Читать книгу Mein Jakobsweg durch Israel – Wanderungen durch das Heilige Land - Bodo Scholz - Страница 8

Bad Liebenstein, 19.3.15

Оглавление

In einem reichlichen Monat geht meine Israel-Reise los. Das günstige Flugticket für den Hin- und Rückflug von Frankfurt am Main via Kiew nach Tel Aviv mit Ukraine International Airlines habe ich bereits vor zwei Monaten gekauft.

„Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ von Amos Oz, zwei Romane von Zeruya Shalev und einige andere Bücher über Israel habe ich gelesen.

Amos Oz am 14.11.14 im Deutschland Radio: „Literatur ist die beste Art, ein anderes Land zu erkunden. Hätte ich zuerst ein Flugticket gekauft, um für drei Wochen nach Deutschland zu reisen, hätte ich Museen und Kirchen besucht, historische Stätten und schöne Landschaften gesehen. Ich hätte mit Leuten geredet, Fotos gemacht, und wäre wieder nachhause geflogen. Aber wenn ich einen guten deutschen Roman lese, werde ich in die Wohnzimmer eingeladen, die Kinderzimmer, selbst in die Schlafzimmer. Da kommt kein Tourist hin. Und deshalb ist die beste – und billigste – Art ein fremdes Land kennenzulernen: ein guter Roman.“

Mein Ziel ist es, nicht nur Israels Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Das Land will ich kennenlernen und mit seinen Menschen reden.

Ich bin Schachspieler und hatte die Hoffnung, an einem Schachturnier in Israel teilzunehmen und so mit israelischen Schachfreunden unkompliziert ins Gespräch zu kommen. Im Internet wurden Turniere in Hebräisch offeriert, die Übersetzungen ins Deutsche und die englischen Angaben halfen mir trotz stundenlanger Stöberei nicht.

Ich wandte mich an die Sektion Schach des Makkabi Deutschland (jüdischer Sportverband in Deutschland) mit der Bitte um Mithilfe. Zunächst wurde mir gesagt, dass ich eine Mail mit der Adresse eines Schachfreundes bekomme, der sich in der israelischen Schach-Szene auskennt. Nichts geschah. Nach telefonischer Rücksprache wurde mir erneut die zugesagte Mail zugesichert. Nichts geschah.

Ich erreichte dann noch einen anderen jüdischen Schachfreund, der mir empfahl, mich an den israelischen Schachverband zu wenden. Aus der Homepage dieses Verbandes ermittelte ich vier Mailadressen und schickte an alle vier Adressen den gleichen englischen Text, in dem ich um Mithilfe bei der Anmeldung meiner Person für ein Schachturnier in Israel bat. Ich bekam nicht eine Antwort.

Das waren meine ersten Erfahrungen mit den Israelis. Natürlich lag mir jedwedes Pauschalisieren fern.

Allerhand Zeit ist mit diesem Rumgemehre vergangen. Ich hätte eher anfangen und stringenter organisieren sollen. Hätte, hätte, hätte – jetzt ist jetzt.

Vor einer Woche buchte ich mir eine Hostel-Unterkunft in Tel Aviv für die ersten vier Nächte, stellte dabei fest, dass ich reichlich spät dran war, da viele Quartiere für Ende April bereits ausgebucht waren. Alles kommt jetzt auf einmal. Ein paar andere Sachen regeln und meiner Arbeit muss ich auch noch nachgehen.

Ursprünglich wollte ich mit Koffer reisen und nur Tagesausflüge machen.

Ich bin Arzt für Orthopädie in einer Rehabilitationsklinik. Zeitlich kann ich es mir natürlich nicht leisten, ewig mit den Patienten über Privates zu reden. Dennoch war es mir in meinem ärztlichen Leben immer wichtig, mit meinen Patienten auch etwas über ihr sonstiges Leben zu reden und nicht nur deren Leiden fabrikmäßig abzuarbeiten – einige Worte mit ihnen über ihren Beruf oder ihren Heimatort zu wechseln. So berichtete mir ein Patient und ehemaliger Deutsch-Lehrer vor einem Monat mit Begeisterung von Landolf Scherzers Wander-Reportage „Immer geradeaus. Zu Fuß durch Europas Osten.“ Das Buch selbst habe ich noch nicht gelesen, lediglich ein paar Rezensionen und Inhaltsangaben. Das gab mir den Anstoß, meine Pläne zu ändern. Ich bin doch kein Weichei. Wenn der 68jährige Landolf Scherzer durch den relativ gefährlichen Osten Europas allein wandern konnte, so kann ich mit meinen 51 Jahren natürlich auch durch das zivilisierte Israel „immer geradeaus“ wandern und so werde ich nach vier Tagen Tel Aviv „immer geradeaus“ Richtung Nordost zum See Genezareth wandern. Ich habe genügend Zeit, der Weg ist das Ziel. Laut Landkarte wird ein leichter Bogen um das Westjordanland erforderlich sein.

Mit langen Wanderungen habe ich nur wenig praktische Erfahrungen. Nun ja, gegebenenfalls kann ich mir in Israel zur Not noch notwendige Sachen kaufen.

Einen guten Rucksack, ein schnell trocknendes leichtes Handtuch, zwei warme atmungsaktive Unterhemden, einen atmungsaktiven Regenponcho (den ich auch über meinen Rucksack werfen kann) werde ich mir noch heute im Internet bestellen. Meine sonstige Ausrüstung ist nach meiner Ansicht okay.

Mein allerliebster Schatz,

ich glaube nicht an den Himmel nach dem Leben. Niemand weiß, ob es ihn wirklich gibt. Ich hoffe, du hast ihn und schaust mir von dort oben zu und freust dich für mich, dass ich versuche mein Leben ohne dich zu gestalten. Ich denke jeden Tag an dich.

Du warst die pralle Lebendigkeit und Lebensfreude. Warum musste ausgerechnet dich diese brutale Krankheit so früh treffen?

Du warst die Liebe meines Lebens.

Ich umarme dich ganz fest.

(Meine Frau litt und verstarb an ALS.)

Mein Jakobsweg durch Israel – Wanderungen durch das Heilige Land

Подняться наверх