fängt das Nervensystem an zu glauben, dass es Dir gut geht. Diese Information wird an das Gehirn übermittelt. Automatisch geht es Dir besser.

Fakt ist, dass sich viele Menschen schämen (laut) zu singen. Einige glauben, sie könnten es nicht, und beschränken sich auf fünf Minuten Mick Jagger oder Pavarotti unter der Dusche oder im Auto. Nur hier trauen sie sich, ein Lieblingslied aus voller Brust mitzusingen und endlich mal richtig den Opernsänger oder Rockstar in sich rauszulassen.

Wer öfters singt, lebt gesünder, ist lebensfroher, zuversichtlicher und tatkräftiger. Das hat Karl Adamek1 bei mehr als 500 Probanden empirisch nachweisen können. Das gilt auch für Laiensänger. Adamek hat ebenfalls herausgefunden und bewiesen, dass auch körperliche Arbeit leichter fällt, wenn man dabei singt. Seine Testpersonen ließ er zum Beispiel mit ausgestreckten Armen 500-Gramm-Gewichte so lange wie möglich halten. Sie konnten ihre Leistung um 132 Prozent steigern, wenn sie währenddessen sangen.

Die ehemaligen Sklaven auf den amerikanischen Baumwollfeldern sind ein trauriges, aber ebenfalls beeindruckendes Beispiel. Das Singen ihrer Lieder half ihnen dabei, sich die harte körperliche Arbeit zu erleichtern und ihr Elend besser zu ertragen. Im Gesang fanden sie Hoffnung, Kraft und Zusammenhalt. Aus diesen Worksongs - zusammen mit Spirituals und Gospels - entstanden später Blues und Jazz. Letztlich würde es die gesamte heutige musikalische Popkultur ohne diese Musikarten nicht gegeben. Auch R&B, Soul, Funk, Hiphop und Rap stammen von diesen African-American-Urgesängen ab.

Man weiß inzwischen auch, dass Singen oder auch Musizieren klüger macht. Dabei bilden sich im Gehirn neue neurologische Verbindungen. Wenn Du Dir nun überlegst, welches Potenzial unseren Stimmbändern innewohnt, dann haben wir noch alle Chancen, uns „genialzusingen“. Dabei ist unerheblich, was oder wie perfekt wir singen.

Singen fördert die Gesundheit. Es macht glüclich. Glück wiederumfördert das Immunsystem. Außerdemmacht Singen stark, da es schier unmöglich ist, Angst zu spüren, wenn Du aus Überzeugung singst.

Singen im Chor hat ganz besondere Vorzüge: Während des Singens gleichen sich die Herzfrequenzen der Chorsänger an – ein klares Zeichen von Verbundenheit. Wenn Du mit anderen zusammen singst, fühlst Du Dich freier, Du wirst Teil des Ganzen und genießt das Zugehörigkeitsgefühl. Das hat mit Spaß zu tun, mit Frequenzen, Tonwellen und Vibrationen, mit neurologischen Phänomenen und Gehirnwellen.

Auch Du hast die Chance, Dein inneres Strahlen zu finden und in die Welt zu tragen. Das erleichtert Dir Dein Leben enorm und beschert Dir und Deiner Umgebung mehr Lebensfreude und Magie im Alltag. Die Menschen um Dich herum sonnen sich gerne in Deinem Licht.

„ Unsere größte Angst ist es nicht, unzulänglich zu sein. Unsere größte Angst ist, grenzenlos mächtig zu sein. Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, ängstigt uns am meisten. Wir fragen uns: Wer bin ich denn, dass ich so brillant sein soll? Aber wer bist Du, es nicht zu sein? Du bist ein Kind Gottes. Es dient der Welt nicht, wenn Du Dich klein machst. Sich klein zu machen, nur damit sich andere um Dich rum nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtetes. […] Und wenn wir unser Licht scheinen lassen, geben wir damit unbewusst anderen die Erlaubnis, es auch zu tun. Wenn wir von unserer Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch die anderen.2

1. Karl Adamek (* 27. August 1952 in Kleve) ist ein deutscher Musiksoziologe und Mitgründer des Internationalen Netzwerkes zur Förderung der Alltagskultur des Singens e. V. Il canto del mondo.

2. Nelson Mandela, aus „A Course In Miracles“.

Singing Out Loud

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