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|6|1 Weiden, Wiesen, Wirtschaftsgrünland

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|7|Die Natur hat zehntausend Farben, und wir haben uns in den Kopf gesetzt, ihre Skala auf zwanzig zu reduzieren.

Hermann Hesse (1877 – 1962)

Mitteleuropa ist – von hochgelegenen Aussichtspunkten, vor allem aus der Flugzeugperspektive oder den noch übersichtlicheren Aufsichten vom erdnahen Weltraum in der Optik eines Vermessungssatelliten betrachtet – ein überraschend kunterbuntes und dabei ziemlich unregelmäßiges Flächenpuzzle: Ein erstaunlich wirres Mosaik aus Äckern, Feldern, Verkehrseinrichtungen, Gehölzen, Wäldern, Siedlungsflächen und eben auch Wiesen oder Weiden prägen überall das real erlebbare Erscheinungsbild der Landschaft – regional und erst recht lokal in durchaus unterschiedlichen und gänzlich verschiedenen landschaftswirksamen Flächenanteilen.

In Deutschland entfallen derzeit rund 53 % der etwas mehr als 35 Mio. km2 umfassenden Bodenfläche unseres Landes auf die von der Landwirtschaft in allen ihren Erscheinungsformen genutzten Anteile. Knapp 30 % vom Rest sind Wald- bzw. Forstfläche; etwa 7 % der Grundfläche nehmen die Siedlungen mit ihren Gebäuden ein, etwas weniger als 5 % die dem Verkehr eingeräumte Bodenfläche. Weniger als 2,5 % entfallen auf die Wasserflächen (Flüsse, Seen, Talsperren), und der gesamte Rest verteilt sich auf sonstige Nutzungen wie Bergbau und Erholung. Signifikante Veränderungen während der zurückliegenden Jahrzehnte betreffen vor allem die Siedlungsgebiete (Tendenz mit einem Flächenbedarf von etwas mehr als 110 ha pro Tag deutlich steigend), die Waldflächen (Anteile leicht steigend) und die Landwirtschaftsareale (Tendenz deutlich fallend).

Es bleibt jedoch vorerst zumindest in Deutschland noch ziemlich grün, aber das zumeist unerfreuliche und eher monochrome Grau von Siedlungs- und Verkehrsflächen ist dennoch klar auf dem Vormarsch. Dörfer und Städte wachsen unaufhörlich, und das ohnehin schon reichlich hypertrophe Verkehrsnetz mit Land- und Bundesstraßen sowie Autobahnen lässt fast keine größeren unzerschnittenen Landschaftsräume mehr zu. Schaut man sich innerhalb der landwirtschaftlich genutzten Gebiete die Flächenstücke in den amtlichen Statistiken einmal nach den verschiedenen Kulturarten an, so nimmt die auf die hier besonders thematisierten Wiesen und Weiden entfallende Fläche der Grünlandanteile in Baden-Württemberg knapp 40 % ein, in Sachsen-Anhalt aber nur wenig mehr als 14 %. Im Bundesdurchschnitt sind es etwa 28 %. Wo immer man sich in einer landwirtschaftlich geprägten Region aufhält, nehmen also Wiesen und/oder Weiden jeglichen Typs im Durchschnitt knapp ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ein. Das Dauergrünland, wie man Wiesen und Weiden in der modernen Agrarterminologie begrifflich zusammenfasst, ist damit also ein wesentlicher und wichtiger Erlebnisinhalt unserer Landschaften, auch wenn die Anteile regional durchaus unterschiedlich ausfallen. Solche bedeutenden Flächenanteile sind aber erwartungsgemäß nicht nur irgendwelche Tabellenwerte in amtlichen Statistiken, sondern verkörpern besondere und zweifellos auch genauer betrachtenswerte Lebensräume, die sogar im modernen Arten- und Naturschutz einen besonderen Rang einnehmen.

Die bürgerliche Begrifflichkeit unterscheidet meist nicht exakt zwischen Wiesen und Weiden. Die Spielwiese ist eher ein Rasen, und der bei Pflanzenfreunden wegen seines Artenreichtums so geschätzte Trockenrasen ist gewöhnlich Weide. Auch die beinahe sprichwörtliche „Grüne Wiese“ am Dorf- oder |8|Stadtrand, auf der gerade ein neuer und möglicherweise ziemlich entbehrlicher Baumarkt mit der üblichen und erheblichen Flächenversiegelung entsteht, könnte ebenso gut eine Weide (gewesen) sein. Der Unterschied zwischen beiden Grünlandformen, wie die landwirtschaftliche Fachbezeichnung lautet, ist ganz einfach: Beide Flächenstücke dienen der Ernährung der Nutztiere – die Weide gleichsam im Direktverfahren, indem sie von den Weidetieren beknabbert wird, die Wiese erst deutlich später, wenn das auf ihr gewonnene Heu außerhalb der Vegetationsperiode an die Stalltiere verfüttert wird.

Die Wiese

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