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KAPITEL SECHS

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Zuerst schien Anderson zögerlich, sie mit Sherry Luntz sprechen zu lassen. Den Polizeiberichten zu Folge, war sie emotional so geschädigt, dass sie nach der Entdeckung der Leiche zwei Mal fast ohnmächtig geworden war. Chloe blieb aber eisern. Sie hatte schon mit trauernden Witwen gearbeitet, viele von ihnen hatten Geheimnisse beschützt und so unwissentlich die Aufklärungsarbeiten behindert – manchmal bis zur Lächerlichkeit.

„Sie ist die einzige realistische Verdächtige, die wir zur Zeit haben”, argumentierte Chloe, während sie sich des Hauses Luntz näherten. „Nichts für Ungut, aber Sie können mir ihren Aufenthaltsort jetzt sagen oder ich rufe in Washington an und bekomme ihn so heraus.“

Anderson gab schließlich nach und erzählte ihnen, dass Sherry mit ihrer Familie in der Stadt wohnte. „Aber bitte”, schloss er “ich kann nicht oft genug erwähnen, wie verstört die Frau ist. Könnte nur eine von Ihnen mit ihr sprechen?“

Es war eine Strategie, die Chloe normalerweise nicht anwendete, aber die Sache war nicht wichtig genug, um sich darüber zu streiten. Außerdem könnte dann eine von ihnen Sherry Luntz besuchen und die andere könnte schon die Straße, in der die Luntzes’ wohnten, abgrasen, um Informationen von den Nachbarn zu sammeln.

Und so endete Chloe alleine etwa zwanzig Minuten später im Haus von Tamara Nelson, Sherry’s Schwester. Rhodes hatte ganz zufrieden mit der Aufgabe der Nachbarn Befragung gewirkt, also entschied Chloe sich, Sherry zu befragen. Chloe sprach nicht gerne mit frisch trauernden Menschen aber sie wussten beide, dass sie viel mitfühlender sein konnte als Rhodes. Rhodes war nicht besonders stolz auf diese Tatsache, aber akzeptierte sie.

Anderson hatte angerufen und Tamara wissen lassen, dass ein FBI Agent zu ihr unterwegs war. Als Chloe an die Tür klopfte, wurde diese fast sofort geöffnet. Beide Frauen standen in der Tür, um sie zu begrüßen und es war leicht festzustellen, welche der beiden Sherry Luntz war. Sie stand etwas hinter ihrer Schwester. Ihre roten Haare waren zerwühlt, ihre Haut, bis auf die dunklen Ringe unter den Augen, war blass vom Weinen. Die Augen selbst waren blutunterlaufen und obwohl es schien, dass sie sich jeden Moment schließen könnten, sah Chloe eine Entschlossenheit in ihnen, die Chloe davon überzeugte, dass es dauern würde, bis diese Frau Schlaf finden würde.

„Sherry Luntz?”, fragte Chloe.

Die verstrubbelte Frau nickte, aber trat nicht vor. Ihre Schwester blieb schützend vor ihr stehen.

„Ich bin Agentin Fine. Ich glaube, Kommissar Anderson hat Sie über mein Kommen informiert?”

„Hat er,” erwiderte Tamara. „Bitte verstehen Sie es nicht falsch, aber ich werde im Raum bleiben, während Sie mit Sherry sprechen.”

„Natürlich”, entgegnete Chloe. Sie fing an, sich zu fragen, ob Sherry überhaupt etwas sagen würde. Sie sah absolut fertig aus - fast wie betäubt.

Tamara drehte sich um, und ging hinein, ohne Chloe formal aufzufordern, ihr zu folgen. Chloe tat es trotzdem, und schloss die Tür hinter sich. Tamara führte sie in ein wunderschön hergerichtetes Wohnzimmer. Ein süßlicher Geruch strömte von irgendwo her durchs Haus – irgendein Tee, vermutete Chloe.

“Ich verstehe, wie schwierig dies für Sie sein muss, Frau Luntz“, begann Chloe. „Ich werde dieses Gespräch so kurz und schmerzlos wie möglich halten.“

„Nein, ist schon in Ordnung“, sagte Sherry. Sie hatte die Stimme einer Frau, die nach einer durchzechten Nacht, nach zwölf Stunden Schlaf erwacht war. „Ich will es geklärt haben. Bitte, nehmen Sie auf mich keine Rücksicht.”

Chloe schielte rüber zu Tamara, als ob sie ihre Zustimmung suchte. Die Schwester zuckte die Achseln, als wenn die Welt auf ihren Schultern läge.

“Frau Luntz, ich kenne die Details des Nachmittages, also kann ich einige davon überspringen. Was ich brauche, sind die versteckten Dinge im Leben Ihres Mannes. Hatte er Feinde? Gab es Menschen, von denen Sie glauben, dass sie ihn nicht mochten?“

„Ich habe darüber nachgedacht. Versucht, es zu begreifen.” sagte sie. „Die einzige Person, die mir einfiel, war ein alter Geschäftsrivale, aber der lebt irgendwo in Kalifornien. Ich weiß, es hört sich an, als lobte ich meinen toten Mann, aber alle mochten Bo.“

„Hat er Probleme bei der Arbeit erwähnt?”

“Nein. Tamara hat sogar für mich seinen Chef angerufen, um herauszufinden, ob es da etwas gab, das er vor mir versteckte. Aber da war nichts.”

“Sie haben ein gemeinsames Kind, stimmts?” fragte Chloe.

„Ja, einen Sohn, Luke. Er hat dieses Jahr auf der Universität angefangen. Er ist auch hier. Schläft, im Gästezimmer. Er ist …. einfach leer im Moment.”

“Haben Sie ihm auch diese Fragen gestellt?”, erkundigte sich Chloe.

„Nicht so direkt, aber ja. Wir haben versucht herauszufinden, wer es getan haben könnte. Ich glaube, es könnte einer dieser zufälligen Einbrüche sein, aber... es fehlt nichts. Alles ist da.”

“Ich habe gestern die Kreditkartenfirmen für Sherry angerufen”, mischte sich Tamara ein. „Alle Karten waren noch in Bos Brieftasche aber ich dachte, vielleicht war es eine Art digitaler Betrug oder so. Aber alles scheint in Ordnung. Sollte es irgendein Psychopath gewesen sein, dann ging es ihm nur ums Töten.”

„Wir haben gestern Abend alles geprüft und nochmals geprüft, Luke und ich. Wir konnten nichts finden, das wir vermissten“, warf Sherry ein.

Chloe wusste, was sie als nächstes fragen wollte, aber es war schwierig in Worte zu fassen. Sie hatte schon jetzt eine recht gute Ahnung, dass Sherry absolut nichts mit dem Mord an ihrem Mann zu tun hatte. Man konnte Tränen und Zusammenbrüche vortäuschen, aber Ohnmacht durch Trauer im Beisein der Polizei und so schlafberaubt zu sein, dass man wie ein Statist in einem Zombie Film aussah? Das war echt.

„Und ist vielleicht irgendetwas im Haus, im Garten oder auf der Veranda verrückt? Vielleicht etwas, das so aussah, als sei es nur ein kleines Stück bewegt worden?“ fragte sie. Es war ihre Art zu erfahren, ob sie vielleicht unabsichtlicher Weise die Angriffswaffe gefunden hatten.

„Uns ist nichts aufgefallen.”

„Gibt es jemanden, der einen Schlüssel zu ihrem Haus haben könnte? ”

„Keinen. Ich hatte nie einen Anlass, einen Schlüssel zu vergeben. Wir hatten nie eine Haushälterin oder eine Putzfrau, keine Familie, die über Nacht blieb. Nichts dergleichen.”

„Und wie steht es mit einer Alarmanlage? Ich habe keine gesehen, als meine Partnerin und ich das Haus besuchten. ”

„Keine. Wir haben immer gesagt, dass wir in eine investieren sollten, aber die Nachbarschaft ist so sicher… es ist etwas, das wir immer aufgeschoben und nie in Angriff genommen haben. ”

„Eine letzte Sache, Frau Luntz…. Es tut mir leid, es könnte schwierig sein.”

„Ist schon in Ordnung.”

„Die Leiche ihres Mannes wies ein sehr merkwürdiges Kennzeichen auf —”

„Die Socke im Mund,” sagte sie. Sie sagte es, als gäbe sie die Schlüsselzeile eines komischen Witzes zum Besten... als wenn sie gewusst hatte, was kommen würde.

„Ja. Haben Sie eine Idee, was es damit auf sich haben könnte?”

„Absolut keine,” erwiderte Sherry mit weinerlicher Stimme. „Als ich ihn so fand, wusste ich, dass er etwas im Mund hatte. Aber ich wusste nicht, was es war. Ich erfuhr erst was es war, als ich mich Stunden später daran erinnerte und nachfragte. Kommissar Anderson erzählte mir, dass es eine Socke war. Ich dachte, ich sei vielleicht noch ohnmächtig und hätte einen komischen Traum aber …. Nein. So war es. Er hat mir sogar gestern Abend ein Foto davon gezeigt … nachdem der Gerichtsmediziner…”.

„Ist in Ordnung, wir können aufhören, Frau Luntz“ erklärte Chloe.

„Ich weiß nicht, ob es irgendwie hilft oder nicht”, fuhr Sherry fort „aber es war nicht seine Socke. Er hasste diese dicken schwarzen Socken – selbst im Winter. Er hatte oft Schweißfüße und diese dicken Socken waren ihm unangenehm.” Ein Anzeichen von einem Lächeln kam auf ihre Lippen, als sie sich an seine kleine persönliche Abneigung erinnerte.

Chloe fasste in ihre Jackentasche und holte eine Visitenkarte heraus. Sie überreichte sie Tamara, um Sherry keine weitere Last oder Verantwortung aufzubürden. „Bitte..., wenn eine von Ihnen sich an irgendetwas weiteres erinnert, egal wie unbedeutend, rufen Sie mich an.“

„Natürlich“ entgegnete Tamara. Sie schaute Chloe fast nicht an. Sie beobachtete ihre Schwester, schätzte ihre Kraft ein. Nach kurzer unangenehmer Stille stand Tamara auf, um Chloe zur Tür zu bringen.

Tamara trat mit ihr auf die Veranda und schloss die Tür hinter ihnen. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah Chloe fast entschuldigend an.

“Sie malt nicht nur ein hübsches Bild,” begann sie. “Bo war einer der guten Typen, wissen Sie? Bescheiden, freundlich, liebte seine Frau und seinen Sohn. Ich glaube nicht, dass ich jemals ein schlechtes Wort über ihn gehört habe – nicht mal von unserer Mutter... und das heißt was.”

“Ich beginne, das zu verstehen. Ich muss Sie allerdings noch eines fragen… rein aus Formalität.“

„Ob ich glaube, dass Sherry es getan haben könnte?“

Chloe zog die Stirn zusammen und nickte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es nicht war, aber ich muss es für die Akte von jemandem hören, der sie gut kennt.“

„Sherry kann es unmöglich gewesen sein. Und selbst wenn ich dächte, dass sie auch nur über so etwas nachgedacht haben könnte, können sie mit ihrer Arbeit sprechen. Hat die Polizei allerdings schon getan. Sie haben Kameraaufnahmen von Sherry, als sie das Gebäude an dem Nachmittag um zwei nach fünf verlassen hat. Wenn man die Zeit, die sie für den Mord annehmen, berücksichtigt, kann sie es unmöglich gewesen sein.”

Chloe wollte fast noch etwas graben, fragen, ob es irgendwelche Leichen in Bos Keller gab. Aber sie fühlte, dass sie aus Tamara nichts herauskriegen würde und dass es sie verärgern würde. Und derzeit schien sie die trauernde Frau und ihre unterstützende Schwester auf ihrer Seite zu haben, was bei späteren Fragen nützlich sein konnte.

„Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Und bitte… auch die unwichtigsten Dinge, erzählen Sie sie mir”, verabschiedete sich Chloe.

„Machen wir.”

Chloe eilte die Veranda hinunter und ihrem Auto entgegen in der Hoffnung, dass Rhodes etwas aufgedeckt hatte. Rhodes hatte ein Talent zu bohren, ohne unhöflich zu erscheinen und sie befragte nur Nachbarn ohne emotionale Bindung. Vielleicht hatte sie mehr Glück gehabt. Chloe fuhr in die Nachbarschaft der Luntz zurück. Der Nieselregen nieselte noch immer vor sich hin und tauchte den Tag in ein graues Kleid.

Chloe war nicht abergläubisch und glaubte nicht an Omen, aber trotzdem fragte sie sich, ob der Regen, der dichter zu werden schien, ein Vorzeichen war.

Heimkehr

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