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Kapitel 4
ОглавлениеDer Maskenball
Noch am gleichen Abend veranstalteten meine Großeltern einen riesigen Maskenball und verkündeten die frohe Botschaft, meiner Rückkehr nach Sunset.
In meinem Zimmer standen fünf Diener, die mir beim Anziehen meines Kleides halfen und mir gleichzeitig meine Haare zu einer prachtvollen Frisur machten.
Nach nur knapp zwanzig Minuten war ich eingekleidet, geschminkt und frisiert.
Ich trug ein lila farbenes, schulterfreies Kleid, mit einer kurzen Schleppe und mit goldenen Verzierungen. Mein Umhang war rot-orange und hatte einen Stern als Brosche, dies war unser Wappen, wie ich von Lilly erfuhr, bevor diese sich in ihr Zimmer begeben hatte, um sich ebenfalls für den Ball zurecht zu machen.
Meine Haare wurden vorne an beiden Seiten verflochten und an meinem Hinterkopf zu zu einem Zopf zusammengebunden. Als kleine Verzierungen wurden kleine Diamanten in Sternenform in meine Haare mit eingearbeitet.
Ich drehte mich mehrfach vor dem Spiegel, da ich nicht glauben konnte, dass ich das da war.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Ja herein!“ sagte ich während ich mich nochmals im Spiegel betrachtete.
„Wow! Du. Sieht. Atemberaubend. Aus!“ sagte Lilly und grinste mich an.
Sie trug ein knielanges blau-grünes Kleid mit einem Gürtel an ihrer Taille. Der Gürtel war aus Schlingpflanzen gefertigt.
Ihr Haar war zu einer Hochsteckfrisur gemacht worden und zwei kleine Strähnen hingen ihr vorne ins Gesicht.
„Du sieht ebenfalls blendend aus! Ich glaube dieses Leben bei Hof tut uns beiden gut.“ sagte ich während ich übertrieben meine Nase hoch hielt.
Wir nahmen uns unsere Masken und schlenderten, mit ineinander geharkten Armen, zum Ballsaal.
Fast alle Adelshäuser und hochrangigen Botschafter des Landes waren eingeladen.
Bei jedem Eintreffen, eines Gastes hämmerte eine Wache, mit ihrer Lanze, zwei Mal auf den Boden und verlas dessen Namen und woher sie kamen.
Tong, tong.
„Die Ältesten Kira und Maro aus den Haunted Woods.“
„Also alt sahen die beiden keineswegs aus, eher so wie Ende 30.“ dachte ich mir nur.
„Prinzessin Juna, es ist so ein Segen, dass sie wieder bei uns sind.“ begann Maro, aber seine Gemahlin tadelte ihn sogleich. „Jetzt geh doch erst Mal weiter, unterhalten kannst du dich auch noch später! Es warten noch andere Herrschaften, die einen Blick auf die Prinzessin werfen wollen!“
Ich musste bei dem Gemecker etwas schmunzeln, jetzt verstand ich warum “Älteste“, sie sahen zwar nicht danach aus, aber sie benahmen sich wie ein altes Ehepaar.
Ein weiteres Tong, tong, riss mich aus meinen Gedanken.
„Königin Apple Bloom, ihr Gemahl König Garlic und dessen Zwillingssöhne Dante und Dandelion aus dem Königreich Blossom“
Ich musste mir bei diesen Namen echt das Lachen verkneifen. Es mochte zwar sein, dass das hier normal war, dass die Leute im Königreich Blossom wie Gemüse, Obst und Unkraut hießen, aber ich fand das eher belustigend. Ihre Kleider erinnerten mich an unseren Obstgarten zu Hause.
Die Königin trug ein dunkelgrünes Kleid, was mit tausenden kleinen Blüten verziert war und ihre Krone war aus Ranken, die einen Rubin in Form einer Rose umschlang.
Der König und seine Söhne trugen ebenfalls grüne Anzüge, allerdings waren diese mit weniger Blumen verziert. Lediglich an den Manschettenknöpfen, als auch an den Umhängen waren Blumen und Juwelen in Blütenform gefasst.
Sie verneigten sich kurz und gingen dann beiseite, um den nächsten Platz zu machen und um sich ihre Masken aufzusetzen.
Tong, tong.
„Der hohe Wächter Paratos in Begleitung von Königin Spinella, seiner königlichen Hoheit König Karneol und dessen Kinder, Prinzessin Berryl und die Prinzen Turmalin und Peridot! Vom Kristallschloss!“
Auch sie machten nur einen kleinen Knicks und taten beiseite.
Ich wunderte mich, warum es nicht laut klimperte, bei jedem Schritt, den die Königsfamilie tat, da deren Umhänge aus Millionen kleiner Kristalle bestand.
Ansonsten waren sie eher schlicht gekleidet, keine pompösen Kleider oder Farben.
Ich wand mich an Lilly, die direkt neben mir stand. „Psst, Lilly.“
Sie beugte sich zu mir herunter. „Ja was gibt es denn?“
„Sag mal dieser Wächter, ist das nicht einer der Hüter, den ich befragen soll, wegen meiner Vergangenheit?“
„Nein, er ist der Wächter der alten Schriften und er ist dafür verantwortlich, dass es den Hütern an nichts fehlt.“ antwortete sie mir.
„Schade, hätte ja sein können.“ sagte ich und zuckte mit den Schultern.
Tong, tong.
„König Farel, Königin Senta und dessen Tochter Prinzessin Morai aus dem Königreich Arktika“
Alle Gäste sahen sehr edel aus, aber die königliche Familie aus Arktika war einfach hinreißend.
Blaue Kleidung, türkis-blaue Augen und schneeweißes Haar.
Tong, tong.
„Der Druide Parapei und die höchste Magierin Malia aus Draya.“
Kurz nachdem ich diesen Namen gehört hatte, vergaß ich all mein guten Benehmen, sprang auf und rannte auf Malia zu. Sie machte gerade einen Knicks, als ich sie beinahe umrannte.
Alle Gäste im Saal starrten uns empört, oder verwirrt, über mein Verhalten, an.
Das musste auch ein merkwürdiger Anblick gewesen sein, wie eine Elfe eine kleine, brünette Magiern, mit leuchtend grünen Augen, in die Arme fiel. Und das während einer offiziellen Vorstellung.
„Hey Juna, setz dich doch bitte wieder hin. Wir ernten gerade viele böse Blicke.“ sagte sie und tätschelte mir meinen Kopf.
„Das ist mir egal, was sie jetzt über mich denken! Ich habe dich schrecklich vermisst.“
Für einen kurzen Augenblick stand mein Leben still und ich genoss es einfach meine “Schwester“ im Arm halten zu können.
König Matteo handelte, bevor noch weitere Fragen aufkommen würden. Er stand auf und fing mit einer Rede an, um die Aufmerksamkeit von mir, auf sich zu lenken.
„Verehrte Gäste! Im Namen meiner Familie möchte ich Sie alle herzlich bei uns Willkommen heißen! Es war bis jetzt ein sehr emotionaler Tag, für unsere kleine Prinzessin und ihre jetzige Reaktion, auf die hohe Magierin ist nur verständlich, da die beiden viele Erinnerungen teilen.
Ich möchte Sie bitten, deshalb etwas Rücksicht zu nehmen.
Bevor das hier jetzt in einem endlosen Geschwafel von mir endet...“ Er erhob die Hand, als ein Zeichen für den Dirigenten, „...lasst uns den Ball mit einem klassischen Walzer beginnen!“
Das Orchester fing an zu spielen und mein Großvater begleitete meine Großmutter auf die Tanzfläche.
Alle Leute verteilten sich im Ballsaal und fingen an zu tanzen nur ich stand etwas verloren im Raum herum.
Da tippte mir jemand auf die Schulter.
„Prinzessin Juna? Darf ich um diesen Tanz bitten?“ fragte mich die Person hinter mir und streckte mir seine Hand entgegen.
Ich musterte mein Gegenüber ganz genau.
Er war fast einen halben Kopf größer als ich, dunkelbraunes, fast schon schwarzes kurzes Haar, war muskulös und hatte lila-blaue Augen, in denen ich mich sofort verlor.
Er trug einen schwarzen Anzug, auf dem eine kleine Flamme zu erkennen war. Sein Umhang hingegen war dunkelblau.
„Liebend gern.“ antwortete ich und legte ihm meine Hand auf seine.
Er führte mich in die Mitte des Saals, verbeugte sich vor mir und wir fingen an, einen altertümlichen Walzer zu tanzen.
Zu diesem Augenblick war ich sehr froh über die Tanzstunden, in meiner Jugend, gewesen.
Andernfalls hätte ich mich wohl aufs äußerste blamiert.
Nach mehreren Liedern unterbrach König Matteo die Tänze und kündigte an, dass das Bankett nun eröffnet sei.
Ich war kein bisschen hungrig, mir war warm.
Also ging ich hinaus auf den Balkon, um etwas frische Luft zu schnappen und um diese nervige, übergroße Maske einmal kurz absetzen zu können.
Ich dachte an den geheimnisvollen Fremden, mit dem ich gerade noch getanzt hatte.
Er verschwand, nachdem der König das Buffet eröffnet hatte, in der Menge.
Er war nicht bei der offiziellen Begrüßungszeremonie gewesen.
„Prinzessin Juna? Ich habe etwas Merrelbeer Punsch für euch.“ erklang eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und der gutaussehende Elf von vorhin, stand mit zwei Gläsern Punsch, vor mir.
Ich versuchte hastig meine Maske wieder aufzusetzen, aber er drückte meine Hände nach unten mit den Worten: „Prinzessin Juna, lassen Sie doch dieses Teil ab, so kann man viel besser Euer wunderschönes Gesicht betrachten.“
„Juna reicht.“ entgegnete ich ihm. „Und wie ist Euer Name?“ fragte ich ihn.
Er nahm seine Maske ab und lächelte mich verführerisch an. Dann stellte er die beiden Gläser ab, nahm meine Hand und gab mir einen Handkuss. „Du darfst mich Shadow nennen.“
währenddessen verneigte er sich abermals vor mir.
Wir standen gemeinsam auf dem Balkon und sahen uns die Sterne an, oder besser gesagt er schaute sich die Sterne an, denn ich konnte meinen Blick kaum von seinem markanten Gesicht lassen.
Ich hätte hier noch Stunden mit ihm gemeinsam verbringen können, jedoch war es leider irgendwann Zeit, sich voneinander zu verabschieden.
“Juna, der Abend mit dir war hinreißend, aber ich befürchte er endet nun für mich, ich stehe nämlich nicht auf der Gästeliste.“ sagte er und zwinkerte mir zu.
„Wann werde ich dich wiedersehen?“ fragte ich ihn, als er sich bereit machte zu gehen.
„Ich hoffe schon sehr bald.“ war seine Antwort, daraufhin sprang er vom Balkon und lief in die Nacht hinein.
Mein Herz hämmerte wie verrückt und ich sah ihm noch lange nach, bis er im Wald verschwand.
Jemand tippte mir erneut auf die Schulter und ich erschrak.
Ich wirbelte herum und sah Lilly und Malia, die mich etwas verwundert betrachten.
„Was gibt es denn da so interessantes zu sehen?“ neckte mich Lilly.
Malia's Blick wanderte zu den zwei leeren Gläsern neben mir und ein eindeutiges Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit.
„Na kennen wir den glücklichen Herren, mit dem du den halben Abend verbracht hast?“ fragte sie und stieß mir mit ihrem Ellenbogen leicht in die Seite.
Lilly ging sofort darauf ein und versuchte eifrig denjenigen zu erraten.
„Ich wette es war Prinz Dandelion. Seine strahlend grünen Augen und diese blonden Wuschelhaare, in die man einfach nur rein greifen möchte.“
Ich verdrehte die Augen.
„Lilly, nur weil du ihn attraktiv findest, heißt das noch lange nicht, dass ich auf den gleichen Typ Mann stehe, wie du es tust.“ ich schüttelte nur den Kopf.
„Dann war es bestimmt Peridot. Dunkelbraune Haare und grau blaue Augen zum dahinschmelzen. Darfst du ihn schon Perry nennen?“ fragte Malia.
Ich atmete tief durch. „Auch nicht, es war keiner der hier anwesenden Herrschaften.“
Ich schaute mich um, ob uns niemand belauschen würde und erzählte dann weiter.
„Es war jemand, der nicht formell eingeladen war. Aber er war absolut hinreißend. Charmant, gutaussehend, durchtrainiert und absolut zum dahinschmelzen.“
Die beiden sahen mich an, als würden sie gleich anfangen zu sabbern.
„Und wie heißt dieser mysteriöse Fremde, oder sollen wir ihn männliche ´Cinderella´ nennen, weil er kurz vor Mitternacht getürmt ist?“ scherzten beide.
„Sein Name ist Shadow.“
Kurz nachdem ich seinen Namen ausgesprochen hatte, hielt mir Malia den Mund zu und Lilly schlug sich entsetzt ihre Hand vor den Mund.
Warum reagierten sie bloß so panisch?
Ich schaute irritiert zwischen beiden hin und her.
Nach einer Weile der Stille begann Malia mir dann zuzuflüstern.
„Shadow ist der Sohn von Arakas. Dem König von Hellfire. Er ist ein Nachtschattenelf.“
Mein Blick wurde nur noch fragwürdiger.
Da ich bis jetzt noch nicht die Zeit hatte, die Geschichten über die Königreiche zu lesen, wusste ich nicht wovon sie da sprach.
„Durch den Krieg, der damals hier herrschte, wurden nach dem Sieg von der Allianz des Lichtes über die der Allianz der Dunkelheit, alle Nachtschattenelfen verbannt. Und es ist ihnen strengstens untersagt, ohne Einladung oder triftigen Grund, den Boden unserer Ländereien zu betreten.“ ergänzte Malia ihre Erzählung, nachdem sie meinen Blick richtig gedeutet hatte.
Sie ließ ihre Hand von meinem Mund gleiten und nickte mir nur vielsagend zu.
Ich sollte diesen gutaussehenden Herren also besser nicht, gegenüber den anderen Gästen, erwähnen.
Wir gingen zurück zur Gesellschaft und Shadow rückte immer mehr in den Hintergrund meiner Gedanken.
„Du hast wirklich bis gestern in der Welt der Menschen gelebt?“ fragten mich Prinzessin Morai und Prinz Dandelion ungläubig.
„War das nicht gefährlich oder langweilig dort?“ fragte Prinz Dante, der sich zu uns gesellt hatte.
„Es war weder langweilig noch gefährlich. Ich hatte ein schönes Haus, mein eigenes Auto und hatte erst vor kurzem meinen Doktortitel in Mythologie gemacht. Diese Welt hier erscheint mir gefährlicher.“ erzählte ich den Prinzen der der Prinzessin.
„Was ist denn ein Auto?“ fragte Prinzessin Morai und grübelte, was ich damit gemeint hatte.
„Ein Auto ist vergleichbar mit einer selbstfahrenden Kutsche oder einem Jorai.“ antwortete Malia für mich. Jetzt sah ich sie etwas skeptisch an. Sie grinste und antwortete prompt. „Ein Jorai sieht aus wie ein überdachtes Motorrad, ist auch nur für zwei Personen, ähnlich wie ein Smart, nur dass die Sitze hintereinander liegen.“
„Ahhh okay.“ murmelte ich vor mich hin.
Prinz Dante wandte sich mir zu.
„Sagt Prinzessin Juna, warum gebt ihr euch mit so einer niederen Fee wie Lilly Starfly ab? Ihr könntet doch auch eine bessere Gesellschaft bei euch haben, immerhin verbessert sich euer Ansehen gerade zunehmend, da ich mit euch rede.“
Im gleichen Moment fasste er mir an meinen Po.
Ich schaute ihn angewidert und entsetzt an.
Watsch!
Ich hatte in Bruchteilen von Sekunden ausgeholt und ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Was erlaubst du dir eigentlich? Du kennst weder sie, noch kennst du mich! Und wie mein Ansehen hier ist, ist mir auch so ziemlich egal. Ich weiß wer meine Freunde sind und DU zählst definitiv nicht mit dazu! Und wage es noch einmal mich so anzufassen, dann sei dir gewiss, dass es nicht bei einer einfachen Ohrfeige bleiben wird!“ schrie ich ihn an.
Alle Augen waren sofort auf mich gerichtet, aber das war mir egal. Niemand hatte das Recht, so über meine beste Freundin zu reden oder mich zu berühren. Erst recht nicht irgend so ein aufgeblasener Wichtigtuer von Möchtegern-Prinz, der der Meinung war, sich alles erlauben zu können.
Ich schaute ihn böse an.
Er fing lauthals an zu lachen.
„Du hast Temperament, das mag ich. Dich zu erobern wird zwar schwer werden, aber ich nehme die Herausforderung an!“ sagte er und lächelte mich an.
Ich hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht.
Lilly und Malia zogen mich weg und verwandelten den Ball zu einer Disco.
Malia holte ihren Laptop aus ihrem Zimmer und Lilly schloss ihr Handy daran an. Es dauerte nicht lange und der Ärger über Dante war verschwunden.
Die Königinnen und Könige waren zunächst etwas erschrocken über diese laute Technomusik, aber selbst die Ältesten konnten sich nach einigen Minuten nicht mehr zurück halten und fingen an mit ihren Füßen zu wippen.
Den Prinzessinnen zeigten Lilly und ich einige unserer Tanzbewegungen aus dem Triangle und auch die Prinzen passten sich dem Rhythmus an.
Die Party ging bis in die frühen Morgenstunden. Erst weit nach dem Sonnenaufgang, als das Personal bereits anfing den Saal aufzuräumen, verabschiedeten sich auch die letzten Gäste.
Ich war glücklich über den Verlauf des Abends. Ich konnte neue Freundschaften schließen, einem Ekel eine Lektion erteilen und ein bisschen aus 'meiner' Welt erzählen und erklären.
Nun, als ich wieder auf meinem Zimmer war, schweiften meine Gedanken wieder zurück zu Shadow.
Ich sprach den Namen einmal leise, für mich aus.
Kurz danach erschien plötzlich eine kleine, eingerollte Nachricht auf meinem Nachttisch. Ich nahm den Zettel hoch und las den kleinen Text, in fein leserlicher Handschrift.
„Liebste Juna, der Abend mit dir wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Durch die Vergangenheit meines Volkes ist es mir leider verboten, dich erneut zu treffen. Es war zwar riskant, aber ich musste wenigstens einen Blick (gestern) auf dich werfen, der Maskenball war die perfekte Gelegenheit, da mich so niemand erkannt hat. Wann wir erneut die Gelegenheit haben werden, uns zu treffen weiß ich leider nicht, aber durch die hier herrschende Magie, können wir uns immerhin diese Nachrichten zukommen lassen. Sprich einfach meinen Namen aus, und du bekommst ein magisches Blatt Pergament. Sag „Night“ und die Nachricht wird mir zugeschickt.
Liebste Grüße Shadow.“
Ich musste grinsen und dachte direkt an eine altertümliche Art SMS oder E-Mails zu versenden.
Ich kramte in meiner Schreibtischschublade herum, bis ich einen Federkiel und ein Fass Tinte fand.
„Ich vermisse meine Kugelschreiber.“ brummte ich leise vor mich hin.
Also gut, altertümliche Mails, also auch altertümliche Schreibgeräte. Ich seufzte und dachte daran Malia zu bitten, falls sie zwischen den Welten hin und her switchen könne, mir bitte einige Sachen mitzubringen.
Mir wurde schwer ums Herz, als ich an 'meine Welt' dachte.
Was wohl meine Eltern gerade machten?
Was hatte man meinem Arbeitgeber gesagt?
„Verdammt! Arbeit?! Ich muss mit Malia reden!“ rief ich, räumte den Brief beiseite und lief in Richtung Gästeflügels.
Kurze Zeit später kam ich an ihrer Zimmertür an.
Ich klopfte wie eine geisteskranke gegen ihre Tür.
„Malia! Malia, ich bin es Juna! Bitte mach die Tür auf ich MUSS mit dir reden!“ rief ich ihr zu.
Sie öffnete mir die Tür und sah mich etwas verwundert an.
„Was ist denn los? Ich wollte gerade schlafen gehen. Brennt es oder was?“ fragte sie mich, während sie lange gähnte.
„Nein, ein Feuer gibt es nicht. Aber ich hätte einige Fragen und ja es ist dringen, weil vorher könnte ich nicht schlafen gehen. Und eine unausgeschlafene, mürrische Prinzessin ist keine tolle Aussicht, oder?“ sagte ich ihr und lehnte mich lässig an die Wand.
„Okay, was gibt es denn so dringendes, dass das nicht bis heute Nachmittag warten kann?“
Sie gähnte erneut. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, dass ich sie vom Schlafen abhielt.
„Drei Dinge, beziehungsweise Fragen, gehen mir durch den Kopf.“ fing ich an.
„Was ist mit meiner Arbeit? Ich liebe meinen Job als Lehrerin und habe hart und lange an meiner Karriere gearbeitet. Was hat man meinem Arbeitgeber erzählt, was ich mache und wo ich bin? Oder wurde ihm überhaupt irgendetwas gesagt? Bin ich gefeuert?“ mir wurde angst und bange, bei diesen Worten, denn ich mochte meinen Job wirklich.
„Keine Sorge, ich habe dem Rektor eine Nachricht zukommen lassen, indem steht, dass du dir etwas Urlaub nehmen musstest, da unsere Großtante väterlicherseits, verstorben ist und wir uns jetzt um ihren Nachlass kümmern müssten. Da dies aber etwas Zeit in Anspruch nehmen würde, da sie in Australien lebte, hat er dir zwei Monate Urlaub gegeben.“ sagte sie und zwinkerte mir zu.
Ich war erleichtert, aber zwei Monate Urlaub?! Wow.
„So und was sind die anderen zwei Fragen?“
Ihre Frage riss mich aus meinen Gedanken.
„Hmm? Was? Ach ja. Ich bin durch einen Spiegel hier her gekommen, wie kommt man wieder zurück? Kannst du einfach so zwischen den Welten hin und her?“ fragte ich neugierig.
Diese Frage schwirrte mir schon seit meiner Ankunft im Kopf umher. Wie kam ich wieder zurück? Würde ich überhaupt wieder nach Hause kommen?
„Ja, man kommt wieder zurück. Im Turm der Runen, hier im Schloss, gibt es ebenfalls einen Portal-Spiegel. Man muss nur die Runen berühren, lesen und dann sein Spiegelbild berühren, um das Tor zu aktivieren. Der Spiegel, der hier nach Elderon führt, steht übrigens nicht mehr im Lager vom Triangle, sondern in deiner Wohnung. Und ja, ich bin des öfteren mal in der Menschenwelt, warum?“
„Könntest du morgen mal zu mir und einige meiner Sachen holen? Ich vermisse ein paar 'moderne' Sachen aus meiner Wohnung.“ fragte ich und setzte das Wort 'modern' mit meinen Fingern in Häkchen.
„Ja, das kann ich machen. Darf ich jetzt schlafen gehen?“ fragte sie, gähnte und schlief fast im stehen ein.
„Ja, das darfst du. Bis nachher, schlaf gut und Danke.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging zurück in mein Zimmer, um Shadow zu antworten.
„Getreuer Shadow,
ich empfand den Abend zu Anfang etwas öde. Doch dann hast du diese Langweile vertrieben, alleine mit deiner Anwesenheit.
Ich wünschte, ich wüsste zum aktuellen Zeitpunkt mehr über die Geschichte von Elderon, denn was genau damals geschah weiß ich nicht. Ich werde mich in den nächsten Tagen auf die Reise zu den Hütern begeben, um Antworten auf meine Fragen zu erhalten.
Sobald es etwas neues gibt, werde ich mich bei dir melden.
Liebe Grüße Juna.“
Ich hoffte sehr, dass ich ihm diese mittelalterliche Sprache abgewöhnen konnte, das war grässlich.
Ich sprach das Wort „Night“ aus und der Brief ging kurz in blauen Flammen auf und verschwand.
Dieser Effekt war beeindruckend.
Ich zog mir mein Kleid aus und legte mich, mit einem lächeln im Gesicht, in mein Bett.