Читать книгу Luisas Abenteuer - Carola Wegerle - Страница 8

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Bei diesem Gedanken schläft sie ein. Und wird erst wieder wach, als der Zug hält. Koblenz! Ihr Bahnhof! Gott sei Dank hat sie kein Gepäck. Die Türen werden schon geschlossen, als sie sich hindurchzwängt und auf den Bahnsteig springt.

Ihre Mutter steht da! Luisa fühlt eine heiße Welle des Glücks aus ihrem Herzen rollen. Sie stürmt auf die zierliche Frau in der dicken Jacke zu und fällt ihr in die Arme.

„Luisa!“, sagt ihre Mutter nur und drückt sie ganz fest.

„Tut mir leid, Mama“, schnieft sie, „ich bezahle die Fahrt, mach dir keine Sorgen.“

„Aber wir haben uns Sorgen gemacht, Luisa. Das darfst du nie wieder machen!“

„Nein, Mama“, sagt Luisa kleinlaut. „Es war nur –„“

Luisas Mutter drückt sie an sich. „Ich weiß. Racker ist eben dein Racker.“

„Mama! Weißt du, was sie gesagt haben? Dass ich sie in den Ferien besuchen darf! Stell dir mal vor!“

Frau Heimann bleibt auf dem Bahnsteig stehen. „Wer ist sie?“

„Na, Sören und Jan!“ sprudelt Luisa hervor.

Luisas Mama runzelt die Brauen. „Sören und Jan?“

Luisas wird rot. Schnell zieht sie ihre Mutter durch das Gedränge. „Ja, Sören hat euch doch angerufen. Ihm gehört Racker. Er und Jan sind sehr nett.“

Ihre Mutter hat es jetzt auch eilig. „Darüber sprechen wir noch. Dein Vater steht die ganze Zeit in der Kurzparkzone und kämpft darum, dass sie ihn nicht verjagen. Komm, wir erlösen ihn!“

Luisa zieht ein bisschen den Kopf ein, als sie das Auto ihres Vaters entdeckt. Zielstrebig steuert ihre Mutter darauf zu, Luisa, die plötzlich bleischwere Beine hat, im Schlepptau. Jemand, der in die Parkbucht möchte, hupt wie besessen, ein Polizeifahrzeug fährt im Zeitlupentempo vorbei, mit Röntgenblick auf Heimanns Wagen. Ihr Vater reißt von innen die Tür auf der Beifahrerseite auf. „Steigt ein!“

Luisa traut ihren Augen nicht, als ihr Vater mit Vollgas aus der Kurzparkzone prescht – einen Döner in der Hand. Ihr Öko-Papa. Vielleicht hat er deshalb so viel Schwung? Sie sagt jetzt lieber nichts, denn das Einfädeln im Drängeltempo zwischen zwei Straßenbahnen, Links- und Rechtsabbiegern ist ein verkehrstechnisches Kunststück, das Verena, ihre autobesessene Freundin, sicher in Begeisterung versetzt hätte, bei ihr und ihrer Mutter aber leichte Gänsehaut verursacht. Was fährt ihr Vater denn plötzlich für einen Stil? Sonst könnte man diesen ja schon mal als lahmarschig bezeichnen, aber heute fährt er wie ein Formel 1-Fahrer.

„Zum Kindergarten?“, fragt er mit vollem Mund. Papa kann Döner essen und dabei fahren wie Sebastian Vettel!

„Ja“, sagt ihre Mutter. Papa kaut und fährt oder besser rast durch eine Unterführung, viel zu enge Seitenstraßen und über eine Brücke in den Stadtteil, in dem sie wohnen. Am Kindergarten springt ihre Mutter aus dem Auto.

„Komm, wir laufen nach Hause, ich muss noch was einkaufen.“ Das lässt sich Luisa nicht zweimal sagen.

„Dann kannst du gleich weiter“, ruft sie ihrem Mann listig zu. Der prescht davon.

„Das war ein bisschen viel für seine Nerven heute Nacht. Alle fünf Minuten musste ich ihn davon abhalten, die Polizei anzurufen.“

„Mama –“

Eine Horde bunter Mama! schreiender Kinder perlt wie Kohlensäure über die Stufen des Kindergartens – Luisa nimmt erst jetzt die vielen Mütter und auch ein paar wartende Väter wahr, die in großer Zahl auf der Straße stehen – und Olli stürmt mit lautem „Mama!“ auf sie zu.

„Bist du nicht in der Schule?“, fragt er seine große Schwester.

„Bin früher gegangen, weil ich dich mit abholen wollte“, versucht Luisa, sich vor der Antwort zu drücken, während sie ihren kleinen Bruder an sich drückt. Ihn hätte sie wohl lange nicht gesehen, wenn sie mit Racker einfach los und ...

„Hast du die Schule geschwänzt?“, will Olli wissen, der mit Ablenkungsmanövern Älterer vertraut ist und längst nicht mehr darauf hereinfällt.

„Nein, äh ja, doch schon, ein bisschen“, sagt sie und guckt ihre Mutter hilfesuchend an. Die kann sich das Lachen nicht verkneifen.

„Nun erzähl‘ schon unserem Detektiv, was du angestellt hast!“

„Angestellt?“ Olli ist ganz Ohr, während er zwischen Mutter und Schwester die Straße entlang hüpft.

„Ich bin mit Racker nach Norddeutschland gefahren, weil er jetzt dort zu Hause ist.“

„Dein Racker ist weg?“ Olli reißt die Augen auf. „Dann brauchst du jetzt ein neues Pferd!“

Luisas schluckt. Warum ist dieses Kind so schrecklich pragmatisch? Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Will ich nicht.“

Mama ist echt fair. Sie hat Frikadellen aufgetaut, ihre selbstgemachten, Luisas Lieblingsgericht, und sagt und fragt nichts. Luisa auch nicht. Sie hat Hunger. Von dem Geld für die Zugfahrkarte war zwar noch einiges übrig, aber da sie es zurückzahlen wird, hat sie sich im Zug nur einen Riegel Schokolade gekauft. Die Preise dort für ein Würstchen oder einen Hamburger schienen ihr astronomisch.

Luisas Mama sagt auch nichts dazu, dass Luisa zum Reitstall fahren und ihre Jacke holen möchte.

Luisas Abenteuer

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