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Kein Tag zum Verlieben
ОглавлениеHeute war wieder einmal ein Tag zum Liegenbleiben. Die Straßen voll. Hupende Autos. Fahrer die es eilig hatten. Menschen die zur Arbeit hetzten. Überfüllte Busse. Zudem regnete es, es war kalt und windig.
Am liebsten wäre sie zu Hause geblieben. Wenn sie so aus ihrem Fenster schaute und dem Treiben auf den überfüllten Straßen zusah, fragte sie sich, ob sie wirklich für immer in dieser Stadt leben wollte? Was hielt sie hier? Ihre Arbeit? Sie konnte auch irgendwo anders Arbeit finden. Freunde? Ja. Sie hatte viele Freunde. Die würde sie vermissen. Aber sollte sie deshalb bleiben? Seit langem schon war sie mit ihrem Leben unzufrieden. Die Wohnung war eng und laut. Ständig dieser Lärm, der von der Straße in ihre Wohnung drang. Sie sehnte sich nach Ruhe, nach Geborgenheit. Das alles fand sie hier nicht. Gerne würde sie sich einmal verlieben, wie ihre Freundinnen. Aber auch in ihrem Bekanntenkreis gab es niemanden, der ihr gefiel. Sie waren alle sehr nett und sie war auch gerne mit ihnen zusammen, aber Liebe? Nein. Der Richtige war einfach nicht dabei.
Sie schaute auf die Uhr.
„Oh, schon so spät.“
Schnelle kleidete sie sich an, denn sie musste los. Sie kämpfte sich durch die überfüllten Straßen bis sie endlich im Büro ankam.
„Hey, Mo, du bist spät dran, heute morgen. Dein Chef ist schon da.“
„Hey, Anna. Ich bin immer noch pünktlich. Ein paar Sekunden habe ich noch Zeit. Es war mal wieder grauenhaft auf den Straßen.“
Schnell setzte sie sich auf ihren Arbeitsplatz und begann mit der Arbeit.
„Du hast Recht. Ich bin heute extra früher los und trotzdem war ich nicht früher hier.“
„Frau Winter, kommen sie bitte in mein Büro.“, rief ihr Chef ungehalten.
„Der ist ja wieder gut drauf.“, zwinkerte sie Anna zu.
„Oh. Habs schon gesehen, als er gekommen ist. Viel Spaß.“
Mona ging ins Büro.
„Guten Morgen, Herr Seibel.“
„Guten Morgen. Setzen sie sich. Ich muss etwas mit ihnen bereden und brauch eine schnelle Entscheidung.“, sagte er etwas gereizt.
„Um was gehts?“, schaute sie ihn fragend an.
„Sie wissen, dass wir ein neues Büro etwas entfernt von hier eröffnet haben?“
„Ja, hab davon gehört.“
„Nun, wir suchen Personal und zwar, kompetentes, zuverlässiges Personal. Die Stelle ist etwas anspruchsvoller, wie hier, und sehr gut bezahlt. Also dachte ich an sie. Sie sind ungebunden, wie ich annehme, eine sehr gute Mitarbeiterin und ein Ortswechsel würde ihnen, glaube ich, gut tun. Ich habe schon ein paar mal ihr Gespräch mit Frau Farmer mitbekommen, in dem sie erwähnten, dass sie sich gut vorstellen könnten, woanders hinzuziehen. Ist das so?“
„Ja, schon. Aber hier ist meine Arbeit, meine Freunde und meine kleine Wohnung. Das müsste ich alles hinter mir lassen. Ich weiß nicht.“
„Da ich eine Entscheidung treffen muss, bitte ich sie, es sich zu überlegen. Für eine Wohnung würden wir sorgen. Das wäre also kein Problem. Und Freunde findet man überall, wenn man will. Ich gebe ihnen einen Tag Bedenkzeit. Wie sieht es aus? Würden sie es sich überlegen?“
Kurz zögerte Mo. Wollte sie nicht die ganze Zeit schon aus dieser Stadt raus?
„Also gut, ich überlege es mir. Aber eine Frage hätte ich noch. Geht noch jemand aus der Firma mit? Oder bin ich die einzige.“
„Wie? An wen dachten sie dabei? Sie fragen doch nicht ohne Grund?“
„Ich dachte an Anna. Wäre es möglich, dass sie mit mir dort hin gehen könnte? Sie ist ebenfalls eine kompetente Mitarbeiterin. Vielleicht kann man sie auch durch jemanden ersetzen?“
„Würde sie den wollen? Ich meine hier alles abbrechen? Hat sie keinen Partner?“
„Nein. Sie ist wie ich, Single.“
„Ok. Dann werde ich überlegen und sie gegebenenfalls fragen. Also, ich erwarte eine Antwort von ihnen, morgen. Danke. Sie können wieder zu ihrem Arbeitplatz zurückkehren.“
„Vielen Dank für ihr Vertrauen und für das tolle Angebot. Ich sage so schnell wie möglich Bescheid.“
Mo ging zu ihrem Arbeitsplatz.
„Du kannst dir nicht vorstellen, was gerade passiert ist.“, schaute sie Anna groß an.
„Was ist los? Wirst du oder wir entlassen?“
„Nein, das Gegenteil ist der Fall. Herr Seibel möchte mich für sein neu eröffnetes Büro. Ich könnte sofort dort hin ziehen und verdiene noch mehr. Was sagst du dazu?“
„Wow. Das ist toll. Tust du es? Aber, dann sehen wir uns nicht mehr. Du bist meine beste Freundin.“
„Ja, das stimmt. Was soll ich tun? Ich wollte schon immer raus aus dieser Stadt. Jetzt hätte ich die Möglichkeit. Ich habe ihn gefragt, ob du mitkommen könntest.“
„Was? Aber, ich….“
„Würdest du nicht mitkommen? Wir könnten uns eine Wohnung teilen. Die Arbeit und die Abende zusammen verbringen. Wäre das nicht super?“
„Ja, schon. Aber, er hat mich noch nicht gefragt. Ich denke nicht, dass ich infrage komme. Außerdem muss er noch mit meinem Chef reden und ob der damit einverstanden ist. Ich weiß nicht.“
„Wir werden sehen. Bis morgen muss ich mich entschieden haben.“
Mo sah Anna etwas traurig an. Sollte sie den Schritt wagen, auch ohne ihre beste Freundin? Doch, solch ein Angebot kam wahrscheinlich nie wieder. Sie sollte es sich nicht entgehen lassen.
Mit diesen Gedanken arbeitete sie weiter.
Anna schaute ab und zu Mo an. Würde sie bald ihre beste Freundin verlieren?
Den ganzen Vormittag dachte Mona darüber nach. Sollte sie zusagen. Es wäre doch wunderschön eine andere Gegend kennenzulernen. Sie wusste, dass das neue Büro in einer kleinen Stadt lag. Mehr wusste sie nicht. Bevor sie sich entschied, musste sie mehr darüber erfahren.
In der Mittagspause gingen Anna und Mo zusammen zum Italiener. Das Thema war natürlich, die neue Stelle, die Mo angeboten wurde.
„Du solltest die Chance wahrnehmen, Mo. So eine Gelegenheit kommt nie wieder. Auch, wenn wir uns dann nur noch selten sehen sollten. Sag zu.“
„Ich muss zuerst noch einiges darüber erfahren, bevor ich mich endgültig entscheide. Es fällt mir schwer, auch wenn ich liebend gern aus dieser Stadt verschwinde würde. Aber, du wirst mir fehlen.“
„Herr Seibel, bitte entschuldigen sie, aber kann ich noch etwas mehr über diese Stelle erfahren? Wo genau liegt das Büro? Wie groß ist die Stadt? Wo liegt die Wohnung, die ich beziehen kann?“
„Gerne. Also interessiert sie die Stelle? Das ist erfreulich. Ich kann ihnen Unterlagen und Bilder zeigen. Sie können sie mit nach Hause nehmen und sich alles in Ruhe ansehen und überlegen.“
„Danke. Das ist sehr nett.“
Nach Feierabend sah sich Mona alles genau an. Sie nahm die Landkarte und suchte den Ort darauf. Die
Lage war fantastisch. Die kleine Stadt lag nicht weit vom Meer entfernt. Das Gebäude, in dem dieses Büro lag, war sehr schön hergerichtet und nicht allzu groß. Die Bilder von der kleinen Stadt gefielen ihr. Sie sah gemütlich aus. Dann sah sie die Bilder der Wohnung. Sie war sofort begeistert. Sollte das wirklich die Wohnung sein? Die Bilder zeigten ein kleines, wunderschönes, gemütliches Haus mit Garten und einer kleinen Terrasse. Es gab eine komplett eingerichtete Küche darin. Nur die anderen Zimmer waren noch leer. Mona verliebte sich sofort in dieses Haus. Sie malte sich aus, wie sie das Wohnzimmer einrichten würde und sah sich schon auf der kleinen Terrasse sitzen.
Lange überlegte sie bis sie zu einem Entschluss kam.
Am nächsten Morgen stand sie sehr früh auf. Überdachte nochmal ihre Entscheidung und ging in ihr Büro.
Diesmal war sie die Erste, Anna war noch nicht da.
Wie sollte sie es ihr erklären. Aber sie würde es verstehen.
„Hey, Mo. Hast du dich entschieden?“, kam Anna fragend ins Büro.
„Guten Morgen, Frau Farmer. Kommen sie bitte sofort zu mir.“, sagte Annas Chef.
„Was ist denn jetzt wieder? Hoffentlich habe ich nichts falsch gemacht.“
„Bestimmt nicht.“
Mo klopfte an die Tür.
„Ja, bitte.“, rief eine Stimme.
„Kann ich hereinkommen?“
„Sicher.“
„Guten Morgen, Herr Seibel.“
„Guten Morgen, Frau Winter. Und? Haben sie sich entschieden?“
„Ja. Ich nehme ihr Angebot an.“
Mona strahlte dabei übers ganze Gesicht.
„Das freut mich sehr. Sie werden es nicht bereuen. Was ich ihnen noch nicht gesagt habe. Sie müssen schon in drei Tagen dort sein. Ist das möglich?“
„Wow, so schnell? Aber ja. Ich habe nicht viel, dass ich mitnehmen muss.“
„Prima. Dann können sie gleich den vorbereiteten Vertrag unterschreiben. Man wird sie dort in Empfang nehmen und ihnen alles weitere mitteilen und zeigen. Ach und noch etwas. Ab morgen haben sie frei. Wir sehen uns also heute zum letzten mal.“
„Ok.“
Mo unterschrieb den Vertrag. Gert Seibel schüttelte ihr die Hand und wünschte ihr viel Glück im neuen Job.
Mo setzte sich an ihren Platz und konnte es kaum glauben, dass sie schon bald in einem anderen Ort leben und arbeiten wird.
Anna kam mit einem traurigen, enttäuschten Gesichtsausdruck zu ihrem Platz zurück.
„Was ist los, Anna?“
„Es ist so schade, dass ich von hier fort muss.“
„Was? Er hat dir gekündigt?“
„Ja. Ist das nicht schrecklich? Jetzt muss ich mich an eine neue Stadt und einen neuen Job gewöhnen.“
„Welchen neuen Job?“
Anna konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten.
„Ich werde mit dir gehen.“, berichtete sie freudestrahlend.
„Was? Wie? Du kommst mit?“
Mona glaubte sich verhört zu haben .
„Ja. Ist das nicht toll?“
„Oh. Das ist wunderbar.“
Beide umarmten sich.
„Na meinen Damen, sind sie zufrieden, mit dieser Entscheidung.“
Kamen beide Chefs aus ihren Büros.
„Ja. Vielen Dank. Wir könnten ihnen um den Hals fallen.“, jubelten Mona und Anna.
„Ich hätte nichts dagegen.“, lachte Annas Chef.
„Wir haben beschlossen, dass sie jetzt schon Feierabend machen können, damit ihrem Umzug nichts mehr im Wege steht.“, meinte Herr Seibel.
„Wir wünschen ihnen alles gute auf ihrem weiteren Weg. Natürlich werden wir ab und zu nachfragen, oder auch mal vorbeischauen. Doch, das wird eher selten sein. Sie werden dort gut betreut.“
Beide verabschiedeten sich von ihren Chefs und machten sich auf den Heimweg. Vor der Abreise gab es noch einiges zu tun.