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2.) Co-Abhängigkeit: Was ist das?

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Als Co-Abhängigkeit im engeren Sinne wird das Verhalten der Bezugspersonen eines Abhängigen bezeichnet, mit dem sie dessen Sucht unterstützen, indem sie bestimmte Dinge tun oder unterlassen. Angehörige und Kollegen eines Alkoholkranken entschuldigen beispielsweise seine Abwesenheit in der Firma mit immer neuen Krankheiten, bessern stillschweigend seine Fehler aus und tun alles, um den Zustand des Betroffenen vor Nachbarn und Vorgesetzten zu verbergen. Sie versuchen mit allen Mitteln dem Suchtkranken zu helfen, ihn zu beschützen und sein Verhalten vor anderen zu rechtfertigen. Durch die gut gemeinte Unterstützung wird der Betroffene aus der Verantwortung genommen, sich seiner Sucht zu stellen: Da er keine Konsequenzen spürt, sieht er keine Veranlassung, sein Verhalten zu ändern.

Unter Wissenschaftlern gibt es mehrere Ansätze, Co-Abhängigkeit zu erklären: Während sie ein Teil der Experten als ein eigenes Krankheitsbild mit Suchtcharakter sieht, stellt sie für andere ein Synonym für „suchtförderndes Verhalten“ dar, welches nicht in jedem Fall als krankhaft zu werten ist. Darüber hinaus bezeichnet Co-Abhängigkeit eine Beziehungsstörung, bei der sich ein Mensch ausschließlich über seine Beziehung zu anderen definiert und in ständiger emotionaler Abhängigkeit von ihnen lebt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um gesunde oder suchtkranke Menschen handelt.

Erstmals verwendet wurde der Begriff „Co-Abhängigkeit“ Mitte des letzten Jahrhunderts im Zusammenhang mit Alkoholismus. Zu jener Zeit setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Abhängigkeit von Alkohol nicht als Willensschwäche, sondern als Krankheit anzusehen ist; diese zieht zwangsläufig das Leben der ganzen Familie in Mitleidenschaft. Man erkannte, dass das soziale Umfeld durch Vertuschen hilft, das Leiden aufrecht zu erhalten und große Einbußen der Lebensqualität in Kauf nimmt. Langzeitbeobachtungen zeigten die höhere Rückfallrate von Alkoholkranken, deren Familien aufgrund fehlender psychologischer Unterstützung ihre Verhaltensweisen nach der erfolgreichen Entzugsbehandlung unverändert beibehielten: Angehörige hatten demnach zumindest eine Mitschuld am Fortdauern der Sucht.

Dieses Konzept veränderte sich mit der Zeit, Familienmitglieder wurden zunehmend als hilfsbedürftig wahrgenommen und zur Aufrechterhaltung ihrer psychischen und physischen Gesundheit in die Therapie einbezogen. Daneben entwickelte sich die These, dass es sich bei der Co-Abhängigkeit um ein eigenes Krankheitsbild mit Merkmalen einer Persönlichkeitsstörung handelt. In der Folge wurde der Begriff auf ein spezifisches Verhalten von Angehörigen Suchtkranker gleich welcher Art und als krankhaft wahrgenommene emotionale Abhängigkeit in der Partnerschaft ausgeweitet.

Eine einheitliche Definition der Bezeichnung existiert bis heute nicht. Vereinfacht gesagt, kann Co-Abhängigkeit im Zusammenhang mit Suchtkrankheiten als ein Verhalten verstanden werden, durch das Angehörige von Suchtkranken dessen Abhängigkeit auslösen, sie verstärken oder helfen, die Sucht aufrechtzuerhalten. Nicht alle Bezugspersonen von Abhängigen sind zwangsläufig co-abhängig oder weisen eine krankhafte Persönlichkeitsstruktur auf: Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Co-Abhängigkeit als eine eigenständige, durch Suchtmerkmale geprägte Erkrankung zu sehen ist. Im Vordergrund stehen überfürsorgliche Verhaltensweisen und der selbstlose Einsatz für den Erkrankten. Co-Abhängige leiden unter der Situation, vermeiden aber durch die Konzentration auf den Süchtigen, sich mit ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen auseinandersetzen zu müssen. Aus dieser unbedingten Hingabe des Co-Abhängigen können für ihn schwerwiegende körperliche und psychische Schäden erwachsen: Betroffene sollten sich nicht scheuen, bei Bewusstwerden der Problematik fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Co-Abhängigkeit

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