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UNGEBETENER BESUCH

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Beatrice von Arlsberg sank erleichtert in einen Sessel. Die Ruhe hier tat ihr gut. Es war nicht leicht gewesen, für einen Augenblick der Feier zu entkommen. Aber hier, in ihrem eleganten Arbeitszimmer, konnte sie für einen Moment entspannen ohne gestört zu werden.

Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss die leichte Brise, die durch die offenstehende Terrassentür hereinströmte.

Einmal jährlich, immer zum ersten Mai, lud sie ihre Freunde und Geschäftspartner zu einer Festlichkeit ein, die stets sehr viel Anklang bei den geladenen Gästen fand. Denn es war eine gute Gelegenheit, sich ungezwungen über geschäftliche Interessen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen ohne dabei das Feiern und das Amüsieren zu vergessen.

Beatrice von Arlsberg war eine gepflegte, noch immer sehr schöne Frau mit ihren neunundfünfzig Jahren. Sie war hochgewachsen und sehr schlank. Ihr blondes, schulterlanges Haar trug sie zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt. Ihr leicht gebräuntes, schmales Gesicht war faltenlos und dezent geschminkt.

Das schwarze, knöchellange Abendkleid zeichnete weich ihren grazilen Körper nach. Ein schwarzer, goldbestickter Seidenschal schützte ihren schlanken Hals vor der nächtlichen Kühle. Ihre schwarzen Pumps lagen vor ihr auf dem Boden, sie hatte sie von ihren schmalen Füßen gestreift.

Außer einer kostbaren Rolex Armbanduhr zierte sie eine perfekt aufeinander abgestimmte Schmuckgarnitur aus Brillantohrsteckern, Kette und breitem Armband. Alles vom Feinsten, jedoch nicht zu überladen.

Beatrice genoss die kurze Zeit der Entspannung, die ihr nicht allzu oft vergönnt war, denn sie hatte nach dem Tod ihres Mannes die Leitung des von ihm gegründeten Immobilienunternehmens übernommen und mit viel Erfolg weiter ausgebaut. Allerdings spannte sie dieser Erfolg auch fest in das Firmengefüge ein, denn ihre Beziehungen waren unverzichtbar für das Gedeihen des Unternehmens.

Jetzt, wo ihre beiden Kinder ihr zur Seite standen, würde sie ja vielleicht etwas mehr Zeit für ihre persönlichen Bedürfnisse finden, hoffte sie.

Sie hatte im Leben viel erreicht, war vermögend, äußerst erfolgreich und mit zwei gut geratenen Kindern gesegnet. Ja, sie konnte wahrlich glücklich und zufrieden sein, war es bis vor nicht allzu langer Zeit auch gewesen.

Doch dann hatten diese Anrufe begonnen!

Hatten sie an ihre Vergangenheit erinnert, an eine Schuld, die sie in den hintersten Winkel ihrer Erinnerungen verbannt hatte.

Nein, sie bereute nichts!

Jeder musste zuerst einmal an sich selber denken, sollte versuchen, sich seine Träume zu erfüllen, war ihre Devise. Das mochte egoistisch sein, doch sie hatte es getan.

Wer sollte ihr das verdenken?

Fast jeder lud in seinem Leben irgendwann Schuld auf sich, man musste nur lernen, sie zu akzeptieren, sich nicht mit Schuldgefühlen zu belasten.

Ihr waren solche Reuegefühle fremd.

Sie war mit sich im Reinen, bereute nichts, stand auch heute noch zu ihren damaligen Entscheidungen.

Aber genug des Rückblicks. Diese unfruchtbaren Gedanken ermüdeten sie. Ihr Kopf sank gegen die Rückenlehne und sie schlief ein.

Und so bemerkte sie auch nicht den ungebetenen Besucher, der geschmeidig und vollkommen lautlos durch die offenstehende Terrassentür eingedrungen war.

Seine Schritte waren unhörbar, wurden gedämpft durch die dicken Orientteppiche, die von Wand zu Wand ausgelegt waren. Nur wenige Schritte entfernt von der Frau im Sessel blieb der Mann stehen und sah sie an.

Sein Gesicht war maskenhaft starr, spiegelte keinerlei Gefühle wieder.

Liebte er? Hasste er? Verlangte es ihn nach Geld?

Was wollte dieser Mann, der regungslos vor der schlafenden Frau stand?

Sein Blick saugte sich fest an ihrem aparten Gesicht, wanderte über den Schmuck und das elegante, aus einem teuren Modesalon stammende Kleid bis hin zu den vor ihr auf dem Teppich liegenden Schuhen.

Sie hat kleine Füße, dachte er.

Rührte ihn das? Nein, das tat es nicht.

Wieso auch? Er hatte sich entschieden.

Er griff in seine Hosentasche und nahm das kleine Lederetui heraus. Er öffnete es vorsichtig. Leise, ganz leise schnappte es auf.

Doch nicht leise genug, denn es drang in den Schlaf der Frau. Etwas war hier, etwas, das nicht hierhergehörte.

Beatrice von Arlsberg schlug die Augen auf.

Mord um Drei

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