Читать книгу Mensch, Oma! - Bärbel Kempf-Luley - Страница 9

SPIELPLATZ

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»Mensch, Oma! Ich will aber zum Spielplatz! Immer nie gehst du mit mir zum Spielplatz!«, mault Nora.

Oma seufzt. Immer. Nie. Spielplatz.

»Stimmt ja gar nicht«, verteidigt sie sich. »Ich war wohl schon mit dir auf dem Spielplatz.«

»Aber fast immer nie!« Nora bleibt hartnäckig. »Also, was ist?«

»Na gut. Dann gehen wir eben.«

Nora ist begeistert:

»Jaaa. Zum Spielplatz. Zum Spielplatz.«

Omas Begeisterung hält sich in Grenzen. Es stimmt schon. Oft waren sie da noch nicht. Wenn sie ganz ehrlich ist, findet sie Spielplätze langweilig.

»Dann müssen wir jetzt den Rucksack packen. Mal sehn, was brauchen wir denn?«

Nora saust davon und holt ihren kleinen rosafarbenen Rucksack.

»Ich bin fertig.« Erwartungsvoll schaut sie die Oma an. Die überlegt noch.

»Mensch, Oma. Komm endlich. Wieso dauert das so lange?«

»Mensch, Nora. So schnell bin ich nicht. Eine alte Frau ist doch kein D-Zug!«

»Du bist aber keine alte Frau, Oma.«

Das hört die Oma gern. Da kriegt sie gleich viel bessere Laune.

»So ein Ausflug zum Spielplatz muss durchdacht sein«, brummt sie trotzdem.

»Wieso?«

»Weil, wenn wir dort sind und dann nicht alles dabeihaben, müssen wir ja gleich wieder heim.«

Das leuchtet Nora ein. »Was müssen wir denn dabeihaben, Oma?«

Oma überlegt. »Regensachen zum Beispiel. Falls es regnet.«

Nora schaut zum Fenster raus. Blauer Himmel. Keine Wolken. Nicht mal eine winzig kleine.

»Mensch, Oma! Es regnet doch gar nicht.«

Oma schaut auch raus. Stimmt. Trotzdem. »Man kann nie wissen!« Dann sieht sie aber ein, dass es wohl doch so bald nicht regnen wird, und nach einem erneuten »Mensch, Oma, jetzt mach doch endlich!« beeilt sich die Oma ein bisschen und packt ihren Rucksack: Wasserflasche, Becher, zwei Äpfel, Kekse, denn Spielplätze machen hungrig, eine Decke, einen Ball, ein Buch.

»Wieso nimmst du ein Buch mit?«

»Falls mir langweilig ist.«

»Dir ist nicht langweilig, Oma.«

Also gut. Der Rucksack ist sowieso schon prall und rund.

Zum Glück ist es nicht weit, und bald sind sie da. Oma hält Ausschau nach einer Bank. Heimlich hat sie nämlich doch das Buch in den Rucksack geschmuggelt.

»Ich mag rutschen.« Zielstrebig marschiert Nora zur Rutschbahn. »Was ist, Oma? Los, komm!«

Oma seufzt. Der Spielplatz ist leer. Niemand da außer Nora und Oma. Keine Kinder. Sie stellt den Rucksack ab und folgt Nora zur Rutschbahn. Die klettert schon die steile, schmale Leiter hoch. Oma hockt sich ans Ende der Rutsche und ruft: »Ich fang dich auf.«

»Nein, du musst auch rutschen. Du sollst mit mir zusammen rutschen.«

Müssen, sollen.

»Ich mag aber nicht«, sagt Oma trotzig.

»Doch, du magst!«

Da gibt die Oma auf. Und seufzt. Dann muss sie eben mögen. Sprosse für Sprosse steigt sie die Leiter hinauf. Steil ist die. Und hoch. Oben späht die Oma vorsichtig nach unten. Auch die Rutsche ist steil. Sehr steil. Sie schluckt.

»Was ist, Oma? Los. Rutschen.«

Aber Oma zögert noch. »Ich weiß nicht, Nora. Sieht so steil aus.«

»Oma! Ist doch ganz einfach. Sieh mal!« Und schon saust Nora die Rutsche runter.

Da gibt sich Oma einen Ruck, schließt die Augen und – zack, ist auch sie unten. Gar nicht so schlimm.

»Noch mal!«

Dieses Mal hat Oma nichts einzuwenden. Irgendwie ja doch lustig. Eine Weile rutschen sie runter, klettern sie rauf.

Dann will Nora zum Karussell.

»Los, Oma. Karussell fahren.«

»Ich weiß nicht, Nora. Glaub, mir wird da schlecht.«

»Nein, dir wird nicht schlecht.«

Na gut. Sie steigen beide ins Karussell.

»Wo ist denn der Knopf?«, fragt Oma.

»Welcher Knopf?«

»Na, der Knopf zum Anschalten.«

Das Karussell steht still. Nichts dreht sich. Nichts bewegt sich.

»Mensch, Oma. Das Karussell hat doch keinen Knopf!«

Nora staunt. Dass die Oma so dumm ist, hätte sie nicht gedacht.

»Oma, du bist dumm.«

»Bin gar nicht dumm«, mault Oma. »Kenn mich halt nicht aus mit Spielplätzen.«

»Ich zeig’s dir, Oma. Ich dreh dich.«

Gesagt, getan. Nora steigt wieder aus. Und dreht das Karussell. Schneller und schneller läuft sie. Schneller und schneller dreht sich das Karussell. Und die Oma mit. Die findet Gefallen daran, einfach so im Karussell zu sitzen, nichts zu tun, in den blauen Himmel zu schauen. Richtig Spaß macht das. Bis auf einmal …

»Halt. Halt. Halt an, Nora. Mir wird schlecht.«

Nora gibt sich alle Mühe, das Karussell anzuhalten, aber ganz so einfach ist es nicht. Sie stemmt die Füße in den Boden, und dann dreht sich das Karussell ein kleines bisschen langsamer, und noch ein bisschen langsamer, und endlich steht es still. Oma steigt aus. Sie schwankt und ist ziemlich bleich.

»Das war knapp. Jetzt du.«

Sie tauschen, und nun dreht Oma das Karussell an.

»Schneller!«, ruft Nora jauchzend. »Schneller, Oma!« Die läuft und läuft, schneller und schneller.

Aber dann wird auch Nora blass, und Oma bremst. Sie setzen sich erschöpft ins Karussell und ruhen eine Weile aus. Da fällt Omas Blick auf die Schaukel.

»Ich mag schaukeln. Los, komm schon, Nora. Was ist? Du musst mich anschubsen«, befiehlt sie.

Und Nora schubst die Oma an. Die Schaukel schwingt höher und höher. Vor, zurück. Vor, zurück schwingen auch Omas Beine. Sie schaukelt in den blauen Himmel. Die Haare flattern. Aber da ruft doch wer?

»Mensch, Oma. Ich will auch!«, brüllt es hinter Omas Rücken. Oma seufzt. Nora stampft mit den Füßen auf.

»Immer nie darf man seinen Spaß haben«, murmelt Oma. Doch sie lässt die Schaukel ausschwingen, dann schubst sie Nora an. Und nun schwingt Nora in die Höhe. Höher und höher. Sie jauchzt. Und als sie ganz, ganz hoch oben ist, kann die Oma es nicht lassen und setzt sich schnell auf die zweite Schaukel. So schwingen sie eine Weile nebeneinanderher. Bis es genug ist.


»Oma, ich hab Hunger!«

Brotzeit-Zeit. Zum Glück gibt es Essbares im Rucksack. Sie setzen sich in den Sandkasten und verputzen den mitgebrachten Proviant. Oma gräbt die Füße in den Sand und schiebt kleine Hügel zusammen. Nora hat Förmchen entdeckt und backt viele, viele Sandkuchen. So hocken sie lange im Sandkasten, bis Nora plötzlich sagt: »So, Oma. Jetzt gehen wir zu dir.«

»Jetzt schon?«, fragt Oma.

Nora nickt.

»Ich will aber noch hierbleiben«, mault die Oma.

»Mensch, Oma. Wir gehen jetzt!«, sagt Nora streng.

Oma seufzt. Na gut. Schade.

»Immer nie darf ich auf dem Spielplatz bleiben«, murrt sie leise.

Nora lacht. »Doch, Oma. Morgen gehen wir wieder auf den Spielplatz.«

Und dann machen sie sich auf den Heimweg.

Mensch, Oma!

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