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KAMPF IN OKZAHT

Als die Eingangstür zur Schänke mit einem Ruck aufflog und krachend gegen die Wand schlug, hob Samiras alarmiert den Kopf. Sie ahnte bereits, was da wieder einmal auf sie zukam, als zwei Männer eintraten und auf sie zusteuerten, denn es waren stets die gleichen Typen. Sie strich sich ihr kupferfarbenes Haar aus dem Gesicht, richtete sich stolz auf und sah den beiden ruhig entgegen.

„Na, meine Schöne. Wo hast du denn das kleine Scheusal gelassen? Woll´n wir drei Hübschen nich´ mal nach ihm suchen geh´n? Was meinst du?“, kamen sie gleich zur Sache.

Samiras sah sie schweigend an. Nur gut, dass Lestopoktus auf seinem Zimmer geblieben war, so blieb ihm wenigstens diese neuerliche Demütigung erspart. Denn obwohl stets so in seinen Umhang gehüllt, dass kaum etwas von ihm zu sehen war, wurde er doch ständig beschimpft und gekränkt, sodass er mittlerweile nicht mehr rauszugehen wagte.

Seit zwei Tagen saß er nun schon trübsinnig in seinem Zimmer und starrte deprimiert vor sich hin. Da Okzaht nur eine kleine Grenzstadt war, hatte sich seine Anwesenheit wie ein Lauffeuer herumgesprochen und all jene aktiviert, die ihren Spaß daran hatten andere zu schmähen und an ihnen ihre niederen Instinkte auszulassen.

„Was is´, Süße? Bist du taub oder was?“, pöbelte der Kleinere der beiden, aber seine große Klappe glich seine Kleinwüchsigkeit tausendprozentig aus.

Am liebsten hätte sie ihm mit ihrem Schwert „Strahlenzauber“ eine Lektion erteilt.

„Antwortest du jetzt endlich oder muss ich erst ungemütlich werden?“

„Wieso versuchst du es nicht zuerst einmal bei mir? Oder fühlst du dich nur Frauen gegenüber stark?“, erklang eine eisige Stimme hinter dem Kleingewachsenen.

Der fuhr herum und griff zum Messer, zog die Hand jedoch schnell wieder zurück, als er sah, mit wem er sich da anlegen wollte.

Gletscherblaue Augen unter rabenschwarzem Haar in einem gebräunten, markanten Gesicht funkelten ihn Unheil verkündend an. „Was ist?“, knurrte der hoch gewachsene, muskulöse, ganz in Schwarz gekleidete Krieger. „Keine Lust mehr?“

Der eben noch so großspurige Kerl wich erschrocken zurück. Tschuldigung. War nich´ so gemeint“, versicherte er schleimig, doch seine verschlagen blickenden Schurkenaugen sprachen eine ganz andere Sprache. Den Rücken durfte man diesem Individuum mit Sicherheit nicht zuwenden, es sei denn, man hing nicht besonders am Leben.

Er drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit seinem Kumpan so überstürzt das schummrige Lokal, dass es fast wie eine Flucht aussah. Fast wäre er noch über einen im Weg stehenden Stuhl gestürzt. Er fing sich jedoch im letzten Moment, riss die Tür auf und schlug sie mit einem lauten Knall hinter sich zu.

„Danke, Karon“, sagte Samiras und umarmte ihn. „Du bist gerade zur richtigen Zeit gekommen. Seitdem wir in Okzaht sind, gibt es nichts als Ärger und Beleidigungen. Mein Bruder grämt sich so sehr, dass er kaum noch sein Zimmer verlässt. Ohne Liesta, seine kleine Schlange, wäre er wohl schon verzweifelt.

Sie erinnert ihn an seine Schlangen, die er auf unserer Flucht vor Teufat in der Burg des Magiers zurücklassen musste. Er ist so froh, dass die Zauberin Xzatra sie gerettet und in ihre angestammte Heimat zurückgebracht hat. Das tröstet ihn, aber ansonsten ist er so unglücklich, dass es einem das Herz bricht. Er hasst seinen durch Teufat verunstalteten Körper so sehr, dass er sich am liebsten umbringen würde.“

Karon zog einen Stuhl heran und setzte sich. „Die Zauberin hat dir doch versprochen, dass Lestopoktus in naher Zukunft seine ursprüngliche Gestalt zurückerhalten wird, nicht wahr?“

„Ja, das hat Xzatra versprochen.“

„Na also. Und bis es soweit ist, wird deine Liebe deinem Bruder dabei helfen, diese schlimme Zeit zu überstehen. Du bist stark, Samiras. Das hast du zur Genüge in der Todeswüste bewiesen.“

„Du hast recht, Karon. Ich sollte wirklich nicht so kleinmütig sein. Irgendwann wird sicherlich alles gut.“

„Das ist die richtige Einstellung. Nur nicht den Kopf hängen lassen“, sagte Karon zufrieden. „So, und jetzt brauche ich dringend ein Bier. So eine zweitägige Erkundungstour kann einen schon austrocknen. Bin gleich wieder da.“

Mit langen Schritten ging er zur Theke. Mit einem Humpen Bier in der Hand setzte er sich rittlings auf seinen Stuhl und genehmigte sich einen kräftigen Schluck. „Ah, das tut gut“, seufzte er.

„Hast du etwas über die Gnome erfahren? Führen sie wirklich Krieg gegen die Trolle?“, wollte Samiras wissen.

„Krieg wohl noch nicht. Es sind eher kleinere Scharmützel. Aber so etwas kann leicht in mehr ausarten“, erwiderte Karon.

„Und um was geht es dabei?“

„Das konnte ich nicht herausfinden. Ein alter Waldläufer, den ich unterwegs traf, meinte, die eher gutmütigen Gnome dieser Gegend würden von irgendjemanden aufgehetzt. Aber von wem, konnte er mir leider nicht sagen.“

„Was meinst du, könnte uns der Streit bei unserer Suche behindern?“

„Eigentlich nicht. Die Gnome und Trolle tragen ihren Streit hoch oben in den Bergen aus, während wir uns mehr im flachen Land aufhalten. Nein, ich glaube nicht, dass sie zu einem Problem für uns werden können.“

„Aber gut, dass du der Sache nachgegangen bist, Karon. Jetzt wissen wir wenigstens Bescheid.“

„Was ist mit den Reitpferden? Haben Hetzel und Ephlor welche besorgt?“

„Haben wir“, brummte der Zwerg, der unbemerkt durch den Hintereingang hereingeschlüpft war. Er knuffte Karon freundschaftlich in die Seite. „Schön dich zu sehen, großer Krieger“, grinste er. „Es ist alles vorbereitet. Von uns aus kann es losgehen.“

„Hallo, Karon“, sagte der Elfenkönig, der lautlos wie ein Schemen aus den Schatten trat. „Was ist mit den Trollen und Gnomen?“

„Nichts Ernstes. Nur Scharmützel. Wo sind eigentlich die anderen? Mawi kann sich doch sonst vor Neugier kaum einkriegen. Wo steckt denn der kleine Kerl?“

„Er leistet meinem Bruder Gesellschaft. Und Danina wollte sich ein bisschen umsehen. Okzaht ist ihr nicht geheuer. Sie meint, hier treibe sich zu viel Abschaum herum. Ich finde sie hat recht.“

„Ich bin auch dafür, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen“, sagte Ephlor, dessen schmales Elfengesicht unter der Kapuze fast verschwand.

„Habt ihr euch von dem magischen Transport hierher eigentlich schon erholt?“, fragte Karon. „Oder bin nur ich es, der ständig daran denken muss?“

Hetzel grinste. „Na ja, als Spektralfarbe in einem Regenbogen zu reisen ist schon etwas Besonderes. Obwohl wir eigentlich gar nichts davon wüssten, hätte Danina es uns nicht verraten. Oder habt ihr viel davon gemerkt?“

Sie schüttelten einträchtig den Kopf. Nein, gemerkt oder gefühlt hatten sie auf ihrer ungewöhnlichen Reise mit dem Regenbogen eigentlich nichts. Xzatras Magie hatte sie auf diese ungewöhnliche Weise hierher nach Okzaht gebracht, nachdem Samiras den Zaubersamen gefunden hatte und die Burg des Magiers Teufat mit Mann und Maus spurlos im sandigen Boden der Todeswüste versunken war.

Doch vorher hatten die Zauberinnen Xzatra und Beruna den Magier zur Strafe dafür, dass er einen Pakt mit dem Bösen, einem Äonen alten Dämon, geschlossen hatte, in die Zwischenwelt verbannt. Töten konnten sie ihn nicht, denn Teufat war ebenso unsterblich wie die Zauberin Xzatra.

Nein, gemerkt hatten sie von ihrer Reise nichts. Es war so, als hätten sie geschlafen, bis sie auf einer Wiese am Rande der Stadt wieder zu sich gekommen waren. Sie waren getrennt in die Stadt gegangen, um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen und hatten sich dann im einzigen Gasthof an der Hauptstraße einquartiert.

„Wann wollen wir abreisen?“, fragte Ephlor.

„Morgen früh. Ich denke, wir sollten keine Zeit mehr verlieren“, erwiderte Samiras.

Ich bin froh, dass es endlich losgeht. Ich verabscheue diese Stadt“, klinkte sich Danina telepathisch in ihre Gedanken ein. Die schwarze Pantherin stand wie hingezaubert plötzlich zwischen ihnen und sah sie aus goldenen Augen aufmerksam an. „Was ist? Gehen wir nach oben und sagen es deinem Bruder.“

Lestopoktus´ Zimmer befand sich in der zweiten Etage. Auf ihr vereinbartes Klopfzeichen öffnete sich die Tür einen Spalt breit, gerade groß genug, um hindurchschlüpfen zu können.

Mit hängenden Schultern, um die sich seine kleine, regenbogenfarbene Schlange ringelte, sah ihnen Lestopoktus traurig entgegen. Als Karon ihn da so teilnahmslos inmitten des Raumes stehen sah, musste er an ihre erste Begegnung denken, die nur wenige Tage zurücklag, obwohl er das Gefühl hatte, es wären schon Monate vergangen.

Wieder sah er sich wartend mit seinen Gefährten in der Todeswüste stehen. Würde der Teleporter Risan Samiras aus der zusammenbrechenden Burg retten können? hatte er sich halb verrückt vor Angst gefragt. Und er konnte sein Glück kaum fassen, als der Sandokka dann zusammen mit ihr aufgetaucht war. „Aber wir dachten, du kämst nicht alleine?“, hatte er gefragt.

Da hatte Samiras lächelnd eine kleine Maus aus ihrer Umhangtasche hervorgeholt, deren blanke Knopfaugen sie ängstlich musterten. „Und das ist mein Bruder“, hatte sie gesagt und die Maus vorsichtig in den Sand gesetzt. Und dann hatte sich das niedliche Mäuschen vor ihren Augen in Lestopoktus verwandelt, vor dessen grauenhafter Hässlichkeit sie entsetzt zurückgewichen waren. Es musste schrecklich für ihn gewesen sein.

Samiras, die Not ihres missgestalteten Bruders spürend, hatte ihn schützend in die Arme genommen; und diese arme, geschundene Kreatur hatte sich an seine schöne Schwester gelehnt und bitterlich geweint.

Das hatte das Eis gebrochen und ihr Entsetzen vertrieben. Alleine Mitleid mit diesem, von Teufat so grausam misshandelten Geschöpf war übrig geblieben. Und dann dieser Moment, als sich die schweren Lider des Formwandlers hoben, dachte Karon. Strahlende smaragdgrüne Augen, Samiras Augen, aus denen bittere Tränen rannen, sahen sie um Sympathie werbend an.

Dem hatten sie nicht widerstehen können. Sie hatten Lestopoktus herzlich in ihre Gemeinschaft aufgenommen und ihm verziehen, dass er ihnen unter Teufats Einfluss schaden wollte. Er war des Magiers Werkzeug und nicht frei in seinen Entscheidungen gewesen.

Für Lestopoktus aber begann ein neues Leben. So wie er von jeher die Schlangen geliebt hatte, so liebte er nun seine Schwester, deren Gefährten er schon bald ebenfalls seine Zuneigung und sein Vertrauen schenkte. Aber besonders stark fühlte er sich zu Danina und dem Mauswiesel Mawi hingezogen. Und seitdem er erfahren hatte, dass der monströse Körper in dem er gefangen war nicht wirklich ihm gehörte, sondern ein Machwerk Teufats war, zog er weder Mäuse noch andere Tiere jemals wieder als Nahrung in Betracht.

Nachdem Karon Lestopoktus begrüßt hatte und Samiras ihm erzählte, dass sie in der Frühe Okzaht verlassen würden, stahl sich endlich ein winziges Lächeln in sein verhärmtes Gesicht.

Zum Abendessen gingen Samiras und Karon mit Hetzel und Ephlor hinunter in die Gaststube. Sie war gut besucht, aber sie fanden noch einen freien Tisch in der Nähe der Tür. Zwei Tische weiter hatten sich fünf zwielichtige Gestalten breit gemacht, die bei ihrem Eintreffen die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Zwei der Männer erkannte Samiras sofort wieder. Es waren die beiden Kerle, die sie nachmittags belästigt hatten. Sie machte Karon darauf aufmerksam.

„Die sehen nach Ärger aus“, meinte Hetzel. Er sollte recht behalten.

Sie waren kaum mit dem Essen fertig, als die fünf Männer aufstanden und zu ihnen herüberkamen. Mutig im Bewusstsein ihrer Überzahl bauten sie sich großspurig vor dem Tisch auf.

„Na, Süße, willst du jetzt nicht doch lieber unsere Frage von vorhin beantworten?“, fragte einer der Kerle grinsend.

„Genau“, feixte ein rattengesichtiger Kerl und legte besitzergreifend den Arm um Samiras´ Schultern. Das war ein Fehler! Mit einem Aufschrei fuhr er zurück und starrte auf seine blutende, von Hetzels Dolch gezeichnete Hand.

„Verschwindet oder ihr werdet es bereuen“, fuhr Karon die streitsüchtigen Kerle an. Doch sie waren unbelehrbar. Fünf gegen zwei, denn einen Zwerg und einen Elf nehmen solche Kerle wie wir doch nicht für voll, dachten sie in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit. Die Frau zählte für sie als Gegner sowieso nicht. Ein fataler Irrtum wie sie sehr schnell erkennen sollten.

Und dann griffen sie ohne Warnung an.

Samiras sprang zusammen mit ihren Gefährten auf und zog ihr Schwert, welches ihr geradezu entgegensprang. Warm und vibrierend lag „Strahlenzauber“ wie angewachsen in ihrer Hand. Und schon übernahm es den Angriff, denn es war kein gewöhnliches Schwert. Wie hatte der Zwergenschmied Ventor gesagt?

Ich hatte eine Vision, in der mir befohlen wurde, dieses Schwert zu schmieden.“ Und für wen ist es bestimmt? hatte sie gefragt.

Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich es wissen, wurde mir gesagt“, hatte er geantwortet. Und genau so war es gekommen, denn das Schwert war für sie bestimmt gewesen. Gefährlich nahe zischte etwas dicht an ihrem Kopf vorbei und riss sie abrupt aus ihren Gedanken.

Schnell wie ein Lufthauch und tödlich wie eine Viper reagierte Strahlenzauber. Es trieb ihren Gegner, einen ungeschlachten Kerl, vor sich her, zuckte zum entscheidenden Stoß vor und glitt mühelos durch Leder und Stoff. Schreiend brach der Kerl zusammen. Er presste die Hand auf die stark blutende Wunde und starrte Samiras fassungslos an. Eine Frau hatte ihn besiegt! Er konnte es nicht fassen.

Zwei der Kerle bedrängten Karon mit ihren Schwertern. Doch da hatten sie bei einem Krieger wie ihm schlechte Karten. Seine eisenharte Hand schnellte vor, packte den Arm des einen Gegners, verdrehte ihn und schlug ihm die Handkante in den Nacken, als der Kerl sich vor Schmerzen krümmte.

Dem zweiten Angreifer stieß er die Schwertklinge in die Seite, während er bereits auf dem Weg zu Ephlor war, der schützend vor dem bewusstlosen Hetzel stand und einen Koloss von Mann in Schach hielt. Einer der Gäste hatte dem Zwerg von hinten eine Flasche über den Kopf gezogen.

Doch Samiras wusste, wer es gewesen war und drängte sich wutentbrannt durch die Menge. Sie würde diesen hinterlistigen Kerl nicht ungestraft davonkommen lassen! Leider übersah sie in der Eile einen vorgestreckten Fuß und stürzte zu Boden. Die Kapsel mit dem Zaubersamen rutschte aus ihrer Tasche und öffnete sich.

Schlagartig wurde es mucksmäuschenstill.

Alle Augen richteten sich auf die glitzernden, über den Boden verstreuten Samenkörner. Samiras sammelte sie hastig unter den gierigen Blicken wieder ein, die jeden ihrer Handgriffe verfolgten, und die vermeintlichen JUWELEN in ihren schmalen Händen förmlich verschlangen. Dass es nur Samenkörner waren, Samenkörner zur Rettung aller, würde ihr keiner der von Habgier besessenen Gäste glauben.

Und dann erfolgte ohne Vorwarnung der zweite Angriff.

Doch dieses Mal hatten sie nicht nur fünf Gegner, sondern alle gegen sich. Sie schlugen sich wacker, doch langsam wurde es brenzlig, denn das Kampfgetümmel blieb draußen nicht unbemerkt und zog Neugierige aber auch Gesindel an, das sich ohne zu zögern einmischte und gegen die Fremden stellte.

Samiras und ihre Gefährten wurden immer weiter zurückgedrängt, bis sie im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand standen und gegen eine Flut von Leibern kämpften, die nur aus Waffen und Fäusten zu bestehen schien. Es waren einfach zu viele; und die Gier verlieh ihnen zusätzliche Kräfte.

Sie brauchten schnelle Hilfe oder die Massen würden sie über kurz oder lang unter sich begraben. Doch die Rettung aus ihrer misslichen Lage war nicht weit entfernt.

„Zu Hilfe, Danina!“, sandte sie ihren geistigen Hilferuf aus.

Ihr Hilferuf war kaum verklungen, da sprang die schwarze Pantherin mit langen Sätzen die Treppe hinunter. Wie ein Ungewitter kam sie über die Phalanx der Angreifer. Sie schnaubte und schäumte furchterregend und griff zischend an. Wie ein Racheengel wütend brach sie mit Krallen und Zähnen eine Schneise in das Menschengewühl, drang unbeirrt mit brachialer Gewalt zu ihren Freunden vor und baute sich schützend vor Samiras auf. Bis hierhin und nicht weiter, hieß das, und wer sich nicht daran hielt, hatte die Folgen zu tragen.

Ihre Zähne und Krallen waren scharf und davon geschlagene Wunden fürchterlich. Einige ganz Unbelehrbare, deren Verstand von der Gier nach den EDELSTEINEN, die in Wahrheit doch nur Samenkörner waren, völlig vernebelt war, versuchten es noch einmal ansatzweise, zogen sich jedoch mit blutigen Köpfen schnell wieder zurück.

Und dann war die Gaststube plötzlich von einer Sekunde auf die andere leer.

Wieso hast du mich nicht früher gerufen?“, fragte Danina vorwurfsvoll.

„Ich dachte, wir würden es alleine schaffen. Aber es wurden immer mehr.“

Immer auf die letzte Minute“, beschwerte sich die Pantherin. „Und ich darf dir dann genauso wie bei deinen unnötigen Verletzungen aus der Patsche helfen. Nun sieh dir nur mal an wie ich aussehe. Das ist ja widerlich“, knurrte sie und leckte sich den blutverschmierten Bart.

Der Wirt stand stocksteif hinter seinem Tresen und starrte sie ängstlich an.

„Wir reisen morgen ab“, sagte Samiras und bezahlte die Rechnung, wobei sie dankbar an die Zauberin Xzatra dachte, die sie großzügig mit den landesüblichen Zahlungsmitteln versorgt hatte. Sie strich das Wechselgeld ein und drehte sich um. Hintereinander stiegen sie die Treppe hinauf zu ihren Zimmern. Der verschlagene Blick des Wirtes folgte ihnen.

Der Perlmuttbaum

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