Читать книгу Vorher Plündert Er - Блейк Пирс - Страница 14
KAPITEL ACHT
ОглавлениеEs gab keinen Gerichtsmediziner im gesamten Landkreis. Sogar das Büro des Gerichtsmediziners lag eineinhalb Stunden von Kingsville entfernt in Arlington. Anstatt direkt nach DC zu fahren, nur um höchstwahrscheinlich direkt nach Kingsville zurückzukehren, ging Mackenzie in ihr Motel und machte eine Reihe von Anrufen. Zehn Minuten später hatte sie eine Skype Sitzung mit dem Gerichtsmediziner der Malory Thomas und Kenny Skinners Leichen untersucht hatte. Kenny Skinners Leiche war noch nicht vollständig präpariert und nicht bereit zum Untersuchen, das erschwerte die Dinge ein wenig.
Trotzdem rief Mackenzie an und wartete auf eine Antwort. Der Mann am anderen Ende war einer, mit dem Mackenzie schon ein paar Mal zusammengearbeitet hatte, ein Mann mittleren Alters mit drahtigem Haar namens Barry Burke. Es war schön ein bekanntes Gesicht zu sehen, nach dem Morgen, den sie gehabt hatte. Sie konnte immer noch nicht ganz die Geräusche des Verlusts abschütteln, die aus Pam Skinner gekommen waren, als sie ihr Haus verlassen hatte.
“Hi Agentin White”, begrüßte sie Burke.
„Hey. Mir wurde gesagt, dass es nicht viel bei der Leiche von Kenny Skinner zu sehen gibt, richtig?“
„Tut mir leid, das ist richtig. Auch wenn ich mich geschmacklos anhöre, es ist ein ziemliches Durcheinander. Wenn Sie mir sagen, wonach Sie suchen, kann ich es auf die Spitze meiner Prioritätenliste setzen.“
„Irgendwelche frischen Kratzer oder Prellungen. Jedes Anzeichen, dass er vielleicht in einen Kampf verwickelt war.“
„Okay, das mach ich. Jetzt … nehme ich an, wollen Sie dasselbe über Malory Thomas wissen, oder?“
“Das stimmt. Haben Sie etwas?”
„Vielleicht. Ich hasse es, dass zu sagen, aber wenn wir eine Leiche haben, bei der es recht offensichtlich ist, dass es ein Selbstmord war, gibt es bestimmte Dinge, die sofort ganz unten auf die Prioritätenliste fallen. Also ja … wir haben etwas bei Malory Thomas gefunden, dass um ehrlich zu sein, nichts sein könnte. Aber wenn Sie nach Kratzern suchen …“
„Was haben Sie?”, fragte sie.
“Geben Sie mir eine Sekunde und ich schicke Ihnen ein Foto”, sagte er. Er klickte eine Weile herum und dann poppte das Büroklammerzeichen im Skype Fenster auf.
Mackenzie klickte darauf und ein JPEG öffnete sich auf ihrem Bildschirm. Sie schaute auf die Unterseite der rechten Hand von Malory Thomas.
Mackenzie zoomte das Foto ein wenig heran und sah sofort, wovon Burke gesprochen hatte. Zwischen dem ersten und zweiten Knochen von drei Fingern gab es offensichtliche Schnitte und Schürfwunden. Die Schnitte sahen sehr zerlumpt aus und waren zwar nicht blutig, sahen aber roh und grausig aus. Es gab zwei sehr große Kratzer am oberen Teil ihrer Handfläche, die aussahen, als wenn sie erst kürzlich da waren. Zu guter Letzt schien sich im Fleisch ihrer Hand genau über der Handfläche eine Art sehr blasser Einschnitt zu befinden, der eine kleine Halbkreisform bildete. Aus einigen Gründen hob sich diese mehr hervor, als die anderen. Es schien merkwürdig und normalerweise hieß das, dass es der Hinweis war, den sie suchte.
“Hilft das?”, fragte Burke.
“Weiß ich noch nicht”, erwiderte Mackenzie. “Aber es ist mehr, als ich vor einer Minute hatte.”
„Auch das könnte von Bedeutung sein … eine Sekunde.“ Burke rollte für ungefähr zehn Sekunden vom Tisch weg und kam dann wieder ins Blickfeld. Er hielt eine kleine Plastiktüte in der Hand. Drinnen war etwas, was aussah wie ein Stück Baumrinde. Er hielt es näher in die Kamera. Mackenzie sah ein Holzstück, das ungefähr zweieinhalb Zentimeter breit und vier Zentimeter lang war.
„Das war in ihrem Haar“, sagte Burke. „Und der einzige Grund, warum ich das interessant finde, ist, weil es das einzige Stück in ihrem Haar war. Wenn man so etwas normalerweise an einer Leiche findet, besonders im Haar, dann eine ganze Menge davon. Hobelspäne, Mulch und solche Sachen. Aber das war nur ein Stück.“
“Eine merkwürdige Frage an Sie”, sagte Mackenzie. „Können Sie ein Foto davon machen und mir das an meine E-Mail schicken?“
“Hey, das ist einer der wenigsten seltsamen Anfragen, die ich diese Woche bekommen habe. Vorteile des Jobs, wissen Sie…“
„Danke für das Gespräch“, sagte Mackenzie. “Haben Sie eine Ahnung, wann Sie einen genaueren Blick auf Kenny Skinner werfen können?”
„Ich hoffe in ein paar Stunden.“
„Ich hoffe, dass ich heute Abend wieder in DC bin. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich wieder da bin und dann schaffe ich es hoffentlich vorbeizukommen.“
Mit diesen Plänen beendeten sie den Anruf. Mackenzie schickte das Bild von Malory Thomas Handfläche auf ihr Handy und ging dann hinaus. Sie dachte an die Kratzer und den kaum vorhandenen Einschnitt an der Hand der Frau sowie das einzelne Stück Holz. Es bedeutete alles etwas … sie konnte spüren, wie es in ihrem Kopf versuchte, zu klicken.
Anstatt es im Motel auszutüfteln, dachte sie, gäbe es keinen besseren Ort darüber nachzudenken, als an dem Tatort des mutmaßlichen Verbrechens. Ihre einzige Hoffnung war, dass die Miller Moon Brücke weniger düster und unheimlich bei Tageslicht war.
***
Als sie die Abzweigung erreichte, die auf den Kieselweg führte, der an der Miller Moon Brücke endete, war sie erleichtert zu sehen, dass ein Polizeiauto des Landkreises am Rand parkte. Der gelangweilte Beamte schaute hoch, als sie mit ihrem Auto an ihm vorbeifuhr. Sie zog ihr Abzeichen und er winkte ihr zu, ohne wirklich darauf zu schauen.
Innerhalb von einem Kilometer erreichte sie das KEINE INSTANDHALTUNG Zeichen. An diesem Punkt wurde die Straße zu Kieseln. Sie fuhr langsam, hörte auf das Knirschen der Steinchen unter dem Auto, während Staub hochwirbelte. Nach eineinhalb Kilometern oder so kam die erste weiße Stütze der Miller Moon Brücke in Sicht, hob sich leicht in einem schrägen Winkel in die Luft. Sie fuhr um die Kurve und sah dann das ganze Ding, ausgestreckt über den steilen Abhang unter dem sich ein trockenes Flussbett befand. Obwohl es bei Tageslicht nicht so gruselig aussah, zeigte die Struktur sein Alter.
Sie parkte mehrere Meter entfernt davon, wo die Holzbretter begannen. Sie versuchte sich vorzustellen, vor dreißig oder vierzig Jahren ein Auto auf die andere Seite zu fahren und schon der Gedanke daran, beängstigte sie. Als sie auf die Bretter trat, schaute sie auf die andere Seite. Es gab zwei Zementgrenzen, die ungefähr einen Meter hochstanden zwischen dem Ende der Brücke und dem Beginn einer Straße, die scheinbar lange nicht mehr benutzt worden war. Es fühlte sich wortwörtlich an, als wenn sie auf das Ende der Welt trat, wo alles zu einem Ende kam.
Während sie langsam über die Brücke lief, suchte sie das Foto von Malorys Handfläche. Sie öffnete auch den Anhang in der E-Mail, die Burke ihr nach dem Skype Anruf geschickt hatte. Sie öffnete das Bild des kleinen Holzstücks und hatte beides bereit. Sie hatte keine Ahnung, nach was sie suchte, aber sie war sich sicher, dass sie es wissen würde, wenn ihre Augen darauf fielen.
Wie sich herausstellte, dauerte das nicht so lange.
Sie war gerade drei Meter über die Brücke gegangen, als sie die Anordnung der Balken und Streben bemerkte, die an den Seiten der Brücke entlangliefen. Alle liefen natürlich darunter als Stütze, aber auf der anderen Seite der weißen Schienen, welche die Brücke von der offenen Fläche dahinter trennten, gab es eine einzelne Eisenstrebe, die ca. einen halben Meter breiter als die Brücker war. Es war gerade breit genug, sodass sich jemand daraufstellen konnte.
Sie schaute auf die Länge der Brücke und zählte drei verschiedene Streben. Sie ging zu den Schienen und kniete sich hin, um einen besseren Blick zu bekommen. Die Streben vor ihr unterstützten ebenfalls fünf kleinere Streben, die unter der Brücke verliefen. Diese kleineren waren mit den größeren durch große Schrauben verbunden. Die Schrauben waren mit etwas verdeckt, was wie glatte Metallklappen aussah, abgetragen und vom Alter verrostet.
Mackenzie schaute sich das Foto von Malorys Handfläche an und zoomte es heran auf die Einkerbung auf ihrer Haut. Leicht rund sahen die Kurven ziemlich wie der Umfang der Metallkappen an der Strebe aus.
Sie ließ ihre Finger vorsichtig über die Metalkappe gleiten. Ja, es war glatt – wahrscheinlich dort angebracht, um die rauere Endung von irgendeiner Schraube, die auch immer benutzt wurde, um die Strebe anzuhängen, zu verdecken – aber der Rand der Kappen war ein wenig rau an den Ecken.
Mackenzie stand wieder auf und lief langsam ein wenig weiter die Brücke herunter. Sie sah denselben Entwurf einer nach dem anderen. Fünf Schrauben, die Enden davon waren von diesen glatten Eisenkappen verdeckt. Es gab dann einen Bruch in dem Leerraum der Kappen und es gab fünf weitere. Sie zahlte drei Sets von fünf in der ersten Eisenstrebe und dann fünf in der Nächsten.
Sie kam nicht zur dritten Eisenstrebe am letzten Teil der Brücke. Als sie die Hälfte der Brücke erreicht hatte, kam sie zu einer Stelle, wo die hölzerne Basis des Brückenrahmens nur ein kleines Stück hinter der Eisenstrebe hervorschaute. Nicht viel … vielleicht sieben Zentimeter. Aber es war genug für Mackenzie, um zu bemerken, dass die Balken und Streben unter der Brücke teilweise aus Holz gemacht waren – vielleicht nur der Originalrahmen oder zusätzliche Konstruktionen.
Sie ging wieder auf die Knie und lehnte sich ein wenig über das Geländer. Sie ließ ihre Hand ein wenig an dem Holz entlanglaufen. Es war alt und brüchig, aber recht hart. Sie verglich die Farbe und die Textur des Holzes mit dem kleinen Stück, dass Burke eingepackt und ihr gezeigt hatte. Sogar mit dem Blick auf ihrem Handy, konnte sie sagen, dass es dasselbe war.
Aber wenn sie gesprungen ist, wie hat sie das in ihr Haar bekommen?
Sie war sich ziemlich sicher, dass das Foto von Malorys Handfläche die Frage beantwortete.
Wenn die Einkerbung auf ihrer Handfläche von einer dieser Kappen stammte, dann ist sie nicht gesprungen. Sie hing von der Brücke … vielleicht hat sie versucht, sich selbst zu retten. Und der Holzsplitter in ihrem Haar … wenn sie an dieser Stelle gehangen hat, dann ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass dieses alte Holz in ihr Haar gesplittert ist, als sie versucht hatte ihren Griff zu verfestigen.
Sie ließ ihren Daumen über die fünf Kappen entlang der Strebe vor sich gleiten, einer nach dem anderen. Am zweitletzten fühlte sie die Raue der Kappe. Es war sicherlich grob genug, um Malory die hauchdünnen Schürfwunden zu verpassen.
Mit dem Herz in ihrer Brust hämmernd, schaute Mackenzie nach unten über die Schiene. Die Steine die Malory Thomas und Kenny Skinner getötet hatten, hatten hier unten gewartet. Sogar von dieser Höhe aus konnte sie die Verfärbung sehen, wo noch vor weniger als zwölf Stunden Blut gewesen war.
Ich stehe hier, wo sie gestanden haben, dachte Mackenzie. Sie standen direkt hier, Momente vorher, ehe sie starben.
Dann schaute sie wieder auf die Fotos der Einkerbung in Malorys Handfläche und dann wieder auf die Schraubenkappen. Und sie korrigierte ihren Gedanken: Sie standen hier, Momente ehe sie getötet wurden.