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Das verworrene Dickicht der Gräser, Pflanzen, Unkräuter und Disteln brodelt im Feuer des Mittags. Es braust im Gewimmel der Fliegen das Mittagsschläfchen des Gartens. Das goldene Stoppelfeld schreit in der Sonne wie das Erz der Heuschrecken; im dichten Regen des Feuers toben die Grillen; die Schoten der Sämereien explodieren leise wie Heupferdchen.

Und am Plankenzaun schiebt sich der Pelz der Gräser als buckeliger Höckerhügel entlang, als ob sich der Garten im Schlaf auf die andere Seite gedreht hätte, und seine groben, bäuerlichen Schultern atmen die Stille der Erde. Auf diesen Schultern des Gartens türmte sich die unreine, weibische Üppigkeit des Augusts riesenhaft in die tauben Gefälle ungeheuerer Kletten hinein und breitete sich als Lappen zottiger Blattbleche, als schwülstige Zungen fleischigen Grüns aus. Hier sperrten die vorquellenden Wülste der Kletten ihre Glotzaugen auf wie breit dahockendes Weibervolk, zur Hälfte gefressen von den eigenen verrückt gewordenen Unterröcken. Dort ließ der Garten umsonst die billigen Graupen des wilden Flieders, die nach Seife stinkende Hirse des Wegerichs, den brennenden Fusel der Minze und den schlimmsten Trödelkram des Augusts ab. Doch auf der anderen Seite des Plankenzauns, hinter diesem Urwald des Sommers, in dem sich die Torheit verblödeten Unkrauts ausgebreitet hatte, war der Komposthaufen, wild mit Disteln verwachsen. Niemand wußte, daß eigentlich dort der August dieses Jahres seine große heidnische Orgie feierte. Auf diesem Komposthaufen, der sich an den Plankenzaun lehnte und mit wildem Flieder überwuchert war, stand das Lager des mißgestalteten und blödsinnigen Mädchens Tluja. So nannten wir sie alle. Auf einem Haufen von Kehricht und Abfällen, alten Töpfen, Pantoffeln, Steinbrocken und Trümmern stand ein grünbemaltes Bett, da die Füße fehlten, auf zwei alte Ziegel gestützt.

Die Luft über diesem Komposthaufen, wildgeworden vor Hitze, durchschnitten von den Blitzen funkelnder, sonnentoller Pferdefliegen, knisterte und knackte wie von unsichtbaren Klappern, die zur Raserei aufpeitschten.

Tluja sitzt zusammengekauert mitten auf dem gelben Bett und den Lumpen. Ihr großer Kopf sträubt sich als Strohwisch schwarzer Haare. Ihr Gesicht ist faltig wie der Balg einer Harmonika. Jeden Augenblick faltet eine weinerliche Grimasse diese Harmonika in tausend Querfalten, aber das Staunen zieht sie wieder auseinander, glättet die Falten, enthüllt die Schlitze der kleinen Augen und das feuchte Zahnfleisch mit den gelben Zähnen unter den rüsselförmigen, fleischigen Lippen.

Stunden voller Hitze und Langeweile vergehen, in deren Verlauf Tluja halblaut redet, vor sich hindöst, mit der Stille hadert und sich räuspert. Die Fliegen belagern die Regungslose in dichten Schwärmen. Doch plötzlich beginnt sich dieser ganze Haufen schmutziger Lumpen, Hadern und Fetzen zu rühren, wie belebt vom Rascheln darunter ausgebrüteter Ratten. Die Fliegen schwirren aufgescheucht hoch und erheben sich als großer, surrender Schwarm voll zornigen Summens, Blitzens und Flirrens. Und manchmal, wenn die Lumpen auf die Erde fallen und wie aufgescheuchte Ratten über den Komposthaufen rennen, wühlen sich, rollen sich, schälen sich langsam der Kern und das Mark des Komposthaufens aus ihnen: die halbnackte und schwarze Blöde steht langsam auf und bleibt gleich einem heidnischen Götzen auf kurzen, kindlichen Beinchen stehen, und ihrem vom Ansturm der Wut aufgeblähten Hals, ihrem roten, zorndunklen Gesicht, auf dem wie barbarische Gemälde die Arabesken der angeschwollenen Adern aufblühen, entringt sich ein tierisches Geschrei, ein heiseres Geschrei aus allen Bronchien und Pfeifen dieser halb tierischen, halb göttlichen Brust. Die sonnenverbrannten Disteln schreien, die Kletten protzen und prahlen mit ihrem schamlosen Fleisch, das Unkraut geifert mit seinem funkelnden Gift — und die Blöde, heiser vom Schreien, schlägt in wilden Konvulsionen mit ihrem fleischigen Unterleib aus wütendem Jähzorn gegen den Stamm des wilden Flieders, der leise unter der Zudringlichkeit dieser ausschweifenden Begier knarrt, mit diesem ganzen armseligen Chor zu widernatürlicher, heidnischer Fruchtbarkeit verdammt.

Die Mutter Tlujas verdingt sich bei den Bauersfrauen zum Waschen der Fußböden. Sie ist eine kleine, safrangelbe Frau, und mit Safran behandelt sie auch die Fußböden, die tannenen Tische, Bänke und Geländer, die sie in den Stuben armer Leute wäscht. Einmal nahm mich Adela in das Haus dieser alten Maryska mit. Es war zu einer frühen Morgenstunde, wir betraten eine kleine, blaugetünchte Stube mit gestampftem Lehmboden, auf welchem die Morgensonne lag, noch grellgelb in dieser Morgenstille, die von dem schrillen Gerassel der Bauernuhr an der Wand gemessen wurde. Im Schrank lag auf Stroh die dumme Maryska, blaß wie eine Oblate und still wie ein Handschuh, aus welchem die Hand geschlüpft ist. Und als ob sie deren Schlaf ausnutzen wollte, sprach die Stille, die gelbe, grelle, böse Stille, redete mit sich selber, zankte, fluchte laut und ordinär ihren manischen Monolog. Maryskas Zeit, die in ihrer Seele gefesselte Zeit, trat schrecklich beredt aus ihr heraus und ging, sich selbst überlassen, durch die Stube: lärmend, krakeelend, höllisch — im grellen Schweigen des Morgens aus der lauten Uhrmühle geschüttet — wie böses Mehl, lockeres Mehl, dummes Mehl der Verrückten.

Die Zimtläden

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