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»ICH HABE KEINE SORGEN, WENN BORIS AUF DEM BOOT IST« VON TATJANA POKORNY BIRTE LORENZENHERRMANN

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Vor dem Rennen seines Lebens trennen Boris Herrmann und seine Frau 1.150 Kilometer. In Herz und Handeln aber sind sie eins. Birte Lorenzen-Herrmann im Interview.

Wenn Boris Herrmann am Sonntag, den 8. November 2020 um 13:02 Uhr vor Les Sables-d‘Olonne in die Vendée Globe startet, dann fiebert Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann im 1.150 Kilometer entfernten Hamburg mit. Sie ist mit der gemeinsamen, viereinhalb Monate alten Tochter Marie-Louise entgegen ursprünglicher Planungen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie daheimgeblieben. Vor allem zum Schutz ihres Mannes, den sie im März in Hamburg geheiratet hat. Beide hatten sich diese Vorstartphase ursprünglich einmal ganz anders vorgestellt, wollten zusammen mit Familie, Freunden und Partnern in Frankreich sein. Doch sind sie wie so viele Menschen längst in der Realität von Covid-19 angekommen – und handeln danach.

Während sich Boris Herrmann in den letzten Tagen vor dem Start mit Familienhund Lilli in Les Sablesd-’Olonne direkt am Meer in einer kleinen Wohnung mehr als regelkonform isoliert hat, kümmert sich seine 36-jährige Frau um den Nachwuchs. Einst als Mathematik- und Kunstlehrerin tätig, startete sie 2018 in Vollzeit das Programm »My Ocean Challenge«, um Segeln, Wissenschaft und Bildung zu verknüpfen. Momentan in Elternzeit, treibt sie das Programm aus der gemeinsamen Wohnung in der Hamburger HafenCity oder bei den Eltern in Kiel ehrenamtlich voran.

Gekoppelt an die weltumspannenden Regattaeinsätze von Boris Herrmann und seinem Team Malizia, ist das von Birte Lorenzen-Herrmann initiierte Kinder- und Jugend-Bildungsprogramm eine so intensives wie renommiertes Herzensprojekt des Paares und des Teams Malizia. Ziel des Bildungsprogramms »My Ocean Challenge« ist es, für den Klimawandel und insbesondere den Meeresschutz einzutreten und in diesem Zusammenhang die Bildung und Sensibilisierung von nachfolgenden Generationen zu fördern sowie sie gleichzeitig mit Segelabenteuern zu inspirieren. Ozeanthemen werden weltweit in die Schulen gebracht und ein Bewusstsein für den Klimawandel geschaffen. Das bislang größte aller Abenteuer liegt nun direkt voraus.

Frau Lorenzen-Herrmann, Ihr Mann startet am Sonntag ins Rennen seines Lebens. Was wünschen Sie ihm für die Solo-Weltumseglung, die er als historisch erster deutscher Vendée-Globe-Skipper ins Visier nimmt?

Ich wünsche Boris, dass die Vendée Globe für ihn ganz persönlich erfolgreich sein wird. Natürlich, dass er ankommt und sportlich erfolgreich ist, aber auch, dass er tolle Erlebnisse hat und seine Klimabotschaft vermitteln kann.

Sorgen Sie sich um Ihren Mann, wenn er da draußen auf See ist?

Tatsächlich nicht, wenn er segelt. Weil er mir, wenn wir zusammen auf dem Boot waren, so sehr das Gefühl gegeben hat, dass es sein Zuhause ist und er genau weiß, was er tut. Er ist kein Draufgänger, der für einen Sieg alles riskieren würde. Er würde sich nicht selbst in Lebensgefahr bringen. Ich habe keine Sorge, wenn er auf dem Boot ist. Eher bei den langen Autofahrten von Hamburg nach Frankreich …

Wie stehen Sie mit Ihrem Mann in Kontakt, wie werden Sie das Rennen verfolgen?

Boris ist es wichtig, dass wir jeden Tag telefonieren. Das machen wir auch. Man sollte jeden Tag einmal die Stimme des anderen hören. Und wir schreiben uns viele Mails. Das Rennen werde ich intensiv verfolgen. Wenn ich nachts stille, läuft sicher der Tracker (lächelt).

Sind Sie selbst Seglerin?

Keine Regattaseglerin wie Boris. Eher eine Schönwetterseglerin. Ich bin in Kiel aufgewachsen und dort viel an der Yachtschule gesegelt, wo ich die Schönheit des Meeres ausgiebig mitbekommen habe. Mich hat Segeln immer als Abenteuer fasziniert.

Haben Sie sich beim Segeln kennengelernt?

Nein, wir haben uns außerhalb des Segelkontexts kennengelernt. Das war 2014 in einem Café in Hamburg-Ottensen. Ich hatte damals keine Ahnung, was er macht. Sein Name sagte mir nichts. Ich weiß aber noch, dass ich ihn einer Freundin als »Zehn von Zehn auf der Punkteskala« beschrieben habe (grinst). Meine Mutter sagte später, dass ein Abenteurer doch gut zu mir passt und wir die Freude daran teilen Neues zu erleben.

Segeln Sie hin und wieder mit Ihrem Mann?

Am Anfang öfter. Manchmal endete das auch blutig (lacht). Als wir einmal vor Fehmarn mit einem Katamaran unterwegs waren, bin ich unter dem Trampolin gelandet. Dabei habe ich mich verletzt, wollte ihm das aber nicht zeigen. Als wir die Situation wieder im Griff hatten, fragte er, ob wir noch weitersegeln wollen. Ich habe die Zähne zusammengebissen und ja gesagt. Das blutige Dilemma sah ich erst später, als ich aus der Hose stieg. Auf der Malizia war ich auch einige Male dabei …

Malizia heißt jetzt Seaexplorer – Yacht Club de Monaco und startet Sonntag in die Vendée Globe. Wie erinnern Sie das Segeln auf diesem Imoca-Geschoss?

Ich war in verschiedensten Bedingungen dabei. Es ist ein ganz anderes Segelgefühl. Absolut faszinierend. Wenn das Boot Fahrt aufnimmt, hörst du erst die Foils leise summen. Dann hebt man ab, spürt den Wind. Es ist ein Gefühl fast wie Fliegen. Was es ja auch irgendwie ist. Es hat was Befreiendes, sich nur mit der Kraft des Windes zu bewegen. Da fängt man in Traumbedingungen dann an zu juchzen. Aber tauschen möchte ich nicht mit Boris. Und ich bewundere Greta Thunberg, die Boris im vergangenen Jahr über den Atlantik gesegelt hat. Das war von ihr als Nichtseglerin eine gar nicht hoch genug einzuschätzende Leistung, vor der ich totalen Respekt habe.

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