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Leipzig, 2053 n. Chr.: Eine Drohne stürzt auf Linie 15

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„Das war wieder ein herrlicher Sex mit dir heute Morgen“, sagte Carol und schüttelte ihre kurzen blonden Locken, „und das nach 10 Jahren Beziehung. Wie machst du das immer?“ „Das ist wohl eine rhetorische Fragen oder?“, antwortete Thor. „Du musst schon fragen, wie machen wir das zusammen, oder nicht? Das hängt doch nicht nur von mir alleine ab. Du tust ja auch etwas dafür.“ „Dein Penis fragt meine Vagina immer solche Sachen, das macht mich kribbelig und dann wenn es dir kommt, fällt meinem Teil dann auch eine Antwort ein, eine sehr schöne!“ „Das ist ja wie bei meiner Arbeit: Ich frage Andromeda ständig Dinge, die sie dann in ihren Computer überträgt und zu beantworten versucht. Ungeduldig, wie ich nun einmal bin, bohre ich weiter: Wie ist das jetzt mit der DNA aus dem Knöchelchen vom British Museum. Hast du schon Ergebnisse? Es kommt zurück: Wenn ich mir ganz sicher wäre, hätte ich es dir schon gestern Abend gesagt, aber es ist verzwickt.“

Die Miene seiner Frau fror gerade ein, wie bei einem Film, der hängen bleibt.

Thor wollte diese Wendung nicht akzeptieren und plapperte weiter drauf los: „Stell dir vor, sie haben Übereinstimmungen mit menschlichen Genom-Sequenzen gefunden, aber nur eine geringe Prozentzahl. Der Rest ist Fehlanzeige. Dass diese Bioinformatiker das immer so kompliziert machen müssen!“ Carol verstand diese Details überhaupt nicht, hatte auch keine Lust weiter nachzufragen und heuchelte Interesse, indem sie sich auf die Metaebene begab: „Was heißt hier kompliziert, du in deiner Abteilung, ihr habt doch die Sequenz festgestellt. Andromeda hat nur die Analyse übernommen. Ich denke, ihr habt das Problem verkompliziert!“, nahm sie Andromeda plötzlich aus weiblicher Solidarität in Schutz, obwohl sie die rotbraune Frau überhaupt nicht mochte und ständig eine Eifersucht gegen sie bekämpfen musste und fügt noch hinzu: „Lass uns nicht wegen der Arbeit streiten, sonst wird der Sex am Morgen nicht mehr so gut!“

Er wollte gerade noch etwas zum Projekt hinzufügen, da pupste Carols Smartphone und kündigte eine SMS an. Carol war erleichtert: „Die Last-Drohne vom EDEKA ist unterwegs mit unserem Lebensmitteleinkauf. Bei durchschnittlichem Luftverkehr sollte sie in sieben Minuten ankommen“, las sie vor. Sie hatte am Vorabend noch die Liste mit fehlendem Material vom Kühlschrank mit ihren individuellen Wünschen ergänzt und abgeschickt. „Du wolltest noch etwas sagen?“ fragte sie. „Habe ich vergessen, aber ich muss los wir sehen uns später.“ Thor – der eigentlich Thor-Svante hieß, was aber viel zu lang war und deswegen fiel Svante immer unter den Tisch – Thor also, stand vom Frühstückstisch auf, gab ihr einen Kuss und ging ins Badezimmer zum Zähne putzen. Dann nahm er seinen Laptop und machte sich auf den Weg zur Straßenbahn. Die Linie 15 der LVB fuhr auch noch 2053 in Leipzig zum Deutschen Platz, wo sein Institut stand, ein Bau, der inzwischen auch schon in die Jahre gekommen war und einer dringenden Renovierung bedurfte. Aber immerhin hatte das Institut dank einiger hervorragender Wissenschaftler in der Gründungszeit weltweit einen guten Ruf.

Das Smartphone meldete sich noch einmal, die Drohne mit zwei braunen Packpapiertüten landete gerade vor der Haustüre und Carol entnahm ihren Einkauf, quittierte den Empfang auf dem Touch-Display und räumte die Waren in den Input-Port des Kühlschranks ein, wo sie eingescannt und so registriert wurden.

Kitty, ihre betagte Katzendame, schnurrte ihr zwischen den Beinen und forderte sie lautstark auf, die Morgenmahlzeit zu servieren. Die alte Dame war schon 15 Jahre alt, aber noch immer tigerte sie topfit durch die Wohnung. Carol und Thor hatten sich an sie gewöhnt.

Thor hat sie dressiert, ihn nicht auf der Toilette zu stören! Er spreizte Zeige- und Mittelfinger zu einem ‚V‘-Zeichen und richtete dies mit ausgestrecktem Arm auf die Augen des Pelztieres. Er wusste auch nicht genau warum, aber nach einigen Versuchen klappte es und er musste nur das ‚V‘-Zeichen machen und schon trollte sie von dannen. Irgendwie hatte Thor das Gefühl, dass dieser Angriff auf die Augen dem Tier unangenehm war.

Im Stadtteil Paunsdorf, wo es eine herrliche Sauna-Landschaft gibt, ging im gleichen Moment auch Andromeda ins Bad, vervollständigte ihr Make-up und machte sich auf den Weg mit ihrem kleinen FIAT 500 ‚Refit-Elektro‘ zur Permoserstraße, wo sie im „Institut für Vergleichende Bioinformatik“ arbeitete. Der Verkehr war, wie immer, zäh, aber die vier kleinen Elektromotoren an den Rädern brachten es auf gut 250 PS. Irgendwann um 2020 herum wurde der alte Abarth-Verbrennungsmotor in dieser kleinen Knutschkugel durch Elektroantrieb ersetzt. Das war jetzt auch schon eine Weile her. Aber die neue, immer weiter verbesserte Elektroantriebstechnologie, erlaubten Andromeda jetzt mega-schnelle Überholmanöver und Lücken-Hopping auch im dichtesten Verkehr, weil das Gangschalten jetzt wegfiel. Die Anzugleistung aus dem Stand gefiel Andromeda besonders. Mit keinem Verbrennungsmotor wurde sie beim Beschleunigen so stark in den Sitz gedrückt, zumal ihr Gefährt nur aus einem Sitz mit Akkumulatoren rund herum und den Antriebsmotoren bestand. Andromeda liebte es, besonders schnell zu fahren und kam in Rekord-Zeit am Institut an.

Dort erledigte sie ihre Routine und scrollte dann gezielt durch die Informationsbanken ihres Computers. Sie war sehr streng organisiert. Es gab Freunde, die ihr bescheinigten, dem autistischen Umfeld zugeordnet zu sein; wohl der Grund, warum ihr die Informatik so ans Herz gewachsen war. Sie liebte diese Betätigung, da sie ihren zwanghaften Drang, Ordnung und Struktur zu schaffen, befriedigen konnte. Sie vermied allzu viel menschliche Nähe, weil sie ihr nicht gut tat. Aber sie sehnte sich doch immer danach. Das war der Konflikt ihres Lebens, den sie immer durch ihre hervorragende Arbeit zu kompensieren versuchte. Das spiegelte sich auch in ihren wechselnden Beziehungen zu Männern wieder, die ihr bisheriges Leben durchzogen. Immer dann, wenn sie dachte, bei einem Mann ange-kommen zu sein, wunderte sie sich, dass dieser nicht akzeptieren konnte, dass sie ihre Freiheit - wie sie es nannte - brauchte und die Forderungen der Gegenseite nach mehr und häufiger Nähe und Zweisamkeit schroff ablehnte. Aber sie hatte ja ihre Computerwelt – hier war es ihr besonders wichtig, durch die Herstellung von Verbindungen zwischen den weltweit bestehenden Daten-Clouds, eine neue Informationsqualität zu erzeugen. Die Sehnsucht nach menschlicher Nähe kompensierte sie im übertragenen Sinne dadurch, dass sie Nähe für Datenbanken erzeugte. Dabei spielte es oft keine Rolle, ob die Datenformate kompatibel waren, denn es gab inzwischen ausreichend technische Möglichkeiten diese Kompatibilität zu erzeugen.

Gerade kürzlich war es ihr gelungen, Scans von Aufzeichnungen aus dem British Museum aus tiefster Vergangenheit zu digitalisieren und so der Datenwelt zu eröffnen. Das waren handschriftliche Beschreibungen von Ausgrabungen in Ägypten im 19. Jahrhundert; darunter auch kleinste Notizen. Aber es zeigte sich mit fortschreitender Entwicklung, dass solche Beobachtungen aus der Vergangenheit für die moderne Forschung immer wichtiger wurden. Das Daten-Digging in den Archiven der Museen wurde immer wichtiger und Andromeda lieferte dazu entscheidende Beiträge. Nicht nur Dokumente, die in wissenschaftlichen Archiven zu finden waren, sondern vor allem private oder halb-private Aufzeichnungen, die auf skurrilen Wegen die Öffentlichkeit erreichten, gaben besonders viele Hinweise. Vor allem, wenn man diese dann wie Puzzleteile in die Lücken füllte, die die unvollständige Wissenschaft der Vergangenheit hinterließ. Oft waren das Papiere, die auf einem Speicher, in einem englischen Schloss, in Schrank-koffern gefunden und dann über Ebay zum Verkauf angeboten wurden. Andromeda prüfte da gerade wieder einmal eines dieser unzähligen Angebote. Es war sehr schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen und etwaige raffinierte Fälschungen von Authentischem zu unterscheiden. Das ihr gerade neu angebotene Tagebuch soll von einem Diener geschrieben worden sein, der den berühmten Ägyptologen Carter auf seinen Expeditionen im Land der Pharaonen begleitete. Sein Name war John. Er schrieb eigentlich eher aus Langeweile und weil er es seinem Herrn gleichtun wollte. Der Inhalt war eher bescheiden, die Sätze sehr einfach und es gab massenweise Worte aus dem Cockney, die erst mit viel Mühe ins Hochenglische über-tragen werden mussten. War dies geschafft, dann konnte der Text einer vernünftigen Analyse unterzogen werden. Andromeda hatte eine Software geschrieben, die die Fakten – einzelne Puzzlesteine – aus dem Zusammenhang heraus-zog, vereinzelte und in eine Datenbank einspeiste. Diese verglich sie dann mit denen der wissenschaftlichen Literatur. Es war erstaunlich, wie viele Bestätigungen und logisch sinnvolle Ergänzungen zu den Originalarbeiten, etwa von Newton, Darwin oder Lavoisier, zu Tage kamen. Das gesamte Vorgehen entsprach dem Charakter von Andromeda und erfüllte sie mit ungeheurer Befriedigung, wenn sie wieder eine Puzzle-Fehlstelle gefüllt hatte.

Im Lauf des Vormittags checkte sie ihre E-Mails und war gespannt, ob der eBay-Anbieter ihr eine Probe hatte zukommen lassen, wie sie es gefordert hatte. Sie wollte ja keine Katze im Sack kaufen, zumal sie ja dafür Institutsgelder einsetzte und sich entsprechend rechtfertigen musste. Aber da sie bereits erfolgreiche Zukäufe in der Vergangenheit getätigt hatte, vertraute man ihr zunehmend.

Tatsächlich, sie erhielt einen File mit einem kurzen Aus-schnitt aus dem angebotenen Tagebuch. Mit Mühe entzifferte sie die krakelige Handschrift:

kam der Doktor in das Zelt und mein Herr wies mich an, ihnen beiden Tee zu servieren. Die beiden Herren unterhielten sich zunächst über die Hitze und dann beugte sich der Gast über einen Holzkasten, in dem ein wildes Durcheinander von Knochen und Knöchelchen aufgeschüttet war. „Die haben wir auf dem Boden zusammengefegt“, erläuterte mein Herr. „Das erscheint mir nicht sehr professionell dokumentiert“, schmunzelte der Gast. „Wir können uns mit diesem Kleinkram nicht verzetteln,“ entschuldigte sich mein Herr, „wir wollen doch die Mumie finden und uns nicht mit solchen Details verspielen!“ Der Doktor nahm anscheinend zufällig ein Knöchelchen und sagte, das sieht ja eher aus, als ob es von einem Hund stammt“…

Das war alles, und damit sollte Andromeda jetzt eine Entscheidung treffen. Das Gebot stand bereits auf 15.000 NEuro. Nach dem Zusammenbruch des europäischen Währungssystems, wurde der „Nord-Euro“ eingeführt, wie er ausgeschrieben hieß. Inzwischen eine gängige Weltwährung, die neben dem US$ üblich war. Die südlichen Euro-Staaten hatten weiterhin die 'Ur'-Währung, den Euro, beibehalten, der jährlich gegen den NEuro abgewertet wurde. Kein Wunder, hatte sich sogar die Schweiz dazu durchgerungen, dieser Verbundwährung von Frankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Deutschland und Russland beizutreten. Die Schweizer Nationalbank war im Gegenzug maßgeblich bei der Formulierung der Statuten beteiligt gewesen, was dem Erfolg dieser Währung sehr gut tat. Einige Professoren aus St.Gallen hatten die alte SNB sehr gut beraten und die russische Komponente wurde darin hervorragend integriert, vor allem wegen der dortigen noch immer hohen Rohstoffvorkommen. Nach anfänglicher Parität mit dem US$ war nach wenigen Jahren der NEuro etwa 3-4 mal mehr wert und nach der Umstellung des Energiemarktes auf diese neue Währung war es üblich, internationalen Geschäfte auf dieser Basis abzuwickeln.

Irgendetwas sagte Andromeda, dass dies wirklich ein authentisches Dokument war. Ihr Bauchgefühl war inzwischen sehr gut entwickelt. Sie gab sich einen Ruck und gab 50.000 NEuro als Höchstgebot ein und war sicher, damit diese Versteigerung zu gewinnen. Die Restlaufzeit war eh nur noch kurz. „Das gibt wieder viel Arbeit“, dachte sie, „aber zumindest schreibt der Diener einigermaßen lesbar und verständlich. Ich sollte mich dennoch absichern, sicher kann Thor mir bei der Entscheidung helfen.“ Sie ergriff ihr Smartphone, rief ihn an und erwischte ihn in der Straßenbahn. Im Gegensatz zu ihr, liebte er den ÖV. „Hey Thor, ich brauche deine Hilfe!“, platzte sie gleich heraus. „Ich habe wieder einmal ein Dokument, das ich für die Datenbank erwerben will und ich bin mir nicht sehr sicher, ob es so viel Geld wert ist. Ich habe 50.000 NEuro geboten“. Thor pfiff ins Telefon. „Liebes, du verdirbst die Preise“, sagte er lachend. „Nenn mich nicht 'Liebes', wir sind nicht verheiratet! Du weißt, ich mag das nicht! Was soll Carol dazu sagen? Darf ich dir den Probetext schicken?“ „Natürlich, am besten gleich – noch habe ich bei der Fahrt zum Institut hier Zeit.“ Sie schickte eine MMS und er überflog den Text.

Plötzlich gab es einen heftigen Knall, die Straßenbahn bremste abrupt voll ab. Er flog aus seinem Sitz und das Smartphone rutschte über den Boden und zerlegte sich in Einzelteile. Als er sich wieder aufgerappelt hatte – außer einigen blauen Flecken, war ihm wohl nichts passiert – sammelt er die Reste des Smartphones ein. Das Display war dunkel. „Scheiße, es ist hoffentlich nicht kaputtgegangen!“ fluchte er leise und schaute, was los war. Es war das Übliche: Eine überlastete Drohne raste in den Stromabnehmer der Bahn und legte die elektrische Versorgung komplett lahm.

Die Errungenschaften der Zukunft hatten auch noch ihre Schwachstellen! Die Medien diskutierten schon, als Schutz gegen herumirrende Drohnen an allen wichtigen Stellen entsprechende Stahlplatten als Abwehr anzubringen. Die alten Straßenbahnwagen der LVB waren jedoch noch nicht aufgerüstet. Thor war klar, dass er hier nicht weiterkam und schlug sich zu Fuß durch. Er hatte Andromeda völlig vergessen. Diese wiederum machte sich Vorwürfe, Thor so angepöbelt zu haben und sie malte sich aus, wie beleidigt er jetzt war und sich nicht mehr meldete. Sie selbst traute sich deswegen auch nicht, ihn zu kontaktieren.

Thor betrat mit einiger Verspätung das Institut, umrundete das Empfangsrondell und öffnete mit seinem Transponder-Schlüssel die Türen zum innersten Instituts-Heiligtum. Das System war noch das alte und inzwischen völlig veraltet, aber es funktionierte noch immer und war nicht tot zu kriegen.

Er stürmte die Treppen hinauf und erreichte verschwitzt den Meeting-Room 'Neandertal'. Alle Konferenzräume hatte Namen nach bedeutenden Knochen-Fundstätten. Dort angekommen, war die kleine Runde für die montägliche Wochenbesprechung bereits versammelt, er war der letzte. „Sorry, Drohnen-Unfall bei der Linie 15“, entschuldigte er sich und fuhr fort „Was steht heute Morgen an?“ „Wir haben immer noch die ungeklärte Sequenz! Andromeda tappt völlig im Dunkel, aus welchem Genom der Großteil der DNA-Sequenz stammt. Sie hat inzwischen alles Humanoide durch-getestet. Das war schon ein riesiger Aufwand: Neandertaler, A 001, Denisova, Maja, Pygmäen, Aboriginees etc., etc.. Sie erwartet von uns einen Hinweis.“ Björn, ein Mitarbeiter von Thor, beendete damit sein Minireferat. Dieser wirkte ganz geistesabwesend und knallte als Antwort sein Smart-Phone auf den Tisch, das er wieder zusammengesetzt hatte. „Das ging wohl auch kaputt!“, fluchte er. In diesem Moment erwachte das ultraflache Teil aus seinem Tiefschlaf und zeigte ein Vergrößerung des letzten Bildes von Andromedas Dokument. Es war nur zu lesen:

… Knöchelchen und sagte, das sieht ja eher aus, als ob es von einem Hund stammt…

„Was hast du denn, funktioniert doch alles!“, sagte Szophia, die einzige Mikrobiologin in der Runde. „Was steht denn da, ich kann die alte Schrift nicht lesen, heißt das 'Knöchelchen' und 'Hund'? Die Nachricht ist ja von Andromeda!“ ereiferte sie sich. „Ja, sie hatte wieder ein altes Dokument bei eBay aufgetan und mich gefragt, ob sie es ersteigern soll“, erklärte Thor. „Und was war deine Antwort?“ fragte Björn. „Keine, der Drohnen-Unfall kam dazwischen, ich rufe sie sofort an, entschuldigt. Aber unter uns: 'Hund' was soll das?“ murmelte er noch beiläufig, ergriff das Telefon und rief Andromeda an. „Hey Andromeda, wir wurden unterbrochen, wieder einmal eine Drohne in der Oberleitung der Linie 15.“ „Ja, mit meinem Auto wäre das nicht passiert, ich habe den Drohnen-Schutz schon lange montieren lassen“, antwortete sie schnippisch und biss sich auf die Lippen. Das war nun schon der zweite Affront gegen ihn heute und der Tag war noch so jung. „Kaufen“, sagte Thor kurz. „Was kaufen?“, fragte Andromeda verdattert zurück. „Na, das Dokument!“ half er ihr auf die Sprünge. „Welches Dokument?“ „Ja, das von Carters Diener mit der kurzen Unterhaltung wegen der Knöchelchen.“ „Verdammt, das ist mir durch die Lappen gegangen, der Endpunkt der Versteigerung ist verstrichen! Ich schaue gleich nach, ob ich den Zuschlag erhalten habe. Warte bitte einen Moment.“ Nach kurzer Pause, läutete das Telefon im Konferenzraum ‚Neandertal‘ wieder und Andromeda teilt der Runde mit, dass sie überboten wurde. Das Dokument war für die Wissenschaft verloren.

„Na, was soll`s, lass uns die Sache auf den Hund bringen!“, witzelte Szophia, „bevor wir in irgend einen Aktionismus verfallen, soll Andromeda doch anhand weniger einschlägiger Gensequenzen, schauen, ob das Hundegenom ein Ansatz ist.“ „Und dein Vorschlag ist kein Aktionismus? Nur weil das Wort 'Hund' fällt, sollen wir die Forschung darauf ausrichten?“, antwortete Thor sarkastisch. „Hast du eine bessere Idee?“, unterstütze Björn seine Kollegin. Wäre er nicht absolut stockschwul und auch noch ein Vertreter der Weiblichkeit in dieser Kategorie, er hätte sich in die hübsche, kleine, rundliche Frau mit dem rabenschwarzen Bob verlieben können. „Nein, warum nicht Aufwand für einen ersten Genvergleich mit canis vulgaris, oder wie das heißt, einsetzen. Es sollte für Andromeda ohne großen Aufwand zu machen sein. „Wir rufen sie gleich zurück und schlagen ihr das vor“, bemerkte Thor trocken. Schon hatte er das Smartphone in der Hand und rief Andromeda erneut an. „Hey Andromeda, wir meinen, auf Grund der mysteriösen Hinweise heute Morgen, du solltest die unbekannten Gensequenzen des kleinen Knöchelchens versuchsweise mit Sequenzen vom Hund abgleichen. Erst einmal die spezifischen Kernsequenzen. Was meinst du dazu?“ „Ausgerechnet 'Hund', das ist schwierig. Durch die Züchtung von verschiedenen Hunderassen ist eine riesige genetische Vielfalt entstanden. Eine wirklich spezifische Kernsequenz gibt es meines Wissens nicht. Sollte ich mich jetzt mit Kynologie beschäftigen? Es wäre schon wichtig, zu wissen, ob es Pudel oder Mops sein soll“, kam es etwas schnippisch aus der Telefonanlage. Thor hatte inzwischen auf Bild-telefonie umgestellt und alle konnten Andromeda sehen und hören. „Schakal“, sagte Szophia, „der ist nahe am Wolf und vielleicht eine hündische Urform. Für Thor war das alles etwas lächerlich und er stimmte eher aus Langeweile zu. Er wollte die Konferenz jetzt möglich schnell beenden und sich um andere Dinge kümmern. Geduld war nicht seine Stärke, die überließ er gerne seinen Mitarbeitern. „Also gut! Nehmen wir Schakal, das ist eh' eine Schnapsidee“, beschloss Thor, „bis wann hast du Ergebnisse mit deiner Datenmühle?“ Er wollte zum Abschluss witzig sein. „Wenn wir Glück haben, morgen früh. Ich werde alle Mühe haben, richtige Schakal-DNA-Sequenzen zum Vergleich heute im Netz aufzutreiben. Beim Menschen ist das einfacher. Ich mache mich gleich dran“, sagte sie und legte auf. „An die Arbeit!“, trieb Thor seine Leute an und löste das Meeting auf.

'I'-Gene

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