Читать книгу Der fünfte Beatle erzählt - Die Autobiografie - Brian Epstein - Страница 4
ОглавлениеLiebe Leserin, lieber Leser,
dieses Buch ist eine echte Entdeckung: Die Autobiografie von Brian Epstein, dem legendären Manager der Beatles. Verfasst hat er es Ende des Jahres 1964, als die Beatles den ersten Höhepunkt ihrer atemberaubenden Weltkarriere erreicht hatten, als sie die Beatlemania in die USA exportierten, mehrfach bei Ed Sullivan in seiner legendären landesweiten TV-Musikshow auftraten und die ersten sechs Plätze der amerikanischen Single-Charts belegten.
Brian Epstein nahm dies zum Anlass, um kurz innezuhalten und gemeinsam mit seinem Assistenten Derek Taylor diese Erfolgsgeschichte zu dokumentieren. „Ich möchte möglichst viele Details aufschreiben und hoffe natürlich, dass dies von öffentlichem Interesse ist“, vermerkte er dazu bescheiden. Was für eine Frage: Selbstverständlich ist dies von öffentlichem Interesse! Und so liegt dieses Buch nun endlich in deutscher Übersetzung vor – 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung bei dem Londoner Verlag Souvenir Books, wo es bis heute im englischen Original erscheint.
Gegründet wurde der Verlag 1951 von der Verlegerlegende Ernest Hecht, Jahrgang 1929, der 1939 mit einem Kindertransport aus der Tschechoslowakei nach England kam. Bis heute ist er Inhaber von Souvenir Press und Verleger von mehr als 500 lieferbaren Titeln. Darunter kleine Kostbarkeiten wie dieses Buch von Brian Epstein.
Im Original hat dieses autobiografische Buch den Titel „A Cellarful of Noise“ – was übersetzt so viel wie „ein Keller voller Lärm“ bedeutet – in Anspielung auf den Cavern Club, wo Brian Epstein die Beatles erstmals live erlebte. Die Nachfrage nach der Single „My Bonnie“ hatte ihn neugierig gemacht, dazu – für den Inhaber eines Plattenladens in Liverpool obligatorisch – sein untrüglicher Instinkt für Hits angetrieben. Zuvor hatte die Liverpooler Musikzeitung Mersey Beat gemeldet, dass die Beatles einen Plattenvertrag bei der deutschen Polydor unterschrieben hätten. Als Begleitmusiker für Tony Sheridan hatten sie die Single „My Bonnie (Lies Over the Ocean)” mit der B-Seite „The Saints (When The Saints Go Marching In)“ mit dem Produzenten Bert Kaempfert aufgenommen. Die Single benennt als Interpreten Tony Sheridan and the Beat Brothers und verkaufte in Deutschland angeblich 100.000 Exemplare.
Von der ersten Begegnung mit den Beatles erzählt Brian Epstein natürlich sehr ausführlich. Dazu auch die Geschichte, wie Ringo Starr den ersten Beatles-Drummer Pete Best ersetzte, und viele andere Details, die bislang wenig oder gar nicht bekannt sind. Natürlich geht es auch um die vielen anderen Stars, die er als Manager berühmt machte: Gerry & The Pacemakers, Billy J. Kramer & the Dakotas oder Cilla Black, um nur einige zu nennen. Aber Brian Epsteins Lebensgeschichte ist vor allem mit den Beatles verbunden, der erfolgreichsten und einflussreichsten Band des 20. Jahrhunderts.
Es ist ja allgemein bekannt, dass anfangs die Vermittlung eines Plattenvertrages für die Beatles – vorsichtig formuliert – keine leichte Aufgabe war. Es hagelte förmlich Absagen. Der Vertrag mit der deutschen Polydor endete am 24. Juni 1961. Am 18. Dezember 1961 erhielt Epstein eine Absage von Ron White von der EMI. Kein Interesse! Immerhin erhielt Epstein danach bei Decca einen Termin für Probeaufnahmen am 1. Januar 1962. Aber auch hier gab es anschließend eine Absage von ihrem Chef Dick Rowe. Weitere Absagen von Pye, Philips und Oriole folgten, doch der unermüdliche Brian Epstein versuchte es noch einmal bei der EMI. Für den 13. Februar 1962 wurde ein Treffen mit George Martin vereinbart, dem Label-Chef der EMI-Tochter Parlophone, und es kam zu einer Probeaufnahme am 6. Juni 1962. Endlich war es soweit: Parlophone bot den Beatles einen Plattenvertrag an, den sie natürlich ohne zu zögern unterschrieben.
An dieser Stelle empfiehlt sich ein Blick in die Autobiografie von George Martin („Es begann in der Abbey Road“, Hannibal Verlag, 2013), wo der geniale Produzent der Beatles seine Sicht der Zusammenarbeit mit Brian Epstein und den Beatles schildert, die erste Begegnung, kleine Anekdoten, auch Vertragsdetails. Mit Brian Epstein verstand er sich auf Anhieb sehr gut, vor allem die guten Manieren und die gepflegte Ausdrucksweise gefielen George Martin. Von den Beatles hatte er zunächst musikalisch keine sehr hohe Meinung, aber ihr Humor gefiel ihm, und das war immerhin schon mal eine gemeinsame Basis.
Die erste reguläre Aufnahmesession fand am 4. September 1962 statt, als die Single „Love Me Do“/„P.S. I Love You“ in den Abbey Road Studios entstand – der Rest ist Geschichte.
Epstein managte die Fab Four bis zu seinem Tod am 27. August 1967 und ebnete ihnen den Weg an die Weltspitze des Pop – aber was war sein Geheimnis? Wie gelang es ihm, vier Teddyboys aus Liverpool derartig berühmt zu machen? Das alles schildert Brian Epstein in diesem Buch. Dabei spricht er auch ganz offen über seine Schwächen und seine Fehler – schließlich war er kein ausgebuffter Profi, sondern zu Anfang in erster Linie ein begeisterter Fan, der alles daransetzte, die Musik, die er selbst liebte, einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Und als dann die Beatlemania ausbrach, war niemand näher dran als Epstein.
Leider endet diese Autobiografie im Oktober 1964, über die letzten drei Jahre im Leben von Brian Epstein haben wir von ihm selbst leider keinen Bericht. Es müssen sehr schwierige Jahre gewesen sein, Depressionen, Medikamente, auch eine gewisse Einsamkeit auf dem Gipfel des Ruhms. Hier sind wir auf Berichte anderer angewiesen. Hunter Davies, Kolumnist der Sunday Times, schloss 1966 einen Exklusiv-Vertrag mit den Beatles. Er arbeitete in der Folge achtzehn Monate lang mit ihnen gemeinsam an dieser einzigen von ihnen selbst autorisierten Biografie, die weltweit zum Bestseller wurde. Das Buch von Hunter Davies bleibt die einzige offizielle Version und zeichnet bis ins kleinste Detail die Welt nach, in der sich die Beatles damals bewegten(„The Beatles. Die einzige autorisierte Biografie“, Hannibal Verlag, 2011).
Immer wieder gab es Gerüchte über die angebliche Homosexualität von Brian Epstein. Es gab aber nie ein wirkliches Outing. Am ehesten deutet noch der Song „You’ve Got To Hide Your Love Away“ von John Lennon in diese Richtung. Lennon hat aber stets bestritten, mit Epstein ein Verhältnis gehabt zu haben.
Als Brian Epstein am 27. August 1967 in London an einer Überdosis Schlaftabletten starb, waren die Beatles gerade in Bangor (Wales), wohin sie Maharishi Mahesh Yogi gefolgt waren. Filmaufnahmen zeigen, wie fassungslos die Beatles die traurige Nachricht aufnahmen. Ohne Brian Epstein verloren sie nun den Halt, stürzten sich in wirtschaftliche Abenteuer und zerstritten sich darüber, wer nun das Management übernehmen solle. Es war ein Wendepunkt in der Geschichte der Beatles, der Anfang vom Ende.
Brian Epstein hatte die Beatles mit Beharrlichkeit und Ausdauer zum Gipfel geführt. Eine Erfolgsgeschichte ohne Beispiel. Dann aber wurde Epstein zu einer tragischen Figur.
Aber genug der Vorrede: Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre, verfasst von einem Zeitzeugen, der so nah dran war an der Beatlemania wie sonst niemand!
Eckhard Schwettmann, im September 2014