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Lakencourt der Warlord von Wolfratshausen

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Er war ein grauer Panter und hatte bestimmt das 60ste Lebensjahr schon überschritten. Ein Mann wie ein Schrank. An seinen Fingern schwere Goldringe, an seinem einen Ohr hing ein roter Rubin so groß wie eine Eichel. Die übliche Anrede für ihn war 'My Lord'. Seine Aura entsprach der von 'Darth Vader'. Wenn ihn jemand zu sehen bekam, verbreitete sich Gänsehaut und der Himmel verdunkelte sich.

Ein speziell aufgemotzter 'Leopard II' war sein 'Dienstfahrzeug', mit dem er sich herum chauffieren ließ. An dem Geschützturm auf der gegenüber liegenden Seite des Kanonenrohrs war eine kleine Plattform angebracht auf der ein breiter Plüschsessel mit einem Baldachin darüber befestigt war. Das war sein Thron, der mit speziellen Stoßdämpfern bequem gefedert war.

Die militärische Insignien aller Armeen der Welt und aus allen Zeiten hatte er sich zu seinem Eigen gemacht: Ein weißer langer Seidenschal war um sein Hals gewunden und flatterte im Fahrtwind, wie bei den japanischen Admirälen des zweiten Weltkrieges. Seine dunkelbraune Lederuniform könnte direkt aus der russischen Oktoberrevolution entsprungen sein. Sicher wollte er dem berühmt-berüchtigten Panzerzugführer der Roten Armee mit dem Decknamen 'Strelnikow' ebenbürtig sein, wie er von Boris Pasternak in 'Doktor Schiwago' geschildert wird und in dem wunderbaren Film mit Geraldine Chaplin und Omar Sharif zu sehen ist. Sein Gefährt war blutrot angestrichen, auf der rechten Seite prangte der 'White Star' der US-Army auf der linken ein 'Eisernes Kreuz' der Wehrmacht.

Da die Versorgung mit Treibstoff immer noch nicht flächendeckend funktionierte, war am Heck des Panzers eine Stahlplattform angeschweißt, auf der drei Holzvergaser mit hohen Schornsteinen angebracht, verbunden mit dem Motor, um ausreichend Holzgas für den 1500 PS starken 12-Zylinder-PORSCHE-Dieselmotor zu erzeugen. Die drei Heizer, die die Öfen bedienen mussten, waren die ärmsten Schweine, quasi seine Sklaven. Lange hielten die nie durch, denn wenn einer nur ein wenig nachließ, traf ihn seine Pistolenkugel.

Manchmal hing ein Aufleger mit einem riesigen Stahltank hinter dem Panzer und versorgte den Motor dann direkt mit Biogas und die Schornsteine blieben kalt.

Die 120-mm-Glattrohrkanone stand steil nach oben. Dieses Phallus-Symbol war Teil seiner Inszenierung. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal einen einzigen Schuss Munition für das Geschütz, aber das brauchte er auch nicht, da die Psychologie seines Auftritts seine wirksamste Waffe darstellte.

Freilich, seine Leute hatten ein paar geladene 'Kalaschnikows' zu seiner Sicherheit, wenn es jemand wirklich gegen ihn aufnehmen wollte.

Sein Geschäft nannte er ein 'Gewaltunternehmen' mit einem süffisantem Lächeln. Da es keine Staatsgewalt mehr gab, an die die Untertanen Steuern zu zahlen hatten, erkannte Lakencourt sehr früh die Lücke und füllte sie. Vom Allgäu bis Berchtesgaden reichte sein 'Königreich'. Wolfratshausen war sein ‚Headquarter‘. Von dort beherrschte und bestimmte er alles: Menschen, die sich niedergelassen hatten und gegen alle Widerstände sich einen bescheidenen Lebensunterhalt erwirtschaften konnten, wurden von ihm gnadenlos abgezockt. Er fuhr dann mit seinem 'Dienstwagen' mit einem riesigen Karacho auf die Häuser seiner 'Untertanen' zu, wobei er wie bei 'Apocalypse Now' mit zwei riesigen Lautsprechern am Geschützturm Wagners 'Walkürenritt' ertönen ließ. Diese Musik war der Inbegriff von Angst und Schrecken, wenn er durch das ganze Land fuhr. Horror und Flucht verbreitete sich, wenn man sie schon von Weitem hörte!

Lakencourt genoss seine Auftritte und erpresste die letzten Kompensationseinheiten aus seinen Mitmenschen.

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