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Liebe, die strahlende Energie

In meinem Buch Zwei Minuten Ewigkeit beschrieb ich, wie ich nach dem Verlassen meines Körpers mit dem oft beschriebenen jenseitigen »Licht« konfrontiert wurde. Ich erwähnte dabei, dass dies gar nicht in erster Linie ein Licht war, sondern eine so starke Energie der Liebe, dass sie nur strahlen konnte. Wie ist das zu verstehen?

Lass mich hier als Vergleich eine simple Glühlampe einsetzen: Der Faden in der Birne wird durch Zuführung von Energie so aufgeheizt, dass er zu glühen beginnt und große Hitze entwickelt. In erster Linie ist also eine Glühlampe ein Wärmeerzeuger.

Das Nebenprodukt, das durch das Erglühen des Fadens entsteht, ist Helligkeit. Dieses Licht nutzen wir, um Räume zu beleuchten, während die Wärme, die den größten Energieanteil verbraucht, ungenutzt abgegeben wird.

Im Vergleich mit dem jenseitigen Phänomen ist ebenfalls nicht das Licht das wesentliche Element dieser Erscheinung, sondern die »Wärme« der Liebesenergie, welche die betreffende Seele spürt.

Das Licht ist auch hier quasi ein Nebenprodukt dieser abgestrahlten Energie, aber da wir Licht besser beschreiben können als Liebesenergie, sprechen die meisten Menschen, die dieses Phänomen wahrgenommen haben, von einem schönen Licht. Gemeint ist aber in Wirklichkeit nicht die Helligkeit, die schön ist, sondern das schöne Gefühl des Geliebtwerdens, das von diesem Licht begleitet wird.

Weiter beschrieb ich, dass ich mir angesichts dieser überwältigenden Liebeserfahrung vorkam wie ein 25-Watt-Lämpchen, dem man ein Gigawatt Strom zuführen wollte, und dass ich das Gefühl hatte zu explodieren, wenn ich verstärkt dieser Energiezufuhr ausgesetzt würde.

Lass mich diese Stelle zitieren:

»Je näher ich mich darauf zubewegte, desto stärker wurde die Intensität. Ich dachte: Noch näher heran kann ich nicht, da meine Kapazität, diese Energie zu verkraften, viel zu klein ist, um noch mehr davon aufzunehmen. Es war, als wollte man einen Ozean in einen Fingerhut pressen, und mein seelisches Gefäß war einfach zu winzig, um diese Riesenmenge aufzunehmen. Allein meine Fähigkeit, diese gewaltige Liebesenergie zu ertragen, entschied über die Nähe, in die ich mich zu der Quelle hinbewegen konnte. In der Entwicklungsstufe, in der ich mich befand, war ich noch unvorstellbar weit davon entfernt und wusste doch mit aller Klarheit, dass dies das Ziel meiner Existenz war, immer näher zu dem Ursprung zu gelangen.

Ich sah klar, dass meine langfristige Aufgabe darin bestand, im Verlauf von Äonen mein Liebesgefäss so zu vergrössern und meine Liebesfähigkeit zu entwickeln und zu steigern, dass ich irgendwann mit dieser Liebesquelle verschmelzen konnte.« [Hervorhebung im Original] (Katzman, S. 33)

In jenem Moment erkannte ich, dass es, bildlich gesprochen, im Leben nur darum geht, in puncto Liebe die Wattkapazität der eigenen Glühlampe zu erhöhen. Eine 25-Watt-Glühbirne kann nicht dieselbe Strommenge verkraften wie ein 5000-Watt-Scheinwerfer und strahlt deshalb auch bedeutend weniger hell. Je mehr an Stromenergie ein Leuchtkörper verarbeiten kann, desto heller strahlt er auch.

Genauso verhält es sich mit der Seele eines Menschen: Je mehr Liebesenergie sie in sich tragen kann, desto heller oder vollkommener ist der Träger dieser Seele. Aber selbst der extrem hellste Leuchtkörper wirkt armselig gegen die Energiemenge und Lichtfülle, die eine Sonne abzugeben vermag. Unser existenzielles Lebensprogramm ist es nun aber, von einer Glühlampe zu einer Sonne zu werden.

Es haben sich schon unzählige kluge Häupter den Kopf zerbrochen mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Wie alle großen Weisheiten ist auch diese ganz einfach in Worte zu fassen, wenn auch die Ausführung eine Herausforderung bedeutet.

Im Leben geht es um nichts anderes als darum, Liebe zu lernen

Das ist genauso, wie man Mathematik oder Tontöpfern lernen kann. In den verschiedenen Situationen oder Begegnungen, die einem das Leben bietet, kann und soll man diese Fähigkeit üben, indem man sich einfach die Frage stellt: Was würde in diesem Moment die Liebe tun? Ist das, was ich jetzt sage, tue oder denke, voll und ganz auf Liebe ausgerichtet? (Mehr dazu im Kapitel »Liebe ist, was Liebe tut«.)

Als praktische Anleitung im Alltag würde diese Einsicht folgendermaßen klingen:

Wenn du in eine Situation gerätst, in der du die Wahl hast, dich lieblos (also egoistisch und intolerant) oder liebevoll zu verhalten, dann entscheide dich für die liebevolle Variante.

Das ist alles. Mehr braucht es nicht, um dieses Leben »gewinnbringend anzulegen«.

Ich vermute, dass man die Anzahl der heute lebenden Menschen, die hundertprozentig nach diesem Vorbild leben, an zwei Händen abzählen kann. Solche seltenen Exemplare verdienen das (zugegebenermaßen etwas antiquierte) Prädikat »heilig«, weil ihr Leben heilbringend und heilsam ist für die Welt. Eigentlich ist es das erklärte Ziel jedes Menschen, diesen Zustand der Heiligkeit – also der ausnahmslosen Ausrichtung auf die Liebe – zu erreichen. Aber seien wir ehrlich: Wer kann von sich behaupten, dieses Ziel bis zum Ende dieses Lebens erreichen zu können? Braucht es da nicht noch ein bisschen mehr Zeit und Gelegenheit?

Welcher Schüler wäre in der Lage, bereits nach der Absolvierung des Kindergartens den Doktor in Physik zu machen? Der Weg dorthin führt zuerst einmal über die Primarschule, wo er die Grundbegriffe des Rechnens, Lesens und Schreibens lernt, anschließend über die Mittelstufe, dann über das Gymnasium und schlussendlich das Studium an der Universität. Schritt für Schritt, Lektion für Lektion schreitet der Schüler voran, wird klüger, erfahrener und reifer, bis er bereit ist, den Doktorhut zu empfangen.

Was für das Studium der Physik gilt, gilt gleichermaßen für das Studium der Liebe. Wer nämlich denkt, dass er den Doktorhut in Sachen Liebe in einer einzigen Lektion – sprich einem einzigen Leben – abverdienen kann, ist auf dem Holzweg. Wir benötigen einen Lehrgang, der viele Lektionen und Ausbildungen umfasst, die wir unter anderem als Menschen auf dem Planeten Erde absolvieren. Der christliche Glaube hingegen verkündet, durch den Opfertod des Jesus von Nazareth seien unsere Sünden getilgt, und wer an ihn glaube, der gelange nach dem Tod auf direktem Weg in die ewige Seligkeit. Auf dieses Thema werde ich auf den folgenden Seiten noch vertieft eingehen.

Die meisten Menschen lehnen die Vorstellung, im Verlauf ihrer seelischen Entwicklung mehrere irdische Leben zu absolvieren, schon deshalb ab, weil sie »es sich nicht vorstellen können«. Aber wer konnte sich noch vor sechzig Jahren vorstellen, dass der Mensch je auf dem Mond landen würde? Außer ein paar eingeweihten Wissenschaftlern schlicht niemand, und heute ist die Mondlandung kalter Kaffee. Wer hätte sich vor fünfzehn Jahren vorstellen können, dass die halbe Menschheit mit einem handgroßen Gerät in der Hosentasche herumläuft, mit dem man telefonieren, filmen, fernsehen, Einzahlungen machen, Bücher lesen, Schach spielen und -zigtausend Musiktitel speichern kann? Unvorstellbar!

Vollkommen liebevoll zu werden ist eine anstrengende Aufgabe, für die uns nicht nur alle Zeit der Welt zur Verfügung gestellt wird, sondern ebenso viele Ausbildungsdurchgänge – sprich Leben –, wie wir eben brauchen. Manche Schüler sind talentiert und kommen rascher vorwärts, andere sind langsamer und müssen halt einmal eine Klasse wiederholen. Es gibt aber auch fortgeschrittene Individuen, die als Vorbilder und Lehrer auf die Welt kommen, um den Menschen als Leitbilder zu dienen und ihnen zu schnelleren Fortschritten zu verhelfen. Die ganz Großen dieser Lehrmeister wie Moses, Buddha, Jesus, Mohammed u. a. haben der Menschheit ihre heiligen – gleich heilsamen – Botschaften hinterlassen, die dann als Religionen von der angesprochenen Anhängerschaft gepflegt wurden.

Der Sinn des Lebens ist es also, die Fähigkeit zu lieben zu vervollkommnen.

Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind:

Jeder Lebensweg ist ein Weg zur Liebe hin, denn es gibt kein anderes Ziel

Es darf einen nicht verwirren, dass dieser Weg keine direkte Autobahn ist und manchmal über Stolperwege und Abgründe führt. Die Versuchung, sich mit dem freien Willen für den eigensüchtigen Profit und dadurch gegen das Liebesprinzip zu entscheiden, ist die große Fußangel in diesem Spiel, über die man immer wieder stolpert. Wie bei den Brettspielen, bei denen es heißt, fünf Felder zurück oder gar zurück zum Start, gibt es auch in der Existenz eines Menschen Phasen, in denen das Vorwärtskommen stagniert oder scheinbare Rückschritte zu verkraften sind. Eines ist jedoch gewiss: Jeder kommt ins Ziel oder, wie es Jesus ausdrückt: Kein Schaf wird verloren gehen (nach Johannes 10 : 28). Die zentrale Frage (auf die ich später noch eingehen werde) ist nur: Schafft man das wirklich in einemeinzigen Leben? Kann man in einem Lebensdurchgang vom Glühlämpchen zur Sonne werden? Und welche Rolle spielt dabei der sogenannte Opfertod des »vom Himmel gesandten« Jesus von Nazareth für uns, diesen mühevollen und langen Weg zu verkürzen?

Auf meinem Weg der Suche kam ich immer wieder an Stationen, die mich zum Teil über Jahre hin beschäftigten. Diese Stationen waren Begriffe, hinter denen sich weitläufige Themenkreise verbargen, die mich zwangen, zuerst einmal mit den Begrifflichkeiten klarzukommen. Wir werfen locker mit Wörtern wie »Liebe«, »Sünde« oder »Gott« um uns und denken, alle Menschen würden sich unter diesen Begriffen dasselbe vorstellen und es sei klar, was damit gemeint sei. Ich musste allerdings feststellen, dass diese Begriffe gar nicht so eindeutig sind, und dass es davon ebenso viele Interpretationen gibt wie Menschen. Jeder und jede hat seine eigene Vorstellung von diesen großen und praktisch undefinierbaren Themen. Also galt es zuerst einmal, die Inhalte und den tieferen Sinn dieser Themen zu begreifen und zu formulieren.

Wenden wir uns also zunächst einmal jenen Begriffen zu, die in den Religionen und ganz allgemein in der Spiritualität zum ABC gehören. Zualleroberst auf dieser Liste steht die komplexeste dieser Bezeichnungen.

Du bist unsterblich

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