Читать книгу Die Wiese - Бруно П. Кремер - Страница 8

Weiden und Wiesen – ein geradezu archetypisches Bild

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Sie rufen zugegebenermaßen starke Eindrücke hervor: Kann man sich denn überhaupt etwas Urwüchsigeres vorstellen als eine frühsommerlich knallgelbe Weide oder erst recht eine Wiese, die von bunten Blumen geradezu überquillt? Sind nicht die im Wind leicht wogenden Blütenmeere, über die Scharen von Schmetterlingen munter hinweg gaukeln, der sichtbare Ausdruck vom überbordenden Reichtum der Natur schlechthin? In vielen werden bei solchen Bildern sicherlich lebhafteste Kindheitserinnerungen wach, als man ganz in der Nähe seines dörflichen Wohnortes noch unbekümmert durch die Fluren streifen und die Fülle des Sommers einfach so mit allen Sinnen genießen konnte – um sich vielleicht mal eben in irgendeine Wiese in der Nähe zu werfen, sie zu hören, zu riechen und eventuell sogar zu schmecken. Andere werden mit solchen Vorstellungen vielleicht eher ihre Probleme haben, und das gleich aus zweierlei Gründen: Immerhin leben in Deutschland am Beginn des 21. Jahrhunderts schon deutlich mehr Menschen in einer Stadt als in ländlich geprägten Räumen – übrigens mit steigender Tendenz – und damit im Allgemeinen reichlich naturfern. In der Stadt existieren nun aber bekanntermaßen keine erlebniswerten Wiesen, und andererseits besteht die eingangs umrissene Wiesenidylle mit ihren bunten Erlebniswelten selbst in ländlichen Gebieten vielleicht schon gar nicht mehr. Viele daraufhin befragte Menschen fühlen sich im urbanen Milieu dennoch erkennbar wohl, aber die hier erlebte und gelebte Naturferne bleibt nach übereinstimmender Überzeugung von Sozialpsychologen für die seelische Gesundheit dennoch problematisch und durchaus nicht folgenlos. Der Frankfurter Arzt und Psychologe Alexander Mitscherlich (1908 – 1982) hat in seinem 1965 und damals vor dem zeitgebundenen Hintergrund der Wahrnehmungsbereitschaft der Öffentlichkeit vielleicht etwas zu früh erschienenen Werk Die Unwirtlichkeit unserer Städte ausdrücklich vor den psychischen Folgen der zunehmenden Naturentfremdung der Stadtbewohner gewarnt und ihnen |9|durchaus keine günstigen Prognosen gestellt. Die von Mitscherlich bemerkenswert konturscharf umrissene Situation hat sich im letzten halben Jahrhundert eher verstärkt, und die Folgen sind überall zu sehen: Wo sehen (Groß)Stadtkinder – und vor allem solche aus den zunehmend bildungsferneren Familien – aktiv und wissenden Auges lebendiges Grün? Wie erleben sie in der Direktwahrnehmung Jahreszeitlichkeit? Wo erfahren sie, wie Pflanzen keimen, wachsen und sich entfalten, um schließlich Früchte zu tragen oder sonstige Wohltaten zu entwickeln, von denen wir allemal abhängig sind?


1.1 Sieht aus wie die reine Natur, ist aber eigentlich keine.


Eine blumige Wiese erscheint vor diesem Hintergrund geradezu als kontrastreicher Gegenentwurf zur deprimierenden Tristesse grauer und verwechselbar monotoner Vorortsiedlungen. Sicherlich können auch Waldwanderungen außerordentlich erholsam und erlebnisreich sein, aber im geschlossenen und dichten Hochwald fehlt doch meist der anregende und orientierende Blickbezug zur freien Landschaft.


1.2 Das Flugbild zeigt die bunte Mischung der verschiedenen Flächennutzungen neben wenigen naturlandschaftlichen Elementen wie Stillgewässern.

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1.3 Solche Vielfalt ist ein Glücksfall für das landschaftliche Erleben.

Die Wiese

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