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KAPITEL FÜNF

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Nach einer schlaflosen Nacht traf Chloe Rhodes am nächsten Morgen auf dem FBI Parkplatz, um von dort mit einem Dienstwagen die Reise anzutreten. Sie fuhren um sechs Uhr morgens, um den zähen Verkehr auf der Ringautobahn, dem Beltway, zu umgehen. Chloe bemerkte, dass Rhodes versuchte, nicht zu glücklich auszusehen – ein nicht sehr erfolgreicher Versuch, den sie durch lange Schlucke Kaffee zu verdecken versuchte. Sie tat so, als müsse sie sich dabei extrem aufs Fahren konzentrieren.

“Es ist in Ordnung”, sagte Chloe. „Sie stecken jetzt mit mir in der Sache, also können Sie alle Fragen stellen, die Ihnen einfallen“. Achselzuckend fuhr Rhodes auf den Beltway in Richtung Maryland. “Ich denke, Sie haben den Kern gestern Abend in Johnsons Büro erfahren. Danielle ist verschwunden. Eigentlich nichts Außergewöhnliches…so hat sie früher gelebt, immer einfach gekommen und gegangen wie es ihr gefiel. Aber dieses Mal ist anders, weil ich auch keine Idee habe, wo mein Dad ist.“

„Es macht Sinn für Sie, das Schlimmste anzunehmen”, sagte Rhodes. „Nach allem, was Sie letztes Jahr durchgemacht haben. Das bringt mich zu der Hauptfrage: Warum haben Sie sich nicht frei genommen?“

„Weil ich mich dann in den Fall gemischt hätte. Und ich arbeite lieber offiziell an einem FBI Fall und überlasse es der Polizei in Washington herauszufinden, wo meine Schwester ist, als gefeuert zu werden, weil ich mich während meiner freien Tage nicht aus einer Untersuchung raushalten konnte.“

„Vom Feuer in die Bratpfanne”, seufzte Rhodes.

„So ungefähr”.

„Auch wenn ich Sie verärgern könnte: Ich denke, Johnson hat Recht. Wenn es nicht in den Zuständigkeitsbereich des FBI fällt, müssen Sie einfach den Polizisten vertrauen.”

„Ich weiß. Aber das ist schwieriger, als man denkt, wenn ein Geschwisterteil vermisst wird.”

„Ich werde nicht einmal versuchen, so zu tun, als wenn ich das nachfühlen könnte”, sagte Rhodes. Ihre Stimme spiegelte die Emotionen wider. Es war klar, dass sie es wirklich meinte.

„Nett von Ihnen”, entgegnete Chloe.

Ehrlich hatte der ganze Austausch Chloe nur noch mehr aufgeregt. Sie fragte sich, ob sie vielleicht überreagierte. Johnson hatte den Eindruck gemacht, dass es eigentlich keine riesen Sache war und Rhodes stimmte ihm im Prinzip zu.

Sie schwiegen für eine Weile, während Rhodes immer weiter nach Norden fuhr. Kurz bevor sie in Baltimore einfuhren, setzte ein leichter Regen ein. Sie schafften es kurz vor Beginn der Rush-Hour in die Innenstadt. Chloe studierte die spärlichen Informationen, die sie hatten. Lediglich ein paar frisch ausgedruckte Seiten in einer Mappe, die Johnson ihnen gegeben hatte. Die Adresse des letzten Opfers war ins Navi eingegeben, eine kleine Siedlung, ungefähr zwei Meilen außerhalb der Innenbezirke.

„Fine, versprechen Sie mir etwas?” fragte Rhodes, während sie auf die Adresse zufuhren.

„Ich gebe keine Versprechen” antwortete Chloe. Sie hatte es als Witz gemeint, aber es klang eher harsch. „Aber ich kann versuchen, mein Wort nicht zu brechen.”

„Okay, das muss reichen. Bitte seien Sie ehrlich mit mir und sagen Sie mir, wenn der persönliche Scheiß Sie beeinträchtigt während wir an diesem Fall arbeiten. Nur einmal möchte ich, dass wir einfach nur an einem Tatort ankommen und einen Fall binnen vierundzwanzig Stunden lösen. Keine Komplikationen, keine Rückschläge.“

„Ja, dazu kann ich Ihnen mein Wort geben.”

Das Gespräch schien die Spannung im Auto gebrochen zu haben. Als sie in der Siedlung ankamen, fühlte Chloe sich fast normal. Klar, sie dachte alle paar Sekunden an Danielle, aber sie erinnerte sich auch daran, wie leichtfertig Danielle in der Vergangenheit gewesen war. Wenn man ihre Vergangenheit bedachte, dann war ihr Verschwinden eigentlich gar nicht so merkwürdig.

Stimmt, aber Dad auch?

Sie verbannte den Gedanken, als Rhodes das Auto vor einem zweistöckigen Haus, eine exakte Kopie aller anderen Häuser in der Straße, parkte. Man konnte nicht behaupten, dass es nicht traumhaft war. Es war einfach, aber prachtvoll. Die Art Haus, die man als ‘danach’ in den Renovierungsprogrammen im Fernsehen sah.

„Bereit?”, fragte Rhodes.

Chloe schluckte die sarkastische Antwort, die ihr auf der Zunge lag, herunter. Sollte Rhodes sie wegen der Danielle-Situation mit Samthandschuhen anfassen, war sie sich nicht sicher, ob sie den Fall durchziehen konnte.

„Bereit”, war alles, was sie hervorbrachte, als sie aus dem Auto in den leichten Regen stieg.

***

Der bis jetzt zuständige Kommissar war ein schlaksiger Mann namens Anderson. Er saß am Küchentisch, als Chloe und Rhodes das Haus betraten. Er sah von dem iPad, auf dem er etwas mit dem Daumen wegwischte, auf und legte es entschuldigend zur Seite als er aufstand. Chloe schielte kurz auf den Bildschirm und sah, dass er durch Beweisfotos geblättert hatte.

“Ben Anderson”, stellte er sich vor und streckte ihnen seine Hand entgegen.

„Agenten Fine und Rhodes,” erwiderte Chloe, seine Hand schüttelnd. „Haben Sie lange gewartet?”

„Nur um die zehn Minuten. Aber ich war natürlich in den letzten sechzehn Stunden drei oder vier Mal hier, um ein Gefühl für die Sache zu kriegen.”

„Waren Sie hier nach der Entdeckung der Leiche?” fragte Chloe.

„War ich. Ich war der Zweite am Tatort.”

„Wo wurde die Leiche gefunden?” fragte Rhodes.

Anderson winkte sie zum hinteren Teil des Hauses, während er das iPad aufhob. Er lief durch die Küche und öffnete eine Tür, die nach draußen führte. “Hier draußen auf der hinteren Veranda…. Obwohl, da gibt es nicht viel zu sehen.”

Sie traten auf die Veranda. Chloe konnte zuerst nichts auch nur irgendwie Interessantes entdecken. Es war eine nette Veranda mit Aussicht auf einen großen, sehr grünen Garten. Ein Grill stand in der hinteren Ecke, durch eine Hülle, mit dem Logo der Baltimore Ravens, geschützt. Die wenigen Möbel in der Mitte der Veranda waren schön, aber nichts Besonderes – wahrscheinlich von Wayfair oder Costco. Es nieselte draußen noch immer, was leichte Wasserflecken auf den Holzboden verursachte. Chloe bemerkte einen komma-förmigen Blutfleck auf den Latten – ungefähr die richtige Größe, um einen Kopf teilweise zu umzirkeln.

„Das Opfer war Bo Luntz“, sagte Anderson. „Seine Frau, Sherry, fand ihn, als sie von der Arbeit nach Hause kam. Es war ihr Hochzeitstag. Sie fand ihn hier, auf dem Boden der Veranda. Sie hat für eine Weile alles irgendwie ausgeblendet. Sie hat nicht einmal die schwarze Socke, die ihm fast bis in die Kehle gestopft worden war, in seinem Mund bemerkt. Sie sagt, sie kann sich vage erinnern, sie beim ersten Anblick gesehen zu haben, aber... sie stand komplett neben sich – verständlicher Weise.“

„Das Blut“, bemerkte Chloe während sie in die Knie ging. „Es lässt vermuten, dass er nicht nur stranguliert wurde. Gab es Hinweise auf einen Kampf?“

„Nein. Nichts war umgefallen, nichts war ungewöhnlich. Das einzige Indiz ist der offensichtliche Schlag auf den Kopf, entlang der Stirn.“

Mit diesen Worten reichte er Chloe das iPad, welches er getragen hatte. Er hatte ein Bild der Leiche aufgerufen. Chloe vergrößerte das Bild von Bo Luntz‘ Stirn. Da waren eine eindeutige Delle und der Anfang eines Blutergusses zu sehen. Aufgrund der Form der Delle vermutete sie, dass sie von einem Gegenstand von vielleicht fünf oder sechs Inches Breite, mit flachem Ende, stammte.

„Der Bluterguss sieht frisch aus“ bemerkte Rhodes, die über Chloes Schulter geschielt hatte. „Wie lange nach der Entdeckung wurde die Leiche weggebracht?“

„Ungefähr eine Stunde später, würde ich sagen. Und nach Frau Luntz Aussage war das Blut noch nass, als sie die Leiche fand. Also nehmen wir an, dass er ein bis zwei Stunden vor ihrer Heimkehr ermordet wurde.“

„Keine Fingerabdrücke auf der Socke in seinem Mund?“ fragte Chloe.

„Keine. Auch drinnen keine Abdrücke. Keine Hinweise auf Einbruch .... nichts.“

Rhodes begann, die Ausdrucke von Johnson zu durchsuchen. Sie versuchte, die Papiere durch ihren Körper vor dem Regen zu schützen. „Bo Luntz, zweiundfünfzig Jahre alt, ein Kind, angestellt bei Mutual Telecom. Keine Vorstrafen. Können Sie noch etwas hinzufügen, Kommissar Anderson?”

„Nach vorläufigen Befragungen von Nachbarn und Freunden wissen wir, dass der Mann sehr beliebt war. Er war freiwilliger Feuerwehrmann, half bei Wohltätigkeitsveranstaltungen wann immer er konnte. War Assistenztrainer bei einem Amateur-Footballverein. Ich selbst habe mit fünf Leuten gesprochen und wir haben noch mindestens ein Dutzend mehr in der Akte. Der Mann war blütenweiß.” Chloe nickte, aber sie hatte diese Geschichten schon oft gehört. Die meisten Männer konnten nach außen hin blütenweiß erscheinen, aber sie wusste, dass man nach ein wenig graben, Risse in der sauberen Fassade fand. Risse, die oft zu sehr dreckigen Geheimnissen führten.

“Haben Sie eine Idee, warum ihm eine Socke in den Hals gestopft wurde? ” erkundigte sich Chloe.

„Keine Ahnung. Wir haben die Schubladen oben durchsucht in der Annahme, wir könnten das Gegenstück finden, aber kein Glück.“

„Herr Kommissar, können wir den Namen und die Nummer des zuständigen Leichenbeschauers haben?“

„Klar“, erwiderte er, während er schon die Kontakte in seinem Telefon durchblätterte.

„Und was ist mit dem ersten Opfer?“ fragte Chloe.

„Sein Name war Richard Wells. Er lebte ungefähr zwölf Meilen von hier in der kleinen Stadt Eastbrook. Eine sehr ähnliche Nachbarschaft zu dieser hier. Die Polizei in Eastbrook bearbeitet den Fall, aber ich habe einige der Details, wenn Sie sie möchten.“

„Ja, bitte.”

„Im Großen und Ganzen eine genaue Kopie der Geschehnisse hier. Wells wurde tot in seinem Schlafzimmer aufgefunden, sein Kopf mehr oder weniger zerschmettert und eine schwarze Socke im Mund. Als Personen waren die beiden aber sehr unterschiedlich. Wells wurde letztes Jahr geschieden. Es gibt Gerüchte über ein Alkoholproblem. Er arbeitete als privater Unternehmer und seine wenigen Angestellten waren die einzigen, von denen wir Informationen bekommen konnten. Seine Ex-Frau ist schon wieder verlobt und lebt in Rhode Island. Beide seiner Eltern sind tot, keine Geschwister… Keiner da, dem man tiefergehende Fragen stellen konnte.”

„Also mehr oder weniger eine Sackgasse?“ fasste Rhodes zusammen.

„Mehr oder weniger,” bestätigte Anderson.

Chloe studierte noch einmal die Latten, die die Veranda bedeckten. Sie studierte den Blutfleck, unfähig, den Anblick des Blutes auf dem Wasserkessel ihres Vaters aus ihrer Erinnerung zu verbannen. Er festigte sich in ihr und sie fühlte sich, als träte sie aus einem warmen Haus in einen Wintersturm. Und plötzlich war ihr klar, dass sie die Sache nicht ruhen lassen konnte: Danielles Verschwinden würde sie verfolgen – Fall oder nicht. Das Schlimmste war, dass Chloe anfing, Danielle dafür zu verurteilen. Sie machte sich Sorgen, dass die verstörte Frau, die ihre Schwester mal gewesen war, wieder zum Vorschein kam.

Sollte ich sie finden, kann ich das vielleicht verhindern dachte Chloe.

Es war verstörend aber während sie weiter Bo Luntz’ Blut betrachtete, gestand sie sich ein, dass es zur Rettung ihrer Schwester, wie zur Rettung von Luntz’ Leben, viel zu spät war.

***

Chloe hatte die Erfahrung gemacht, dass es zwei Arten von Leichenbeschauern gab: leise und fast mürrisch bei der Arbeit, oder sehr lebendig und fast ein bisschen zu sehr an ihrer Arbeit interessiert. Die Dame, die sie im Leichenschauhaus trafen und die den Auftrag hatte, sich um Bo Luntz’ zu kümmern, gehörte zu der zweiten Sorte. Sie hieß Gerda Holloway und sie sah eher nach Single-sucht-Single Fernseh-Show als nach Arbeit mit Toten aus. Selbst Chloe musste das gute Aussehen der Frau zugeben als sie sie, Haare im Pferdeschwanz und mit Brille im Bibliothekarinnen-Stil, in der Eingangshalle begrüßte.

„Agenten Rhodes und Fine”, entgegnete Rhodes nachdem Holloway sich ihnen vorgestellt hatte.

„Kommen Sie mit nach hinten” lud Holloway ein. „Die Leiche ist präpariert, aber sie können ihn gerne sehen, bevor ich anfange richtig zu arbeiten“.

Sie folgten ihr durch die Eingangshalle und einen langen Flur. Als sie zu dem Untersuchungsraum kamen, der Luntz‘ Leiche enthielt, öffnete sie die Tür und hielt sie mit einem Lächeln auf, als wäre es für eine Essensrunde mit Freunden und nicht zur Vorbereitung auf die Besichtigung eines Mordopfers. Sie traten in den Raum und Chloe brauchte einen Moment, um sich an die hellen Lichter und die sterile Umgebung zu gewöhnen. Jedes Mal, wenn sie in einen Leichenschauraum trat, war ihr, als ob sie in eine andere Welt überging. Aber beim Anblick der Leiche kam sie immer sofort wieder in die Realität zurück.

So war es auch jetzt, mit Bo Luntz. Er lag auf dem Tisch, die leblosen Augen geschlossen. Ohne die Wunde auf der Stirn, hätte er normal ausgesehen. Holloway erlaubte den Agenten einen Moment, um sich an den Anblick zu gewöhnen, bevor sie, mit einem Tablet in der Hand, an den Tisch trat.

„Wie Sie sehen können, erlitt er einen offensichtlichen Schlag auf den Kopf.“ begann Holloway. „Leider können wir nicht sicher sagen, womit geschlagen wurde, aber in Anbetracht des Winkels, der Wundtiefe und der Art und Weise, wie der Schädel zusammengefallen ist, tippe ich auf etwas Einfaches, wie einen Stein, oder komplizierteres, wie eine Betonfigur aus dem Garten.“

„Können wir etwas über den Mörder aussagen?” fragte Chloe.

„Nun, wie Sie sehen können, scheint die Wunde einen leichten Aufwärtswinkel zu haben. Auch das Momentum scheint in diese Richtung zu gehen. Es gibt viele mögliche Faktoren dafür, aber es ist recht sicher, dass der Mörder kleiner als sein Opfer war.”

“Den Akten zufolge war Bo Luntz sechs Fuß eins. Also sind viele Leute kleiner”, bemerkte Rhodes.

„Stimmt”, bestätigte Holloway. “Wenn Sie sich aber die Einbuchtung des Schädels ganz genau ansehen, gibt es Hinweise darauf, dass es nicht nur ein, sondern zwei Einschläge waren. Der zweite Schlag scheint etwas kräftiger gewesen zu sein, aber es war ein Schleifschlag.“

Chloe trat näher an den Tisch heran und sah genau, was Holloway meinte. Auf der linken Seite war die Delle auf Luntz’ Stirn ungefähr zwei Inches tiefer. Das Umfeld wirkte etwas dunkler, als wenn sie mit mehr Kraft als der Rest der Wunde geschlagen worden war. Chloe legte den Kopf zur Seite und versuchte, sich zu entscheiden, ob dies lediglich von einer komisch geformten Waffe hervorgerufen sein konnte.

„Meine Theorie”, fuhr Holloway fort, “ist, dass er zweimal kurz hintereinander geschlagen worden ist. Zwei schnell aufeinander folgende Schläge. Das erklärt die unglaubliche Zielsicherheit. Ein Schlag genau auf dem anderen. Aber da der zweite Schlag ihn fast verfehlt hätte, nehme ich an, dass Luntz schon im Fallen war, als der Schlag traf.”

„Und beide Schläge sind genau in der Kopfmitte“, bemerkte Chloe. „Hätte ihn jemand überrascht – vielleicht durch Anschleichen – wäre so ein perfekt platzierter Schlag unwahrscheinlich, oder?“

„Ja. Nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.“

„Also war es jemand, von dem er wusste, dass er im Haus war?” fragte Rhodes.

„Das ist meine Wette”, entgegnete Holloway.

Chloe dachte an die Informationen von Johnson und Anderson. Keine Anzeichen von Einbruch oder Kampf und am Hochzeitstag. Einfaches Ausschlussverfahren und Erfahrung deuteten auf die Ehefrau.

„Haben Sie in der Kehle außer der Socke noch etwas gefunden?”, fragte Chloe.

„Nein. Aber es ist wahrscheinlich, dass sie nach der Tat hineingelegt wurde. Sie scheint mit großer Sorgfalt platziert worden zu sein. Die Zunge war zurückgeschoben. Wäre sie in seinen Mund geschoben worden als er noch lebte, hätten die Zungenmuskeln sofort dagegen gedrückt.“

Die Anwesenheit der Socke machte die ganze Sache seltsamer. Es war eine Art Merkwürdigkeit, an der Chloe die Untersuchung normalerweise aufhängen würde, weil sie sicher eine Symbolik hatte. Und wo Symbolik war, war normalerweise auch ein Motiv zu finden.

Chloe studierte die Leiche noch eine Weile und versuchte, irgendetwas zu finden, das sie in eine andere Richtung als zu der Frau lenken würde. Als klar wurde, dass es nichts zu finden gab, dankten Rhodes und Chloe Holloway und verließen den Raum.

„Glauben Sie auch, dass es die Frau war?“ fragte Rhodes als sie zum Eingang zurück gingen.

„Tue ich. Und wenn nicht als potenzieller Täter – was sie derzeit für mich ist -, dann zum Fragen, ob sie eine Idee hat, warum jemand ihm eine Socke in den Rachen schieben würde.“

Rhodes nickte zustimmend als sie den Parkplatz überquerten und ins Auto stiegen. Noch bevor sie den Parkplatz verlassen hatten, war Chloe am Telefon, um bei Kommissar Anderson den Aufenthaltsort von Sherry Luntz zu erfragen. Als sie das Telefon anhob, konnte sie den kleinen Funken Hoffnung, einen verpassten Anruf von Danielle zu finden, nicht unterdrücken.

Aber natürlich war die Hoffnung umsonst und so blieb Chloe keine andere Wahl, als das Schlimmste zu befürchten und sich in dem Fall Luntz zu vergraben.

Heimkehr

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