Читать книгу Die Wiese - Бруно П. Кремер - Страница 13
Wie wandern Pflanzenarten?
ОглавлениеDie folgende Aussage ist fast trivial: Gehölze sind nun einmal ortsfest wachsende und mit ihrem Standort buchstäblich lebenslang verwurzelte Pflanzen. Wie also hat man sich eine eiszeitliche Aus- sowie |24|eine postglaziale Rückwanderung vorzustellen? Logischerweise kann die postglaziale Eroberung eines noch gehölzfreien Terrains nur und ausschließlich durch die den Pflanzen üblicherweise zur Verfügung stehenden Ausbreitungsmechanismen erfolgen – die Neubesiedlung potenzieller Standorte verlief daher auch in der letzten Nacheiszeit für jede später wieder aspektbildende Baumart spezifisch und fast nur über ihre jeweiligen Ausbreitungseinheiten (Diasporen): Manche Gehölze wie die Pappeln und Weiden bilden Unmengen extrem kleiner und ebenso leichtgewichtiger Samen aus – man erlebt sie in jedem Spätfrühjahr als weißliche, wolligflockige Massen, die als fliegende Teppiche verweht werden. Diese können als vor dem Wind driftende Diasporenflotte von Jahr zu Jahr Dutzende von Kilometern geradezu „mit absoluter Leichtigkeit“ überwinden. Bei anderen Gehölzgattungen sind die Samen (beispielsweise bei allen heimischen Nadelhölzern) bzw. die Früchte (wie bei den Ahorn-, Birken-, Linden- und Ulmen-Arten) ebenfalls durch aerodynamisch bemerkenswerte Sonderausstattungen zwar nicht gerade flug-, aber doch zumindest eine Weile lang segelfähig, wobei die jeweils möglichen Reichweiten jedoch überschaubar bleiben. Noch eingeschränkter sind die jährlich zur Reifezeit einsetzenden raumgreifenden Aktionen etwa bei Buchen, Eichen und der Hasel, deren Diasporen man ausbreitungsökologisch zutreffend als „Plumpsfrüchte“ bezeichnet, weil sie von selbst absolut keine nennenswerte horizontale Versetzung zu Wege bringen, es sei denn durch Wegkullern an Hängen und Hügeln. Hier könnten jedoch eventuell auch andere und bis heute wirksame Ausbreitungsvektoren ins Spiel gekommen sein – etwa fruchtsammelnde Vögel und möglicherweise auch der vorgeschichtliche Mensch, der bekanntermaßen genießbare Nussfrüchte sammelte, eventuell über größere Distanzen mitnahm und einige sicher auch an weit entfernten Stellen zurück ließ. Fallweise ist auch an den Fließwassertransport von Diasporen oder regenerationsfähigen Sprossteilen zu denken. Viele Parameter bestimmten also die Geschwindigkeiten, mit der sich die Gehölze die postglazial noch freien Areale erschlossen. Neben der erwähnten Ausbreitungsart der Diasporen ist natürlich als Zeitfaktor auch das artspezifische Blühalter und damit die Fähigkeit zur Diasporenbildung eine wichtige Einflussgröße. Daraus hat man geradezu formelmäßig die vermutlichen Wandergeschwindigkeiten der wichtigsten Gehölzarten abgeleitet. Insgesamt geht man für das Spätglazial aus guten Gründen von einem Terraingewinn im Bereich um 500 – 1000 m je Jahr aus – gewiss nicht viel und eher bescheiden, aber in genügend langen Zeiträumen durchaus wirksam, wie das Ergebnis schließlich zeigt.
3.1 Für Pflanzen mit größeren Früchten erfolgt die Ausbreitung eher in kleinen Schritten.
3.2 Fruchtverschleppende Tiere sind eine wirksame Ausbreitungshilfe.