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KAPITEL DREI

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Die Arbeit bot nur Distanz für ein paar weitere Stunden. Auch wenn Mackenzie bei Harrison vorbeischaute, um sicherzugehen, dass er keine Hilfe brauchte bei den kleinen Betrugsfällen, an denen er arbeitete, war sie schon um 18.00 Uhr fertig. Als sie wieder an der Wohnung ankam, war es 18:20 Uhr und Ellington stand hinter dem Herd. Er kochte nicht oft und wenn, dann weil er unruhige Hände hatte und nichts Besseres zu tun hatte.

„Hey“, sagte er und schaute von dem Topf hoch, dessen Inhalt aussah wie eine Art Eintopf.

„Hey“, sagte sie als Antwort und legte ihre Laptoptasche auf das Sofa und ging in die Küche. „Tut mir leid, dass ich vorhin so gegangen bin.“

„Kein Grund sich zu entschuldigen“, sagte er.

“Natürlich gibt es den. Das war unreif. Und wenn ich ehrlich bin, ich weiß nicht, warum mich das so sehr aufregt. Ich bin mehr darüber besorgt, dich als Partner zu verlieren, als darüber was das mit deiner persönlichen Akte machen wird. Wie verrückt ist das?“

Er zuckte die Achseln. „Es macht Sinn.“

“Das sollte es, macht es aber nicht”, sagte sie. „Ich kann nicht darüber nachdenken, dass du eine andere Frau küsst, besonders nicht so. Auch wenn du betrunken warst und selbst wenn sie die Dinge angefangen hat, ich kann mich dich nicht so vorstellen. Und ich will diese Frau am liebsten umbringen, weißt du?“

„Das tut mir total leid“, sagte er. „Das ist eines dieser Dinge im Leben, die ich gerne rückgängig machen würde. Einer dieser Dinge, von denen ich dachte, das sie in die Vergangenheit gehören und ich damit durch bin.“

Mackenzie ging zu ihm und legte zögernd ihre Arme um seine Hüfte. „Bist du in Ordnung“, fragte sie.

“Ich bin nur wütend. Und ich schäme mich.”

Ein Teil von Mackenzie hatte Angst, dass er nicht ehrlich zu ihr war. Etwas an seiner Haltung, etwas an der Art, wie er sie nicht richtig ansehen konnte, wenn er darüber redete. Sie wollte daran denken, dass es einfach war, weil es nicht leicht war, so etwas beschuldigt zu werden, daran erinnert zu werden, an eine Dummheit, die man in der Vergangenheit getan hatte.

Ehrlich, sie war sich nicht sicher, was sie glauben wollte. Seitdem sie ihn aus dem Gebäude hatte kommen sehen mit dieser Kiste in seinen Händen, waren ihre Gedanken durcheinander und verwirrt.

Sie wollte ihm ihre Hilfe beim Abendessen machen anbieten, hoffte, dass ein wenig Normalität ihnen vielleicht helfen konnte, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Aber ehe die Wörter aus ihrem Mund kommen konnten, klingelte ihr Handy. Sie war überrascht und ein wenig besorgt, als sie sah, dass es McGrath war.

“Tut mir leid”, sagte sie zu Ellington und zeigte ihm das Display. „Ich sollte da wahrscheinlich rangehen.“

„Er will dich wahrscheinlich fragen, ob du dich jemals sexuell von mir belästigt gefühlt hast“, sagte er verächtlich.

„Er hatte bereits früher die Chance dazu“, sagte sie, ehe sie von den zischenden Geräuschen der Küche wegtrat, um den Anruf zu beantworten.

„Hier ist White“, sagte sie und sprach klar und schon fast mechanisch, wie immer wenn sie einen Anruf von McGrath beantwortete.

„White“, sagte sie. „Sind Sie schon zu Hause?“

“Ja, Sir.”

“Ich brauch sie hier. Ich muss mit ihnen unter vier Augen sprechen. Ich werde in der Tiefgarage sein. Stockwerk 2 Reihe D.“

“Sir, geht es um Ellington?”

“Treffen Sie mich einfach da, White. Kommen Sie so schnell wie sie können.“

Er beendete den Anruf damit und ließ Mackenzie mit toter Leitung in der Hand stehen. Sie legte das Handy langsam weg und schaute Ellington an. Er nahm die Pfanne vom Herd und ging zum Tisch im Essbereich.

„Ich muss es mitnehmen“, sagte sie.

„Verdammt. Geht es um mich?“

“Er wollte es nicht sagen”, sagte Mackenzie. „Aber ich glaube nicht. Das ist etwas anderes. Er war wirklich geheimnisvoll.”

Sie war sich nicht sicher warum, aber sie ließ die Anweisung ihn in der Tiefgarage zu treffen weg. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, passte etwas daran nicht. Dennoch nahm sie eine Schüssel aus dem Schrank, gab etwas von Ellingtons Abendessen hinein und küsste ihn auf die Wange. Beide wussten, dass es sich mechanisch und gezwungen anfühlte.

„Halt mich auf dem Laufenden“, sagte Ellington. „Und sage mir Bescheid, wenn du irgendetwas brauchst.“

„Natürlich“, sagte sie.

Sie merkte, dass sie nicht einmal ihr Holster und die Glock abgelegt hatte und ging direkt zur Tür. Und erst als sie im Flur war und zum Auto ging, erkannte sie, dass sie eigentlich recht erleichtert war, wegzukommen.

***

Sie musste zugeben, dass es sich ein wenig wie ein Klischee anfühlte, leise um Level 2 in der Tiefgarage herumzuschleichen gegenüber vom Hauptquartier. Treffen in Tiefgaragen war Stoff aus schlechten Polizeifilmen. Und in diesen Dramen führten schattige Tiefgaragentreffs normalerweise zu irgendeiner Art Drama.

Sie sah McGraths Auto und parkte ihr eigenes Auto ein wenig weiter entfernt. Sie schloss ab und ging dorthin, wo McGrath wartete. Ohne eine Einladung ging sie zur Beifahrerseite, öffnete sie und setzte sich.

„Okay“, sagte sie. „Das Geheimnis bringt mich um. Was ist los?”

“An sich ist nichts los”, sagte McGrath. „Aber wir haben einen Fall, ca. eine Stunde oder so entfernt in einer kleinen Stadt namens Kingsville. Kennen Sie die?“

„Habe ich schon mal gehört, war aber noch nie da.“

„Es ist genauso ländlich, wie man es sich vorstellt, liegt in dem letzten Stück der Hinterwälder vor all der Unruhe und den Autobahnen, die nach DC führen“, erklärte McGrath. „Aber vielleicht ist es auch gar kein Fall. Ich möchte, dass Sie das herausfinden.“

“Okay”, sagte sie. “Aber warum konnten wir das Treffen nicht in Ihrem Büro haben?”

„Weil das Opfer der Neffe des stellvertretenden Direktors ist. Zweiundzwanzig Jahre alt. Es sieht so aus, als wenn jemand ihn von der Brücke geworfen hat. Die einheimische Polizei in Kingsville sagt, es ist wahrscheinlich nur Selbstmord aber der Stellvertretende Direktor Wilmoth will sichergehen.“

“Hat er einen Grund anzunehmen, dass es Mord war?”, fragte sie.

„Naja, es ist schon die zweite Leiche in den letzten vier Tagen, die am Grund einer Brücke gefunden wurde. Es ist wahrscheinlich Selbstmord, wenn Sie mich fragen. Aber ich hab den Befehl vor einer Stunde bekommen. Direkt von Direktor Wilmoth. Er möchte sichergehen. Er will auch so schnell wie möglich informiert werden und er möchte, dass das unauffällig vonstatten geht. Daher die Anfrage mich hier, anstatt in meinem Büro zu treffen. Wenn irgendjemand Sie und mich in einem Meeting außerhalb der Bürozeiten gesehen hätte, dann hätten sie angenommen, dass es um Ellington ging oder dass ich Sie für einen Spezialeinsatz brauche.

„Okay … ich fahre also nach Kingsville, versuche herauszufinden, ob es ein Selbstmord oder Mord war, und erstatte dann Bericht?“

„Ja. Und wegen der kürzlichen Vorfälle mit Ellington, werden Sie alleine fahren. Was kein Thema sein sollte, weil ich sie heute Abend wieder zurückerwarte, mit den Neuigkeiten, dass es Selbstmord war.“

„Verstehe. Wann muss ich los?“

“Jetzt”, erwiderte er. “Am besten nicht aufschieben, oder?”

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