Читать книгу Die Chroniken von Elderon - B.R. Schlüter - Страница 6
Kapitel 2
ОглавлениеDas Portal
Um Punkt 18:30 stand Lilly bei mir vor der Tür und grinste in die Kamera.
Ich wohnte außerhalb der Stadt, in einem riesigen und sehr prunkvollem Haus in den Hügeln von Kalifornien.
Ich persönlich hätte mich auch mit einem kleinen Apartment in der Stadt zufrieden gegeben, aber meine Eltern bestanden förmlich darauf, dass ich in diese Festung zog.
Ich ging zur Tür und betätigte das Sicherheitsprotokoll, inklusive Irisscanners.
Erst wenn die Person vollständig identifiziert war, öffnete sich das Türschloss.
Diese Prozedur, bei jedem Besuch, nervte mich bereits zu meinem Einzug.
Manchmal fühlte ich mich wie in einem Hochsicherheitstrakt, der besser bewacht war als Fort Nox.
Endlich öffnete sich die Tür und Lilly kam, mit mehreren Taschen beladen, in mein Wohnzimmer marschiert.
„So da bin ich. Ich habe ein paar Outfits und mein komplettes Schmink-Arsenal dabei.“ sagte sie und hob die Taschen auf die Couch.
Ich wusste ganz genau, dass wir heute keines ihrer Mitbringsel anprobieren würden, sondern etwas aus der neuen Modekollektion meiner Schwester Malia.
Malia war meine 2 Jahre ältere Schwester, die nach ihrem Modestudium direkt mit unserer Tante Lyla, mehrere eigene Modekollektionen entwarf.
Ich musste grundsätzlich als Model fungieren. Der Vorteil der Sache war, dass ich sämtliche Kleidungsstücke behalten konnte, mit denen ich fotografiert wurde.
Nach beinahe eineinhalb Stunden Outfits wechseln, hatten wir beide endlich jeweils eins gefunden, was uns gefiel.
Lilly trug ein lila schwarzes Minikleid mit einem V-Ausschnitt und mehreren Schnitten an ihrer Taille, so das man recht viel Haut sehen konnte. Dazu trug sie schwarze Highheals, die mit zwei Bändern bis zu ihren Knien, überkreuzt, zusammen gebunden waren.
Ich dagegen trug ein saphirblaues, knielanges Kleid, wo der Rücken frei, aber mit silbernen Ketten verziert, um Akzente setzten. Dazu schwarze Stiefelletten.
Nach dem frisieren und schminken holte Lilly plötzlich ein kleines, sehr alt aussehendes Buch aus ihrer Tasche hervor.
Sie blätterte ein bisschen darin herum bis sie auf einer Seite stehen blieb und auf ein Bild mit einem verschnörkelten Spiegel deutete.
„Sie mal, in dem Buch steht, wenn man wissen will was ein immer wiederkehrender Traum für eine Bedeutung hat, soll man in den Spiegel des Schicksals gucken.
Wenn man sich langsam in ihm verliert, dann wird einem der Hüter der Erinnerungen alle Fragen beantworten.“
Sie sah mich mit ernster Miene an. Ich konnte nicht anders und musste laut los lachen.
Ich schüttelte den Kopf und fragte sie sarkastisch, ob das ihr Ernst war.
„Ich habe dich ja lieb Lilly, aber glaubst du allen ernstes, dass ein alter Spiegel mit einem Greis darin mir sagen könnte, was mit mir nicht stimmt, beziehungsweise was mit mir los ist?
Ich glaube an so einen Hokus Pokus nicht! Und selbst wenn es diesen Spiegel irgendwo gibt, wer sagt dir, dass er nicht irgendwo auf dem Meeresgrund neben der Titanic liegt?“ prustete ich immer noch lachend.
Lilly verzog das Gesicht und guckte mich böse an.
„Du wirst schon sehen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird sich dir der Spiegel offenbaren.“
Ich wischte das Märchen vom Zauberspiegel beiseite, nahm unsere Handtaschen und wollte Richtung Tür gehen.
Jemand hupte und auf Lilly´s Gesicht breitete sich ein riesiges Lächeln aus.
Das konnte nichts gutes, für mich, bedeuten.
Mir stand der Mund offen und ich schaute ungläubig zwischen meiner besten Freundin und der überdimensionalen Strechlimousine, in meiner Einfahrt, hin und her.
Lilly zog mich mit sich in das riesige Fahrzeug und wir fuhren los.
„Ist das dein Ernst?! Eine Strech-Limo?! Noch auffälliger wäre es nur, wenn sie pink wäre!“ brachte ich nur wütend hervor.
Lilly zuckten nur mit den Schulter und sagte ganz beiläufig: „Die Pinke war nicht mehr verfügbar.
Außerdem entspann dich mal! Wir sind nur einmal im Monat hier und dann kannst du auch einen richtigen Auftritt haben!“
Ich verdrehte die Augen und wollte dem Fahrer am liebsten bitten, in einer Seitenstraße zu parken,
doch da hielten wir auch schon am Ende der Warteschlange an.
Als wir ausstiegen richteten sich alle Blicke auf mich, als wäre ich ein Schauspieler, der gleich über den roten Teppich, zu einer Filmpremiere schreiten würde.
Wir gingen an den Menschenmassen vorbei, Richtung Eingang.
Ich konnte nicht nur die bohrenden Blicke auf mir spüren, sondern auch die hämischen Kommentare hören.
„Guck mal, da kommt Miss Doppel-Null, hat zwar mehrere Nullen auf dem Konto, aber hat auch 0 Respekt vor dem gemeinen Folk.“
„Oh schau mal, Madame hält sich für etwas besseres, bloß nicht anstellen und hier draußen mit warten“
Andere hingegen zückten wiederum ihre Handys um ein exklusives Foto von mir zu schießen.
Als wir am Eingang ankamen blickte uns der Türsteher, ein Mann wie ein Schrank, mit emotionsloser Miene, eindringlich an. Dann öffnete er uns das Absperrband und Begrüßte mich mit einem kleinen Lächeln. „Willkommen Miss Nightmoon“ Und winkte uns hindurch.
Drinnen gingen wir direkt zu unserem Stammtisch.
Ein kleiner Abgesperrter Bereich auf einem einem Podest, so das man den kompletten Club überblicken konnte.
Ich sah hinüber zur Bar, wo sich mir ein bekanntes Bild bot.
Die Kellner spielten Schere, Stein, Papier. Der Sieger “durfte“ dann heute Abend unseren Tisch bedienen.
Immerhin gab es immer ordentlich Trinkgeld von uns.
Und wieder war es Luna die als Siegerin hervor ging. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam sie zu unserem Tisch herüber geschlendert.
Wir begrüßten uns mit einer herzlichen Umarmung.
Luna war ein Jahrgang unter mir am Collage gewesen und studierte Archäologie und Geschichte.
Mittlerweile war sie eine der anerkanntesten und jüngsten Archäologin , im ganzen Land.
Da es aber nicht täglich neue Ausgrabungsstätten gab, arbeitete sie zwischendurch als Kellnerin im Triangle.
„Wie immer, das Übliche?“ fragte sie uns freudig.
„Ja“ antworteten Lilly und ich synchron.
„Wie könnt ihr dieses bunte Zeug nur mögen? Das sieht doch aus, wie ein Regenbogen, der vom Himmel gefallen ist.“ fragte uns Luna.
Ich zuckte nur mit den Schultern und antwortete ihr, dass nicht das Aussehen ausschlaggebend sei, sondern der Geschmack.
„Okay. Alles klar, zwei Fantastic Lagoon, kommen sofort.“ sagte sie und drehte sich direkt Richtung Bar, um unsere Bestellung an den Barkeeper weiter zu leiten.
Als Luna außer Hörweite war, wandte ich mich mit verschränkten Armen an Lilly.
„So nun aber raus mit der Sprache! Warum genau wolltest du ausgerechnet heute hier her? Unser monatlicher Trip hier her , wäre eigentlich erst nächstes Wochenende dran gewesen.“
„Nun ja, ähm....wie soll ich dir das jetzt am besten sagen?“ stammelte sie nur.
Mein Blick verfinsterte sich und ich senkte den Kopf um etwas bedrohlicher zu wirken.
Schließlich brach ihre Maskerade zusammen und sie eröffnete mir den Grund unseres Besuches hier.
„Heute Abend ist Date-Night. Und bevor du jetzt wieder herum schnaubst und deine Augen verdrehst...Seitdem mit Brandon Schluss ist, hast du doch kaum einen anderen Kerl angeschaut..“
Ja Brandon, meine erste Liebe, die mich so extrem verraten und enttäuscht hat.
„Hätte ich denn weiterhin mit diesem Heuchler, der das Geld meiner Familie mehr liebte als mich, weiter versorgen sollen?!
Er war ja nun der Meinung mich mit meiner Mitbewohnerin Kelly zu betrügen, nachdem ich mich weigerte ihm einen Sportwagen zu kaufen.“
Ich massierte mir die Schläfen, da ich Kopfschmerzen bekam, sobald ich an Brandon denken musste.
„Außerdem hatte ich erst letzte Woche ein Date.“
Lilly riss ihre Augen weit auf und schaute mich ungläubig an.
„Und warum weiß ich davon nichts?“ fragte sie mich empört und entsetzt zugleich.
„Weil es da nichts zu erzählen gab. Jack hatte das teuerste Restaurant der Stadt ausgesucht und einmal die halbe Speisekarte bestellt. Er schlang das Essen regelrecht herunter und verlangte dann am Ende das ich die Rechnung bezahlte. Ab da war das Date für mich gelaufen.“ erzählte ich ihr und zuckte mit den Schultern.
Sie sah meine traurige Miene und schnappte sich direkt meine Hand, um mich auf die Tanzfläche zu ziehen.
„Komm, lass uns etwas tanzen gehen. Das Single Krams beginnt eh erst um Mitternacht, also haben wir noch genügend Zeit, um uns zu amüsieren. Außerdem musst du eindeutig deinen Kopf frei bekommen.“
Direkt als wir auf der Tanzfläche ankamen, spielte der DJ unser Lieblingslied und wir tanzten uns halb die Seele aus dem Leib.
Wir schwangen unsere Körper wild, nach dem Takt der Musik, umher. Nach einer guten halben Stunde deutete ich auf unseren Platz hin und machte mit meiner Hand eine pantomimische Bewegung, als würde ich etwas trinken.
Also gingen wir zurück zu unserem Tisch , wo bereits 2 eiskalte Fantastic Lagoon auf uns warteten.
Ich nahm den Strohhalm in den Mund und trank fast die Hälfte in einem Zug aus.
Lilly starrte mich etwas ungläubig an und wir mussten beide anfangen zu lachen.
Um Punkt Mitternacht schaltete der DJ die Musik aus und verkündete, dass jetzt die Date-Night beginnen würde.
Augenblicklich strömten massenweise Männer aus dem Club, zu uns an den Tisch.
Man konnte es mit einer saftigen Wiese und einem Schwarm Heuschrecken vergleichen, ich war sie Wiese.
Der Manager des Triangles sah den Aufruhr und forderte die Männer auf, sich gesittet zu benehmen und mich nicht als ein Stück Fleisch zu betrachten. Andernfalls könnten sie seinen Club verlassen und eine einjährige Sperre erhalten.
„Date-Night oder nicht, hier wird es keinen Tumult geben!“ sagte er und guckte finster in die Menge.
Ich hörte mir eine Lebensgeschichte nach der Nächsten an.
Es gab Geschichten über kranke Familienmitglieder, die eine teure Behandlung bräuchten, bis hin zu ebenfalls reichen Erben, wo eine Fusion der Geschäfte und zwischen uns, sehr Vorteilhaft sein könnten. All diese Geschichten hatte ich jetzt schon so oft gehört und ich war es leid, dass es immer nur um das Geld ging.
Ich saß gelangweilt am Tisch und nippte an meinem dritten Fantastic Lagoon, als ich plötzlich im Augenwinkel einen schwarzen Schatten vorbei huschen sah. Ich schaute auf, um die Gestalt zu sehen, die so plötzlich meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Hinten in der Ecke zu dem Lagerraum stand sie. Sie sah aus, wie die Frau von der ich seit Wochen träumte. Sie nickte mir kurz zu und verschwand hinter der nächsten Tür.
Ruckartig stand ich auf, so das der Tisch bedrohlich ins Wanken geriet. Lilly und auch der Herr, der uns gegenüber saß, sahen mich verwirrt an.
Das konnte doch unmöglich real sein, ich war doch wach!
Ich musste der Sache auf den Grund gehen.
Ich ging um den Tisch herum und rannte quer über die Tanzfläche, in Richtung der Lagerräume.
Lilly hatte Schwierigkeiten mit mir Schritt zu halten.
Als sie mich endlich eingeholt hatte, fragte sie mich, ganz außer Atem, was denn plötzlich in mich gefahren war.
„Das wird dir gefallen, ich habe eben die Frau aus meinen Träumen gesehen, sie ging Richtung Lagerraum. Halt mich für völlig durchgedreht, aber ich will jetzt wissen, was hier los ist.
Ich will endlich Antworten haben!“
Kurz nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, hörten wir eine säuselnde Stimme , die uns sagte, dass wir ihr folgen sollten.
„Hast du das eben auch gehört?“ fragte ich und Lilly nickte mir zu.
Da nicht nur ich diese Stimme gehört hatte, war ich mir sicher, dass ich nicht den Verstand verloren hatte. Wir schlichen uns weiter in Richtung Lagerraum.
Als wir den Raum betraten, sah ich noch den Zipfel eines Mantels um die nächste Ecke huschen.
Wir gingen hinterher. Hinter dieser Ecke stand ein riesiger, prachtvoller Spiegel, mit merkwürdigen Runen an den Seiten.
Diese Sprache sollte mir eigentlich unbekannt sein, aber sobald ich den Rahmen berührte entwirrten sich die Runen vor meinen Augen und ich konnte es lesen.
Dort stand „Das Tor zwischen den Welten.“
Ich las es eigentlich nur für mich, aber kurz nachdem ich die letzte Silbe ausgesprochen hatte, erstrahlte der Spiegel plötzlich und und unser Spiegelbild veränderte sich.
Vor uns standen nun nicht mehr unsere Spiegelbilder, sondern ein Bild einer Fee und einer Elfe.
Ungläubig hob ich eine Hand und die Elfe tat es mir gleich.
Ich sah zu Lilly herüber, aber sie grinste nur über beide Ohren, als wäre dies nichts besonderes für sie.
Die Elfe vor mir legte ihre Hand auf die Oberfläche des Spiegels, ich riss meine Augen auf und noch bevor ich etwas sagen konnte, tat ich das Gleiche.
Ein heller Lichtstrahl erschien, danach wurde alles schwarz und ich fiel in Ohnmacht.